Thema: Portobestimmung von Belegen
juni-1848 Am: 05.01.2013 08:47:25 Gelesen: 153494# 196@  
Moin zusammen,

da ich gerade den Karton „unpässlicher“ Infla-Portostufen gestülpt habe, heute 3 von 7 Briefen nach Schweden, die als Gemeinsamkeit alle den Sonderdienst Einschreiben oder Wertbrief sowie eine Abweichung von den Auslandsgebühren aufweisen:

Ad unam:



Wertbrief vom 27.9.1923 der Nordischen Bankkommandite Sick & Co, Hamburg
über 100.000 Mark zu 305 Gramm in der 16. Gewichtsstufe nach Stockholm
(ohne Ankunftsstempel oder sonstige Durchleitungsstempel). Die Gebühr wurde bar erhoben mit dem roten Dreizeiler „____ M. \ Taxe payée \ Postamt 8 Hamburg“. Er wurde mit Gewichtsprotokoll von der Postüberwachungsstelle Hamburg UNGEÖFFNET freigegeben (Rückseite). Die rückseitigen Siegel sind vollständig erhalten.

Die Gebührenhöhe setzt sich wie folgt zusammen:

6.375 Tsd Mark = Auslandsbrief zu 305 Gramm (750 Tsd bis 20 Gramm + 375 Tsd je weitere 20 Gramm)
...250 Tsd Mark = Wert-Einschreibegebühr
...750 Tsd Mark = Wert-Versicherungsgebühr (750 Tsd Mark für je angefangene 450 Mio Mark Wertangabe)
7.375 Tsd Mark Gesamtgebühr !

Handschriftlich hat der Schalterbeamte jedoch nur eine Gebührenhöhe von 6.627 Tsd Mark notiert.

Wir werfen kurz einen Blick auf die die Inlandsgebühr für Wertbriefe:

250 Tsd Mark = Wert-Einschreibegebühr
...2 Tsd Mark = Wert-Versicherungsgebühr (2 Tsd Mark für je angefangene 100.000 Mark Wertangabe)

Und siehe da: 6.375 Tsd + 250 Tsd + 2 Tsd ergeben die eingetragenen 6.627 Tsd Mark.

Ad secundam:

...

Ein weiterer Wertbrief vom 27.9.1923 der Nordischen Bankkommandite Sick & Co, Hamburg über 100.000 Mark zu 170 Gramm in der 9. Gewichtsstufe nach Stockholm
(ebenfalls ohne Ankunftsstempel oder sonstige Durchleitungsstempel).

Die Gebühr wurde bar erhoben mit dem roten Dreizeiler „____ M. \ Taxe payée \ Postamt 8 Hamburg“. Er wurde nach dem Öffnen von der Postüberwachungsstelle Hamburg mit dem weißen Devisenkontrollstreifen Nr. 10 wieder verschlossen und mit einem Gewichtsprotokoll versehen (Rückseite). Drei der fünf rückseitigen Siegel der Bank sind vollständig erhalten, die beiden beim Öffnen erbrochenen Siegel wurden durch größere und schwerere der Überwachungsstelle ersetzt, die größtenteils wieder abgefallen sind.

Wieder setzt sich die Gebührenhöhe so zusammen:

3.750 Tsd Mark = Auslandsbrief zu 170 Gramm (750 Tsd bis 20 Gramm + 375 Tsd je weitere 20 Gramm)
...250 Tsd Mark = Wert-Einschreibegebühr
...750 Tsd Mark = Wert-Versicherungsgebühr (750 Tsd Mark für je angefangene 450 Mio Mark Wertangabe)
4.750 Tsd Mark Gesamtgebühr !

Handschriftlich hat der Schalterbeamte jedoch nur eine Gebührenhöhe von 4.002 Tsd Mark errechnet.

Wir werfen kurz einen Blick auf die die Inlandsgebühr für Wertbriefe:

250 Tsd Mark = Wert-Einschreibegebühr
...2 Tsd Mark = Wert-Versicherungsgebühr (2 Tsd Mark für je angefangene 100.000 Mark Wertangabe)

Und auch hier ergeben 3.750 Tsd + 250 Tsd + 2 Tsd die eingetragenen 4.002 Tsd Mark.

In beiden Fällen wurde also für die Versicherung die günstigere Inlandsgebühr berechnet. Auf 2 weitere Wertbriefe (in katastrophaler Erhaltung) aus Hamburg und Berlin trifft die gleiche Beobachtung zu.

FRAGE:

Versehen des Schalterbeamten ? Oder gab es für Schweden eine abweichende Gebührenregelung ? Meine Infla-Literatur liefert keine Anhaltspunkte.

Ad tertiam:



Und noch einer, der aus dem Rahmen fällt.

Einschreibebrief über 830 Gramm (42. Gewichtsstufe) vom 26.10.1923 ab Danzig nach Stockholm (rückseitig ohne Ankunfts- oder Durchleitungsstempel).
Die Gebühr wurde bar erhoben mit dem roten Einzeiler „Taxe percue _____M“.
Die rückseitigen Siegel sind nahezu vollständig abgefallen.

Und so errechnet sich die Gebührenhöhe:

64,5 Milliarden Mark = Auslandsbrief zu 830 Gramm (3 Milliarden bis 20 Gramm + 1,5 Milliarden je weitere 20 Gramm)
..3 Milliarden Mark = Einschreibegebühr

Das ergibt zusammen 67,5 Millarden Mark. Der Schalterbeamte notierte jedoch 1 Milliarde mehr auf dem Umschlag. Das gleiche Mehrporto findet sich auf einen Einschreibebrief (Fragment) aus Berlin nach Stockholm aus der gleichen Portoperiode.

FRAGE:

Gab es irgendeinen Zuschlag auf Einschreibebriefe nach Schweden ? Oder auch nur Zufall ?

Die beiden oben beschriebenen Abweichungen fand ich nur auf Briefen nach Schweden. Alle anderen Auslandswertbriefe und -einschreiben (gesehene oder im Bestand) sind entweder korrekt tarifiert oder zeigen schlechthin Rechenfehler der Schalterbeamten.

So genug gerechnet. Wer weiß mehr ?

Sonniges Wochenend,
Werner
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/721
https://www.philaseiten.de/beitrag/59130