Thema: (?) (2877) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 05.11.2014 13:09:37 Gelesen: 1040476# 415@  
Liebe Sammlerfreunde,

heute möchte ich ein Thema anschneiden, dass der liebe Dr. Joachim Helbig bereits vor vielen Jahren in der Zeitschrift "Die Postgeschichte" aus dem Haus Schwarzenbach erstmalig aufgefasst hat. Es geht um das Thema der Postaufgabe von Briefen aus dem großen, württembergischen Ulm im kleinen, aber sehr nahe gelegenen Neu-Ulm in Bayern. Die meisten Briefe gab man wohl auf, um sich Porto/Franko zu sparen.

Andere gibt es, bei denen nichts gespart wurde, aber unterstellt werden kann, dann man über die Donaubrücke mit mehreren Poststücken gelaufen war, bei denen man in Bayern Geld sparen konnte und bei anderen eben nicht. Auch (oder gerade) diese sind interessant.

Ich beginne meine Trilogie mit einem herrlichen Brief einer 4I vom 2.7.1850 aus Ulm/Neu-Ulm nach Nürnberg.



Der württembergische Absender schrieb und gab ihn am selben Tag auf. Wir erinnern uns, dass einen Tag zuvor der DÖPV in Kraft trat und ab diesem Datum auch in Bayern erstmals Portobriefe teurer als Frankobriefe waren - eine Tatsache, die damals ungeheuerlich war, kosteten doch bisher alle Briefe, egal ob porto oder franko, stets das Gleiche.

Aber unser schlauer Schwabe scheint wohl informiert gewesen zu sein, denn er wollte nicht ein württembergisches Porto bis Neu-Ulm zahlen und auch das Inlandsporto Bayerns nach dem Reglement vom 1.12.1810 hätte ihn sehr gestört, sah dies doch allein für die Strecke Neu-Ulm bis Nürnberg von 19 Meilen bis 8,75g schon 8 Kr. vor. Bei einer Postaufgabe in Bayern galt nun aber das Loth mit 15,625g und, da er hierfür einfach war, das Maximalfranko über 12 Meilen von nur 6 Kr.

So zahlte er nicht 2 Kr. für Württemberg und 8 Kr. für Bayern = 10 Kr., sondern nur total 6 Kr. Dennoch schadete er sowohl der württembergischen, als auch der bayerischen Postkasse!

Als auch Württemberg schon am 1.9.1851 in den DÖPV kam, waren die Gewichte längst vereinheitlicht, nicht jedoch die Entfernungen. Nun galten die 3 Rayons bis 10, über 10 bis 20 und über 20 Meilen in direkter Linie zwischen der Auf- und Abgabepost (Achtung: Nicht zwischen Aufgabe- und Abgabeort!).



Am 31.3.1860 frankierte ein Ulmer in Neu-Ulm mit 3 Kr. einen einfachen Brief nach Dietmannsried korrekt. Von Ulm aus hätte er auch nur 3 Kr. gekostet, denn Dietmannsried lag nur 9 Meilen entfernt, so dass es dann ein Postvereinsbrief des 1. Rayons gewesen wäre. Nun war es ein Bayernbrief des 1. Rayons bis 12 Meilen, was auf das gleiche hinaus kam. Offenbar hatte man an dem Tag Post in viele Teile Bayerns dabei und gab den halt in Neu-Ulm mit auf, weil man sich nicht noch in Ulm anstellen wollte.



Der 3. Brief mit einer ganz dunklen 9b datiert vom 23.2.1867 und lief nach Fürth. Hier haben wir nun eine deutliche Ersparnis, denn als Frankobrief von Ulm hätte er bei einer Entfernung von 19 Meilen 6 Kr. gekostet, weil in Bayern aber zum 1.8.1865 einfache Briefe nur noch 3 Kr. frankiert kosteten, sparte er sich so eben 3 Kr..

Es wäre schön, weitere Ulm - Briefe hier sehen zu können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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