Thema: Mechanische Handstempel
Carolina Pegleg Am: 11.09.2008 04:13:55 Gelesen: 56803# 17@  
Hier dann noch eine kurze Darstellung eines weiteren mechanischen Handstempelgerätes: der Perfection-Apparat der Perfection Hand Stamp Company aus Detroit. So sah sie aus:



Die konstruktionsmässigen Ähnlichkeiten zwischen dieser und den weiter oben in [#1] gezeigten Maschinen sind offenkundig. Man muss sich wundern, dass auf all diese Apparate jeweils neuer Patentschutz gewährt wurde. Das Patent für die Maschine wurde im Jahre 1900 beantragt. Im selben Jahr wurde auch die Firma gegründet. Von vorne herein stand bei dieser Firma nicht der zu dieser Zeit hart umkämpfte Markt für die schnellen elektrischen Maschinen für die grossen Postämtern des amerikanischen Ostens im Vordergrund, sondern die Versorgung der hunderten, oder tausenden, kleinen Postämter, insbesondere im Mittleren Westen. Tatsächlich fanden die Maschinen nur in einem eng umgrenzten Radius von 200 Meilen (etwa 350km) rund um Detroit Verwendung. Die Einwohnerzahl der rund 100 Städte, in denen der Postmaster zum Erwerb einer Perfection-Maschine bewegt werden konnte, betrug zumeist nur zwischen 1,000 und 5,000 Einwohnern. Auch wenn die Maschinen zum Teil jahrelang verwendet wurden, war das Postaufkommen doch zumeist nicht gross. Sämtliche Perfection-Stempel sind daher nicht häufig. Einige wohl auch sehr selten.

Es gab drei Stempeltypen. Bei der Variante 1 besteht der Killer aus fünf unterbrochen ("gestrichelten") vertikalen Linien. Hier zwei Beispiele aus Howell, Michigan, und West Unity, Ohio:





Und noch einmal im Detail:



Bei der zweiten Variante sind die Entwertungslinien durchgezogen, also nicht unterbrochen. Ansonsten ist der Stempel wie bei Variante 1. Hiervon kann ich leider kein Beispiel zeigen.

Die dritte Perfectiontype hat 5 oder 6 vertikale Linien als Entwerter. Hierzu wieder Beispiele von Homer, NY, und Middleport, NY.





Und wieder im Detailausschnitt:



Man sieht, dass die Stempel kreuz und quer aufgebracht sind. Ohne Einzugsvorrichtung können die Stempel nicht parallel zur Brief- oder Postkartenkante ausgerichtet sein, wie es sonst ein Kennzeichen von Maschinenstempeln ist. Die Stempelqualität ist auch nicht überragend. Ein offenkundiger Kontruktionsmangel des Gerätes -- meiner Meinung nach -- war, dass der Stempel nach (und nicht vor) jedem Abschlag neu eingefärbt wurde. Ob das Gerät selbst in einem kleinen Postamt die Arbeit tatsächlich erleichterte, vermag ich zu bezweifeln. Sie war allerdings, auf der schwarz-weiss Abbildung schwer zu erkennen, sehr hübsch dekoriert (etwa wie eine alte Nähmaschine).

Noch zwei Punkte zur Ergänzung: Die Maschine wurde auch zur Eingangsstempelung eingesetzt. Einen Entwerterteil gab es in dem Fall nicht. Ein Dreilinien-Stempel als Eingangsstempel kann also ein solcher Perfection-Stempel als Eingangsstempel gebraucht sein. Der einzige Einsatz der Maschine ausserhalb der USA war in London, Ontario, Canada, von wo aus Januar 1901 Versuche mit der Maschine nur zur Eingangsstempelung bekannt sind.
 
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