Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
DL8AAM Am: 24.11.2023 19:20:30 Gelesen: 11017# 185@  
Das bzw. das wichtigste Kernproblem für die Philatelie ist das (die aller meisten) Kryptobriefmarken einfach nicht mehr den Zweck "Postwertzeichen" erfüllen oder gar erfüllen können, wie in Österreich mit einer (vermeindlich) postgültigen Nominale von 500 €. Solange NFTs, was ja eine nette idee ist, im Rahmen der Karton-Philatelie verausgabt werden, ist alles OK. Wer Spass daran hat, kauft sich den "Karton" und erfreut sich daran - und daran ist erst einmal auch absolut nichts verwerfliches. Zum Problem wird es für die Philatelie erst, postgültige Postwertzeichen hinter der Krypto-Pay-Wall versteckt werden bzw. die Höhe der Wall in keinem seriösen Verhältnis mehr stehen.

@ Holo-Gert [#184]

zumal einige Postverwaltungen total überzogen haben: Österreich

Die österreichische Post ja hat bereits vor vielen Jahren den Boden der Seriösität komplett verlassen, spätestens seit dem sie sogenannte Postwertzeichen verausgaben, die eben die Aufgabe eines "einzulösenden Postwertzeichens" physikalisch, zumindest aber technisch überhaupt nicht mehr sinnvoll erfüllen können. So etwas dann auch noch als Innovation zu verkaufen, wird gelinde gesagt, noch nicht einmal mehr in Ansätzen dem Wort "Unseriösität" gerecht. Vielleicht als "Innovation im Über-dem-Tisch-ziehen" (der letzten "Ländersammler").

Auf die Spitze hat es die AT Post dann aber mit dem (Krypto-) "Postwertzeichen" mit postgültiger Nominale zu 500 € getrieben, zumal es in AT wohl absolut keine Möglichkeit gibt, den erworbenen Gutschein gegen irgendwelche Postdienstleistungen über 500 € einzulösen. Da wäre man ja schon fast mal versucht, hier von Betrug zu sprechen. Ich verkaufe Gutscheine, nenne bzw. bewerbe und verkaufe sie auch als solches, wissend dass ich eine Einlösung durch den Inhaber dieses Inhaberpapiers aber (bewusst) unmöglich mache. Ich also bereits beim Verkauf weiss, dass ich nie eine Gegenleistung zu erbingen habe.

[Hierzu eine Hintergrundfrage: Gibt es in AT die Möglichkeit (z.B. unbrauchbar gewordene, aber noch nicht "eingelöste" Briefmarken, wie in D) bei der Post gegen neue Briefmarken einzutauschen? Wenn ja, gibt es dann nur einen 1:1 Tausch? Falls ein 1:1 Tausch aber nicht mehr möglich sein sollte, vielleicht gegen "kleine Werte"? Oder kann man eine Postdienstleistung bei der Post, statt mit Bargeld, "am Schalter" mit einer Briefmarke bezahlen? Zum Beispiel, ich liefere 1000 Massenwerbesendungen zum Gesamtporto über 500 € ein und zahle mit der 500 €-Briefmarke?]

Im Prinzip haben diese Postdienstleister durch die Ausgestaltung Ihrer Krypto-Ausgaben diese (eigentlich interessante) Idee selbst torpediert bzw. mit der Ausgabe bereits den Ast tief angesägt. Sowas hätte man auch seriös (im Rahmen von interessanten bzw. innovativen "Zusatzprodukten" der Karton-Philatelie) gestalten können, aber so sieht man bereits an der Ausgestaltung der Produkte, dass es hier nur um das Schnelle Geld "im Jetzt" geht. Möglichst schnell noch den NFT-Hype der (sehr) späten Anfangsjahre versuchen auszunutzen, bevor die Blase endgültig platzt (verstärkt eben auch auf Grund des eigenen Verhaltens). "Leider" sind die Posten ja auch erst viel zu spät aufgesprungen, der Hype ist (in der zivilen Normalwelt) bereits fast schon verflogen.

Ich rede nicht von Krypto- bzw. digitalen Geld, zumindest letzteres dürfte kommen und sich, spätestens mit dem offiziellen "digitalen Euro" [der EZB] wohl auch durchsetzen - und ich rede hier auch nicht von NFTs als "Eigentums- bzw. Echtheitsbeweis" von echten Dokumenten o.ä., hier könnten NFTs irgendwann einmal einen echten Sinn haben.

BTW, "unsere" DPAG hat ihre Krypto-Briefmarkenausgabe ja fast auch noch seriös gestaltet, zumindest im Vergleich zu anderen Posten, insbesondere der österreichischen. Der "Krypto-Zuschlag" befände sich hier bei den DPAG-Kryptos eher wirklich im seriösen Bereich der Karton-Philatelie, alles eigentlich erst einmal alles 'gut', wenn nicht das Problem der eigenen Hauptnummer bestände. Nur ist das ein Problem, dass wir, mit der Art der Katalogisierung, selbst geschaffen haben. Gut, dass es die selbstklebende Ausgabe eines Postwertzeichens ausschließlich nur mit einem erheblichen Zuschlag für "Gewinnzwecke" - mit einem Karton - zu erwerben gibt, ist schon etwas "unglücklich". Und die Post hat sicherlich bewusst auch "unsere" Katalogisierungsproblematik voll ausgenutzt ;-)

Es gilt immer noch, Briefmarken sind Postwertzeichen und Postwertzeichen sind nichts anderes als "Gutscheine", die man einlösen kann bzw. können muss (zumindest theoretisch). Ohne Einlösungsmöglichkeit, kein Gutschein, d.h. kein Postwertzeichen, sprich keine Briefmarke - egal wie der Verkäufer das Ding auch nennen mag. Vielleicht sollte die AT-Post 10 Tonnen Müll in einen handlichen Würfel pressen, mit recycelten Platik ummanteln und da "Österreich" sowie "1000 Euro" draufdrucken - im Zweifelsfall noch einen virtuellen NFT damit verküpfen. Da das jetzt ja offiziell eine "Briefmarke" und kein Müll mehr ist, entfiele auch das Problem eines teuren (und womöglich sogar illegalen) Müllexports. Eine echt innovative Lösung, "Briefmarkenalbum" statt CO2-freisetzende Verbrennung, ;-)

Da waren die Golfscheichtümer und Agenturausgabe-Länder ja noch superdupermegagiga-seriös, mit fast schon als äußerst moderat zu bezeichnenden Zuschlägen, um nicht zu sagem "fast verschenkt". Und da konnte man im Zweifelsfall die Briefmarken immer noch einlösen, falls man da mal kurz hingejettet ist. Und trotzdem wurde so etwas vom Weltbriefsammlerverband gebrandmarkt ... und was passiert heute? Nichts. Noch nichts? Aber Österreich klingt - als Land - vielleicht halt noch etwas seriöser als Ras-Al-Khaimahs ihm seine Dependancen, noch ... Ach, Stop, ich vergass, das ist ja jetzt nicht grenzwertig unseriös, sondern hoch innovativ ... Sorry!

Aber ja, ich weiß, ich bin nur ein alter, rückwärtsgewandter weißer Mann. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
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