Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 13.09.2014 09:06:46 Gelesen: 297836# 83@  
Hallo zusammen,

mit dem heutigen Beitrag möchte ich die Geschichte über das Missionarsehepaar Hübner abschließen.

Was geschah mit den verlassenen Missionsstationen, insbesondere mit der von Gustav Hübner gegründeten Missionsstation Bulongwa? Im Missionsbericht vom Januar 1920 beschreibt Missionar A. Weltzsch, was im Krieg passierte:

Die Plünderung der Stationen ist aufs Gründlichste erfolgt. Den Anfang machten die Offiziere, dann folgten die weißen, danach die farbigen Soldaten. Nachher wurde gern, aber mit Unrecht, auf die Eingeborenen des Landes die Schuld abgewälzt. Der gesamte bewegliche Besitz der Missionsstationen muß als verloren angesehen werden. Auch die Pflanzungen sind, teils aus Kriegsgründen, teils aus Zerstörungslust, fast alle vernichtet. Wieviel von den Gebäuden, abgesehen von den niedergebrannten Wohnhäusern des Stationsmissionars und des Seminarleiters in Kidugala, noch erhalten bleibt, wird davon abhängen, ob sie inzwischen von Europäern in Benutzung genommen wurden oder ob etwa Eingeborene in der Lage sind, sich um sie zu kümmern.

Die Schul- und Missionsarbeit, auch der eingeborenen Helfer, wurde von Anfang an stillgelegt. Es sollten die Bewohner des Landes nicht irgendwie unter dem Einfluß deutscher Mission bleiben. Die Schulen wurden planvoll verwüstet und ihre Lehrmittel zerstört. Auch wo Brennholz dalag, heizte man lieber mit Schulbänken.


Nach dem Frieden von Versailles wurde Deutsch-Ostafrika britisches Mandatsgebiet. Dementsprechend wurden die deutschen Missionsstationen unter den britischen Missionsgesellschaften aufgeteilt. Bulongwa und die anderen Stationen in der Umgebung kamen zur Mission der schottischen Freikirche.

Da die britischen Missionsgesellschaften zu wenig Personal hatten, durften 1925 drei deutsche Missionare auf die Stationen Manow, Magoye und Mwakaleli zurückkehren. Herr Hübner bekam diese Möglichkeit nicht.



Darüber, wie es in Bulongwa weitergegangen ist, weiß ich bisher kaum etwas. Mein einziger Beleg aus der Nachkriegszeit ist diese Karte mit der Szene „Morgenandacht in Bulongwa“ aus dem Missionsfilm „Andrea, der Sohn des Zauberers“ (1928). Ob der Film aber auch in Bulongwa gedreht wurde, ist mir nicht bekannt. Heute ist in Bulongwa eines der größten Krankenhäuser der Region.

Gerne würde ich einmal selbst nach Bulongwa fahren und mir ansehen, wie es heute dort aussieht. Mal sehen, ob es klappt.

Viele Grüße
Volkmar
 
Quelle: www.philaseiten.de
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