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Thema: (?) (105) Falschstempel erkennen
filunski Am: 13.11.2014 17:30:30 Gelesen: 95613# 1 @  
Verehrte Stempelfreunde und sicher noch einige mehr!

Die Themenüberschrift ist momentan noch ein Arbeitstitel und irgendwann im weiteren Verlauf werde ich Richard um Umbenennung bitten müssen. Jetzt schon den "richtigen" Titel zu verwenden, hieße zu viel zu verraten. :-(

Mit diesem Thema wende ich mich erst mal an die Stempelfreunde und -experten, bin mir aber sicher bald noch mehr "Philatelisten" für diesen "Exkurs" zu interessieren.

So, neugierig geworden? Dann soll's mal los gehen!

Hier ein paar Stempelabschläge aus den letzten Jahren des "Tausendjährigen Reichs":





Alles Tagesstempel vom Postamt Straubing 1 mit unterschiedlichen Daten und verschiedenen UB (Unterscheidungsbuchstaben).

Fällt jemandem sonst noch was an einem dieser Stempel auf? Ich meine dabei nicht die UB oder Datumseinstellungen.

Weiter geht's sobald ich ein paar Meinungen/Gedanken dazu bekommen habe. :-)

Beste Grüße,
Peter
 
DL8AAM Am: 13.11.2014 17:39:18 Gelesen: 95605# 2 @  
@ filunski [#1]

Die Zahl 0 beim i ist oben/unten irgendwie runder ausgeführt, statt spitz zulaufend. Erinnert mich wirklich etwas an die heutige Form. ;-) Wenn der Punkt hinter der 40 nicht wäre, hätte ich gedacht, da hat einer einen modernen Datumseinsatz in einem alten Stempel eingebaut und rückdatiert. Aber ...

Gruß
Thomas
 
EdgarR Am: 13.11.2014 17:40:12 Gelesen: 95604# 3 @  
@ filunski [#1]

*kopfkratz*

Der "c"-Stempel hat irgendwie eigentümlich aussehende Ziffern an der Datumswalze --- Na ja, anno '44, warum sollten da nicht auch die Ziffern schon irgendwie 'ausgehungert' ausgesehen haben?

Oder hat da ein 'Künstler' sich an handgeschriebenem Datum versucht?

Bin gespannt, wie's weitergehen wird!

Gruß
EdgarR
 
Georgius Am: 13.11.2014 17:43:37 Gelesen: 95600# 4 @  
@ filunski [#1]

Hallo Peter,

mein erster grober Eindruck:

Beim Stempel rechts unten sind die Buchstaben "Straubing 1" wesentlich weiter auseinander gezogen. Alle weiteren Feinheiten überlasse ich den Lesern mit besseren Augen.

Viele Grüße
Georgius
 
Stephan Sanetra Am: 13.11.2014 17:57:24 Gelesen: 95586# 5 @  
Hallo Peter,

da hast du ja ein interessantes Thema eröffnet!

Ich freue mich schon auf weitere Beiträge hier beim "Stempelseminar" und gebe gleich mal meinen ersten Beitrag dazu ab: Von links nach rechts und weiter zur zweiten Reihe werden die Abschläge immer dünner, sowohl die Kreislinien als auch die Steglinien, die Datumsziffern und die Buchstaben. Außerdem fällt auf, dass, wenn man die kürzeste Verbindung zwischen den äußersten Enden von "S" und "1" bei "STRAUBING 1" mit einer Linie verbindet, diese Linie beim Abschlag der unteren Reihe mittig durch das Datum verläuft. In der oberen Reihe verläuft die Linie bei allen drei Abschlägen im oberen Bereich des Datums.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt - schau'n wir mal, was das Forum dazu sagt.

Beste Grüße
Stephan
 
volkimal Am: 13.11.2014 17:59:21 Gelesen: 95585# 6 @  
@ filunski [#1]

Hallo Peter,

der Stempeltext hat einen unterschiedlichen Winkel - diesen könnte man ausmessen. Siehe Einführung beim Anderson. Um die Unterschiede zu erkennen, genügt es aber schon, die Postion des "G" im Vergleich zum oberen Strich des Stegs zu vergleichen. Beim 2. und 3. Stempel ist das G oberhalb des Striches, beim 1. Stempel auf Höhe des Striches und beim 4. Stempel fast unterhalb.

Viele Grüße
Volkmar
 
filunski Am: 13.11.2014 18:03:45 Gelesen: 95581# 7 @  
Liebe Teilnehmer,

ich bin ja erst mal ganz platt über diese rege und schnelle Teilnahme an diesem Thema, SUPER! :-)

Ich lass' es erst mal noch weiterlaufen, ganz interessant Eure Angaben, zumindest Einer ist schon ein wenig in die richtige Richtung unterwegs. :-)

Mehr später.

Beste Grüße,
Peter
 
Mondorff Am: 13.11.2014 18:17:29 Gelesen: 95566# 8 @  
@ filunski [#7]
@ volkimal [#6]

Gaaanz interessant!

Besonders auffällig ist die unterschiedliche Länge der Ortsbezeichnung.

Schönen Gruß
DiDi
 
JohannesM Am: 13.11.2014 18:47:40 Gelesen: 95539# 9 @  
Ich verstehe nur nicht, warum ihr euch über die Unterschiede wundert, das sind doch alles verschiedene Stempelgeräte, vielleicht sogar von verschiedenen Herstellern, da ist doch das ganz normal - oder?

Beste Grüße
Eckhard
 
jahlert Am: 13.11.2014 21:17:41 Gelesen: 95482# 10 @  
@ filunski [#1]

Die Schreibweise des Datums beim ersten Stempel ist 'normal', Peter ;-) oder: "Es fängt damit an, dass der Punkt am Ende fehlt."

Beste Grüße
Jürgen
 
Cantus Am: 14.11.2014 00:31:41 Gelesen: 95439# 11 @  
Schaut euch mal beim 1. Stempel das "G" an, da verläuft der Querstrich schräg nach oben. Beim 2. Stempel ist der Querstrich schon etwas nach links geneigt, beim 3. und 4. Stempel ist er waagerecht ausgerichtet.

Viele Grüße
Ingo
 
Kontrollratjunkie Am: 14.11.2014 00:38:15 Gelesen: 95436# 12 @  
@ filunski [#1]

Der Abschlag Straubing 1 mit UB "c" ist falsch und stammt von einer Gummiplatte. Solche krummen Ziffern hätte der seinerzeitige Postbeamte nicht einmal volltrunken gestempelt bekommen. Die anderen Abschläge sehen für mich erst einmal unverdächtig aus. Bin schon auf die Auflösung gespannt.

Gruß
KJ
 
Detlef Am: 14.11.2014 09:16:07 Gelesen: 95398# 13 @  
@ filunski [#1]

Kontrollratjunkie hat wohl als erster die Lösung gefunden. Es ist ein Gummistempel, der bei Ebay schon angeboten wurde.

Gruß
detlef
 
filunski Am: 14.11.2014 10:48:16 Gelesen: 95368# 14 @  
Liebe Mitwirkende, verehrte stille Mitleser,

vielen Dank für die zahlreiche Beteiligung und die Übermittlung der interessanten Gedanken und Ideen zu den gezeigten Stempelabschlägen.

Edgar war als Erster nah dran, hat den Gedanken aber nicht zu Ende gesponnen. Kontrollratjunkie hat schließlich genau ins Schwarze getroffen, Gratulation! :-)

Bevor ich jetzt hier mehr Hintergründe aufdecke (das Gerät, woher der besagte Abschlag stammt ist übrigens nicht das von Detlef auf Ebay entdeckte, aber dazu wie gesagt später mehr) und auch über die Motivation zu diesem Thema schreibe, noch eine kleine Stempelserie, diesmal Feldpoststempel der Wehrmacht:




Auch hier passt wieder Einer nicht rein, sicher wisst ihr gleich welcher?

In Kürze geht's weiter. ;-)

Schöne Grüße,
Peter
 
Kontrollratjunkie Am: 14.11.2014 11:23:21 Gelesen: 95347# 15 @  
@ filunski [#14]

Ein Schuss aus der Hüfte: Der mittlere Stempel gefällt mir nicht, Die Adlerzeichnung ist zu indifferent, der aptierte Nummernblock hinterlässt einen seltsamen Strich und keine Spuren darüber und darunter. Dazu wirkt der Ub. "d" eher wie ein Buchstabe aus neuerer Zeit.

Gruß
KJ
 
Cantus Am: 14.11.2014 11:46:26 Gelesen: 95332# 16 @  
Der Adler beim mittleren Stempel sieht aus wie eine schlechte Imitation, handgemalt, aber nicht wirklich gut gelungen.

