Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 21.04.2008 15:11:48 Gelesen: 1201947# 19@  
Briefmarken als Spiegel der Geschichte

Von Jürgen Feibig

Kölner Stadt-Anzeiger, Bad Münstereifel (15.04.08) - Es gibt sie noch, auch wenn sie mancher für eine ausgestorbene Spezies hält: die im Verein organisierten Briefmarkenfreunde. Allerdings hält sich die Zahl dieser Gemeinschaften, die über ein lebendiges Vereinsleben verfügen, in Grenzen. Die „Briefmarkenfreunde Bad Münstereifel“ können sich zu der aktiveren Sorte zählen. Mit ihrem traditionellen Großtauschtag für Briefmarken, Ansichtskarten und Münzen, der am Sonntag im St.-Angela-Gymnasium stattfand, hatten sie zahlreiche Sammler und Händler angesprochen. Da man gleichzeitig auch eine Briefmarkenschau veranstaltete, waren interessierte Bürger eingeladen, in Ruhe und ohne Kaufzwang durch die ebenso interessante wie umfangreiche Ausstellung zu bummeln. Die Cafeteria sorgte für die Annehmlichkeit, sich bei Bedarf mit einer Mahlzeit oder bei Kaffee und Kuchen stärken zu können.

Auf den ersten Blick mag dem Laien das Sammeln von „Postwertzeichen“ ziemlich unspektakulär vorkommen. Wer jedoch einen tieferen Einblick in die Philatelie erhielt, konnte sich der faszinierenden Welt der kleinen „bunten Bildchen“, die vielfach unsere Geschichte widerspiegeln, nicht entziehen. Ähnlich verhielt es sich mit den Ansichtskarten, die Erinnerungen wach werden ließen.

Am Anfang der Ausstellung stieß man auf die Sammlung des Mahlbergers Heinz Reidenbach, der über 2500 Postkarten besitzt. Er präsentierte vornehmlich Ansichten Münstereifels zur Jahrhundertwende. Dabei erfuhr der Besucher, dass in der Zeit von 1897 bis 1905 die Karten nur auf der Vorderseite beschrieben werden durften. Nicht weniger interessant die Tatsache, dass die Postsendungen in unserer Region fast ausnahmslos noch am Aufgabetag dem Adressaten zugestellt wurden. Zwei Stempel auf dem Poststück belegten, wann die Post abgegangen und wann sie beim empfangenden Postamt angekommen war. Der Geschäftsführer der Bad Münstereifeler Briefmarkenfreunde, Dieter Kaspari, stellte einen Teil seiner rund 600 Ansichtskarten von Maria Laach aus. Unter ihnen kostbar aussehende Karten in Seiden-Optik und fluoreszierende Luna-Karten.

Kennedy und Haass

In den Ausstellungsrahmen fanden sich Sammlungen, die sich mit prominenten Zeitgenossen wie John F. Kennedy oder dem in Münstereifel geborenen Arzt und Philanthropen Friedrich Joseph Haass befassten. Vereinsvorsitzender Karl Monheim hatte eine stattliche Sammlung der für Deutschland bestimmten „AM Post“- Marken mitgebracht, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten in Deutschland ausgegeben wurden, bemerkenswerterweise aber bereits ein Jahr vor Kriegsende in der Staatsdruckerei der USA hergestellt wurden.

Auch beim Großtauschtag in Bad Münstereifel waren keine Sammler anzutreffen, die ihre Briefmarken lediglich als Kapitalanlage betrachten. Angesichts der beträchtlichen Auflagen, die sich zwischen 20 und 200 Millionen bewegen, bleibt für Wertsteigerungs-Spekulationen auch wenig Platz. Es sei denn, man besitzt eines jener seltenen Vorab-Exemplare der Olympia-Marken von 1980, die einst ein Postminister in seinem Schreibtisch vergaß. Durch den Teilnahme-Boykott des Westens kamen diese Marken letztlich nicht in den Verkehr. Mit Ausnahme der wenigen Stücke, die die Ehefrau des Minister - wohl in Unkenntnis der Sachlage - für ihre Postkarten benutzte, mit denen sie sich an Preisausschreiben beteiligte. Der heutige Katalogwert für diese Briefmarken liegt bei rund 30 000 Euro pro Stück.

Dreimal soviel, nämlich rund 100 000 Euro, erhält der Eigentümer einer besonderen deutschen Briefmarke mit einer Abbildung der amerikanischen Schauspielerin Audrey Hepburn. Diese Marken waren im Jahr 2001 bereits komplett gedruckt, als die Familie des Hollywood-Stars die Zustimmung zur Verwendung des Fotos, auf dem die Hepburn mit einer Zigarette in der Hand abgelichtet war, überraschend verweigerte. Obwohl die bedruckten Bögen angeblich vollständig eingezogen wurden, sind dennoch bislang vier Briefmarken daraus aufgetaucht.

Jugendliche, die Interesse an der Philatelie haben, können sich einer Gruppe um Geschäftsführer und Jugendleiter Kaspari anschließen, die sich jeden zweiten Mittwoch im Monat im Marienheim trifft. Hier wird den jungen Leuten das notwendige Fachwissen vermittelt. Gleichzeitig hilft ihnen der Verein dabei, eine eigene Sammlung mit gestempelten Marken aufzubauen oder zu komplettieren.

(Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1207479026023.shtml)

Alte Postkarten belegen die bis 1905 geltende Vorschrift, nach der Ansichtskarten nur auf der Vorderseite beschrieben werden durften.
 


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