Thema: Übersicht der Versandstellenstempel 1962 bis 2015 für Bundesrepublik u. Berlin (West)
Stefan Am: 06.01.2024 09:02:38 Gelesen: 699# 4@  
VII) Verteilung der Stempelarten:

Bis Ende 1990 bleibt eine Sammlung versandstellengestempelter Briefmarken relativ überschaubar. Dies gilt für Bund und Berlin gleichermaßen. Scheinbar treten nicht alle Varianten (gedruckt und handgestempelt, Sonder- und Tagesstempel) gleichzeitig auf. Es kommt der Eindruck auf, dass BERLIN-Tagesstempel vorzugsweise bei Sondermarken und Dauerserien, BERLIN-Ersttagssonderstempel vorzugsweise bei Zuschlagsmarken und Blocks in Gebrauch waren. Der Ersttagssonderstempel aus Bonn scheint auf Briefmarken eher selten bis sehr selten zu sein und kommt üblicherweise auf Blocks vor. Grundsätzlich wären theoretisch denkbar:

- Berlin Sonderstempel als gedruckter Stempel (Blocks) und als Handstempel
- Berlin Tagesstempel als gedruckte Entwertung (ab 1969) und als Handstempel
- Frankfurt am Main Tagesstempel als gedruckte Entwertung (ab 1969) und als Handstempel
- Weiden Tagesstempel als gedruckte Entwertung
- Bonn Sonderstempel als gedruckter Stempel (Blocks) und als Handstempel

Als Extremfall kommen in den Jahren 01.01.1991 - 30.06.1997 bis zu neun verschiedene Konstellationen zustande:

- Berlin Sonderstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Berlin Tagesstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Frankfurt am Main Tagesstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Weiden Tagesstempel als gedruckte Entwertung (zusätzlich als Handstempel bisher nicht bekannt)
- Bonn Sonderstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel

Die Ersttagssonderstempel gedruckt und handgestempelt unterscheiden sich - wenn überhaupt - bei Handstempeln an der Stempelfarbe (i.d.R. nicht einheitlich schwarz glänzend sondern etwas unterschiedlich verteilter Farbauftrag) und teils an einem eher unscharfen (etwas verquetschten) bzw. etwas dezentrierten Stempelabschlag. Die Handstempel der Tagesstempel sollten anhand der Unterscheidungsbuchstaben erkennbar sein. Handgestempelte Ersttagssonderstempel sind mir bisher vielfach als Vollstempel bekannt.



links Stempeltafel mit Vollstempeln der Mi-Nr. 1667 zuzügl. der Ersttagssonderstempel als Handstempel - rechts Stempeltafel mit acht von neun möglichen Varianten gedruckter Stempel und Handstempel (Mi-Nr. 1542), Sonderstempel von Berlin als Handstempel noch fehlend

Ab dem 01.07.1997 reduziert sich die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten üblicherweise von neun auf drei Varianten: Ersttagssonderstempel Berlin und Bonn sowie Tagesstempel Frankfurt (Main) bzw. später Weiden (Oberpfalz), üblicherweise gedruckt. Ich schließe nicht aus, dass bis ca. 2000 vereinzelt mutmaßlich auch Handstempel verwendet worden sind (Tagesstempel Berlin 12 (?!) und Ersttagssonderstempel bzw. Tagesstempel (?) Bonn, siehe vorletzte Abbildung in Beitrag [#3]).



Durch die Einführung der Zehnerbögen ab 01.10.1994 für sämtliche zu verausgabenden Briefmarken in nassklebender Erhaltung bietet sich an, dass die Versandstellenstempel (Tages- und Ersttagssonderstempel) als Vollstempel gesammelt werden können, welche tatsächlich auf Bogenecken einen vollständigen Stempelabschlag aufweisen. Die Bogenecken umfassen statistisch 40 % eines Zehnerbogens, also vier von zehn Briefmarken. Ich gehe davon aus, dass ab dem 01.10.1994 die Briefmarken von der Versandstelle grundsätzlich mit einem Bogenrand ausgeliefert worden sind. Bei gummierten Briefmarken ohne Bogenrand ist anzunehmen, dass ein Sammler den Bogenrand zwischenzeitlich entfernt hat.

Vom Umfang umfasst eine Sammlung Versandstellenstempel der Bundesrepublik nach Hauptnummer (inkl. Blocks) der Jahre 1966-2015 in quasi allen möglichen o.g. Varianten etwa sieben dicke Alben zu je 64 Seiten (je Hauptnummer ein bis zwei Zeilen) und Berlin der Jahre 1966-1990 etwas mehr als ein dickes Album zu 64 Seiten.

