Thema: Postkalender: Wertschätzung
DL8AAM Am: 21.03.2014 15:08:09 Gelesen: 10727# 13@  
@ drmoeller_neuss [#10]

Jaja, ist schon klar.

Aber man geht ja auch nicht in den Baumarkt, um sich ein paar Balkonblumen als "Wertanlage" zu kaufen, obwohl warum nicht? Beim ersten richtigen Börsencrash in Europa platzte ja auch nur eine riesige Spekulationsblase um Tulpenziebeln. Damals, im 16./17. Jahrhundert hatten im Zuge dieses Zusammenbruchs fast die gesamten Niederlande dabei ihr "Haus und Hof" verloren.

Aber mal ernsthaft, auch wenn es überspitzt recht witzig klingt, viele Sammler kauften (bzw. kaufen leider noch immer) diese Art von philatelistischen Produkten - zumindest unter dem Teilaspekt -, dass sie meinen damit etwas werthaltiges ansammeln zu können und nicht als Wegwerf- bzw. Verbrauchsartikel, wie Kaffeepads. Gerade bei den Postkalendern war das in den 80ern (90ern?) so. Ich kann mich noch recht gut entsinnen, Angebote mit solch vollmundigen Aussagen "limitierte Auflage", "nicht im freien Verkauf angeboten", "nur an ausgesuchte Kreise vergeben", "sehr begrenztes Angebot", "nur nur wenige Exemplare lieferbar", "hohes Wertsteigungspotentential" etc. (zum Glück nur) gesehen zu haben. Damals wurde auch der staatlichen Post noch fast alles teuer aus den Händen gerissen, wenn es nur den Titel "offizielle" Ausgabe trug, irgendwo der Bundesadler vom Blatt lächelte oder am Rand unten gar der Druckvermerk "Bundesdruckerei" prangte. Auch die Post warb seinerzeit übrigens recht ausgiebig und oft mit den oben genannten Phrasen, nicht nur die bekannten Briefmarkenhäuser.

Es ist eine - hier zwar immer wieder gebetsmühlenartig vorgebrauchte - Binsenweisheit, wenn ich sowas nur als Spassgewinn - für mein Hobby - geldverbrauchend erwerbe, supi, alles in Ordnung - kein Problem. Aber viele hatten auch den wertschaffenden, wirtschaftlichen Aspekt dabei immer fest im Blick, falls dieser Beweggrund nicht sogar oft im Hauptfokus lag. Ich habe solche Sprüche à la "damit ich meinen Enkeln was hinterlassen kann" noch gut in den Ohren. Auch mein Vater glaubt immer noch, dass wir uns mal von seiner BUND-Abo-Postfrisch-Sammlung den Dachboden luxuriöst ausbauen können. Aber genau um diesen Punkt ging die Frage nach der "Werteinschätzung" hier. Eine berechtigte Frage! Der realistische Erwerber dieser Produkte - damals wie heute -, sollte wissen (gewusst haben), dass er für seinen persönlichen Spass Geld (ziemlich endgültig) verbraucht, ebenso wie der Kaffeeliebhaber für seinen Kaffeegenuss. Da hast Du vollkommen Recht. Im Endeffekt handelt es sich bei beiden Produkten nach dem "Gebrauch" nur noch um wertlosen Abfall (oder kostbaren Wertstoff, je nach Betrachtungsweise).

Viel Spass und LG,
Thomas,

der übrigens gerade über eBay dabei ist, sich eine BUND-komplett ETB-Sammlung aufzubauen, wohlwissend, dass ihm die Klarsichthüllen inzwischen um ein vielfaches teurer kommen werden, als die inliegenden Blätter. ;-)
 
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