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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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cartaphilos Am: 29.01.2011 21:52:53 Gelesen: 1352007# 610 @  
@ wuerttemberger [#609]

Danke für den Hinweis, aber das Exemplar von Arnolds Buch im ZVAB ist auch schon verkauft.

Es bleibt nur noch eines bei Eurobuch.com: http://www.eurobuch.com/search_results.php

ein schönes Wochenende
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 30.01.2011 11:27:36 Gelesen: 1351963# 611 @  
Rohrpost Wien

Guten Morgen,

wenn ich es recht sehe, dann ist die Rohrpost Wien bislang nur selten Gegenstand unserer Diskussionen geworden. Anders ist dies in England, wo die Austrian Philatelic Society immerhin schon ein dreibändiges Handbuch der Wiener Rohrpost herausgebracht hat, das seinesgleichen in der Welt der Darstellung pneumatischer Postbeförderung sucht:







Da die Darstellungen der englischen Gesellschaft eigentlich alles erfassen, was sich in Wien bis 1945 im unterirdischen Postwesen abgespielt hat, ist hier nur noch die Zeit seit 1945 bis zur Einstellung der Rohrpost in Wien für den allgemeinen Publikumsverkehr von Interesse. Am 2. April 1956 stellte die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung den Rohrpostverkehr in Wien ein.

Bereits im Jahre 1950 war die Gesamtzahl der Sendungen auf 2 Millionen pro Jahr gesunken. Dies lag offensichtlich so weit unter der Grenze zur Wirtschaftlichkeit, daß man an die Preisgabe des Rohrpostverkehrs dachte. Mit dem 2. April 1956 war dann Schluß für den öffentlichen Rohrpostverkehr. Dennoch wurde die Rohrpost für den internen Verkehr weiter genutzt. Dies war eine paradoxe Situation: auf der einen Seite galt das System nicht mehr als wirtschaftlich, auf der anderen Seite wurde es intern weiterhin genutzt, und dies konnte angesichts der 'Unwirtschaftlichkeit' der Rohrpost nur unter Bezuschussung aus öffentlichem Haushalt geschehen. Die Begründung für die Einstellung der Rohrpost in Wien erscheint vor diesem Hintergrund also eher als fadenscheinig.

Wie dem auch sei: Das 'unwirtschaftliche' System der Rohrpost in Wien wurde nicht mehr aufrecht erhalten, um vor allem interne Sendungen rasch zu befördern. Dies entspricht etwa der Praxis in Berlin und in München seit dem 28. Februar 1963, wo weit über die Betriebszeit der öffentlich zugängigen Rohrpost hinaus deren Betrieb für interne Zwecke fortgesetzt wurde. In Wien jedoch wurde mit dem letzten Rohrpostzug am frühen Nachmittag des 2. April 1956 (es war ein Ostermontag) die Geschichte der Wiener Rohrpost beendet. Dieser letzte Zug startete um 13.25 Uhr ab PA 129 und endete in der Telegraphenzentralstation.

Wenn danach noch Rohrpoststempel auf Sendungen auftauchen, dann mit großer Wahrscheinlichkeit, weil sie weiterverwendet wurden, um die Transportleistungen des jetzt sofort eingerichteten postalischen Kurierdiestes zu dokumentieren.

Einen entsprechenden Fall erkennen wir in einem Orts-Eilbotenbrief vom 22. IX 1960. Die Sendung wurde am Donnerstag, den 22. IX 1960, Stunde 8 in der Telegraphenzentralstation von Wien aufgegeben



und dann von dort an das Bestimmungspostamt im 10. Bezirk weitergeleitet:



Der Rohrpoststempel von Wien 75 (10. Bezirk, Favoriten) ist dabei insofern bemerkenswert, als er aufgrund einer Fehleinstellung der Uhrzeit zwei mal abgeschlagen wurde. Der erste fehlerhafte Abschlag wurde dann mit einem schwarzen Stempel überstempelt (man kann noch knapp eine 8 darunter erkennen) und der richtige Abschlag danebengesetzt.