Viele Grüße
Ingo
 
Mondorff Am: 14.11.2014 11:49:43 Gelesen: 95329# 17 @  
@ filunski [#14]

Stimme meinem "Vorredner" zu. Der Stempelabdruck ist zu sauber. Die beiden anderen sind, wie es oft der Fall ist, schon seit einiger Zeit nicht mehr geputzt worden, daher kommen die Verschmutzungen beim Steg der Datumbrücke. Auch sieht der Adler eher einer Taube ähnlich.

Macht Spaß, Peter.

Schönen Gruß
DiDi
 
filunski Am: 14.11.2014 12:16:02 Gelesen: 95318# 18 @  
@ Kontrollratjunkie [#15]
@ Cantus [#16]
@ Mondorff [#17]

Hallo zusammen,

Na, das klappt ja jetzt schon ganz gut! ;-) Ihr habt natürlich alle Drei Recht. Der Mittlere (Datum 5.9.1943) ist das schwarze Schaf. Wieder ein Gummistempel aus der gleichen Quelle wie vorher der STRAUBING 1 / c.

Als Ergänzung, der wohl markanteste Punkt, um solche (nachgemachte) Gummistempel von den (Original-) Stahlstempelabschlägen unterscheiden zu können, insbesondere bei solch' klaren, vollständigen und teilweise auch Blankoabschlägen, ist das Fehlen der Quetschränder (verursacht durch den Stahlstempel beim Aufschlagen/Aufdrücken) bei den Gummi- (Falsch-) Stempeln.

Leider muss ich jetzt weg. :-(

Weiter geht's mit mehr und ich verspreche nicht zu viel, interessanter Hintergrundinformation zu den Falschstempeln, heute Abend.

Bis dahin könnt ihr gerne noch weitere Kommentare abgeben. :-)

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 14.11.2014 17:58:05 Gelesen: 95228# 19 @  
Liebe Interessierte an diesem Thema,

da bin ich wieder, früher als erwartet. Deshalb bevor ich auf die Hintergründe eingehe nochmal was zum Nachdenken:



Was haben wir hier denn?

Ist doch klar, ein Maschinenstempel, und die entsprechend darüber Informierten kennen natürlich auch den Maschinentyp, nämlich Standard (oder auch Klüssendorf) und die Betriebsart ist "Stempelkopf rechts, Entwerter/Werbung links".

So weit, so gut.

Oder vielleicht doch nicht? :-(

Was für Informationen dazu liefert uns z.B. der "neue Bochmann" [1], wir finden ihn dort als MS 416:

Verwendungszeit: 22.3.1944 bis 1945 und bei den Postorten ist Bielefeld auch dabei.

Na prima, passt also beides. Oder?

Ihr ahnt es sicher schon, sonst würde ich hier nicht so lange um den heißen Brei rumreden. Ja, es ist auch wieder ein Falschstempel. Keine Spur von Standard Maschine, sondern ein Gummistempel! :-(

Zum Vergleich hier ein echter Standard-Maschinenstempel mit diesem Werbeklischee aus Fürth (aus der Datenbank entliehen):



Die Unterschiede könnt ihr euch sicher jetzt selbst heraus arbeiten.

Beste Grüße,
Peter

[1] Julius Bochmann: Katalog der deutschen Gelegenheitsstempel – Maschinenserienstempel Deutsches Reich 1918 – 1945 (Band 1501 in der Neuen Schriftenreihe der Poststempelgilde e.V)
 
filunski Am: 15.11.2014 00:15:45 Gelesen: 95164# 20 @  
Guten Abend zusammen,

so, dann mal etwas zur Herkunft dieser Abschläge.

Vorneweg aber ein paar Bemerkungen dazu. Bevor ich mich dazu entschloss dieses Thema zu beginnen, war ich etwas im Zwiespalt. Einerseits die Informationen, insbesondere über die Existenz all dieser Falschstempel, an die damit, wenn man so will "bedrohte" Gemeinde interessierter Philatelisten weiterzugeben, andererseits durch die hier veröffentlichten Informationen aber auch den "bösen Buben" auf die Sprünge zu helfen. Mein persönliches Fazit war schließlich, dass die für uns Philatelisten daraus zu gewinnenden Erkenntnisse gegenüber dem zweiten Punkt eindeutig überwiegen. Gerne höre ich mir dazu aber auch die Meinung des Forums an.

So, woher kommen nun die schon gezeigten Falschstempel-Abschläge? Die habe ich selbst gestern und heute abgeschlagen!

Hier die dazu passenden "Stempelgeräte":



Und wie komme ich an diese "Stempelgeräte"? Auch dies ist schnell beantwortet, die habe ich gestern Nachmittag selbst angefertigt. Klingt ganz einfach aber natürlich steckt da mehr dahinter.

Dazu muss ich nochmals etwas ausholen.

Neben der Philatelie bin ich auch im Förderverein des Bayerischen Armeemuseums tätig und erledige dafür ab und zu mal Nachforschungsaufträge. So auch vergangenen Sommer. Ich recherchierte zum Thema Feldpost Erster Weltkrieg (hier treffen beide meine Interessensgebiete aufeinander), vor allem im Internet. Im Verlauf dieser Recherche stieß ich auf eine US Internetseite. Dort offerierte ein Anbieter Material zur Herstellung von, wie er es nannte "Dokumentationsmaterial zu historischen Zwecken" (Ausstellungen u.ä.) zur Feldpost des Zweiten Weltkriegs. Neugierig geworden studierte ich diese Angebote genauer und mein Entsetzen nahm mit zunehmendem Verlauf der dort angebotenen Dinge beständig zu.

Angeboten wurden mehrere verschieden zusammengestellte Gummimatritzen mit einer reichhaltigen Palette an Stempeln verschiedenster Art um daraus im Eigenbau Stempelgeräte zu fabrizieren. Dies natürlich um damit "Feldpostbelege, Soldbücher und Wehrpässe zu Dokumentationszwecken" zu "basteln". Das "Märchen" von den Dokumentationszwecken mag jeder für sich bewerten, für mich stand hier sehr schnell fest, dass damit nicht nur angehende Historiker (ein solches Vorgehen gilt auch in diesen Kreisen als unseriös) und/oder "WW II Freaks" in den USA, sondern vielmehr Fälscher und ähnliches Gesindel angesprochen werden könnte, oder sich zumindest auch bedienen kann.

Mir war es sofort ein Anliegen, die dort zu sehenden, mir auch z.T. bekannten Tages- und Maschinenstempel über unsere Stempeldatenbank interessierten Sammlern und Forschern bekannt zu machen und auch vor diesen Falschstempeln zu warnen. Einfach die jeweiligen Abschläge von der Internetseite zu kopieren schied einerseits wegen der zu geringen Bildqualität, vor allem aber wegen der Copyright-Frage aus.

Also bestellte ich mir (übrigens nach Beratung mit zwei vertrauten Redakteuren aus unserer Datenbank welche ich in mein Vorhaben eingeweiht hatte) eines dieser Stempelsets bei dem US Anbieter. Dieser nahm auch sofort zu mir E-Mail Kontakt auf und teilte mir mit, dass nach Eingang meiner Zahlung das bestellte Set in Einzelherstellung nach Anforderung für mich hergestellt würde. Ich war zwar etwas skeptisch, hatte aber mittlerweile auch schon mitbekommen, dass derartige, komplette Gummistempel immer wieder bei Ebay angeboten wurden. Es dauerte dann auch noch ca. 10 Tage und ein dicker gefütterter Umschlag aus den USA trudelte bei mir ein. Genauestens mit Zollerklärung und vom deutschen Zoll auch völlig problemlos durchgewunken:



Darin befand sich, ordentlich verpackt, genau das bestellte Material. Weitere Einzelheiten dazu im nächsten Beitrag.

Kommentare/Fragen etc. dazu sind jederzeit willkommen und erwünscht! ;-)

Schöne Grüße,
Peter
 
volkimal Am: 15.11.2014 09:19:15 Gelesen: 95105# 21 @  
Hallo Peter,

das ist natürlich sehr erschreckend. Andererseits muss jedem Philatelisten klar sein, dass es mit den heutigen modernen Techniken jederzeit möglich ist Fälschungen herzustellen. Gut, dass Du diese Stempel gezeigt hast.

Es zeigt wieder einmal mehr, dass jeder auf der Hut sein sollte und vor allem, dass jeder die Unterscheidungsmerkmale von Gummi- und Stahlstempeln kennen sollte. Wie wäre es, wenn Du mit Hilfe Deiner Stempel die Unterschiede einmal möglichst genau erklärst.

