Thema: (?) (35) (54) Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach
volkimal Am: 10.03.2012 08:04:35 Gelesen: 53162# 23@  
Hallo zusammen,

eigentlich gehören die beiden Karten die ich heute vorstelle nicht zum Thema "Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach". Da die Korrespondenz zwischen Großvater und Herrn Wehrung aber eine komplette Geschichte ist, zeige ich sie dennoch hier.

Zu den bisher gezeigten Belegen gesellten sich zwei weitere Karten - wie durch Zufall fand sie mein Vater im Nachlass meines Großvaters. Eine davon hatte Frau Wehrung nach dem Tode Ihres Mannes zurückgeschickt.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges am 9. Mai 1945 wurde die Post im Juni wieder lokal zugelassen, am 6.7.1945 für die gesamte britische Zone und Ende Oktober 1945 wieder für ganz Deutschland (und damit auch für Tübingen, das in der französischen Zone lag).



Wieder wurden die ersten Fühler zu den Bekannten ausgestreckt. So schrieb mein Großvater am 28.10.1945 u.a.:

Lieber Freund! Einst 1918 schrieb ich Dir eine Offerte betr. 'Elpis' und 'Parresia'. Heute ist das eine noch größere Mangelware. Soeben höre ich, daß Post zu Euch zugelassen ist, da möchte ich Dir ein Lebenszeichen senden..." (erst sechs Monate nach Kriegsende).

Großvater hat eine Behelfspostkarte verwendet, um am 28.10.1945 Kontakt zu Herrn Wehrung aufzunehmen. Diese Postkarten wurden nur mit einem Kontrollstempel des entsprechenden Postamtes verkauft. In diesem Fall ist der Kontrollstempel das alte Amtssiegel (Negativstempel) des Postamtes Dortmund 1 mit aptiertem (herausgeschnittenem) Adler und Hakenkreuz.



Auf der Antwortpostkarte vom 12.11.1945 heißt es u.a.:

Lieber Freund! Dein Lebenszeichen ist freudig aufgenommen worden. Oft haben wir an Euch gedacht, als die Kämpfe über Westfalen hingingen... Ja vor 26 Jahren rauchte ich Deine Zigarren...

Als Antwort benutzte Herr Wehrung am 12.11.1945 eine Aufbrauchsausgabe. Auf der Hitler-Postkarte wurden die Hitlermarke und der Werbespruch schwarz überdruckt. Der Werbetext lautete ursprünglich: "Der Führer kennt nur Kampf, Arbeit und Sorge. Wir wollen Ihm den teil abnehmen, den wir ihm abnehmen können". Als neue Wertangabe erhielt die Karte den Zudruck "GEBÜHR BEZAHLT 6 PF.".

Soweit die Geschichte von der Korrespondenz zwischen den beiden Freunden über zwei Weltkriege. Diese und viele andere Geschichten machen meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" für mich so interessant.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
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