Bemerkenwert ist die dadurch dokumentierte, vergleichsweise lange Laufzeit des Briefes von der Telegrafenzentralstation Wien, die sich im Norden des 1. Bezirks befand, in den 10. Bezirk nur wenige Meter südlich des Margaretengürtels und nur durch den kleinen 4. Bezirk vom Zentrum getrennt.



So kommt es, daß dieser Eilbrief wohl wenigstens eine Stunde unterwegs war, eine Entfernung, die die Wiener Rohrpost bereits im Jahre 1892 in erheblich kürzerer Zeit durchmaß. So benötigte eine Rohrpostfahrt von der Telegrafenzentralstation zum Postamt Wieden - in der Nähe des Bestimmungsortes unserer Sendung - laut Fahrplan gerade einmal 19 Minuten. Von der Telegraphenzentralstationen bis nach Wien 75 Favoriten maß die Rohrpoststrecke ca. 5 km. Dafür muß man dann eben schon einmal mehr als eine Stunde Transportzeit mit dem Stadtkurier der Post in Kauf nehmen, falls er nicht gerade irgendwo zwischen Kärntner Ring, Margaretengürtel und Wiedener Hauptstraße im dichten Verkehr steckengeblieben ist. Doch auch 1960 noch hätte eine funktionierende Rohrpost dafür nur 15 Minuten gebraucht.
 
Jürgen Witkowski Am: 13.02.2011 22:22:30 Gelesen: 1349192# 612 @  
@ telosgraphein007 [#611]

Nachdem Du uns mit Deinen letzten überaus interessanten Beiträgen in die Rohrpost außerhalb von Deutschland entführt hast, habe ich nun wieder einen Beleg aus Berlin.

Es handelt sich um ein Telegramm, auf dessen Rückseite der vom Berliner Haupt-Telegraphenamt bereits bekannte Rechteckstempel zu sehen ist. Das Telegramm datiert vom 6.7.1889.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
doktorstamp Am: 24.02.2011 10:50:17 Gelesen: 1241932# 613 @  
Rohrpostkarte: In Deutschland unverkäuflich

Das Angebot wäre sicher unter .de gelöscht, wohlwissend hiervon werden solche Sachen dem Ausland angeboten.



Damit man sehen kann, worum es hier geht.

mfG

Nigel

http://cgi.ebay.com/D-Reich-Ganzsache-Rohrpost-Berlin-/110651220742?pt=Briefmarke&hash=item19c353a306
 
Blättchensammler Am: 24.02.2011 13:08:59 Gelesen: 1241907# 614 @  
@ doktorstamp [#613]

Hallo Nigel !

Ich verstehe das nun nicht richtig, warum wäre das Angebot unter de. gelöscht worden ? Ist das eine Fälschung ?

Fragt der verwirrte Blättensammler
 
ganzsachenphilatelie Am: 24.02.2011 14:14:01 Gelesen: 1241894# 615 @  
Hallo Stefan,

das Porto betrug meines Wissens am 14.11.1923 keine 2, sondern ganze 24 Milliarden Mark. Ganz davon abgesehen, daß der Wertstempel dieser Karte nur bis 23.9.1923 gültig war.

Schöne Grüße

Hans-Dieter Friedrich
 
cartaphilos Am: 26.02.2011 00:01:16 Gelesen: 1347362# 616 @  
@ Concordia CA [#612]

Danke Concordia. Den allerbesten Dank und Glückwunsch für das Aufspüren dieses Stempels auf Telegramm. Nun sieht es so aus, als sei es der Minutenstempel der Zusteller beim HTA gewesen.

Heute habe ich wieder einmal etwas Neues: Eine Rohrpostkarte, die so ganz gegen jeden ihrer Zwecke verwendet wurde. Der kluge Mathematikstudent, der diese Karte - ausweislich des datierten Textes auf der Rückseite - von SO 33 nach Charlottenburg 4 befördert wissen wollte, hat sie nämlich zunächst in den Briefkasten geworfen, mit dem Ergebnis, daß wir heute einen schönen Abdruck eines Stempels des Rohrpostamtes Berlin SO 33 mit der Legende "Aus dem Briefkasten" auf diesem Stück haben.