Ich bin froh, dass ich mich hauptsächlich mit Belegen aus der eigenen Familie beschäftige und das Thema Fälschungen nicht vorkommt. Bzw. das ist nicht ganz richtig.

Siehe: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=94960

Viele Grüße
Volkmar
 
Eilean Am: 15.11.2014 10:18:24 Gelesen: 95087# 22 @  
Ich hatte diese Seite auch gesehen, just als ich einen Berlin-Stempel vor mir hatte auf Brief, der zur Abwechslung echt ist:



Ich halte es für ausgeschlossen, dass ein Sammler diesen Stempel mit Datum 21.9.44 ! als Gummistempel für echt hält.

Man muss wohl damit leben, dass man für sein Sammelgebiet derartige Stempel erfasst und berücksichtigt. Verschärft, dass der "Fälscher" auf seine Stempel im Übrigen noch einen copyright-Anspruch erhebt!

Ich ärgere mich, weil ich eine ähnliche Seite mit etlichen Stempelorgien mit angeblichen Sonderstempel nicht sofort abspeicherte und nun nicht mehr im www finde.

@ Peter

Du wirst wohl diese Stempel mit diesem Datum alle in die Datenbank stellen, so dass man sie leicht aussortieren kann?

Gruß
Andreas
 
filunski Am: 15.11.2014 13:35:45 Gelesen: 95040# 23 @  
@ volkimal [#21]
@ Eilean [#22]

Hallo Volkmar und Andreas,

danke für Eure Hinweise. Im Grunde war und ist das genau mein Anliegen, einmal auf die Charakteristika der Falschstempel hinzuweisen und, damit fing es ja eigentlich an, diese natürlich alle in die Datenbank hochzuladen.

Andreas, über deinen Berlin Stempel bin ich erst Gestern in der Datenbank "gestolpert", da sich auch der von dir erwähnte Falschstempel mit Datum vom 21.9.1944 in meinem Set befindet. Dazu komme ich im weiteren Verlauf noch, zumal es gerade zu diesem Stempel noch viel mehr zu erwähnen gibt! Da muss ich Euch aber erst mal noch auf die nächsten Tage vertrösten.

So, dass dieser Beitag nicht ganz "unbebildert" bleibt hier ein weiterer dieser Gummi- (Falsch-) Stempel:



JENA-ZWÄTZEN / a

Leider habe ich dazu keinen Originalabschlag als Vergleich gefunden, deshalb mein Aufruf an alle hier Mitlesenden mal nachzusehen, ob eventuell jemand einen solchen hat? Wenn Ja, entweder als 300 dpi scan mir zusenden (E-Mail ist hinterlegt), in die Datenbank hochladen oder hier zeigen. ;-)

Die Fortsetzung zum Inhalt des Kuverts, Beitrag [#20], folgt demnächst.

Schöne Grüße,
Peter
 
Eilean Am: 15.11.2014 14:10:34 Gelesen: 95030# 24 @  
@ filunski [#23]

Wir sind gespannt.

Gab es diese Zweiskreisstempel vor 1945 eigentlich schon? Ich denke nicht, fing aber auch erst gestern an, im "Griese" zu lesen.

Gruß
Andreas
 
LOGO58 Am: 15.11.2014 15:56:15 Gelesen: 95000# 25 @  
@ Eilean [#24]

Hallo Andreas,

genau genommen ist es ein Zweikreisstegstempel JENA-ZWÄTZEN. In unserer Datenbank habe ich eine solche Stempelform bis mindestens 1931 zurück gefunden.

Grüße aus dem Norden
Lothar
 
filunski Am: 15.11.2014 16:53:18 Gelesen: 94962# 26 @  
@ Eilean [#24]

"Gab es diese Zweiskreisstempel vor 1945 eigentlich schon?"

Hallo Andreas,

Lothar hat es ja schon geschrieben, Zweikreisstegstempel.

Die einfache Antwort auf deine Frage: JA!

Erste solche Zweikreisstegstempel habe ich schon aus dem Jahre 1929 gesehen.

Verbindlich angeordnet wurde die Einführung dieses Zweikreisstegstempels, auch Normstempel genannt durch eine Verfügung Nr. 155/1931 veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 29 vom 24.3.1931. Die Bezeichnung Normstempel geht zurück auf die vom Reichspostzentralamt (RPZ) erstellte detaillierte Normung.

Siehe dazu einen späteren Auszug aus einem Normblatt des RPZ mit dieser Normung.



Das hieß aber nicht, dass dann bereits im Jahre 1931 alle alten Stempel sofort ausgetauscht wurden. Dies geschah erst nach und nach beim Austausch unbrauchbar gewordener älterer Stempel. Es dauerte sogar bis 1963 bis dann von der Deutschen Bundespost alle Postämter mit einheitlichen Normstempeln ausgerüstet waren, in der DDR wohl sogar noch etwas länger.

Schöne Grüße,
Peter
 
Funder Am: 16.11.2014 00:03:38 Gelesen: 94875# 27 @  
@ filunski [#1]

Hallo,

angefangen hat dieses Thema hoch interessant. So habe ich etwas gelernt. Aber leider rutscht Ihr nun wieder in Diskussionen von Spezialisten. Der eine liest Griese, der andere holt sich sein Wissen bei der Poststempel-Gilde.

Ich persönlich bin gerade in der Übergangsphase vom reinem Sammler zum nun ja "Hintergrundsammler" und habe mir die ersten Bücher außerhalb Michel in München bestellt.

Eigentlich schade, daß hier sofort nur noch Spezialisten antworten.

Liebe Grüße
Peter Funder
 
Eilean Am: 16.11.2014 00:28:15 Gelesen: 94870# 28 @  
@ Funder [#27]

Nun, ich bin auch gerade dabei, hier zu lernen. Von Stempeln hatte ich bis vor einigen Monaten auch nichts gewusst, und sammle nur, bis dato auch nur Briefmarken bzw. Briefe. Der "Griese" war nur für Peter, der sicher dieses Buch aus der Poststempelgilde kennt. Für mein neues Sammelgebiet Münchner Handstempel erhoffe ich mir etwas Licht ins Dunkel, welche Stempelformen es überhaupt geben kann und ab wann.

Ich finde es hochinteressant, woran hier die Profis die falschen Stempel erkennen. Ich sehe da nichts und ich könnte auch keinen Gummistempel erkennen. Auch nicht einen Falschstempel an der Stempelfarbe und fehlenden Quetschrändern oder oder oder. Ich bin schon froh, wenn ich bei Heuss lumogen Stempel mit vierstelligen Postleitzahlen inzwischen als falsch erkenne.

Wir sind da im selben Boot, ich versuche, seit etwa einem Jahr mich vom Sammler zum Philatelisten.

Aber wir schweifen ab. Peter, wir wollen mehr!

Gruß
Andreas
 
volkimal Am: 16.11.2014 08:23:12 Gelesen: 94844# 29 @  
@ Eilean [#28]
@ Funder [#27]

Hallo Andreas und Peter,

ich denke nicht, dass es nur zu einer Diskussionen von Spezialisten wird. Natürlich gibt es hier um Forum eine Reihe Spezialisten aber das schöne ist: Man kann viel von ihnen lernen. Aber woher haben diese "Spezialisten" ihr Wissen? Zum einen Sammeln sie in der Regel schon sehr lange, zum anderen haben sie vieles gelesen.

Es gibt inzwischen sehr viel philatelistische Literatur die man in den Philatelistischen Bibliotheken ausleihen, oder die man kaufen kann. Eine kleine aber gute Übersicht ist zum Beispiel im Heft 135 der Poststempelgilde: "Zur Geschichte der Tagesstempel der Deutschen Reichspost" von Hans-Joachim Anderson. Dort wird die Frage von Andreas "welche Stempelformen es überhaupt geben kann und ab wann" zumindest für das Deutsche Reich beantwortet. Geh einmal auf die Seite der Poststempelgilde. Dort wirst Du vielleicht auch noch etwas anderes für Dein Sammelgebiet entdecken.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Volkmar
 
filunski Am: 16.11.2014 11:56:00 Gelesen: 94800# 30 @  
@ Funder [#27]

Hallo Peter,

ja, du hast Recht, wir schweifen ab, und keine Sorge in Kürze geht's mit dem Hauptthema auch wieder weiter.

Genauso hat aber auch Andreas ein Recht darauf seine gestellte Frage zu den Stempeln beantwortet zu bekommen. Das muss deshalb noch lange keine, wie von dir gerügte (warum eigentlich?) Diskussion von Spezialisten sein. Darüber hinaus hilft z.B. auch die gezeigte Grafik zu den genauen Maßen des Normstempels bei der Erkennung von Falschstempeln und ist dann wohl hier doch nicht so fehl am Platze.

