Thema: Moderne Postgeschichte Privatpost in Deutschland: Lettershops etc.
DL8AAM Am: 14.06.2013 15:19:25 Gelesen: 110434# 53@  
@ sachsen-teufel [#52]

Michael,

die Ansprache von Lettershops ist in aller Regel schwierig. Ganz selten tauchen diese namentlich in den Kundenklischees auf. Meist basiert eine mögliche Identifikation ausschließlich auf Indizienbeweisen. Die verwendeten Postfachangaben in den Kundenklischees sind fast immer keine unter denen jemand öffentlich auftritt, sondern dienen lediglich als anonymisierend (dem Empfänger gegenüber unbestimmbare) Rücksendezwecken. Wenn man nach nach diesen Postfachangaben im Kundenklischee sucht und man bei Google entweder keinen Treffer oder gleich Treffer für verschiedene Absender landet, kann man kann man sich fast sicher sein, dass dahinter so ein Lettershop steckt (stecken könnte). Das gilt besonders wenn dann noch Belege mehrerer verschiedener Absender auftauchen.

Es gäbe dann zwar noch die Möglichkeit, dass der Lettershop selbst nicht frankiert, sondern dass dem Konsolidierer überlässt, was in diesem Fall sehr unwahrscheinlich ist, auch weil Belege mit dieser Postfachangabe bis mindestens 1998 dokumentiert sind (Gerät C19374B).

Also bleibt hier scheinbar wirklich nur ein frankierender Lettershop über. Nun kommen die Indizien zum Tragen, die einzeln gesehen eigentlich keine eindeutige Aussage ermöglichen, aber in der Masse kann man hinreichender Sicherheit schon etwas sagen.



Lieferschein mit Angabe eines "Prospektservices" mit "c/o ics GmbH" (die eindeutig ein "Lettershop" ist). Auch wenn im Adressfenster ein abweichendes Postfach (mit gleichem Präfix 630) angegeben wird. Ich vermute hier ein gezieltes Retourenmanagement bzw. (da dieses Postfach auch dem Kunden gegenüber als Absender genannt ist) eine Art von individueller Kundenbetreuung, insbesondere, da dieses amerikanische Kreuzfahrtunternehmen keinen eigenen Sitz in Deutschland besitzt.

Die Post ordnet Hamburg übrigens pro 65 Postfächer je eine eigene Postleitzahl zu, wobei es sich trotz unterschiedlicher PLZ aber nicht zwingend auch um physisch separate Lokalitäten/Ämter handeln dürfte:

22314 Hamburg 630401-630465
22315 Hamburg 630500-630565
22316 Hamburg 630601-630665
22317 Hamburg 630701-630765
 



Auch das neben ics ein weiterer Dienstleister am "gleichen Ort" mit der Abwicklung ähnlicher Leistungen bei ein und demselben Kunden beschäftigt ist, halte ich doch für recht unwahrscheinlich. Zumal ics selbst alles (vom Druck, Kundenverwaltung, Lagerung und Versand sowie Retourenmanagement) aus einer Hand anbietet. Es bleibt zwar noch eine kleine theoretische Möglichkeit, dass ics einen externen Frankierservice für die Sendungen seiner Kunden einschaltet (das Wort "frankieren" taucht nicht auf der Webseite von ics auf, lediglich Weiterbehandlung/Versand und Portooptimierung), üblichweise gehört aber dieser Service zu einem normalen (großen) Lettershop dieser Art. Das Zusatzgeschäft lässt der sich bestimmt nicht entgehen.

Auch geben alte Kreisstempel-AFS mit diesem Postfach als Postleitzahl 22335 im Datumsstempel an, das passt genau zum Sitz bzw. Hausanschrift von ics.

Wie gesagt, die Einzelpunkte sind für sich alleine nicht unmittelbar zwingend, aber die Gesamtheit ergibt ein stimmiges Bild. Leider reagieren die Lettershops wohl grundsätzlich nicht auf entsprechende Nachfragen. Ich hatte das in der Vergangenheit verschiedentlich versucht, wobei keine einzige Emails jemals beantwortet wurde.

Die Webseite von ics gibt als Referenzkunden übrigens den Werbemittel-Service-Center von ARAL sowie die Firma Ekornes Möbelvertrieb (d.h. "Stressless") an. Es wäre also mal interessant zu sehen, wie Belege dieser Absender bzw. die Frankturen aussehen.

Beste Grüße
Thomas
 

Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/3618
https://www.philaseiten.de/beitrag/67448