Hatte diese Karte nun einmal das Dunkel des für sie nicht vorgesehenen Briefkastens verlassen, so wurde sie einem luftigeren Medium zugeführt und binnen maximal 50 Minuten von SO 33 Stunde 9.20 V nach Charlottenburg 4 Stunde 10.10 V geblasen. Doch dort mußte man feststellen, daß die Adresse nicht stimmte. Anstatt die Karte nun mit zahlreichen Vermerken vollzuklieren, wurde fein säuberlich ein Zettel an ihren Rand geklebt, auf dem dann die Ergebnisse der Bemühungen um die Ermittlung des Wohnortes ihres Adressaten verewigt wurden:



Der Empfänger war ein cand. math., also ein Studierender der Mathematik, der in der Charlottenburger Goethestraße, und zwar N° 30 wohnte. Damit hatte er maximal 12 Minuten Fußweg bis zur damaligen Technischen Hochschule in Charlottenburg, der heutigen Technischen Universität. Doch muß er wohl nich eine bessere oder - was für einen Studenten mit schmalem Geldbeutel gleichbedeutend ist - eine billigere Wohnung respektive ein Studentenzimmer gefunden haben, und so verlieren sich seine Spuren, denn weder die Befragung des Hauswirths, nich die des Portiers noch die verschiedener Bewohner, dann aber auch die Consultation des Melderegisters bei der Polizey erbrachten keine weiteren Erkenntnisse.

Noch rasch einen schönen blauen Rahmenstempel der postalischen Ermittlungsstelle (???) mit der Legende "9. P.-R. Ch 27. Mai 1905" draufgesetzt und ab in die rebuts, dead letter box oder was auch immer. Der Stempel kann aber auch heißen "9. Polizei-Revier Charlottenburg 27. Mai 1905."

Wer weiß es?

Gute Nacht
 
Postgeschichte Am: 26.02.2011 00:09:29 Gelesen: 1347359# 617 @  
@ telosgraphein007 [#616]

Heißt es im Text nicht "Laut Polizei Revier 9 ...."? Die Zahl wurde überschrieben, könnte m.E. eine "9" sein. Dann würde die Bezeichnung "9. Polizei-Revier Charlottenburg 27. Mai 1905." zutreffen.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 26.02.2011 04:12:41 Gelesen: 1347334# 618 @  
@ Postgeschichte [#617]

"Laut Polizei Revier ..." ist schon recht und es sieht auch nach einer überschriebenen "9" aus, darüber steht aber Nr 4 oder so ähnlich.

In jedem Fall dürfte es kaum ein postalischer Stempel sein. Da wir es ja schon des öfteren damit zu tun hatten, daß bei nicht zustellbaren Sendungen das Melderegister der Polizei befragt wurde, scheint es ein übliches Verfahren gewesen zu sein, sogar noch am Tage der vergeblichen Zustellversuche auf dem zuständigen Polizeirevier vorstellig zu werden mit der Frage nach dem etwaigen Verbleib der postalisch nicht mehr erreichbaren Person. Aber, und jetzt einmal zurückgedacht: kann es sein, daß, nachdem der Zusteller seine Pflicht auf dem Polizeirevier erfüllt hatte, er selbst oder der für unzustellbare Sendungen zuständige Postbeamte diesen Stempel draufsetzte, um die Bemühungen um die richtige Anschrift zu dokumentieren? Denn wie wir ja die kaiserlich-deutsche Polizei kennen, ist so ein lakonischer Stempel, ohne heraldisches Brimborium, ohne weitere Unterschrift, ohne Nenung von Dienstgrad und Schulterklappengröße ja eine recht wenig Eindruck und Offizialität schindende Angelegenheit. Vielleicht hat also doch ein Mensch bei der Post, womöglich dieser Herr Wagenbach, dessen blei- oder kopierstiftelnde Unterschrift man in der Nähe des Stempels entdecken kann, mit ebendieser Unterschrift und dem von ihm angebrachten Stempel einen Schlußstrich unter diesen durch und durch mißlungenen Versuch gezogen, die Berliner Rohrpost zum Zwecke beschleunigter Beförderung von Informationen zu benutzen.