Damit sind wir schon wieder bei diesen Falschstempeln. Ein weiterer Unterschied zu echten Abschlägen, den ich für alle diese vorgestellten und noch vorzustellenden Falschstempel festgestellt habe blieb bislang noch unerwähnt und ist auch alleine anhand der scans nicht sichtbar. Die Gummistempelabdrücke dieser Zweikreisstegstempel haben einen geringfügig kleineren Durchmesser, nur knapp 28,0 mm, anstatt der 28,5 mm des Normstempels.

Auf seiner Internetseite beschreibt der US Anbieter sein Stempelset auch als originalgetreue Kopien von tatsächlich existierenden Stempelgeräten, woran ich auch keinen Zweifel hege. Nur bei der handwerklichen Umsetzung/Kopie dieser Vorlagen kam es eben zu Ergebnissen, die dem Kenner und Spezialisten Hinweise auf einen Falschstempel geben (wie z.B. auch die beim STRAUBING Stempel auffälligen Datumsziffern). Ich nehme auch an, dass dem Hersteller dieser Gummistempelmatritze bestimmte Erkennungsmerkmale/Charakteristika eines echten Stempelgeräts nicht bekannt sind.

So, in Kürze geht's dann wieder mit der Vorstellung des Stempelsets weiter.

Noch einen Hinweis zum Thema, in Anlehnung an flunders geäußerter Kritik (was ich überhaupt nicht als negativ empfinde ;-)), sind hier selbstverständlich alle Anmerkungen und Fragen, gerade von Nicht-Spezialisten, willkommen und sollen auch möglichst eingehend beantwortet oder diskutiert werden. Das ist ja gerade das Gute an einem solchen Forum, wo durch gegenseitigen Meinungsaustausch nicht nur derjenige dazu lernen kann, der Fragen stellt, sondern durchaus auch derjenige, der sie beantwortet und manchmal auf völlig neue oder andere Gesichtspunkte stößt. :-)

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 17.11.2014 11:22:19 Gelesen: 94713# 31 @  
Liebe Interessierte,

einige warten ja schon auf die Fortsetzung. Somit schließe ich hier jetzt direkt an Beitrag [#20] an.

Was enthielt nun die Sendung aus den USA? Einmal eine Gummiplatte (Matritze) mit den verschiedenen Stempeln, siehe Bild:



Dann eine doppelseitig klebende Schaumstoffmatte gleicher Größe zum Aufkleben der auszuschneidenden Stempel aus der Matte, und zum Befestigen auf einem Träger (Stempel oder wie ich es gemacht hatte, einfach ein kleiner Holzklotz). Des weiteren noch eine Übersicht über die gelieferten Stempel, sowie, und das sicher ganz interessant für den angehenden Fälscher (oh, Verzeihung, war wohl ein Freud'scher Fehler, sollte natürlich Historiker heißen ;-)), eine mehrseitige Anleitung/Informationen zur Gestaltung von Feldpostbelegen. Gespickt mit Tipps zur Verwendung welcher Art von Papier, Schreibgeräten usw., ich will das hier gar nicht zu sehr ausführen. Alles jedenfalls sehr hilfreich, damit der "Dokumentationsmaterial Herstellende" auch möglichst authentische Feldpostbelege "gestalten" kann.

Hier noch eine weitere Information, welche ich erst kürzlich zu dem US Hersteller erhielt. Es ist wohl tatsächlich so, dass dieser ursprünglich mit der bewussten Fälschung von Feldpostmaterial, um dieses an unbedarfte Sammler/Philatelisten etc. zu verhökern, nichts im Sinn hatte. Vielmehr hat er selbst, und dazu waren auch seine Gummimatritzen gedacht, Requisiten u.a. für Filmproduktionen angefertigt oder eben zur Nachstellung möglichst originalgetreuer Modelle von Schreibstuben, Feldposten u.ä. aus dem Zweiten Weltkrieg entsprechendes Papier- und Ausstattungsmaterial geliefert. Bei dieser Zielgruppe blieb es aber nicht, denn irgendwann kamen eben auch Fälscher von philatelistischem Material auf die Idee diese Quelle anzuzapfen. Spätestens seit Anfang diesen Jahres (vielleicht auch schon vorher, eventuell kann hier ja jemand noch mehr Informationen beisteuern) tauchten sowohl bei Ebay UK als auch bei Ebay Deutschland fertige (Falsch-) Stempel auf, angefertigt aus den Gummimatritzen dieses Herstellers. Deshalb hielt ich es auch für notwendig all diese möglichen Stempel hier vorzustellen um die philatelistische Gemeinde von deren Existenz in Kenntnis zu setzen und zu warnen.

Nur nochmals zur Verdeutlichung, diese Stempel sind keine Fantasiestempel, wie sie sich Stempelfälscher in der Vergangenheit ja auch schon ausgedacht und angefertigt hatten (ich zeige auch dazu gleich noch ein Beispiel), sondern 1:1 Kopien real existierender Stempel, die so auch echt vorkommen und vom Original nur anhand bestimmter schon erwähnter, bzw. noch zu erwähnender Merkmale unterschieden werden können.

So, bevor es dann im nächsten Beitrag mit der Stempelübersicht weiter geht hier noch ein Beispiel einer eher plumpen Stempelfäschung aus der Werkstatt des Fälschers Nicola Francesco Vitello, der unter dem Namen Gleichmann auftrat:



Abgesehen von dem auffälligen UB disqualifiziert sich dieser Stempel sofort durch die falsche Gebietsleitzahl, nämlich 16 statt 17a! Dem Fälscher lagen dazu anscheinend nicht genug Informationen vor. Dieser und noch einige weitere Falschstempel wurden im Januar 1977 in Pforzheim polizeilich beschlagnahmt. Der Musterabschlag stammt aus einem Prüfernachlass (Archiv Poststempelgilde). So einfach machen es uns die Falschstempel dieses US Anbieters nicht. :-(

Schöne Grüße,
Peter
 
filunski Am: 18.11.2014 13:08:48 Gelesen: 94600# 32 @  
Verehrte Mitleser (die Zahl der "Mitdiskutierer" hält sich ja inzwischen leider stark in Grenzen, oder ist das alles so eindeutig? :-)),

es fehlt noch die Übersicht der gelieferten Gummi-Stempel. Diese sieht wie folgt aus:



Ein paar der von mir bereits aus der Matritze ausgeschnittenen und fertig gestellten Stempel, habe ich ja bereits vorgestellt, weitere werden in kommenden Beiträgen noch folgen.

Wie man sieht, nicht nur Poststempel (Hand- und Maschinenstempel), auch verschiedene Feldpoststempel, Dienstsiegel und Nebenstempel. Eben alles, was nötig ist, um einen entsprechenden Feldpostbrief möglichst authentisch nachzustellen. :-(

Eines, anhand der Übersicht kommt das deutlicher als bei den Abschlägen heraus, unterscheidet diese Stempel von den Originalen meist schon ganz deutlich, nämlich die klare und deutliche Erscheinungsform. Solch saubere Abschläge, gerade auch bei Maschinenstempeln, finden wir bei Originalabschlägen jener Zeit eher selten, in bestimmten Fällen überhaupt nicht. Näheres dazu in Kürze.

Ein Fazit daraus, was im Übrigen auch fast als Grundregel bei Verdacht auf Vorliegen eines Falschstempels, gelten kann, ist, dass bei besonders klaren und deutlichen "Traumabschlägen" immer Misstrauen angesagt sein sollte. Insbesondere im Zusammenhang mit gestempelt hoch bewerteten Marken oder ausgefallenen Belegen. Dies soll allerdings nicht heißen, dass saubere Abschläge nicht auch original vorkommen können.

Schöne Grüße,
Peter
 
Cantus Am: 18.11.2014 14:13:36 Gelesen: 94567# 33 @  
@ filunski [#32]

Hallo Peter,

mir ist da etwas an deiner Matritze aufgefallen, das mir hinsichtlich der künstlerischen Fähigkeiten des Stempelherstellers ein müdes Lächeln abnötigt. Bei beiden Feldpoststempeln links oben, besonders aber bei dem zweiten von links fällt auf, dass die Buchstaben des Wortes "Feldpost" nach und nach immer kleiner werden; da hatte er sich wohl mit dem Abstand zur Stempelkante verschätzt.

Viele Grüße
Ingo
 
filunski Am: 18.11.2014 14:37:53 Gelesen: 94540# 34 @  
@ Cantus [#33]

Hallo Ingo,

guter Hinweis, ist mir bislang noch gar nicht aufgefallen, da ich in meinen Betrachtungen diese Feldpoststempel noch außen vor gelassen hatte, und bei dem Einen welchen ich schon gezeigt hatte dies nicht der Fall war. Bei Gelegenheit werde ich dann auch diese beiden fertig stellen und mal einen Probeabschlag machen.

