Thema: Moderne Postgeschichte Privatpost in Deutschland: Lettershops etc.
DL8AAM Am: 28.09.2011 17:17:05 Gelesen: 119231# 1@  
Neben den inzwischen "klassischen" modernen Privatpostanstalten gibt es eine Reihe weiterer Unternehmen, die im weitesten Sinne im Sektor Privatpostdienstleistungen aktiv sind und für den an moderner Postgeschichte interessierten Philatelisten von Interesse sein könnten.

Ein Bereich sind Lettershops. Ich fasse hier der Einfachheit die Geschäftsbereiche "Direkt-Marketing bzw. Versandlogistik" mit dem Lettershop zusammen. Das ist für den Werbefachmann zwar nicht ganz korrekt, sollte aber für eine philatelistische Betrachung erst einmal ausreichend sein. Lettershops sind verallgemeinert gesagt Firmen, die im Kundenauftrag sogenannte "Mailings" (u.a. Werbebriefe) oder andere (personalisierte) Sendungen erstellen, be- und verarbeiten sowie anschliessend an die Post zum Versand übergeben. Das beinhaltet meist auch eine Frankierung durch den Lettershop selbst oder durch ein weiteres von ihm beauftragtes Unternehmen, u.a. dem FRANKIERSERVICE der DPAG oder anderer Privatpostdienstleiter bzw. auch durch nachgeschaltete Konsolidierer. Es kann also auch eine Kette von drei unabhängigen Postdienstleistungsunternehmen (Lettershop > Konsolidierer > DPAG) zwischen dem Absender und dem Empfänger geschaltet sein. Auch ist die Übernahme nur von Teilen des o.g. Dienstleistungsspektrums möglich.

Jeder wird sicherlich - vielleicht auch unerkannt - schon Belege aus dem Bereich Lettershop in den Händen gehalten haben. Zu erkennen sind sie häufig daran, dass sie im Kundenklischee des AFS lediglich ein Postfach führen (wenn überhaupt) und dass Angaben im AFS vom eigentlichen Absender abweichen. In der Regel erfolgt die Angabe des Postfachs sogar ohne die Nennung eines Ortes. Wie hier die Post eine eventuell notwendige Rücksendung gewährleisten kann, weiss ich nicht. Es liegen mir vollbezahlte 55 Cent-Belege vor, die ausser dem Postfach im AFS keine weiteren Rückschlüsse auf den Absender zulassen. Führt die Post etwa eigene interne Lettershop-Postfach-Listen?

Diese Problematik erschwert es dem an AFS-interessierten Sammler (auch den Heimatsammler), die genaue Herkunft eines bestimmten Abschlags eindeutig zu bestimmen. Der Absender der Sendung ist ja nicht der Anwender bzw. Eigentümer des AFS. Auch bei der Erfassung von AFS-Gerätenummern in Datenbanken (siehe philastempel.de), ist dieser Punkt nicht ignoriert und zu beachten. Oft hilft nur eine zahlenmäßig möglichst umfangreiche Erfassung und Auswertung von Belegen unterschiedlicher Absender, aber gleicher AFS-Gerätenummer. In den Fällen in denen zusätzlich noch ein Konsolidierer, u.U. auch zur Frankierung, nachgeschaltet ist, sollte zusätzlich die jeweiligen Konsolidiererkennung (z.B. "K4000") immer mit dokumentiert werden. Möglich sind auch Verwendungen von AFS, die (auch statt dem Postfach) ein Kundenklischee des jeweilig wirklichen Absendern zeigen, obwohl die verwendeten AFS-Geräte dem frankierenden Unternehmen (Lettershop oder Konsolidierers) gehören.

Hier einmal ein Beleg, dessen Herkunft mit Hilfe des Internets noch leicht zu klären war:



Vollbezahlte 55 Cent-Sendung vom Autohaus Südhannover GmbH (Absender im Adressfenster "Postfach 1343, 37003 Göttingen") aus Januar 2011, frankiert per FRANKIT (Gerätenummer 1D110019BC, d.h. einem Neopostgerät aus der Typenfamilie IS-330/350) mit Angabe "Postfach 200112" im FRANKIT-Kundenklischee.
Hinter diesem Mailing steht als Lettershop das Göttinger Unternehmen " Bornemann/Werbung" ("bornemann direkt e.K. - Inh. Dipl.-Kfm. Oliver Bornemann", Rodeweg 18c, 37081 Göttingen) [1], dem auch das im AFS genannte Postfach 200112 (37086 Göttingen) gehört. Die Sendung wurde nicht konsolidiert.

Ich vermute einmal, dass aber nicht jede Postfachangabe im AFS-Kundeklischee zwingend auf einen beauftragten externen Dienstleister hinweisen muss. Gut vorstellen könnte ich mir, dass Großkonzerne für deren angeschlossene Tochterfirmen auch zentral einen eigenen "interen Lettershop" betreiben. Dann könnte das Postfach für eine besondere "Unternehmung" innerhalb des Konzerns stehen. Das ist aber erst einmal nur eine Idee von mir...

Das Randgebiet "Lettershops" bietet also ein vielfältiges Betätigungsfeld für den modernen Postgeschichtler, es eröffnet sich sogar noch ein recht breites Beschäftigungsfeld für die "kleine Forschung".
Zumindest finde ich, dass man diesen Bereich eigentlich nicht ganz übersehen sollte ;-)

Gibt es eigentlich bereits Literatur oder Aufsätze zu diesem Themenkomplex? Pete ? ;-)

Philastempel.de & AFS: Ich hatte schon einmal nachgefragt, ob hier eine besondere Suchemaske nach Gerätenummern möglich ist. Das wäre ein sehr hilfreiches Werkzeug !

Viel Spass und mit
philatelistischem Gruß
Thomas

[1]: http://www.bornemann-werbung.de bzw. http://www.mailings-versenden.de
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3618
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