Nächtliche Grüße
 
Postgeschichte Am: 26.02.2011 11:09:16 Gelesen: 1347291# 619 @  
@ telosgraphein007 [#618]

"Laut Polizei Revier ..." ist schon recht und es sieht auch nach einer überschriebenen "9" aus, darüber steht aber Nr 4 oder so ähnlich.

Die "4" ist mir auch aufgefallen. Ich sehe diese aber in Zusammenhang mit dem davorstehenden handschriftlichen "Ch" und deute dies als "Ch 4 = Charlottenburg 4", welches auch aus dem Ankunftstempel ersichtlich ist. Die eventelle Verquickung mit dem Polizeirevier sehe ich etwas anders. Hinsichtlich der Unzustellbarkeit von gewöhnlichen (auch Nachnahme-) und eingeschriebenen Briefen (nicht Postkarten, Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapier), Postanweisungen und Paketadressen hatte eine Nachfrage bei der Polizei stattzufinden. Dabei war die Inanspruchnahme der Polizeibehörde in einem Vermerk "bestätigt", "nicht ermittelt" oder ähnlich zu dokumentieren. Der Vermerk mußte von einem Beamten unterzeichnet und mit einer Bezeichnung versehen sein, die einen Bezug zur beteiligten Polizeidienststelle herstellte. Die Beteiligung des Polizeireviers war also korrekt.

Morgendlicher Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 05.03.2011 18:50:42 Gelesen: 1345867# 620 @  
@ Postgeschichte [#619]

Besten Dank für die genaue Lektüre des Nachforschungszettels, die ja doch noch einige Aufklärung brachte.

Einen schönen Abend noch

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 05.03.2011 19:15:39 Gelesen: 1345856# 621 @  
Zu den Seltenheiten - nicht nur der Berliner, sondern auch der Pariser und der Wiener - Rohrpost gehören alle Belege, die mit Zusatzfrankaturen nach außerhalb des Rohrpostbezirks adressiert waren oder, was noch seltener ist, von außerhalb des Rohrpostbezirks in den Rohrpostbezirk gerichtet waren. In Frankreich wurde diese Möglichkeit gegen 1900 unterbunden, in Wien und Berlin konnte davon weiterhin Gebrauch gemacht werden.
So kommen nicht häufig, aber regelmäßig immer wieder, Rohrpostganzsachen oder mit Rohrpostporti frankierte Sendungen vor, die entweder mit 5 Pf für Postkarten oder 10 Pf für Briefe nach außerhalb des Rohrpostbezirks zusätzlich freigemacht sind. Die Rohrposttarife waren ja einheitliche Gebühren, welche die Beförderung der Sendung innerhalb des Rohrpostbezirks per Rohrpost udn die anschließende Zustellung beinhalteten. Eine Sendung nach außerhalb des Rohrpostbezirks mußte also überhaupt erst einmal zu den üblichen Gebührensätzen freigemacht werden, um die Grenzen des Rohrpostbezirks ohne Strafporto verlassen zu können.

Heute geht es um 2 Rohrpostkarten, die während der Zeit des auf 2 Pf. ermäßigten Ortsportos für Postkarten aufgegeben wurden. Das Ergebnis sind durchweg seltene Rohrpostportostufen von 27 Pf, die von der Auflösung der Privatpostanstalten bis zur Abschaffung des ermäßigten Ortsportos für Postkarten vorkommen können.

