Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
drmoeller_neuss Am: 28.11.2023 10:48:48 Gelesen: 10267# 199@  
@ Eric Scherer [#197]

Es geht hier auch um die Zukunft der Philatelie. Die Philateliebereiche innerhalb der verschiedenen Postanstalten müssen sich immer wieder rechtfertigen und zeigen, dass sie noch eine Existenzberechtigung haben.

Man muss zwischen Philatelie und Briefmarken unterscheiden. Briefmarken sind bunt bedruckte Zettelchen, die man mit oder ohne aufgedruckten Stempel in das Album stecken kann. Philatelie beschäftigt sich mit dem Postwesen um die Briefmarke. Briefmarken sind nur ein Teil der Philatelie. Philatelisten brauchen keine Briefmarkenversandstellen. Und es gibt Philatelisten, die noch nicht einmal Briefmarken brauchen. Ich denke nur an die Freistempelsammler.

Oder wollen wir haben, dass die Post in Deutschland, Österreich oder der Schweiz dem Vorbild von Island folgt und die Ausgabe von Briefmarken komplett einstellt?

Ich hätte nichts dagegen, wenn pro Jahr nur ein paar selbstklebende Marken für den tatsächlichen Bedarf erscheinen würden. Umgekehrt stört mich die Neuheitenflut nicht. Ich muss kein Abonnement bei der Versandstelle abschliessen. Wenn die Post damit noch Geld verdienen kann, ist es eben Marktwirtschaft. Dann soll die Post aber auch nicht über die zusätzliche Arbeit jammern, die die Sammler verursachen, die ihre bunten Klebezettelchen kaufen.

Man muss sich nur mit der Klassik beschäftigen. Die Briefmarke ist hier nur Nebensache. Von den Motiven sind Gebiete wie Thurn und Taxis und Bergedorf ausgesprochen langweilig, und Neuheiten gibt es schon seit 150 Jahren nicht mehr. :)

Es fehlt hier das Argument, dass die Postverwaltungen die philatelistischen Verbände unterstützen. Hier gilt das gleiche Argument: wenn die Sammler die Verbände brauchen, und Verbände sinnvoll sind, dann sollten sich Verbände ohne Probleme von ihren Mitgliedern finanzieren lassen, ohne auf die Almosen Dritter angewiesen zu sein.

Als vor 100 Jahren der erste Briefmarkenblock in Luxemburg erschien, waren viele Philatelisten überhaupt nicht begeistert und haben gerufen "Es geht ja nur ums Geld machen!".

Das sollte man klarstellen. Die Postverwaltung Luxemburgs hatte gar nicht die Absicht, der "Erfinder" des Blocks zu werden. Um das Geld machen ging es damals auch nicht. Die Luxemburger Block-Ausgabe sollte in einem normalen Schalterbogen erscheinen. Leider hatte die Druckerei nur ein Klischee geliefert, und man entschloss sich in der Not, einen Bogen mit nur einer Marke zu drucken. Die Sammler waren von der Neuheit begeistert und es blieb nicht bei diesem Block!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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