Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
inflamicha Am: 08.12.2013 16:00:32 Gelesen: 4161722# 2652@  
Hallo,

man sieht es diesem Brief zwar nicht gleich an, aber auch er hat mit der Rheinlandbesetzung zu tun. Um ausstehende Reparationslieferungen zu erzwingen besetzten Franzosen und Belgier weitere rechtsrheinische Gebiete ("Ruhreinbruch"), so kamen die Franzosen am 14. Januar 1923 beispielsweise bis Velbert. Vohwinkel als Zielort des Briefes wurde erst im März besetzt.

Es handelt sich um einen eingeschriebenen Fernbrief der 2. Gewichtsstufe 21-100 Gramm der Schloß- und Metallwarenfabrik C. Ed. Schulte AG in Velbert vom 23.1.1923 an die Spedition Carl Phil Weber in Vohwinkel. Das Porto betrug 70 Mark, die Einschreibgebühr schlug mit 40 Mark zu Buche.



Auf der Rückseite sind 3 Stempelabdrucke der Custos Portokontrolle zu sehen. Mit den Geräten sollte die missbräuchliche Verwendung der firmeneigenen Briefmarken verhindert werden. Für jeden Geldbetrag gab es ein Gerät mit Zählwerk. Während ein Mitarbeiter die Postsendung mit den Portobeträgen bestempelte, klebte ein anderer die Marken auf. Die Zählwerkendstände mussten mit den verbrauchten Marken übereinstimmen.

Mit zunehmender Inflation kam das Unpraktische des Verfahrens zutage, da die vorhandenen Stempelbeträge mit dem tatsächlichen Porto nicht mehr mitkamen. Auf diesem Brief hier war man bereits dazu übergegangen, einfach eine Stelle draufzuschlagen. Bei diesem Brief hier lässt sich allerdings nicht sagen, ob nun der 10 Mark-Stempel zum "Hunderter" oder die 5 Mark-Stempel zum "Fünfziger" geworden sind, Sinn macht beides. Beide denkbaren Varianten ergeben das Gesamtporto von 110 Mark.

Schönen Sonntag und beste Grüße

Michael
 
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