Im ersten Fall geht es um eine Rohrpostkarte, die nach Berlin-Grunewald aufgegeben wurde. Da Grunewald zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Rohrpostbezirks, aber innerhalb des Ortszustellbezirks von Berlin lag, mußte das übliche ermäßigte Ortsporto von 2 Pf. zufrankiert werden, damit die Karte straffrei den Rohrpostbezirk verlassen konnte.



Umgekehrt ging es der nachfolgenden Karte von Steglitz nach Charlottenburg 3. Sie war vermutlich als mit 2 Pf zufrankierte Fragekarte von Charlottenburg nach Steglitz außerhalb des Rohrpost- aber innerhalb des Ortsbezirks aufgegeben worden. Diue Retournierung dieser Karte machte nun gleichfalls 2 Pf Zusatzfrankatur erforderlich, damit die Karte den Rohrpostbezirk überhaupt erreichen konnte. Sobald die jedoch diesen erreicht hatte, wurde sie offziell nicht als Rohrpostkarte, sondern als Ortspostkarte mit der Zusatzgebühr von 25 Pf für die Eilzustellung behandelt. Dementsprechend wurde auch die übliche Markierung mit dem liegenden roten Andreaskreuz angebracht. Faktisch wurde sie aber dennoch wie eine Rohrpostkarte behandelt, denn natürlich wurden alle technischen Mittel genutzt, um diese Karte schnellstmöglich dem Empfänger zuzustellen.



Die Karten zu 27 Pf sind eine nette und wegen der Seltenheit auch schwer zu dokumentierende Episode aus der Geschichte der sukzessiven Erweiterung des Berliner Rohrpostbezirks, bis dieser schließlich weitgehend deckungsgleich mit dem Ortszustellbezirk wurde.
 
muemmel Am: 05.03.2011 22:13:57 Gelesen: 1345772# 622 @  
@ telosgraphein007 [#621]

Zur Vorstellung dieser seltenen Belege kann ich nur den Hut ziehen. Einfach zu schön. Und auch Dank für die weitergehenden Informationen, das ist Rohrpostgeschichte pur.

Gruß
Mümmel
 
cartaphilos Am: 13.03.2011 06:35:04 Gelesen: 1344100# 623 @  
@ muemmel [#622]

Danke muemmel.

Nachfolgend noch ein Paar krumme und seltene Hunde aus der Rohrpostportostufenklaviatur:

Das 15-Pf-Rohrpostporto von 1951-54

Bekanntermaßen wurde nach der Zerschlagung des Berliner Rohrpostsystems durch die politischen Spannungen zwischen Ost und West am 1. März 1949 der Westberliner Postschnelldienst eingerichtet. Hier wurden auch die wiederhergestellten oder trotz der Rohrpostblockade noch funktionierenden Teillinien der Rohrpost genutzt, doch der Postkunde hatte keine Möglichkeit, Sendungen gezielt per Rohrpost aufzugeben. Dies änderte sich am 1. Dezember 1951 (in Kraft bis 30.6.1954), als ein besonderer Rohrposttarif eingeführt wurde. Geeignete Sendungen konnten für einen Zuschlag von 15 Pf für eine Beförderung per Rohrpost aufgegeben werden. Eine Ortsrohrpostkarte kostete demnach 23 Pf und ein Ortsrohrpostbrief 25 Pf etc. Die Einführung der Zusatzleistung Rohrpost, die es in Ostberlin zu der Zeit ja schon gab, war sinnvoll, um neuen Kunden zu gewinnen, denn ein Postschnelldienstbrief kostete mit 80 Pf mehr als ein üblicher Stundenlohn im Baugewerbe. Ein Zimmermann verdiente zu der Zeit 52 Pf Stundenlohn. Eine Ortsrohrpostkarte kostete also immerhin noch fast den Lohn einer halben Stunde.

Um eine Vorstellung davon zu gewinnen, welche Mengen solcher Belege im 15-Pf-Tarif der Rohrpost vorhanden sind, mag darauf hingewiesen sein, daß Steinbock/Gunn in ihrem aktuellen Werk über den Postschnelldienst von etwa 100 Belegen mit dem 15-Pf-Rohrpostzuschlag zu berichten wußten, von denen sie Kenntnis erlangt hatten.

