Thema: Moderne Privatpost in Deutschland
Stefan Am: 04.06.2013 19:37:49 Gelesen: 2286988# 705@  
@ filunski [#704]

Aber, um nicht den "schwarzen Peter" alleine bei der DPAG zu sehen, hier das Gegenbeispiel:

Frankiert mit einer aktuellen 58 Cent Marke der DPAG und dann wohl anstandslos mit dem Privatpostunternehmen Blitzkurier weiterbefördert. Oder handelt es sich eventuell bei dem blauen "Freistempel" um eine zusätzliche Freimachung des Blitzkuriers?


Ich gehe davon aus, dass die Ursache für das Entstehen dieses Belegs lapidarer ist als angenommen. Das gängige Szenario wäre folgendes:

Mitarbeiter Müller (Meier, Schulz etc...) des Blitz-Kurier-Kunden Firma XY GmbH hat privater Natur einen C6-Brief bis 20g zu verschicken, frankiert diesen korrekt mit einer Briefmarke der DPAG und legt diese Sendung der Ausgangspost seines Arbeitgebers bei. Eventuell hat Mitarbeiter Müller keine Zeit, selbst den Gang zum nächsten Briefkasten der Deutschen Post AG anzutreten. Die Ausgangspost wird in der Firma XY GmbH zur Abholung für den Blitz-Kurier-Abholfahrer bereitgestellt; dieser holt die Tagespost ab (zusammen mit den Sendungen weiterer Blitz-Kurier-Kunden) und liefert diese im Briefzentrum der Blitz-Kurier GmbH in Rathenow (1) ab. Dort wird die Tagespost entgegengenommen.

Im anschließenden Bearbeitungsschritt müsste bzw. hätte eine Durchsicht der Tagespost nach Sendungen erfolgen müssen, um bereits frankierte Sendungen (wie in diesem Beispiel) auszusortieren. Der Absender hat schließlich für den Versand/Zustellung über die DPAG bezahlt und wozu soll man sich als alternativer Briefdienstleister selbst die Arbeit machen, wenn man diese der Konkurrenz (hier DPAG) aufs Auge drücken kann. Einige Briefdienstleister (evtl. auch die Blitz-Kurier GmbH) sortieren an dieser Stelle bereits Sendungen aus, welche zweifelsfrei in den Kreislauf der Deutschen Post AG zur Zustellung eingespeist werden sollen. Manch andere Briefdienstleister nutzen diesen Briefvorsortiervorgang, um Sendungen nach Format zu trennen bzw. um höherwertige Sendungen (Bsp. Einschreiben, Postzustellungsaufträge) für eine separate Bearbeitung auszusortieren.

Der sicherlich irrtümlich nicht aussortierte Beleg wandert zur bzw. zu einer Frankieranlage des Blitz-Kurier und wird dort (zusammen mit der weiteren Tagespost der Firma XY GmbH) für die Eigenzustellung durch die Blitz-Kurier GmbH (bzw. Partnerunternehmen) frankiert. Während des Frankiervorgangs wird die C6-Sendung als solche auf der Kundennummer des Absenders erfasst (und später dem Kunden Firma XY GmbH als C6-Sendung bis 20g in Rechnung gestellt).

Anschließend wandert die Kiste mit der frisch frankierten Tagespost zu den Kollegen, welche für die Handsortierung (nach Zustellbezirk für den eigenen Zustellbereich sowie Zustellgebiete von Partnern) zuständig sind. Dort wird erkannt, dass der Empfänger dieses Briefes im Zustellgebiet der Regio Print-Vertrieb GmbH (RPV) aus Cottbus (2) wohnt (bzw. das Empfängerunternehmen dort seinen Firmensitz hat).

Am Abend bzw. in der Nacht (E+1) bzw. am darauffolgenden Tag (E+2) gelangt die Sendung (zusammen mit weiteren Sendungen für RPV) in das ca. 210 km entfernte Cottbus und wird dort am 22.03.2013 maschinell sortiert. Die Briefsortiermaschine, Modell Criterion von BBH erkennt, dass es sich hier um eine Postfachsendung handelt, welche für eine Postfachanlage in Cottbus bestimmt ist. Ob die Sendung am 23.03.2013 in der Filiale der Deutschen Post AG in Cottbus zur Einlage in das betreffende Postfach abgegeben wurde oder ob der RPV die Sendung in Eigenregie beim Empfänger zugestellt hat, lässt sich für mich (bisher) nicht eindeutig bestimmen.

Die Laufzeit dieser Sendung ließe sich einschränken, wenn man wüsste, ob die Blitz-Kurier GmbH mit dem Datum der Einlieferung oder dem Datum der geplanten Zustellung frankiert. Derzeit gehe ich von letzterem aus (Laufzeit demnach E+2). Der zustellende Briefdienstleister RPV hat sicherlich ein Entgelt für die Zustellung dieser Sendung vom abgebenden Briefdienstleister Blitz-Kurier erhalten.

Alternativ (theoretisch) denkbar wäre, dass der Absender diesen Brief in einen Briefkasten der Blitz-Kurier GmbH eingeworfen hat und die Sendung im Briefzentrum des Blitz-Kurier nicht als DPAG-frankierte Sendung erkannt wurde.

Gruß
Pete

(1) http://www.blitzkurier-rathenow.de/
(2) http://www.rpv-cottbus.de/
 
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