Thema: (?) (183-184) Mit Brief und Siegel: Was sagt uns die Rückseite ?
Marcel Am: 31.08.2012 23:01:13 Gelesen: 197887# 52@  
Siehe auch Altdeutschland: Schöne Belege #23

Hallo,

heute stelle ich Euch 4 Briefe vor die einer Person zuzuordnen sind.

In der Person geht es um Anna von Helldorff (aus dem Hause Bedra) die sich auf dem Rittergut in Drackendorf bei der Verwandtschaft lebte bzw. zeitweise aufhielt. Annas Mutter ist Therese geb. Köhne und der Vater ist Bernhard von Helldorff (1806-1884). Heinrich Ferdinand von Helldorf (1833-1876) ist Annas Bruder.

Der Erste Brief ist ein mit 1 Groschen (Norddeutscher Postbezirk Mi.-Nr.16) Faltbrief von Jena (Stempel vom 10.06.1869) nach Storchnest bei poln. Lissa (heute: Osieczna). Auf der Rückseite 2 AUSG. - Stempel + einem gebrochenem Siegel (Ursprung: von Helldorffs Ringsiegel) Aus dem Inhalt ist zu entnehmen, daß sie sich nicht daran gewöhnen kann auf dem (Chiffon) zu schlafen und heute Anton (vermutl. Anton II. von Ziegesar) und General Nedem zu Besuch kommt - letzte Satz: "Lebe wohl mein Schatz, Gott behüte Dich Deine Anna". Damit ist wohl ihr seit 1860 verheiratete Ehemann Tassilo von Heydebrandt (altes schlesisches Adelsgeschlecht derer von Heydebrandt mit Stammsitz Heidenau-Heinersdorf bei Liegnitz in Niederschlesien) gemeint geb. 1818 in Berlin - gest. 1899 in Storchnest bei Lissa. Er war dt. Schachmeister und Theoretiker des 19.Jhd. - kaiserl. Gesandter und Geheimrat.



Der Zweite ist den selben Weg gegangen ein paar Tage später am 18.06.1869 hat leider keinen Inhalt, da es sich um eine Briefhülle handelt.



Der Dritte im Bunde ist eine Briefhülle von Jena nach Berlin mit L2-Stempel JENA 26.MAR.186(7) mit 3 Sgr. (TT Mi-Nr.31) mit rückseitigem Ankunftstempel und Wachsiegel derer von Helldorff (Ringsiegel).

Der Brief könnte mehreren Kandidaten von Helldorffs gegolten haben:

1. Ihrem Mann Tassilo von Heydebrandt - der aller Wahrscheinlichkeit den Namen von Helldorff getragen hat.

2. Carl Heinrich Ferdinand August von Helldorff (1832-1905) preuß.Rittmeister und Abgeordneter für den Wahlkreis Merseburg im Reichstag des Norddeutschen Bundes von 1867-1871 - bis 1868 auch im Zollparlament. Von 1874 bis zu seinem Tode Präsentant des alten und befestigten Grundbesitz im Landschaftsbezirk Ost-Thüringen auf Gut Drackendorf bei Jena. Mitglied im preußischen Herrenhaus.
3. Otto Heinrich von Helldorff (1833-1908) Politiker und Kammerherr im preußischen Staatsdienst bis 1874 - Mitglied im Reichstag.

4. Karl Heinrich Wolff von Helldorff (1828-1895) älterer Bruder von Otto Heinrich v.H. königlich preussischer Landrat.

Genauer läßt sich das vorerst nicht herausfinden.



Hier ist das Wappen der Helldorffs des Ringsiegels sehr gut zu erkennen:



Der Vierte ist ein mit 1 Gr. (Norddeutscher Postbezirk Mi-Nr.4) am 17.12.1868 geschriebener und mit Abstempelung von Jena versehener Faltbrief nach Nebra an der Unstrut.

Hatte ebenso ein Siegel (leider nicht mehr vorhanden) auf der Rückseite.
Der Brief ging entweder an Bernhard Heinrich von Helldorff auf Bedra (Annas Vater) oder ihrem Bruder Heinrich Ferdinand von Helldorff. Das G. steht hier für Graf. Aus dem Inhalt des Briefes leider nicht erkennbar, dafür aber ein schöner Reisebericht von Anna über ihre langweilige Fahrt von Weißenfels über Apolda - über den ihr zu Ehren gegebenen Empfang - über die Kommissionstour nach Leipzig und Penskau. Sie freut sich auf das Wiedersehen am 23th. (23.12.) und verbleibt mit Deiner Anna. (Ich denke es ist damit ihr Vater gemeint).



Hintergrundinfo zu Nebra: Preußisch seit 1815. Das "Neue Schloß" (Schlossberg) heute ein Hotel wurde 1874 aus Nebraer Sandstein gebaut im Neorennaissancestil vom Grafen von Helldorff. Weitere Besitztümer waren der zum Burgbezirk Nebra gehörende Ort Wippach seit 1812 an Helldorff gegangen, der Ort Birkigt gekauft von Bernh. Heinr. v. H. am 07.April 1830 (beide Orte heute: Bad Bibra) - die Nachbargemeinde Baunersroda 1828 gekauft von Heinr. Ferdinand v.H. auf Bedra (Vater von Bernhard) und Gleina hatten bis zur Enteignung Helldorffs 1945 Bestand.

Wer mehr zur Aufklärung beitragen kann ist herzlich willkommen!

mfG Marcel
 
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