Nachfolgend nun einige Belege mit diesen seltenen Portostufen

23-Pf Ortsrohrpostkarte vom 12.12.1951 (8 + 15 Pf). Die Karte stammt aus dem ersten Monat der Zulässigkeit des Rohrpostzuschlags. Die Karte wurde genauso schnell transportiert wie eine Postschnelldienstsendung, die 80 Pf gekostet hätte:




83-Pf Ortsrohrposteilbotenkarte vom 13.12.1951 (8 + 15 + 60 Pf). Gleichfalls erster Monat der Zulässigkeit. Die Karte ging von West- nach Ostberlin. Da es keine schnellere Verbindug zwischen beiden Teilen der Stadt gab, war dies eine sinnvolle Frakatur:




90 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernkarte vom 24.5.1953 (10 + 15 + 5 + 60 Pf):




40 Pf Luftpost-Rohrpost-Fernbrief vom 7.8.1952 in netter MeF der 10 Pf Bauten I (20 + 15 + 5 Pf):




100 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernbrief vom 7-6-1952 in lupenreiner separater Darstellung der einzelnen Potobestandteile (20 + 5 + 15 + 60 Pf):




100 Pf Luftpost-Rohrpost-Eilboten-Fernbrief vom 20.12.1952 in höchst erfreulicher Mehrfachfrankatur der 10 Pf Bauten I (20 + 5 + 15 + 60 Pf)




und nun noch ein paar fremde Federn, die sich im Postschnelldienstbuch von Steinbock und Gunn finden:


15 Pf Rohrpostzuschlag auf portofreiem Postscheckbrief 1954:




19 Pf Rohrpostdrucksache (4 + 15) 1954, Stempeldatum undeutlich:




25 Pf Orts-Rohrpostbrief 12.6.1954 (10 + 15)




30 Pf Luftpost-Rohrpost-Fernkarte 1.3.1954 (10 + 5 + 15):




65 Pf Orts-R-Rohrpostbrief 8.6.1953 (10 + 40 + 15):




85 Pf Orts-Rohrpost-Eilbrief 24.4.1954 (10 + 15 + 60):




125 Pf Orts-Rohrpost-Eil-R-Brief 12.9.1953 (10 +15 + 40 + 60):



und nun noch die extrem schwierige Auslandsstrecke für diesen Zeitraum:

45 Pf Auslands-Rohrpostbrief 9-4-1952 (30 + 15):




130 Pf Auslands-Luftpost-Rohrpost-Eil-Brief 27.11.1952 (30 + 25 + 15 + 60):



Viel Spaß bei der Besichtigung und einen schönen Sonntag.
 
cartaphilos Am: 18.03.2011 08:32:46 Gelesen: 1342604# 624 @  
Berlin-Charlottenburg 5 - Reichssportfeld

Bei Hueske lesen wir aus Anlaß der Sonderminutenstempel, die vor allem im Bereich des Reichsportfeldes / Olympiastadions, der Ausstellungshallen am Funkturm und der Deutschlandhalle im Einsatz waren, daß der Tagesstempel vom PA auf dem Reichssportfeld noch unbekannt sei. Nun ist mir - leider nur als Fragment - wenigstens ein Abschlag auf einer ehemaligen, d.h. ausgeschnittenen Rohrpostkarte zugeflogen.



Bemerkenswerterweise trägt er den UB m, was vermuten läßt, daß eine ganze Reihe von Stempeln dieses Typs vorrätig waren. Im Gegensatz zu den üblichen Rohrposttagesstempeln anderer Rp-Ämter weist er einen Durchmesser von 3,5 cm auf.