Auf seiner Seite behauptet der Hersteller ja seine Matritzen wären 1:1 Kopien echter Stempel, maschinell kopiert und gefertigt mit Hilfe moderner Laser Technik. Wie immer die aussieht, davon habe ich leider keine Ahnung.

Beste Grüße,
Peter
 
Henry Am: 18.11.2014 16:09:05 Gelesen: 94507# 35 @  
@ filunski [#32]

So sehr mir die Vorstellung von Fälschungen sowohl bei Marken wie auch bei Stempeln entgegenkommt und mit sehr viel Interesse verfolgt wird, vertrete ich genauso strikt die Ansicht, dass es dabei bleiben müsste, die Merkmale und Erkennungszeichen der Fälschungen herauszustellen. Nicht aber die Merkmale der echten Stempel, da dies manchen Hersteller der Falschobjekte zur leichteren "Korrektur" seiner Arbeiten veranlassen könnte.

Sicher ist die Kenntnis der Echtheitsmerkmale hilfreich dabei, selbst Fälschungen erkennen zu können. Aber beim Pilzesammeln reicht es ja auch, die giftigen oder/und ungenießbaren zu kennen, um keinen Schaden zu erleiden, um mal einen "haarsträubenden" Vergleich zu bemühen.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
filunski Am: 18.11.2014 16:43:07 Gelesen: 94487# 36 @  
@ Henry [#35]

Hallo Henry,

vielen Dank für deinen Beitrag, so muss ich hier nicht mehr ganz den Alleinunterhalter geben. ;-)

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich hier mit einem zweischneidigen Schwert hantiere. Bevor ich dazu aber näher eingehe würde mich auch die Meinung des Forums dazu interessieren.

Also "Feuer frei", ihr müsst dabei auch keine Rücksicht auf mich nehmen und könnt mich gerne auf's Korn nehemen! :-)

Schöne Grüße,
Peter
 
wuerttemberger Am: 18.11.2014 16:44:49 Gelesen: 94486# 37 @  
@ Henry [#35]

Wie soll das denn gehen? Wenn ich schreibe, der Stempel hat krumme Buchstaben und ist deshalb falsch, dann kann jeder durchschnittlich intelligente Fälscher messerscharf daraus schließen, dass er auf gerade Buchstaben zu achten hat.
Die Pigmentierung der Stempelfarbe ist ähnlich. Weicht sie ab, dann muß der Fälscher eben daran arbeiten. Jede Veröffentlichung von Fälschungen schult die Sammler und die Fälscher. Deswegen geben auch manche Prüfer keine Auskünfte darüber, an was sie bestimmte Fälschungen erkennen. Manchmal kommen sie Fälschungen erst über eine gut geführte Kartei auf die Schliche und schöpfen einen ersten Verdacht, der nur bei ganz genauer Betrachtung bestätigt wird.

Ich bin für eine offene Diskussion dieses Themas. Die Sammler müssen geschult werden, denn sie sind den Fälschern weit hinterher.

Gruß

wuerttemberger

PS: Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich. Ich hole mir lieber Pilze aus dem Wald, die ich ganz genau bestimmen kann und weiß, dass sie gut schmecken. Ich kenne 6 Arten und die reichen mir vollkommen aus.
 
Henry Am: 18.11.2014 19:33:46 Gelesen: 94440# 38 @  
@ wuerttemberger [#37]

Ich sehe schon auch die einhergehende Problematik. Aber ich gehe auch davon aus, dass die Fehlerbeschreibung immer an ein Bild gekoppelt ist. Und dann könnte es vielleicht auch heißen (um bei dem Beispiel mit den Buchstaben zu bleiben): Wenn der, bzw. die Buchstaben so aussehen, dann liegt eine Fälschung vor. Oder man verweist mit Pfeilen genau auf die betroffene Stelle mit dem Hinweis "Wenn die so aussieht, wurde manipuliert. Damit weiß der Fälscher noch lange nicht, wie sie wirklich aussehen (sollte). Ich gebe aber zu, dass sich diese Art Darstellung nicht immer für alle verständlich umsetzen läßt. Und dass der Fälscher gleichzeitig auf seine Schwachstellen hingewiesen wird, ist schon auch richtig. Aber man kann ihm die Arbeit ja insofern erschweren, dass er sich selbst seine Fehler suchen darf.

Zu den Pilzen sage ich nichts mehr, da themenfremd. Aber ich hebe den Daumen bezüglich deiner Anmerkung.

Gruß
Henry
 
filunski Am: 18.11.2014 23:39:25 Gelesen: 94382# 39 @  
Hallo zusammen,

na, will sich wohl noch niemand dazu äußern? :-(

Macht nichts! :-)

Vielleicht findet ja zur Abwechslung mal wieder ein kleines Falschstempelquiz mehr Teilnehmer. Mal abseits von der bislang behandelten Gummimatritze ein paar Stempel:



So, ihr seht hier sieben Stempelabschläge, zwei sind falsch, welche?

Und als Zusatzfrage, ein Stempelkopf passt nicht rein, welcher?

Frohes Kopfzerbrechen! :-)

Schöne Grüße,
Peter
 
mumpipuck Am: 19.11.2014 00:45:19 Gelesen: 94372# 40 @  
@ filunski [#39]

Die beiden rechten Stempel sind falsch:

Die Postleitzahl 7 für Stuttgart gab es 1957 noch nicht (eingeführt 1962). Der Strich vor der Jahreszahl im Stempel von Saarbrücken gehört dort nicht hin und die Buchstaben sind krumm und schief.

Nicht dazu passt der dritte Stempel von rechts, der einzige von einer Poststelle I.

Herzliche Grüße
Burkhard
 
Jürgen Witkowski Am: 19.11.2014 09:44:16 Gelesen: 94322# 41 @  
@ filunski [#39]

Der Stempel (22a) Essen 13 a ist gemäß aller mir vorliegenden Aufzeichnungen erst ab 1960 bekannt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
filunski Am: 19.11.2014 11:01:43 Gelesen: 94293# 42 @  
@ Concordia CA [#41]

Lieber Jürgen,

bevor ich zur teilweisen Auflösung komme, erst mal zu deinem Hinweis.

Sehr gut! Hatte ich doch diesen Stempel, (22a) Essen 13 / a, nicht zuletzt auch mit dem Hintergedanken, dich damit "anzulocken" in diese Reihe aufgenommen. ;-)

Der von mir gezeigte echte Abschlag stammt aus einem Auslieferungsbuch des Stempelherstellers Gleichmann und das eingestellte Datum 12.7.1947 ist das Ablieferungsdatum. Dies bedeutet nicht, dass gleich darauf dieser Stempel auch im Postdienst eingesetzt wurde, ja manche Stempel aus diesen Auslieferungsbüchern kamen sogar nie in den postalischen Einsatz. Wie deine Aufzeichnungen belegen, sollte es für diesen Stempel also noch über 12 Jahre dauern, bis ein tatsächlicher postalischer Einsatz nachgewiesen werden kann.

Hier nochmal in besserer Auflösung:



Herzlichen Gruß,
Peter
 
Holzinger Am: 19.11.2014 11:15:46 Gelesen: 94287# 43 @  
@ filunski [#39]

Hallo Peter,

hier einmal eine Reaktion von mir:

Für mich sind Deine - und die Ergänzungsbeiträge - sehr interessant, auch wenn ich diese Probleme in meinem Sammelgebiet (USA/Precancel) nicht so penetrant kenne. Zumal in den Katalogen der PSS entsprechende Abbildungen vorhanden sind und es eine Dokumentation aller (bekannten) falschen (bzw. kritischen / fraglichen Varianten) gibt. Neuere Fälschungen sind auf Grund des beendeten Ausgabezeitraumes auch (fast) nicht mehr zu erwarten.

Ich bin immer erneut erstaunt, wie Unterschiede von den Mitlesern erkannt werden. Wenn ich es lese, erkenne ich die Unterschiede auch, :-) aber vorher ... :-( Da muß man sich wohl mit der Materie beschäftigen, so wie die Experten hier.

Für mich ist das Problem der "Normalsammler" von Briefmarken, der solche Sachen - ohne das spezielle Hintergrundwissen - gutgläubig erwirkt, weil ihn vorrangig die gestempelte Marke und nicht der Stempel selbst interessiert. Bei speziellen Stempelsammlern sieht dies schon anders aus.