VIII) Sonstiges

Die gestempelten & gummierten Briefmarken der Versandstellen umfassen zwei weitere Themen, welche zeitweise parallel auftraten. Konkret handelt es sich um die sog. Andreaskreuze sowie korrigierte Bogenwertreihenzähler [8] = KWBZ, wobei Letztere in den Jahren 1977-1994 (bis zur Einführung der Zehnerbögen als Bogenformat) auch regulär in den Verkauf gelangten. Beides wird durchaus gesammelt. Die KWBZ waren aus praktischen Gründen notwendig, um eine interne Abrechnung von Schalterbögen zu gewährleisten, welche neben verkaufsfähigen Briefmarken zusätzlich Exemplare enthielten, welche mit einem Andreaskreuz gekennzeichnet waren. Die Andreaskreuze sollten eigentlich nicht in Sammlerhand gelangen, da es sich hier im Grunde um Druckausschuss handelt.



links kompletter Satz der Bund Mi-Nr. 929-932 von 1977 als KWBZ und rechts doppelt korrigierter Bogenwertreihenzähler

Andreaskreuze sind bis 1990 primär von den Versandstellen in Frankfurt am Main und Weiden bekannt. In Berlin (West) gelang es mittels jahrelangem gezieltem Gebrauch von Handstempeln entsprechende Andreaskreuze (und damit auch KBWZ) meist zu vermeiden.



links platzsparende Stempelung von BERLIN 12 (möglichst ohne Andreaskreuze) und rechts verschiedene Andreaskreuze von Bund und Berlin (West)

Weiterhin könnten die mit gedrucktem Ersttagssonderstempel versehenen selbstklebenden Briefmarken der Bundesrepublik (2007-2022) von Interesse sein bzw. werden. Die Trägerfolien der „Markenheftchen“-Ausgaben weisen rückseitig keine Bedruckung auf und sind blanko. Dem Vernehmen nach handelt es sich hier um separate Druckauflagen per 100 Briefmarken pro Bogen [9], welche zur Stempelung herangezogen wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich diese im Einzelfall von der Normalausführung unterscheiden (Bsp. Farbgebung oder Winkel des Druckrasters). Ich möchte ebenfalls nicht ausschließen, dass dies auch auf selbstklebende Rollenmarken mit gedruckter Stempelung zutrifft.



selbstklebende Markenheftchenausgaben oben mit unbedruckter Rückseite und dito aus Rollen auf vergleichsweise durchscheinender Trägerfolie unten

Spätestens ab 1995 verschickte die Versandstelle Sendungen, welche eingedruckte Wertstempel (ergo Ganzsachen) bzw. aufklebte Briefmarken aufweisen und mit einem gedruckten Stempel (Tages- oder Ersttagssonderstempel) versehen wurden, vor allem Briefe der Gewichtsklassen bis 20 g; 50 g und 500 g. Die Ganzsachen werden im Michel Ganzsachenkatalog als Eigenausgaben der Deutsche Post AG katalogisiert. Sowohl die Ganzsachen als auch die mit Briefmarken frankierten Sendungen könn(t)en als Vorausentwertungen eingestuft werden. Aus Sicht der Deutsche Post AG war es sicherlich eine passable Möglichkeit, Überbestände an nicht mehr benötigten Wertzeichen aufzubrauchen. Meinem Eindruck nach hatte die Deutsche Post AG vor allem in den Jahren 1996-2010 von dieser Frankaturmaßnahme gemacht, danach wird das Belege- und Briefmarkenmaterial dürftiger. Zur Entwertung wurden sowohl Tagesstempel als auch Ersttagssonderstempel verwendet. Als Orte kommen vor allem Frankfurt am Main, Weiden (Oberpfalz) und Bonn in Betracht - für Weihnachtsaussendungen auch 51766 Engelskirchen, 97267 Himmelstadt bzw. 16798 Himmelpfort und 21709 Himmelpforten. Meinem Eindruck nach stellen diese Art „Vorausentwertungen“ ein eigenständiges Sammelgebiet dar und seien hier deshalb lediglich am Rande erwähnt.



Gruß
Stefan

P.S.: Die Moderation dieses Themas wurde eben (10:20 Uhr) aufgehoben. Jeder kann ab sofort Beiträge in diesem Thema schreiben ;-)

[8] http://www.kbwz.de/
[9] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=18821&CP=0&F=1
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/18826
https://www.philaseiten.de/beitrag/333008