Thema: (?) (105) Falschstempel erkennen
filunski Am: 15.11.2014 00:15:45 Gelesen: 95194# 20@  
Guten Abend zusammen,

so, dann mal etwas zur Herkunft dieser Abschläge.

Vorneweg aber ein paar Bemerkungen dazu. Bevor ich mich dazu entschloss dieses Thema zu beginnen, war ich etwas im Zwiespalt. Einerseits die Informationen, insbesondere über die Existenz all dieser Falschstempel, an die damit, wenn man so will "bedrohte" Gemeinde interessierter Philatelisten weiterzugeben, andererseits durch die hier veröffentlichten Informationen aber auch den "bösen Buben" auf die Sprünge zu helfen. Mein persönliches Fazit war schließlich, dass die für uns Philatelisten daraus zu gewinnenden Erkenntnisse gegenüber dem zweiten Punkt eindeutig überwiegen. Gerne höre ich mir dazu aber auch die Meinung des Forums an.

So, woher kommen nun die schon gezeigten Falschstempel-Abschläge? Die habe ich selbst gestern und heute abgeschlagen!

Hier die dazu passenden "Stempelgeräte":



Und wie komme ich an diese "Stempelgeräte"? Auch dies ist schnell beantwortet, die habe ich gestern Nachmittag selbst angefertigt. Klingt ganz einfach aber natürlich steckt da mehr dahinter.

Dazu muss ich nochmals etwas ausholen.

Neben der Philatelie bin ich auch im Förderverein des Bayerischen Armeemuseums tätig und erledige dafür ab und zu mal Nachforschungsaufträge. So auch vergangenen Sommer. Ich recherchierte zum Thema Feldpost Erster Weltkrieg (hier treffen beide meine Interessensgebiete aufeinander), vor allem im Internet. Im Verlauf dieser Recherche stieß ich auf eine US Internetseite. Dort offerierte ein Anbieter Material zur Herstellung von, wie er es nannte "Dokumentationsmaterial zu historischen Zwecken" (Ausstellungen u.ä.) zur Feldpost des Zweiten Weltkriegs. Neugierig geworden studierte ich diese Angebote genauer und mein Entsetzen nahm mit zunehmendem Verlauf der dort angebotenen Dinge beständig zu.

Angeboten wurden mehrere verschieden zusammengestellte Gummimatritzen mit einer reichhaltigen Palette an Stempeln verschiedenster Art um daraus im Eigenbau Stempelgeräte zu fabrizieren. Dies natürlich um damit "Feldpostbelege, Soldbücher und Wehrpässe zu Dokumentationszwecken" zu "basteln". Das "Märchen" von den Dokumentationszwecken mag jeder für sich bewerten, für mich stand hier sehr schnell fest, dass damit nicht nur angehende Historiker (ein solches Vorgehen gilt auch in diesen Kreisen als unseriös) und/oder "WW II Freaks" in den USA, sondern vielmehr Fälscher und ähnliches Gesindel angesprochen werden könnte, oder sich zumindest auch bedienen kann.

Mir war es sofort ein Anliegen, die dort zu sehenden, mir auch z.T. bekannten Tages- und Maschinenstempel über unsere Stempeldatenbank interessierten Sammlern und Forschern bekannt zu machen und auch vor diesen Falschstempeln zu warnen. Einfach die jeweiligen Abschläge von der Internetseite zu kopieren schied einerseits wegen der zu geringen Bildqualität, vor allem aber wegen der Copyright-Frage aus.

Also bestellte ich mir (übrigens nach Beratung mit zwei vertrauten Redakteuren aus unserer Datenbank welche ich in mein Vorhaben eingeweiht hatte) eines dieser Stempelsets bei dem US Anbieter. Dieser nahm auch sofort zu mir E-Mail Kontakt auf und teilte mir mit, dass nach Eingang meiner Zahlung das bestellte Set in Einzelherstellung nach Anforderung für mich hergestellt würde. Ich war zwar etwas skeptisch, hatte aber mittlerweile auch schon mitbekommen, dass derartige, komplette Gummistempel immer wieder bei Ebay angeboten wurden. Es dauerte dann auch noch ca. 10 Tage und ein dicker gefütterter Umschlag aus den USA trudelte bei mir ein. Genauestens mit Zollerklärung und vom deutschen Zoll auch völlig problemlos durchgewunken:



Darin befand sich, ordentlich verpackt, genau das bestellte Material. Weitere Einzelheiten dazu im nächsten Beitrag.

Kommentare/Fragen etc. dazu sind jederzeit willkommen und erwünscht! ;-)

Schöne Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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