Thema: Moderne Postgeschichte Privatpost in Deutschland: Lettershops etc.
Stefan Am: 28.09.2011 21:12:17 Gelesen: 119209# 3@  
@ DL8AAM [#1],

da gibst du einem eine harte Nuss in Hand. Grundsätzlich gebe ich dir vollkommen Recht, dass das Thema "Lettershops" zum Bereich der modernen Postgeschichte dazugehört. Allerdings kann man den Bogen noch etwas weiter spannen als von dir mit "Lettershop > Konsolidierer > DPAG" beschrieben: teilweise befassen sich nicht nur eingetragene Kaufleute mit einem kleinen Geschäft mit Mailings; auch Großunternehmen verdienen damit, zumindest teilweise, ihr Geld. In Massen hergestellte, auf den jeweiligen Empfänger personalisierte Sendungen können durch größere Druckdienstleister (Bsp. http://www.itella.de/informationslogistik/produkteundservices/iprint/index.html ) hergestellt werden, z.B. Sendungen (Briefinhalt: Bsp. Rechnungen, Gehaltsabrechnungen) der großen Telekommunkiationsunternehmen (Bsp. Vodafone), die allseits "beliebte" GEZ, Energieriesen (z.B. E.ON, RWE etc...) .... In derart hohen Mengen gedruckte Sendungen, bezogen auf die Anzahl der Empfänger, lassen sich nicht mehr am heimischen Drucker herstellen und per Hand kuvertieren. Werbemaßnahmen (Mailings) großer Firmen mit umfassender Adressdatenbank werden in der Mehrheit normalerweise auf dem gleichen Weg produziert.

In der Regel erfolgt die Angabe des Postfachs sogar ohne die Nennung eines Ortes. Wie hier die Post eine eventuell notwendige Rücksendung gewährleisten kann, weiss ich nicht.

Die Rückführung von unzustellbaren Sendungen erfolgt anhand des bei der Deutschen Post zur Frankiergerätenummer zugeordneten Besitzers. Damit ließe sich eine zurückzuführende Sendung entsprechend maschinell adressieren. Der Mitarbeiter der Deutschen Post, der unzustellbare Sendungen ins Postfach des Absenders einlegt, hat durch die groß im Werbeeinsatz der DPAG-Frankierung mitgeteilten Postfachangabe die Möglichkeit, die jeweilige Sendung visuell leichter zu erkennen kann diese schneller dem betreffenden Postfach zuordnen. Zeit ist auch bei der DPAG Geld.

Das Randgebiet "Lettershops" bietet also ein vielfältiges Betätigungsfeld für den modernen Postgeschichtler, es eröffnet sich sogar noch ein recht breites Beschäftigungsfeld für die "kleine Forschung". Zumindest finde ich, dass man diesen Bereich eigentlich nicht ganz übersehen sollte. ;-)

Gibt es eigentlich bereits Literatur oder Aufsätze zu diesem Themenkomplex? Pete ? ;-)


Gute Frage. Mir ist kein Aufsatz bekannt. Ich schließe allerdings nicht aus, dass zu dieser Thematik in Printprodukten (Bücher, Rundschreiben von Arbeitsgemeinschaften) bereits gelegentlich dazu ein Satz fiel. Ich gehe allerdings fest davon aus, dass den Sammlern, die Absenderfreistempel nach Frankiermaschinenmodell/-hersteller sammeln, bereits aufgefallen ist, dass bestimmte Absenderfreistempel auf Sendungen mit verschiedenen Absendern vorkommen. Ein m.E. klares Indiz (mehr aber auch nicht) für eine maschinell in einem Lettershop hergestellte Sendung ist der Briefumschlag und das zur Frankierung verwendete Frankiergerät. Der Briefumschlag sollte nassklebend und wenige Millimeter größer als ein handelsüblicher, selbstklebender C6-Umschlag sein. Die Frankierung stammt von einem Frankiergerät, welches eine große Anzahl von Sendungen pro Minute frankieren kann; alternativ ließen sich gedruckte "Entgelt bezahlt"- bzw. gedruckte "Infopostwelle"-Vermerke nutzen. Da die Sortierung und Zustellung nicht nur durch die DPAG erfolgt, lassen sich derartige Sendungen auch unter Belegen der modernen Privatpost finden (Bsp. Vodafone-Sendungen; Mailings vom regionalen Zeitungsverlag, zu dem der jeweilige Briefdienst gehört). Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Kurios wird es, wenn durch einen Lettershop produzierte Sendungen durch einen Konsolidierer sortiert, und anschließend (in Absprache mit dem Absender) gewisse Sendungen (Bsp. bestimmte Postleitbereiche) an einen Mitbewerber der DPAG zur Zustellung übergeben werden. Hier auf http://www.philaseiten.de wurde ein ähnliches Beispiel mit rückseitigem Vermerk gezeigt: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=30297#M1 (Beitrag 1)

Ein Hersteller von Druck- und Kuvertieranlagen, die o.g. personalisierte Briefinhalte drucken können und anschließend kuvertieren:
http://www.boewe-systec.com/at/de/produkte/kuvertiersysteme.html

Die Internetseite beinhaltet auch einige Fotos. ;-)

Der Hersteller Böwe, Bell & Howell ist hier http://www.philaseiten.de auch einige Male als Hersteller von Briefsortiermaschinen beschrieben worden, welche von Mitbewerbern der Deutschen Post genutzt werden.

Gruß
Pete
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3618
https://www.philaseiten.de/beitrag/41126