Thema: Der Nachbarortsverkehr der Deutschen Reichspost vom 1.4.1900-5.5.1920
bekaerr Am: 10.06.2013 13:54:42 Gelesen: 81322# 30@  
@ westfale1953 [#27]

Hallo Bernhard,

beide Orte lagen in Württemberg. Der Bestimmungsort heißt "Beutelsbach" und war zumindest 1910 (für die Jahre danach fehlen mir leider noch Quellen) selbständiger Postort.

Heute gehören beide zu Weinstadt: http://de.wikipedia.org/wiki/Weinstadt

Vorausgesetzt, Beutelsbach war auch 1919 noch selbständiger Postort, handelt es sich auf jeden Fall um einen echten Nachbarortsverkehr. Beide Orte lagen nur ca. 2 km voneinander entfernt. In Württemberg gab es ja bis Mitte/Ende 1919 noch den sog. Oberamtsverkehr, bzw. einen 10 km-Bereich (siehe auch: @ bekaerr [#6])

Gratuliere zu dem Beleg. :-)

@ mumpipuck [#26]

Auch dieser Beleg passt hervorragend zum Thema, da er zeigt, dass nicht nur wir Sammler von heute Probleme mit den Geltungsbereichen haben, sondern auch schon die damaligen Postbenutzer. Im Handwörterbuch des Postwesens (Ausgabe 1927) wird das sehr anschaulich erläutert (besser, als ich es mit eigenen Worten könnte):

"Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingetretene ... ständig verdichtende Besiedelung des flachen Landes hatte zur Folge, daß viele politisch selbständige und mit eigenen PAnst. ausgestattete Gemeinden ineinanderwuchsen. Im Verkehr zwischen diesen baulich zusammenhängenden oder unmittelbar aneinander grenzenden Orten bereitete die Abgrenzung der Geltungsbereiche für die Ortsbriefgebühr große Schwierigkeiten, zumal die Grenzen der Zustellbezirke der PAnst eng benachbarter Orte sich häufig nicht mit den Gemeindegrenzen deckten. Es kam daher häufig vor, daß für Teile einer Ortschaft, die zum Zustellbezirk eines benachbarten Postortes, nicht aber mit den übrigen Teilen des eigenen zu einer anderen PAnst gehörenden Ortes die ermäßigte Ortsbriefgebühr galt."

Deswegen wurde der Nachbarortsverkehr eingeführt. Der Beleg von Zollenspieker nach Kirchwärder spiegelt in meinen Augen genau diese beschriebene Unsicherheit wieder. Schön, dass Du auch die weitere historische Entwicklung, das Zusammenwachsen, bzw. Ineinanderaufgehen der beteiligten Orte nachzeichnet. So wird aus einem einfach Beleg echte Post-Geschichte.
 
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