Aber zurück zum Thema, damit es nicht in Diskussionen abgleitet.
 
filunski Am: 19.11.2014 11:45:20 Gelesen: 94274# 44 @  
@ Holzinger [#43]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für deine Reaktion und Stellungnahme. Ich freue mich hier über jeden derartigen Beitrag, nicht nur weil er mir zeigt, dass die Leute an dem Thema interessiert sind, sondern auch weil es neue Impulse gibt und vielen Augen mehr auffällt als nur Zwei. ;-)

Wie Du ja noch weißt, war auch ich bis vor ein paar Jahren "nur" ein Briefmarken- und Belegsammler, aber schon immer an den Stempeln interessiert und von ihnen fasziniert. So schwang mein Interesse immer mehr um, bis es jetzt fast nur noch den Stempeln gilt. So habe ich mich und befasse mich sehr intensiv mit ihnen und vor allem die Mitarbeit in der Stempeldatenbank hat da meinen Horizont und mein Wissen, ja man kann durchaus sagen exponential erhöht. Wenn man auch durch eine passende Arge (in diesem Fall die Poststempelgilde) an weiterführende Literatur kommt und sich weiterbilden kann, vor allem auch in persönlichen Gesprächen mit gewissen "Stempelkoryphäen" (wie z.B. um nur Zwei zu nennen unsere Forumsmitglieder "Concordia" und "Tuffi"), dann fängt man auch selbst ein wenig das Forschen an. Da ich meine, dass daraus gewonnene Erkenntnisse, insbesondere zu dem heiklen Gebiet der Falschstempel, nicht bei mir alleine im stillen Kämmerlein bleiben müssen, und ja auch nicht immer richtig sein müssen, möchte ich diese hier einer breiten, interessierten Mitleserschaft an Philatelisten zugänglich machen.

Dabei kann das eigentliche Thema manchmal auch in "Diskussionen abgleiten", ich erachte das durchaus als positiv und zuträglich.

So, viele werden jetzt schon gespannt auf die Auflösung warten. :-) Noch ein wenig Geduld. ;-)

Herzlichen Gruß,
Peter
 
Mondorff Am: 19.11.2014 11:48:55 Gelesen: 94270# 45 @  
@ filunski [#39]

Der Datumsteg des Stempels aus Saarbrücken ist eindeutig zu schmal und passt nicht in Normung.

Schönen Gruß
DiDi
 
Eilean Am: 19.11.2014 12:58:41 Gelesen: 94239# 46 @  
@ filunski [#39]

Dem Stuttgart Stempel schließe ich mich dem Vorredner wegen der 7 und dem falschen Jahr an. Ich bin hier ein reinstes Irrlicht und verfolge es gespannt, da ich keine Ahnung habe, was es gibt und was falsch ist bzw. was man alles sieht.

Bei dem Stempel Lindenfels finde ich das "a" in einer anderen Schriftart als andere UBs, die Ortsangabe reizt den Rand zum Stempel aus. Macht ihn das verdächtig? *Überall Falschstempelsehen*

Bei Saarbrücken müsste ich jetzt meine Geschichtskenntnisse herausgraben, da es ja wohl erst 1957 das zur BRD "wechselte". Welche Stempel hatte denn das Saarland? Auch die Zweikreisstegstempel? Gut, wir sind ja auch erst 1948, also noch vor der BRD. Dann paast auch die Angabe von mumpipuck, dass dort ein Strich sei, denn es dort nicht geben dürfte vor der Jahreszahl.

Macht in jedem Fall Spass, hier mitzulesen.
 
filunski Am: 19.11.2014 13:00:14 Gelesen: 94237# 47 @  
@ mumpipuck [#40]
@ Mondorff [#45]

Hallo zusammen,

dann mal zur Lösung der Falschstempelfrage.

Gratulation an Burkhard (Mumipuck), stimmt genau! :-)

Der Stuttgart Stempel disqualifiziert sich sofort, zum einen wie bereits richtig gesehen mit der PLZ die es zum Stempeldatum noch nicht gab, als auch mit der Stempelform. Dieser Kreisstempel mit Stegsegment oben wie wir ihn bis heute von der Deutschen Post kennen wurde auch erst 1962 eingeführt.
Diese Fälschung stammt auch wieder aus der Werkstatt des Fälschers Nicola Francesco Vitello.

Auch der zweite Falschstempel aus Saarbrücken wurde richtig erkannt. Zum Einen die eher krummen und nicht wie normal streng symmetrischen Buchstaben der Ortsbezeichnung. Dann aber bei genauem Hinsehen der auffällige Datumssteg, der wie Didi (Mondorff) ganz richtig schreibt zu schmal ist und wie auch Burkhard erkannte an einer unpassenden Stelle einen Strich zeigt. Nach der Stempelnorm dürfte es dort keinen Strich geben.

Dazu habe ich hier mal einen Auszug aus der Stempelnorm der die verbindlichen Einstellmöglichkeiten des Datum-Typenradsatzes zeigt:



Es hilft also für eine Erkennung, ein wenig über Postgeschichte (Einführung PLZ) Bescheid zu wissen und auch mal in entsprechenden Veröffentlichungen zu Stempelnormen nachzublättern.

Wer an zwei dazu passenden Stempelnormen (Normstempel von 1931 der Reichspost und vorläufige Stempelnorm der Bundespost von 1962) interessiert ist, kann mir einfach eine E-Mail schicken und mir bekannten Forenmitgliedern schicke ich diese dann als PDF zu.

Der falsche Saarbrückenstempel stammt aus einer im Jahre 1978 bei einer in Berlin durchgeführten Polizeirazzia, bei der eine Unmenge falscher Stempelklischees (quer durch nicht nur deutsche Sammel- und Stempelgebiete) sicher gestellt wurden. Abdrücke dieser Falschstempel wurden damals dem BDPh zur Verfügung gestellt.

So jetzt aber noch zur Zusatzfrage, welcher passt da nicht rein?

Hier, lieber Burkhard hast du zwar auch einen getroffen der anders ist, aber nicht den von mir gemeinten, wesentlich eklatanteren Unterschied aufweist.

Diese Frage gilt es also noch zu beantworten! :-)

Weiter frohes Kopfzerbrechen. ;-)

Schöne Grüße,
Peter

PS an Andreas (Eilean): Unsere Beiträge haben sich eben zeitlich überschnitten. Der Lindenfels-Stempel reizt natürlich! War auch meine Absicht. ;-) Der ist aber echt, dieses Stempelbild kam damals öfters vor, ich kann dazu bei Gelegenheit gerne noch mehr Beispiele zeigen.
 
Eilean Am: 19.11.2014 15:54:52 Gelesen: 94184# 48 @  
@ filunski [#47]

Welcher Stempel ist denn nun anders? Der erste, der hat nämlich um die Postleitsgebietzahl einen Kreis und nicht nur Klammern. Und nachdem er der früheste vom Stempeldatum eben gerade 1944 ist, könnte da also jemand in einen schon existenten um eine 1 mit Kreis bereichert haben, auch wenn der Stempel gar nicht so aussieht?

Die anderen sind ja jedenfalls neu gesetzt, keine Aptierungen oder Ähnliches, jedenfalls die echten sind mit Postleitgebietszahl.
 
JohannesM Am: 19.11.2014 17:11:16 Gelesen: 94119# 49 @  
@ Eilean [#48]

Nein, der ist nicht aptiert, dann wäre ja die Umschrift asymmetrisch gewesen.

Beste Grüße
Eckhard
 
JohannesM Am: 19.11.2014 17:26:08 Gelesen: 94107# 50 @  
@ filunski [#42]

Da sieht man aber auch, dass krumme Ziffern oder Buchstaben nicht unbedingt ein Anzeichen für eine Fälschung sind. Wenn man nämlich die Achse der "1" von der 13 verlängert, dann geht die meilenweit am Kreismittelpunkt vorbei. Danke für die schnelle Zusendung.

Beste Grüße
Eckhard
 
filunski Am: 19.11.2014 17:47:19 Gelesen: 94097# 51 @  
@ Eilean [#48]
@ JohannesM [#50]

Hallo zusammen,

Andreas da bist du leider auf dem "Holzweg". :-(

Der Unterschied liegt ganz woanders, ist auch schwer zu erkennen. Denk' mal an Stempeltyp! :-)

Eckhard, richtig, "krumme" Ziffern müssen nicht zwangsweise ein Zeichen für einen Falschstempel sein, sind aber oft ein erstes Indiz und können dann im Zusammenhang mit anderen Merkmalen zutreffen. ;-)

Beste Grüße,
Peter
 
Stefan Am: 19.11.2014 17:48:36 Gelesen: 94096# 52 @  
@ filunski [#47]

So jetzt aber noch zur Zusatzfrage, welcher passt da nicht rein?

