Thema: Bedarfsbriefe: Wann echt, wann Mache ?
Henry Am: 31.03.2008 20:29:35 Gelesen: 26170# 2@  
@ Onkel-Otto [#1]

Hallo Onkel-Otto,

das ist eine sehr heikle Frage, auf die es sehr viele Antworten gibt - und alle haben irgendwo recht. Es kommt eben immer auf die eigene Anschauung an.

1. Variante: Puristen sehen einen Bedarfsbrief nur dann, wenn mit dem Brief auch ein Zweck verfolgt wurde, der der Übermittlung einer Mitteilung oder einer Ware dient ohne dass eine andere Beeinflussung im Hintergrund steht. Reiner Bedarf.

2. Variante: Hierzu gehören Briefe/Karten, die zwar echt mit der Post befördert wurden, aber eben mit einem philatelistischen Hintergrund versehen sind. Das heißt, der Absender kennt das Hobby des Empfängers und versieht seine Sendung mit einer besonderen Frankatur. Den Beleg lässt er als Extrawunsch besonders schön stempeln. Ansonsten liegt dem Brief aber der bei Variante 1 geschilderte Zweck der echten Mitteilung zugrunde. Hier fängt der Streit schon an. Mache ist möglich.

3. Variante: Es werden Briefe/Belege wie bei Variante 2 per Post befördert, allerdings ohne dass eine echte Mitteilung den Zweck des Versands ausmacht. Hier sind meistens die Portostufensammler zuhause, denen es eben auf die Dokumentation ankommt. Hier lodert der Streit - Bedarf oder Mache.

4. Variante: Dieser Bereich umfasst die Herstellung von Belegen, die nie einen Postweg gegangen sind. Sie sehen zwar echt aus, haben aber nie einen Inhalt gehabt. Da muss man nicht mehr streiten. Absolute Mache.

5. Variante: Das sind Belege, die nicht einmal als solche richtig erkennbar sind und auch nie deren Zweck erfüllen können/konnten. Auch hier muss man überhaupt nicht streiten. Mache hoch X.

Für mich ist nicht das Kriterium der Bedarf als Mitteilungszweck. Für mich ist das Kriterium als "Bedarfsbrief" immer dann erfüllt, wenn der Brief echt befördert wurde und zwar in der dem Porto entsprechenden Form. Der Grad der Beeinflussung durch "künstliche Nachhilfe" wirkt sich im Preis aus, wenn er erkennbar ist. Und was man nicht erkennt, hat auch das Recht, als "Bedarf" anerkannt zu werden. Wenn man diesen Begriff zu ernst auslegen würde, müssten meiner Schätzung ca 80% aller Belege als Mache betrachten, auch die, die sich in vielen Ausstellungsrahmen befinden.

Soweit meine Gedanken als Anregung der Diskussion.
Henry
 
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