Thema: Fälschungen auf Auktionen kaufen ?
DL8AAM Am: 07.02.2014 15:12:13 Gelesen: 17444# 18@  
@ eurowelter [#15]

In der Philatelie bezeichnet man Nachahmungen seltener Briefmarken von privater Seite als Faksimile. Diese Nachahmung muss jedoch vom Original abweichen, da es sich sonst um illegale Fälschungen handeln würde. Eine einfache rückseitige Kennzeichnung als Faksimile reicht dafür nicht aus. Die Abweichung kann beim verwendeten Briefmarkenpapier, in der Farbe, in der Perforierung oder beim Druckverfahren stattfinden. Ein Faksimile ist daher nur eine dem Original ähnliche Briefmarke.

Wer hat denn das geschrieben, falscher als falsch geht nicht! Das ist reines Wunschdenken. Scheinbar ist die Theorie der Schwarmintelligenz, die hinter der Idee von Wikipedia steht, hier widerlegt worden. Ob es mir, den Philatelisten oder sonst wen, gefällt oder nicht. Eine 1:1 Nachahmung oder ein "nur rückseitig einfach gekennzeichnete" Faksimile ist KEINE illegale Fälschung. Erst einmal was soll daran "illegal" sein? So eine Nachahmung ist auch erst einmal KEINE Fälschung. Zur Fälschung wird so ein Machwerk erst (Zitat) " Eine Fälschung beziehungsweise ein Falsifikat ist die bewusste Herstellung eines Objektes ... zur Täuschung Dritter." Die Betonung liegt auf "Täuschung Dritter". Auch hier kommt erst die Illegalität ins Spiel. Solange diese Nachahmungen, Kopien bzw. Faksimiles als genau solches angeboten, verkauft oder weitergegeben werden, handelt es sich weder um eine Fälschung noch um irgendein illegales Tun (immer solange keine Rechte Dritter tangiert werden, siehe Urheberrecht).

Das ist aber nicht die Frage, sondern soll man Nachahmungen, Kopien, Faksimiles oder aufgeflogene Fälschungen sammeln? Ich meine in eine ersthafte philatelistische (eher "historisch, klassische") Sammlung kann/soll/muss man diese als Vergleichs- bzw. Referenzexemplar aufnehmen. Nicht nur als Prüfer. Sollten die nicht bereits entsprechend gekennzeichnet sein, bitte ruhig selbst "entwerten", damit die später nach einer "Sammlungsauflösung bzw. -vereinzelung" auch wieder nur als solche weitergegeben werden können. Es soll übrigens auch "originale Fälschungen" geben, die inzwischen mehr Wert haben, als die "originalen Originale" ;-) Einen echten Sperati, Fournier oder Foure würde ich nicht von der Bettkante schubsen. Und Fälschungen zum Schaden der Post sind inzwischen ein eigenes Sammelthema, die teilweise sogar in speziellen Fälschungskatalogen/Aufstellungen gelistet und gezielt gesammelt werden, z.B. "Nigeria-Connection" oder moderne US-Dauerserien (Flaggen).

Das eigentliche Problem ist, das aus legalen Nachahmungen schnell illegale Fälschungen werden können, insbesondere im Zeichen der aktuellen herrschenden "Geiz Ist Geil"-Ideologie. Leider fallen dabei nicht nur gedankenlose "Gier frisst Hirn"-Schnäppchenjäger auf solche Machwerke herein, sondern auch seriöse Sammler. Nur zu schnell kann man sich blenden lassen, auch unbewusst. Wobei wir wieder beim Thema Literatur & Wissen bzw. bei der "moralischen Festigkeit" sind, sich nicht auf Dinge einzulassen, von dem man keine wirkliche Ahnung hat, insbesondere wenn (viel) Geld im Spiel ist. Das gilt aber nicht nur in unserem Hobby, sondern auch in der echten Welt da draussen, Finanzdienstleistung (im weitesten Sinne) ist hier ein gutes Schlagwort, siehe z.B. aktuell 8%-Rendite-PROKON.

Selbst ein Appelieren an die Händler und Auktionshäuser (oder Selbstbeschränkungen der "Seriösen") diese Dinge nicht mehr anzubieten, hat keinen wirklichen nachhaltigen Effekt. Solange auch nur noch ein einziger Anbieter, der so etwas ja noch immer legal handelt, am Markt ist, besteht die Gefahr, dass die Stücke in die Illegalität abgleiten. Dann sind mir seriöse Häuser, die diese Werke - entsprechend beschrieben und (hoffentlich) gekennzeichnet - anbieten, 10x lieber, als sonstwer anders. Diesen Sonstwer gäbe es immer.

Wenn ich mir aber das doch sehr "reisserisch" formulierte Sammel-Großpostenangebot aus [#1] anschaue, frage ich mich, wer hier die potentielle Zielgruppe sein soll? Bestimmt nicht der Rumänienspezialsammler, der eine bestimmte 150 Jahre alte Fälschung als Fälschungsreferenz für seine Sammlung haben möchte - oder "Ich" auf der Suche nach meiner ersten Fournier ... :-(
Ich befürchte, dass wir bestimmt bald 1-2 Stücke davon bei eBay bewundern dürfen.

Mit nachdenklichen Grüßen
Thomas

Nachsatz zur Lösung: Hmmmm?!?! Als einzige Möglichkeit etwas hiergegen zu unternehmen sehe ich nur auf Online-Plattformen wie ebay einzuwirken, dass die über ihr Hausrecht Beschränkungen aussprechen. Nur wie will eBay die Angebote flächeneckend erkennen, neues Berufsfeld "Philatelist bei eBay"? ;-) Ich tippe einmal, dass heutzutage der Großteil dieser Machwerke über das Internet gehandelt werden. Hier kann eine Person schnell und leicht, viele viele kleine Posten kostengünstig anbieten. Das Risiko, dass Auktionshäuser und echte Händler mir bewusst oder grobfahrlässig Fälschungen (als echt) unterschieben ist zwar da, aber nicht sehr groß. Die haben einen Namen und ihre Existenz zu verlieren, im Gegesatz zu "Grimbelbatz234" bei eBay. Auch über Tauschtage können nicht mehr die Mengen im Markt plaziert werden, zumal ich da das Ding zumindest schon einmal in den eigenen Händen halten kann und potentielle "Besserwisser" im Hintergrund gerne mitsprechen (wollen). Wenn man also die Online-Plattformen in den Griff bekommen könnte bzw. die "Sammler" sensibilisieren kann, dann .... wobei, eigentlich sinnvoll greift nur der letzte Ansatzpunkt; Bildung, Bildung, (Ein-)Bildung.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6354
https://www.philaseiten.de/beitrag/80413