Thema: Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten
drmoeller_neuss Am: 25.03.2024 11:38:37 Gelesen: 2227# 11@  
@ Droenix [#9]

Warum kann man als Prüfverband nicht eine "Vor-" bzw. "Schnellprüfung" in wenigen Tagen anbieten, mit einem Beipackzettel über die Grenzen und Risiken? Der Käufer kann mit einer solchen Vorprüfung Manipulationen ausschliessen, die er selbst bei einer Besichtigung nicht erkennen würde. Die postgeschichtliche Einordnung kann der Philatelist dank eigenen Wissens selbst vornehmen, den kunstvoll geschlossenen und wertmindernden Riss erkennt er auf den ersten Blick nicht.

Eine Qualitätsprüfung sagt nichts über die Echtheit eines Stempels aus. Sie kann aber erkennen, ob der Stempel aus mehreren Fragmenten mit verschiedener Stempelfarbe besteht. Das ist im echten Postdienst unmöglich.

Die "Super-Prüfmaschine" (VSC 8000 mit Multiwellenlängen-LED-Technologie) von Tobias Huylmans und dem Auktionshaus Köhler leistet in wenigen Minuten das gleiche, woran "Hobbyprüfer" monatelang mit Mikroskop und Lampe frickeln. Jeder noch so ausgeklügelte und technisch ausgereifte Apparat kann aber zeitnahe Manipulationen nicht erkennen, zum Beispiel Marken, die mit echten Poststempeln und zeitgerechter Stempelfarbe von unberechtigten Personen gestempelt wurden. Das wird auch zukünftig nicht ohne philatelistisches Wissen gehen. Bei denen von Dobe erwähnten italienischen Fälschungen, die inzwischen über 100 Jahre alt sind, hilft auch Provienzforschung nicht weiter. Es bleibt lediglich der Trost, dass auch prominente Sammler und Investoren zu den Opfern von Fälschungen gehören.

Wie werden zukünftige Prüfer ausgebildet? Man kann nicht Jungspunde gleich auf Millionenwerte loslassen. Den kritischen Blick und das Erkennen von Manipulationen erlernt man anhand von "billigem" Material. Wer soll sich zukünftig um dieses Material und die Ausbildung von Prüfern kümmern? In diesen Regionen entsteht immer noch der meiste Schaden für die Philatelie.

Viele Prüfstücke in der klassischen Philatelie sind unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten "nicht prüfwürdig". Das sie trotzdem geprüft werden, ist auch der Quersubventionierung zu verdanken. Ein Prüfer, der sich seine Sporen mit Kleinkram verdient hat, kommt später auch an gute Prüfaufträge heran, an denen er Geld verdient. Wie soll das Prinzip weiterhin funktionieren, wenn eine selbst ernannte "Expertengruppe" die lukrativen Aufträge abgreift? Und der versprochene Bestandsschutz greift nur für derzeit besetzte BPP-Prüfgebiete, nicht aber für neue Gebiete.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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