Der Stempelabschlag aus Velten bei Berlin weist - im Gegensatz zu den anderen gezeigten Exemplaren aus Beitrag [#39] - keinen Bindestrich zwischen der Jahres- und Uhrzeitangabe auf. Meinst du diesen Unterschied?

Gruß
Pete
 
filunski Am: 19.11.2014 17:54:43 Gelesen: 94092# 53 @  
@ Pete [#52]

Hallo Pete,

aufmerksam beobachtet, meine ich aber nicht. :-(

Denk' mal an Stempeltyp!

Schönen Gruß,
Peter
 
feuer5170 Am: 19.11.2014 18:20:59 Gelesen: 94070# 54 @  
Hallo,

bin der Meinung, dass es der Stempel Hohendorf ist. Mit dem UB oben über der Datumbrücke ist er der einzige.

Gruß
Norbert
 
filunski Am: 19.11.2014 19:06:27 Gelesen: 94035# 55 @  
@ feuer5170 [#54]

Hallo Norbert,

leider auch nicht! :-(

Der Gesuchte ist eher deinem speziellen Stempelgebiet nahe. ;-)

Beste Grüße,
Peter
 
Holzinger Am: 19.11.2014 19:08:53 Gelesen: 94030# 56 @  
Na, dann versuche ich es einmal:

"Velten", weil es ein Stempelabschlag einer Stahlmatrize (Quetschrand) ist. Alles andere dürften "Gummis" sein.
 
filunski Am: 19.11.2014 19:23:23 Gelesen: 94018# 57 @  
@ Holzinger [#56]

Sorry! Auch nicht! :-(

Aber es wird jetzt immer leichter. :-)

Schönen Gruß,
Peter
 
Eilean Am: 19.11.2014 19:35:29 Gelesen: 94009# 58 @  
@ filunski [#57]

Na also anhand der UBs scheidet ja ein verkappter Maschinenstempel aus. Der Falschstempel aus Stuttgart hat ja gar nichts, aber der läuft ja nun wohl außer Konkurrenz, er hätte aber eine andere Stempelform!?

*Aufgeb*
 
jahlert Am: 19.11.2014 22:36:12 Gelesen: 93954# 59 @  
@ Eilean [#58]

Wenn 'Stempeltyp' gleich 'Stempelform' ist, dann wird es der Stuttgarter sein.

Vermutlich sind aber fast alle Antworten aus dem Schwarm richtig, denn jeder Stempel hat seine Besonderheit. Mein Favorit für abweichende Schreibweise ist der Ulmer, siehe meinen Beitrag [#10].
 
filunski Am: 19.11.2014 22:49:13 Gelesen: 93943# 60 @  
@ Eilean [#58]
@ jahlert [#59]

"na also anhand der UBs scheidet ja ein verkappter Maschinenstempel aus."

Ganz nah dran Andreas und nichts kann so täuschen wie UB! ;-)

"Mein Favorit ... ist der Ulmer"

Warum? :-)

Gleich habt ihr's!

Bis später,
Peter
 
filunski Am: 19.11.2014 23:51:37 Gelesen: 93917# 61 @  
Hallo zusammen,

dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen.

Zugegeben diese Zusatzfrage war schon recht kniffelig, aber so habt ihr euch wahrscheinlich intensiv mit Stempeln befasst. ;-)

Jürgen (jahlert) hat mit seinem Favoriten Recht. Gut geraten! Aber warum?
Ich hatte auf den Stempeltyp verwiesen. Nun, was gibt es denn für Stempeltypen wird sich so manch Einer fragen.

Da nehmen wir doch einfach die aus der Stempeldatenbank:

-Handstempel
-Maschinen/Handroll/Duplexstempel
-Absenderfreistempel
-Sonstige Freimachungsvermerke

Die letzten beiden scheiden gleich mal aus. Bleibt also die Unterscheidungsfrage Hand- / Maschinenstempel.

Sechs der Stempel sind Handstempel, einer nicht, nämlich der aus Ulm:



Hier handelt es sich um den Stempelkopf einer Standard/Klüssendorf Maschine. Es ist wirklich schwierig, aber bei genauem Hinsehen, jetzt in der Vergrößerung etwas deutlicher, sieht man, dass der Stempelkreis keine perfekte Kreisform aufweist, sondern zur "Ei-Form" (Ellipse) tendiert. Dies passiert manchmal bei Stempelmaschinen, wenn das Poststück nicht ganz plan eingezogen wird und dadurch der Stempelkopf nicht richtig abrollen kann.

Hier der komplette Abschlag:



Aber noch ein paar Worte zu den UB, Andreas hat ja wegen des einzelnen UB diese Option Maschinenstempel wieder verworfen. :-(

Sicher hat schon der Eine oder Andere von der gerne verbreiteten "Grundregel" gehört, ein UB ist gleich Handstempel, zwei UB ist gleich Maschinenstempel. Nette "Regel", aber leider falsch und somit als "Grundregel" schon gar nicht tauglich. Ich kann für das jeweilige Gegenteil hunderte Beispiele zeigen. Dies aber nur noch zum Abschluss, das Thema UB können wir gerne in einem anderen Thread behandeln. :-)

Mein Dank an alle die hier mitgemacht und sich die Köpfe zerbrochen haben.
Demnächst geht's wieder mit den Falschstempeln weiter.

Beste Grüße,
Peter
 
JohannesM Am: 20.11.2014 16:46:49 Gelesen: 93813# 62 @  
Hallo Peter,

stimmt, ich habe den Stempel vermessen, vertikal 29,0 mm, horizontal 27,5 mm - allerdings habe ich das optisch nicht gesehen.

Beste Grüße
Eckhard
 
Tuffi Am: 20.11.2014 17:05:56 Gelesen: 93802# 63 @  
@ filunski [#61]

Hallo Peter,

während ein Poststück in der Maschine gestempelt wird, befindet es sich zwischen zwei Walzen. Sollte eine der Walzen "drängeln", kommt es zu hochovaler oder flachovaler Deformation des Abschlags des Stempelkopfes.

Gruß aus Münster
Walter
 
Briefmarkentor Am: 20.11.2014 17:36:06 Gelesen: 93785# 64 @  
@ filunski [#42]

Hallo Peter,

wie kommt man denn an Kopien des Auslieferungsbuches der Firma Gleichmann?

Ganz neugierige Grüße

Marko
 
filunski Am: 20.11.2014 17:36:55 Gelesen: 93785# 65 @  
@ Tuffi [#63]

Hallo Walter,

vielen Dank für die genaue Beschreibung dieses Vorgangs aus Expertenhand! ;-)

Herzlichen Gruß,
Peter
 
Marcel Am: 21.11.2014 02:56:15 Gelesen: 93729# 66 @  
@ filunski [#23]

Hallo Peter!

Du wolltest gerne ein Original von Jena-Zwätzen / a.

Als Jenenser bin ich gerne behilflich.



Der Stempel befindet sich auf einer Karte von Jena nach Hauswalde (bei Dresden) als Feldpost.

schöne Grüße
Marcel
 
filunski Am: 21.11.2014 10:08:27 Gelesen: 93668# 67 @  
@ Marcel [#66]

Hallo Marcel,

sehr schön! Herzlichen Dank.

Ich hoffe, du gestattest, dass ich diesen Scan auch weiter verwenden und auch in die Datenbank einstellen darf?

Diesen Stempel, sowie die weiteren noch genauer zu betrachtenden Falschstempel kommen dann später hier im Thema wieder zur Sprache.

Schöne Grüße,
Peter
 
filunski Am: 21.11.2014 11:12:05 Gelesen: 93649# 68 @  
@ filunski [#67]

Liebe interessierte Mitleser und Akteure,

bevor es weitergeht möchte ich erst noch zu Henrys berechtigtem Einwand aus Beitrag [#35] Stellung nehmen.

Ich löse mich hier auch mal vom Pilzesammeln ;-), und vergleiche die Aufklärung zu Falschstempeln eher mit der Präventivarbeit die die Kriminalpolizei betreibt, um den Leuten Tipps zu geben wie sie ihre Häuser und ihr Eigentum vor Diebstahl und Einbrechern schützen und sichern können.

Auch diese Tipps helfen natürlich den bösen Buben, wissen sie so doch um mögliche Sicherungsmaßnahmen (sofern sie nicht eh schon vorher darüber Bescheid wussten) und können Strategien entwickeln diese zu umgehen. Der größere Gewinn dabei ist aber die gewonnene Aufklärung, das Wissen und die daraus hoffentlich resultierende Vorsicht bei der Bevölkerung.

Genauso verhält es sich mit dem Wissen um die Falschstempel bei meist nicht aufgeklärten, ja auch gar nicht interessierten Sammlern, die somit alle potentielle Opfer selbst dümmster Stempelfälscher werden.