Einen schönen Tag noch
 
Jürgen Witkowski Am: 18.03.2011 09:57:46 Gelesen: 1342560# 625 @  
@ telosgraphein007 [#624]

Wenn ich auf Seite 91 im Buch von Hueske nachlese, finde ich mit genau Deinem Datum den Stempel aufgeführt. Auf Seite 93 ist er auch unter 3. abgebildet.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 18.03.2011 12:17:49 Gelesen: 1342510# 626 @  
@ Concordia CA [#625]

Recht so, danke. Ich hatte nur Hueske bis S. 86 in Erinnerung, und da steht, daß ihm keine Tagesstempel vom Reichssportfeld vorliegen. Ich hatte nicht gedacht, daß er diesen Stempelriesen noch hinten unter den Sonderstempeln rubriziert hat, hab ich auch nicht richtig nachgeschaut, weil mich das nur halbherzig interessiert.

Nun denn: errare humanum est

und wir werden Bücher, auf die wir uns beziehen, ab jetzt von der ersten bis zur letzten Seite durchschauen, eh wir uns aus dem Fenster lehnen.

beste Sammlergrüße
 
Rainer HH Am: 28.04.2011 11:36:11 Gelesen: 1333711# 627 @  
Die meisten Rohrpostbelege der Nachkriegszeit stammen ja aus Berlin. Da hier ja bekanntlich eigene Briefmarken erschienen, hatte ich bisher vergeblich nach einem entsprechenden Beleg gesucht, der in eine meiner Sammlungen passt.

Es ist mir gelungen, zwar wurde die Bund-Ausgabe in Berlin verwendet, aber dafür hatte bei diesem Beleg wohl kein Sammler seine Finger im Spiel. ;-)



Die Rückseite des Briefes wurde von mir etwas bearbeitet, da die Stempel nur schwach lesbar sind.

Gruß Rainer
 
DerLu Am: 29.04.2011 07:14:05 Gelesen: 1333581# 628 @  
@ telosgraphein007 [#616]

Ich beziehe mich auf den von dir vor einiger Zeit gezeigten Beleg nach Charlottenburg mit unbekannter Adresse. Die Nachfrage bei der Polizei war bei bestimmten Sendungen und Adressaten ein Standardverfahren, nur die Erwähnung der Polizei finde ich ungewöhnlich. In der Nachtragsdienstanweisung " Sonderbestimmungen für den Ober-Postdirektionsbezirk Berlin" von 1905 habe ich folgendes über die Inanspruchnahme der Polizei bei der "Ermittlung der Empfänger von Briefsendungen mit mangelhafter Aufschrift am Bestimmungsort" ( § 68 ) folgendes gefunden :

" ...
VIII Die Bestell-Postanstalten haben die Nachfragen im Polizeibureau im allgemeinen stets unmittelbar, nicht durch Vermittlung anderer Postanstalten, zu halten, selbst, wenn das betreffende Polizeibureau im Bezirk einer anderen Postanstalten liegt. Die Boten der Postanstalt haben dabei die ihnen von dem Polizeibeamten mündlich erteilte Auskunft deutlich auf die Rückseite des Briefes niederzuschreiben, z.B. einem bereits vorhandenen Berichte den Vermerk "bestätigt" oder "nicht ermittelt" unter Angabe ihres Namens und des Postamtes hinzuzusetzen. Die Worte "Polizei", "polizeilich" oder ähnliche Ausdrucke, aus denen die Inanspruchnahme der Polizeibehörde ersichtlich ist, sind dabei in keinem Falle anzuwenden. Briefe, über deren Empfänger die erforderliche Auskunft nicht sogleich erteilt werden kann, dürfen nicht bei der Polizeibehörde zurückgelassen werden.
... "

Wenn also auf dem zugeklebten Zettel von Nachforschungen bei der Polizei die Rede ist, war dies ein klarer Verstoß gegen die Dienstanweisung.

