Thema: Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten
drmoeller_neuss Am: 28.03.2024 11:38:08 Gelesen: 699# 31@  
@ saeckingen [#29]

Für viele Gebiete gibt es keine anerkannten Spezialprüfer. Sollen teuer Stücke dieser Gebiete besser einfach so verkauft werden, ohne jede Expertise? Oder hilft es, wenn vier anerkannte Spezialisten solche Stücke begutachten und einen Großteil der Fälschungen und Manipulationen erkennen und ausschließen?

Für die meisten Gebiete des British Commonwealth gibt es z.B. keine Spezialprüfer. Man kann dieses Material nur bei der BPA oder dem Expertenkomitee der RPSL prüfen lassen. Auch dort habe ich nur jeweils ein Expertenkomitee von 3-4 Personen, die die Stücke begutachten. Diese Atteste sind gut, aber nicht unfehlbar. Trotzdem ist es besser eine hochwertige Marke dieser Gebiete mit als ohne einem Attest dieser beiden Organisationen zu erwerben!


Würdest Du Deine gesammelten Pilze einem "Pilzexperten" vorlegen, der von sich behauptet, 95 % aller giftigen Pilze sicher erkennen zu können?

Selbst die Basler Prüfstelle ist in der Lage, Deppenfälschungen sicher zu erkennen.

Der BPP ist mit seinen strengen Aufnahmebedingungen (Vergleichssammlung, Aufnahmeprüfung etc.) sehr gut gefahren und hat Weltruf erworben. Ganz falsch können diese Prinzipien ja nicht sein, sonst wären sie von den anderen Prüferverbänden, die in Konkurrenz zum BPP stehen, nicht eins zu eins kopiert worden.

Der BPP hat immer wieder bemängelt, dass die anderen Prüferverbänden nicht scharf genug bei diesen Kriterien wären. Nun hat sich eine neue Prüfgesellschaft gegründet und wirft die Prinzipien über den Haufen. Vergleiche sind nun am Scan aka Provenizdatenbank möglich, eine eigene Vergleichssammlung braucht man nicht und man prüft die ganze Welt von Aland bis Zulu.

Fragen wirft auch die Haftung auf. Warum haftet man nur ein Jahr und warum arbeitet man in einer haftungsbeschränkten Organisation? Ist man sich seiner Sache doch nicht so sicher?

Warum können die grossen Auktionshäuser nicht eigene Expertisen unter ihrem Namen ausgeben? Das Auktionshaus Rauhut macht das im schlichten Rahmen schon seit Ewigkeiten: auf alle Einzellose wird eine Garantie von 5 Jahren auf deren Echtheit gegeben. Dabei verzichtet Rauhut auf irgendwelche hochtrabenden Zertifikate wie "Mülheim Experts", für die Inanspruchnahme der Garantie dürfte die Rechnung und die Seite aus dem Auktionskatalog genügen.

Wie ich im Eingangsbeitrag schon geschrieben hatte, könnte sich der BPP öffnen. Ich habe keine Probleme damit, wenn sich mehrere Prüfer zu einer Gesellschaft zusammenschliessen, um sich z.B. teure Analysegeräte zu teilen. Auch das Mehraugenprinzip täte einigen Prüfgebieten gut. Allerdings müssten für diese Gesellschaften die gleichen Aufnahmekriterien gelten wie für Einzelprüfer.

Ich halte auch eine Qualitätsprüfung für sinnvoll. Bislang hat man als Prüfer nur die Wahl zwischen Attest "Das Stück ist echt" und dem berühmt berüchtigten Zettelchen "Ich kann die Echtheit nicht mit letzter Sicherheit bestimmen". Die Qualität lässt sich dagegen immer bestimmen und Manipulationen erkennen.

Und: Was macht man mit dem kleinen und mittleren Material, was in der philatelistischen Welt herumschwirrt und mit dem sich die Herren der Philatelic Experts nicht abgeben?
 
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