Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 01.04.2008 11:18:16 Gelesen: 1202063# 13@  
Briefmarkenfreunde Dissen-Bad Rothenfelde

Unter den Alben bogen sich die Tische

Neue Osnabrücker Zeitung / ak, Bad Rothenfelde (25.03.08) - Die Tische im Bad Rothenfelder Kurhaussaal biegen sich unter der Last. Ansichtskarten, so weit das Auge reicht, Berge aus Briefmarkenalben, meterweise Kästen mit glänzenden Münzen, Medaillen, Orden, Kataloge, Fachbücher und, und, und... Darüber gebeugte Menschen, versunken in ihr Hobby.

58. Großtauschtag an Karfreitag in Bad Rothenfelde: Der Termin ist seit Jahrzehnten Pflicht für Philatelisten und Numismatiker. Und das nicht nur für Sammler und Händler aus den Orten rund um Bad Rothenfelde. Nein, sie kommen auch aus Iserlohn, Hannover und Bremen und sogar aus den Niederlanden, um hier ihr Schnäppchen zu machen beim Kaufen, Verkaufen und Tauschen.

Einer ist eigens aus Mannheim angereist. Einer mit Gewerbeschein. Burkhard Magin ist Sammler und Händler gleichermaßen und unterbricht jährlich die Fahrt mit seiner Frau zu ihrer Schwester in Bremen im Heilbad am Teutoburger Wald, um am Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Dissen-Bad Rothenfelde teilzunehmen. "Hier kauf ich gern ein", bekennt er, "wenngleich es schon mal besser war mit dem Angebot!"

Magin hat auf einem bestimmt sechs Meter langen Tisch vor sich Unmengen an Postkarten und Heimatbelegen, sortiert nach Städten und Ländern, Motiven und sonstigen Gebieten, aufgehäuft und wartet auf Kundschaft. Post- und zeitgeschichtliche Belege seien sein Sammelgebiet. Um das zu vervollständigen, ist er auch häufig im Saal unterwegs bei Kollegen und schaut dort nach dem, was ihm fehlt.

Magin klagt jedoch wie manch anderer im Saal über nachlassenden Besuch. Der Kauf übers Internet sei die Ursache dafür. "Aber Vorsicht ist dabei geboten", sagt er, "denn allzu leicht gerät man an Fälschungen. Die sind nicht leicht und nur vom Fachmann zu erkennen!"

Derlei Sorgen kennt der Vorsitzende der Briefmarkenfreunde Dissen-Bad Rothenfelde, Hans-Günter Overschmidt, kaum. Er ist natürlich bodenständig beim Tauschtag seines Vereins geblieben, und im Übrigen würde er Fälschungen, seien es die kleinen gezackten Postwertzeichen oder auch metallene Zahlungsmittel, als "alter Hase" schnell spitzkriegen. Deshalb bietet er auch seine Erfahrungen zum Schätzen von Sammlungen gegen einen geringen Obolus an.

Overschmidt hat dieses Mal neben einer Vielzahl Ansichtskarten und Heimatbelege sowie Münzen auch ein sogenanntes "Ratsherren-Buch" mit Bielefelder Notgeld im Angebot. "Das hat mir ein Bekannter in Kommission anvertraut", erzählt er. "Ich soll es in seinem Auftrag verkaufen." Notgeld aus den Inflationsjahren 1922 bis 1924 befindet sich in dem Album, hergestellt und mit unwahrscheinlich interessanten Motiven und Texten ausgestattet aus Seide, Leinen und Papier, das Leinengeld zum Teil mit gehäkelter Borte versehen. Wert 10000 Mark und mehr bis zur Billion steht darauf gedruckt - Wahnsinn.

"Ein solches Album", erklärt Overschmidt, "wurde damals den Bielefelder Ratsherren zum Geschenk gemacht. Dieses hier wird heute zwischen 1500 und 2000 Euro gehandelt!" Insgesamt zeigte er sich wieder zufrieden mit dem Tauschtag: "Im Vergleich mit Tauschtagen großer Städte ringsum schneiden wir immer noch gut ab dank weit gestreuter Werbung!"

Das nächste Mal laden die örtlichen Briefmarkenfreunde wieder zum Volkstrauertag in den Kurhaussaal ein.

(Quelle: http://www.neue-oz.de/information/noz_print/suedkreis/19054058.html)
 
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