Gruß DerLu
 
Postgeschichte Am: 29.04.2011 08:58:25 Gelesen: 1333572# 629 @  
@ DerLu [#628]

Hallo DerLu,

der zugeklebte Zettel war für die weitere Behandlung der unanbringlichen Sendung bei der Rückbriefstelle gedacht. Diese mußte ja über das veranlaßte informiert werden. Da vermutlich (die Rückseite der Karte ist mir nicht bekannt) ein Absender nicht ersichtlich war, wurde die Karte bei der Rückbriefstelle verwahrt und der Zettel daran belassen. Die Sendung selbst, wie die ADA sagt, wurde ja nicht mit einem Vermerk über die bei der Rückbriefstelle usw. zu haltende Nachfrage versehen. Bei einer eventuellen Rückgabe der Sendung wurde der Zettel entfernt und den Vorschriften der ADA genüge getan. Einen Verstoß gegen die Dienstanweisung vermag ich nicht zu erkennen.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 29.04.2011 13:02:49 Gelesen: 1333543# 630 @  
@ Postgeschichte [#629]

Hallo,

m.M. nach wurden die Zettel einfach dann angebracht, wenn der Platz für die Notizen der Adressfindung auf der Karte ( bei Briefen war meistens genügend Platz ) nicht mehr ausreichte. Auf dem Zettel der Karte sind ja 2 Ermittlungen dokumentiert. Ich hatte unter [#336] eine Karte gezeigt auf der die Notizen zuerst auf der Karte, als diese dann aber voll waren auf einem aufgeklebten Zettel weitergeführt wurden. Ich habe aber auch einige Belege auf denen diese Notizen direkt auf der Karte geschrieben wurde.

Diese Notizen dienten ja auch die Verzögerung der Zustellung zu dokumentieren - wenn denn die richtige Adresse gefunden wurde.

Gruß DerLu
 
Georgius Am: 29.04.2011 16:12:06 Gelesen: 1333504# 631 @  
@ telosgraphein007 [#623]

Hallo telosgraphein007,

zwar bin ich kein Rohrpost-Sammler, habe jedoch mit Interesse Deinen Beitrag gelesen. Ich finde, es sind ganz tolle Belege. Etwas fiel mir jedoch auf: Welche Rolle spielt der kopfstehende, vom Eil-Aufkleber halb verdeckte Stempel mit dem ziemlich unpassenden Datum 13.11.51. 23-24 a 4 k ? Wo wurde er abgeschlagen?

Das fragt mit freundlichen Grüßen
Georgius
 
Postgeschichte Am: 29.04.2011 19:31:29 Gelesen: 1333449# 632 @  
@ DerLu [#630]

Ja, die Zettel dienten verschiedenen Zwecken. Es ging mir auch nicht um die Erklärung des Zettels, sondern um einen etwaigen Verstoß gegen die ADA. Einen solchen vermag ich auch nach Deinen zusätzlichen Erklärungen noch immer nicht zu erkennen.

Gruß
Manfred
 
Georgius Am: 30.04.2011 18:58:30 Gelesen: 1333277# 633 @  
@ telosgraphein007 [#623]

Hallo,

bitte um Nachsicht, da ich die Zielangabe vergaß. Meine Frage in [#626] bezog sich auf den zweiten Beleg von oben.

Gruß
Georgius
 
AhdenAirport Am: 11.05.2011 18:32:13 Gelesen: 1331181# 634 @  
@ Georgius [#631] und [#633]

Hallo Georgius,

das ist ein Durchgangsstempel vom Ost-Berliner Postamt "Berlin N 4" und er sitzt mit Sicherheit über dem Aufkleber, scans täuschen in dieser Hinsicht gerne. Datum und Uhrzeit passen schon, wenn der Brief wie angegeben am 13.12. aufgegeben wurde, leider ist der Aufgabestempel im scan für mich unleserlich. Am 14.12. Zustellversuch in Köpenick, dort unzustellbar da Empfänger unbekannt verzogen und noch am selben Tag retour. Am 16.12. zurück in Wilmersdorf, dort erfolgte der zweite, leserliche Abschlag des Wilmersdorfer Stempels.

Grüße aus Berlin,
Jörg
 

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