Thema: Übersicht der Versandstellenstempel 1962 bis 2015 für Bundesrepublik u. Berlin (West)
Stefan Am: 15.01.2024 20:24:50 Gelesen: 528# 6@  
@ TeeKay [#5]

Danke für deine Ausführungen. Hier ergibt sich der ein oder andere Anknüpfungspunkt. ;-)

Um etwas entwerten zu können, muss es einen Wert haben. Die DBZ hatte schon sehr früh nach dem Aufkommen der ersten markenbeklebten Sendungen bei der Post erfragt, ob diese Marken

a) in die Auflagenstatistik eingehen
b) Zuschläge abgeführt werden
c) Freimachungscharakter haben.

Alle drei Fragen wurden von der Post verneint. Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet.


Ein Grund mehr, sich einmal mit diesen "Briefmarken" (gern in einem separaten Thema) zu beschäftigen, allein wegen der Erfassung der betroffenen Ausgaben. Bei einer kürzlich vorgenommenen Zählung meinerseits komme ich derzeit auf ca. 135 verschiedene Kataloghauptnummern der Jahre 1995-2010, welcher von einer derartigen "Stempelung" betroffen sind; vermutlich hat es noch ein paar Dutzend Hauptnummern mehr gegeben. Unter den bisher vorliegenden 135 Kataloghauptnummern befinden sich auch ein paar Wackelkandidaten, wo ein belastbarer Nachweis lediglich anhand vollständiger Versandumschläge (mit Absenderangabe und/oder vorhandenem Briefinhalt) geführt werden könnte. Üblicherweise steckten diese Briefmarken in normalen Dublettenalben, versteckt zwischen bedafsgestempelten Briefmarken und den Pendants der Versandstelle. Ergo weiß kaum (noch) ein Sammler um diesen gesonderten Status dieser "Briefmarken".

Mir ist aktuell keine Auflistung von Kataloghauptnummern bekannt, welche von derartigen Klebeaktionen der DPAG betroffen sind. Ich gehe bis auf weiteres davon aus, dass an dieser Stelle Restbestände zur Verwendung kamen, welche postseitig nicht mehr benötigt wurden. Wozu sonst den Aufriss betreiben um separat Briefmarken zu drucken, automatisiert zu verkleben und mit einer gedruckten Entwertung versehen zu lassen? Auf dem Papier galten die verklebten Briefmarken sicherlich als vernichtet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass postseitig generell nie Zuschläge an betreffende Organisationen abgeführt worden sind.

Es sind Vignetten, die durch den eingedruckten Stempel eindeutig auch als solche identifizierbar und von der sonstigen Markenauflage unterscheidbar sind.

Meist ja, also unterscheidbar - gelegentlich nein und eine Unterscheidung wackelig. Im Einzelfall würde ich nicht ausschließen, dass sich Eckstempel der Versandstempel auf Briefmarken mit entfernter Gummierung auf dem ersten Blick nicht von diesen "Briefmarken" unterscheiden lasssen.

Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet. Die Postphilatelie führte weder die Zuschläge noch den aufgedruckten Freimachungswert ab, sondern verrechnete intern die Preise für Infopost-Sendungen. Wenn die Marken also offiziell weder als gedruckt noch verkauft gelten, haben sie auch keinen Wert, der entwertet werden können.

Ich sehe hier keinen Unterschied dieser "Briefmarken" zu den im Ganzsachenkatalog katalogisierten Ganzsachen der Versandstellen Weiden bzw. Frankfurt am Main. Eigentlich müsste man an dieser Stelle die sehr umfangreiche Katalogisierung dieser "Philatelie"-Ganzsachen (im Katalog "Eigenausgaben der Deutschen Post AG" mit gedruckter Entwertung) in weiten Teilen streichen? Auch hier gehe ich von einer postinternen Verrechnung der Werbung als Infopost aus, obwohl es sich laut "Nominal"-Angabe um eine vollbezahlte Sendung bis 20 g; 50 g oder 500 g handelt. Aber auch das ist ein anderes Thema ... Dem Vernehmen nach ist (oder war vorübergehend) Schluss wegen der Einführung der Briefmarken mit Matrixcode (Februar 2021).

Wir stimmen sicherlich überein, dass die Deutsche Post die Sendungen der Versandstelle(n) jahrelang auch weiterhin als Postsache hätte verschicken können. Damit wird eine "Frankatur" mittels Briefmarke(n) oder Werteindruck analog einer Ganzsache grundsätzlich ad absurdum geführt.

Zurück zum eigentlichen Thema:

Die Versandstelle Berlin versendete zwar nichts mehr, bestand ansonsten aber noch weiter.

Ein Punkt, wo ich bisher weitgehend passen muss: Wann ging welche Versandstelle tatsächlich in Betrieb und wurde in punkto Versand wieder geschlossen? Ich habe mich in den Beiträgen [#1] bis [#4] auf die Verwendungszeiten der Orte befasst. Zur Disposition stehen nachfolgende Orte (Ortsangaben in Stempeln):

- Berlin 12: Aufnahme 25.08.1945 [1] unter Berlin-Charlottenburg 2, Einstellung per 30.06.1997 (?) mit Fortführung der Philatelie-Schalter
- Frankfurt am Main 1: Aufnahme wann?, Einstellung wann? Stempelseitig war Ende 2004 Schluss
- Weiden 1: Aufnahme am 23.09.1980 [2], nach und nach als Versandzentrum ausgebaut und aktuell weiterhin in Betrieb befindlich
- Bonn 1: sicherlich keine eigene Versandstelle gewesen sondern ausschließlich Philatelie-Schalter

Gruß
Stefan

[1] https://www.postautomation.de/kurzprofile/versandstellen-fuer-postwertzeichen/versandstellen-ab-berlin-west-bis-dahme/
[2] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/129780
 
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