Thema: Internetmarken: Sind das Briefmarken oder Freistempel ?
DL8AAM Am: 24.10.2011 20:30:23 Gelesen: 244663# 74@  
@ austriatony [#44]

Noch ein Zusatz zur Internetmarke: Mischfrankaturen sind nicht zugelassen.

Aber inzwischen für MARKE INDIVIDUELL (= Privatpost der DPAG) und DEUTSCHLAND Briefmarke (= Hoheitliche DPAG). Was ist denn dann so ein Beleg der eine Mischfranktur dieser beiden Markenarten aufweist? Privatpost oder Hoheitliche? Daran sehen wir, dass die alten Definition nicht mehr so ohne weiteres und unreflektiert auf die neue Zeit anwendbar sind. International hat sich die Frage auch schon zur vollsten Zufriedenheit aufgeklärt, siehe das schöne Mengendiagramm [#55]. Briefmarke JA/NEIN wird im Prinzip über das Kriterium "Wann bezahlt & wann und wo nutzbar" abgegrenzt.

Noch viel witziger wird es wenn man jetzt noch unsere alten bewährten Regeln an das Handyporto anpassen will. ;-)

Handyporto: Der Kunde schickt eine SMS an die Post und erhält im Gegenzug eine Antwort-SMS mit einer Zahlenkolonne, die er einfach irgendwie oben rechts in die Frankierzone schreibt oder klebt und ab damit in den nächsten gelben, privathoheitlichen DPAG-Briefkasten, die Sendung ist damit frankiert. Da er die "Briefmarken-SMS" ja bereits im Vorraus bezahlt hat und er die erhaltene Zahlengruppe "irgendwann" einmal nutzen kann, egal wann und wo, wird eigentlich aus der SMS-Zahlenkombination eine "Briefmarke" ;-) Nur wie sammelt man dieses Zeug postfrisch? Tackere ich mein Handy ins Album oder schreibe ich die Zahlen auf einen Zettel und ordne diesen zwischen den Posthornsatz ein? ;-) Das Label, dass die Post im Rahmen der späteren Bearbeitung auf die mit dem Handyporto freigemachten Sendungen klebt, ist ja NICHT die Marke, sondern der vom Kunden aufgebrachte Zahlenkode ist es. Dieses Postlabel hat eher einen Entwertungscharakter, d.h. er belegt, dass die ursprünglich einmal postfrische Zahlenkombination nun verwendet, erfasst und somit für eine weitere spätere Nutzung entwertet ist. Das Ding ist also ein Poststempel.

Hier sehen wir es wieder, die alten Begrifflichkeiten aus Zeiten der guten alten staatlichen Post, der "klassischen" Philatelie sind für das moderne privatisierte, globale Postwesen einfach nicht mehr so ohne weiteres anwendbar. Im Englischen ist das viel einfacher, da sind Internetmarken "postage stamps", wie die gezackten Brüder auch, egal ob auf Brief oder ob es eine am Schalter verkaufte Klebemarke ist.

Hmmmm, ... auch im Deutschen haben wir ja Briefmarken auf Postkarken oder Paketen immer noch Briefmarken genannt, also muss man deshalb wohl doch keine terminologischen Klimmzüge oder Wortakrobatik anstellen und kann das Handyporto mit gutem Gewissen korrekt auch eine Briefmarke nennen. ;-)

Abwarten was sich die schlauen, innovativen Marketingstrategen der Post als nächstes einfallen lassen.

Aber, wenn man ehrlich ist, das ist ja gerade das wirklich spannende an der modernen Philatelie, oder? ;-)

Gruß
Thomas
 
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