Thema: Übersicht der Versandstellenstempel 1962 bis 2015 für Bundesrepublik u. Berlin (West)
TeeKay Am: 14.01.2024 10:29:19 Gelesen: 581# 5@  
Eine aufwendige Übersicht, sehr schön. Wenngleich ich Versandstellenstempel nicht in der Sammlung haben möchte, finde ich das Thema interessant, da es einige Besonderheiten hervorrief.

@ Stefan [#4]

Spätestens ab 1995 verschickte die Versandstelle Sendungen, welche eingedruckte Wertstempel (ergo Ganzsachen) bzw. aufklebte Briefmarken aufweisen und mit einem gedruckten Stempel (Tages- oder Ersttagssonderstempel) versehen wurden, vor allem Briefe der Gewichtsklassen bis 20 g; 50 g und 500 g. Die Ganzsachen werden im Michel Ganzsachenkatalog als Eigenausgaben der Deutsche Post AG katalogisiert. Sowohl die Ganzsachen als auch die mit Briefmarken frankierten Sendungen könn(t)en als Vorausentwertungen eingestuft werden.

Um etwas entwerten zu können, muss es einen Wert haben. Die DBZ hatte schon sehr früh nach dem Aufkommen der ersten markenbeklebten Sendungen bei der Post erfragt, ob diese Marken

a) in die Auflagenstatistik eingehen
b) Zuschläge abgeführt werden
c) Freimachungscharakter haben.

Alle drei Fragen wurden von der Post verneint. Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet. Die Postphilatelie führte weder die Zuschläge noch den aufgedruckten Freimachungswert ab, sondern verrechnete intern die Preise für Infopost-Sendungen. Wenn die Marken also offiziell weder als gedruckt noch verkauft gelten, haben sie auch keinen Wert, der entwertet werden können. Es sind Vignetten, die durch den eingedruckten Stempel eindeutig auch als solche identifizierbar und von der sonstigen Markenauflage unterscheidbar sind.


Ab dem 01.07.1997 reduziert sich die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten üblicherweise von neun auf drei Varianten: Ersttagssonderstempel Berlin und Bonn sowie Tagesstempel Frankfurt (Main) bzw. später Weiden (Oberpfalz), üblicherweise gedruckt. Ich schließe nicht aus, dass bis ca. 2000 vereinzelt mutmaßlich auch Handstempel verwendet worden sind (Tagesstempel Berlin 12 (?!) und Ersttagssonderstempel bzw. Tagesstempel (?) Bonn, siehe vorletzte Abbildung in Beitrag [#3]).

Die Versandstelle Berlin versendete zwar nichts mehr, bestand ansonsten aber noch weiter. Du konntest dort zum Schalter gehen und dir alles mit den ESSTs abstempeln lassen, wie du es wolltest. Das kam nicht nur vereinzelt vor, wenngleich du dort am Schalter auch schon klischee-entwertete Marken kaufen konntest. Aber die unterscheiden sich optisch und haptisch natürlich von den handgestempelten Marken, so dass auch Marken zur separaten Handstempelung von Käufern vorgelegt wurden. An Erstausgabetagen gab es sogar einen extra Schalter für die ESST-Handstempelung. An allen anderen Tagen standen die ESSTs am normalen Stempelschalter zur Verfügung. Das waren noch schöne Zeiten für Sammler, als die Post Geld investierte für Sammlerwünsche. Selbst nach dem Umbau zur normalen Postfiliale gab es weiterhin einen großen Versandstellenschalter, wo auch weiter Handstempelungen mit Tages- und ESST durchgeführt wurden.
 
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