Thema: Thomas Schantl Gruppe / Primus schliesst NICHT für immer
drmoeller_neuss Am: 28.01.2024 11:29:41 Gelesen: 4679# 7@  
@ brunoh [#24]

Ich erinnere an die neunziger Jahre, da war fast jede Woche ein Prospekt im Briefkasten, dass ein alteingesessener Teppichhändler nach Jahrzehnten für immer seine Pforten schliesst und seinen Warenbestand innerhalb von zwei Wochen liquidiert.

Natürlich sind alle losgerannt, damals waren Perserteppiche noch gefragt, und zum halben Preis kann man doch nichts falsch machen. Wenige Käufer machten sich die Mühe und haben die Preise wirklich verglichen.

Eines dieser Teppichhäuser hatte seine "Geschäftsräume" in einer Turnhalle gehabt. :)

Primus ist einer der wenigen Briefmarkenhändler, die etwas von Werbung verstehen, oder besser, mit der richtigen Agentur zusammenarbeiten.

Primus hat wie alle Händler das Problem, auf zu grossen Lagerbeständen zu sitzen. Nun könnte man die Ware diskret über eine Auktion eines Händlerkollegen abverkaufen, muss dann aber größere Abschläge in Kauf nehmen, und der Auktionator will auch noch daran verdienen.

Also verramscht man die Ware lieber selbst, die für laufende Aktionen nicht mehr zu gebrauchen ist. Wenn ein genügend großer zeitlicher Abstand zwischen den Aktionen liegt, können sich die Kunden nicht mehr daran erinnern, die Ware einmal zu einem höheren Preis angeboten bekommen zu haben. Der in der Betriebswirtschaftslehre gefürchtete "Kannibalismuseffekt" tritt nicht ein.

Die Wahrheit wird bei Primus irgendwo dazwischen liegen. Thomas Schantl wird wohl zur schmerzhaften Erkenntnis gelangt sein, keinen Nachfolger für sein Unternehmen gefunden zu haben. Der Schwerpunkt des Geschäftes liegt im Münzenbereich (und im Handel mit fragwürdigen "Goldbarren"). Da kann ich es nachvollziehen, dass die Philatelie-Abteilung heruntergefahren wird, damit man wenigstens den Münzhandel noch an den Mann bringen kann.

Thomas Schantl steht damit in einer Reihe mit anderen philatelistischen Größen wie Ulrich Felzmann und Hans-Joachim Schwanke, die ihre Briefmarkenhäuser mangels Nachfolger in der Familie einem Wettbewerber verkauft haben. Das waren wirtschaftlich gesunde Betriebe.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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