Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 17.03.2024 14:51:06 Gelesen: 10076# 930@  
@ Dobe [#929]

Danke, Michael, für den Hinweis auf dieses bemerkenswerte Resultat!

Ich habe im Moment keinen Zugriff auf meine "grosse Bibliothek" und muss auskommen mit meiner "kleinen Handbibliothek" (auch sie umfasst ca. 800 Werke), darum kann ich im Moment nicht nachsehen, wann das Handelshaus Zumstein die Bewertung der "Waadt 4" auf Brief unter die Bewertung einer Einzelfrankatur einer Doppelgenf setzte. Ich vermute, dies war schon vor ca 100 Jahren so. Seit langer Zeit, jedenfalls, ist die Doppelgenf auf Brief (1843) deutlich höher in den Katalogen, als die erste Bundesmarke auf Brief (1848).

Im SBK 2020 (Katalog des Schweizer Briefmarken-Händler Verbandes) finden wir folgende Notierungen:

Doppelgenf: (*) CHF 100'000, Brief: CHF 100'000
Waadt 4: (*) CHF 75'000, Brief: CHF 58'000

Ich sage nicht, dass die Preise für die Doppelgenf irgendwann falsch bestimmt wurden - die Marke erzielte ungebraucht und auf Brief oft erstaunlich hohe Resultate! - aber ich bin der Meinung, dass eine Waadt 4 ungebraucht oder auf Brief ihrer 5 Jahre älteren "Schwester" mindestens ebenbürtig wenn nicht sogar eindeutig vorzuziehen ist - beide Varianten sind äusserst selten und fehlen in vielen Sammlungen, auch ganz grossen. Es ist wohl so, dass die Waadt 4 einfach "zu wenig" richtig hohe Verkaufsergebnisse erzielte, um mit der Doppelgenf gleichgesetzt zu werden. Irgendwann gewöhnten sich die Sammler an die ungleichen Bewertungen in den Katalogen und hielten sie auch für richtig.

Bei Senf 1912 war dies noch anders! Wir haben schon früh gesehen, dass die Waadt 4 deutlich höher bewertet wurde:

Seite 998: Doppelgenf ungebraucht: Mark 1600, Bundespost 1849, 4 Cents: Mark 2500

Paul Kohl sah dies genau so: im Briefmarken-Handbuch, 10. Auflage, 1915, finden wir auf Seite 1228 und 1231 für ungebraucht exakt dieselben Notierungen!

In den letzten Jahren wurden die sehr hohen Katalog-Notierungen für die Doppelgenf an Auktionen nur noch selten bestätigt. Die Preise für die Waadt 4 */Brief hingegen liegen in der Regel doch ziemlich hoch.

Bei Derichs Köln wurde am 4.11.2023 eine sehr seltene Einzelfrankatur der 4 Waadt angeboten, für tiefe Euro 10'000 Ausruf.



Es gab immerhin genug Aufmerksamkeit für diese Seltenheit, so dass sie doch auf einen Zuschlag von Euro 22'000 hochgesteigert wurde (+ 24 % Provision = Euro 27'280). Das sind bei einem Katalogwert von Euro 40'000 (Michel) doch immerhin 68%.

Viele Marktpreise für klassische Briefmarken sind heute weit weg von diesem Prozentsatz.

Auch die Relationen CHF / Euro stimmen heutzutage oft nicht mehr überein in den Katalogpreisen. Früher, als 1 Euro = CHF 1.60 galt, waren viele Katalogpreise vergleichbar, aber die Wertverhältnisse der Währungen haben sich drastisch geändert und heute gilt CHF > Euro.

Preisfindungen in der Philatlie sind oft schwierig.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1705
https://www.philaseiten.de/beitrag/338466