Leider hatte dazu außer württemberger, Beitrag [#37], niemand eine Meinung geäussert. :-(

Württemberger kann ich auch nur zustimmen, Aufklärung der Sammler geht vor vermeintlicher Preisgabe bestimmter Stempelcharakteristika. Dies erreicht man oft am besten im direkten Vergleich Original/Fälschung. Es sehen ja nicht alle Falschstempel so plump aus wie dieser:



Hier genügt es, ohne Vergleich mit einem Originalstempel, darauf hinzuweisen, dass alleine schon die falsche Gebietsleitzahl, 16 statt richtigerweise 17a, für die Identifikation als Falschstempel genügt.

Bei anderen, oft 1:1 Kopien real existierender Stempel, gefälschter Stempel, die aber aus handwerklichen oder auch anderen Gründen, eben nicht perfekte Kopien sind muss ein Direktvergleich her. Oft sind es ja auch, ich nenne es mal mechanische Unterschiede (z.B. fehlende Quetschränder bei Gummistempeln oder heute mit Computertechnik drucktechnisch aufgebrachter Falschstempel), die bei einem Direktvergleich mit dem Originalabschlag deutlich gemacht werden können.

Die gefälschten Stempelgeräte und/oder Abschläge sind auch nur ein Teil der ganzen Falschstempelproblematik. Viel "gefährlicher", weil nicht als falsches Gerät identifizierbar ist die Gefahr welche von missbräuchlich verwendeten Originalstempeln ausgeht. Beste Beispiele dafür bieten u.a. die Gebiete der Deutschen Kolonien und Auslandspostämter, Infla, Danzig und weitere. Dazu aber gern in einem späteren Beitrag mehr, auch Beispiele.

Diskussionsbeiträge dazu sind an dieser Stelle gerne willkommen! :-)

Beste Grüße,
Peter
 
Marcel Am: 21.11.2014 19:31:08 Gelesen: 93587# 69 @  
@ filunski [#67]

Hallo Peter,

nur zu - mein Einverständnis hast du.

schöne Grüße
Marcel
 
Funder Am: 21.11.2014 19:42:58 Gelesen: 93582# 70 @  
@ filunski [#68]

Hallo Peter,

erst einmal zu der Befürchtung man könnte Fälschern mit diesem Thema auf die Sprünge helfen. Also ich habe hier gesehen, Fälscher müssen heute kein Handwerk mehr lernen, sondern können sich alles im Internet bestellen.

Mir hat diese Thema sehr geholfen um mich zumindest gegenüber Fälschern zu sensibilisieren. Auch wenn ich natürlich noch lange keine Fälschungen erkenne so werde ich doch etwas genauer als bisher hinschauen.

Und ich denke mal je mehr Sammler/Philatelisten genauer hinschauen um so schwieriger haben es potentielle Fälscher.

Gruß
Peter
 
filunski Am: 21.11.2014 22:58:48 Gelesen: 93545# 71 @  
@ Marko Haucke [#64]

Hallo Marko,

habe deine Frage eben erst entdeckt.

Diese Kopien hat mir ein guter Bekannter der dazu mal Recherchen durchgeführt hat freundlicherweise für unsere Datenbank überlassen.

Schöne Grüße,
Peter
 
filunski Am: 26.11.2014 11:02:22 Gelesen: 93304# 72 @  
Verehrte Stempelfreunde,

nach einer kleinen Pause geht's wieder weiter, wie ich weiß warten einige schon auf Fortsetzung! :-)

Bevor ich mich wieder den Gummi-Falschstempeln widme, ein kurzer Abstecher zu echten Stempelgeräten welche missbräuchlich verwendet wurden. Vielen sicherlich bekannt ist diese Problematik aus dem Bereich von Infla. Dazu gibt es auch gute Literatur und Auflistungen der missbräuchlich verwendeten Stempel, deswegen soll hier dieser kurze Hinweis dazu genügen. Ähnlichen Missbrauch hat es aber auch schon früher gegeben, deshalb ein Beispiel dazu, welches wie ich festgestellt habe weniger bekannt ist.

Wer hat den schon mal von den "Weigel-Machwerken" gehört? Wohl nur wenige, der hier Mitlesenden.

Dazu ein paar Hintergrundinformationen:

Max Weigel (*1866, +1937) war Feld-Oberpostinspektor der Reichspost. Als solcher hatte er anscheinend Zugang zu den verschiedensten, auch eher raren Stempelgeräten aus dem Bereich der Feldpost der deutschen Militärmission in der Türkei. Damit fertigte er nachträglich Belege und Briefstücke an, mit nach dem 1. Weltkrieg rückdatierten Feldpoststempeln. Manchmal auch bekannt unter dem Namen "Weigeliana". Außerdem "konstruierte" er Bögen mit verschiedenen Germania Marken, entwertet mit elf verschiedenen dieser Feldpoststempel (Beispiele daraus weiter unten), die sogenannten "Weigelbögen". [1]

Dabei unterliefen ihm aber auch Fehler, wie z.B. ein eingestelltes Datum welches bereits außerhalb des Verwendungszeitraums des betreffenden Stempels lag. Hier ein solches Beispiel:



Dieser Stempel der Feldpoststelle der Militärmission in Jerusalem war von Juli 1917 bis Oktober 1917 im Einsatz [2],[3]. Das eingestellte Datum zeigt den 8.11.1917! Interessanterweise ist in beiden von mir genannten Nachschlagewerken, [2],[3], als Beispielbild auch dieser Stempel mit Datum 8.11.1917 zusehen.

Manche eher "beschönigende" Philatelisten bezeichnen diese Weigel-Machwerke auch gerne als Gefälligkeitsstempel oder Referenzstempel. Der "Schöpfer" hatte da sicher anderes im Sinne.

Noch Einer aus einem solchen Weigel Bogen ist der folgende Stempel:



Der Stempel BATUM wurde nie in postalischen Gebrauch genommen, kommt nur als "Weigel-Machwerk" vor. [2]

So, damit soll es erst mal genügen. Vielleicht kann ja einer der Mitleser ähnliche Beispiele dazu zeigen? ;-)

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.phila-lexikon.de/phila_w.html
[2] H.Borlinghaus, Stempelhandbuch der Deutschen Feldpost 1914-18
[3] Ehem. deutsche Kolonien und Auslandspostämter, Stempelkatalog
 
filunski Am: 05.12.2014 09:26:59 Gelesen: 92929# 73 @  
Verehrte Freunde des Themas,

heute zur Abwechslung mal wieder was "Kniffeliges"! ;-)

Ist nicht ganz einfach, aber hier lesen ja genug Experten und Kenner der Materie mit, die sich gerne zu Wort melden dürfen.

Hier ein Stempel, nichts retuschiert, alles zu sehen wie im Original:



So, irgendwas stimmt mit diesem Stempel nicht! :-(

Aber was? Es ist kein Falschstempel.

Bin schon auf Eure Antworten gespannt.

Schöne Grüße,
Peter
 
Manne Am: 05.12.2014 09:43:08 Gelesen: 92920# 74 @  
@ filunski [#73]

Hallo,

ich würde mal auf die römische II tippen.

Gruß
Manne
 
filunski Am: 05.12.2014 10:01:47 Gelesen: 92905# 75 @  
@ Manne [#74]

Hallo Manne,

schon mal ein guter Anfang! Die römische II verrät zumindest etwas von diesem Stempel, ist aber nicht der gesuchte "Fehler".

Schönen Gruß,
Peter
 
Holzinger Am: 05.12.2014 12:25:50 Gelesen: 92855# 76 @  
@ filunski [#73]

Wie wäre es denn mit der großen Serive am "a"?

Die unterschiedliche Stärke der Kreise und Brücke ist doch wohl für die Aufgabenstellung zu offensichtlich.
 
Heinrich3 Am: 05.12.2014 14:55:11 Gelesen: 92802# 77 @  
Ich tippe auf die Stellung der römischen II. Sie ist zu weit links für mich.

Gruß des wahrscheinlich enttäuschten
Heinrich
 
volkimal Am: 05.12.2014 15:21:29 Gelesen: 92789# 78 @  
Hallo Peter,

mich irritierte als erstes auch die unterschiedliche Strichstärke. Allerdings gab es in der CSSR zweisprachige Stempel mit einem dicken Steg. Was auch zur CSSR passt ist die römische Monatsangabe. Was ich nicht kenne, ist der dicke innere Kreis. Ein Beispiel:



Wenn wirklich ein aptierter tschechischer Stempel dahintersteckt, müsste er aus der Zeit nach 1938 stammen. Dann stimmt die Jahreszahl 11 nicht.

Viele Grüße
Volkmar
 
filunski Am: 05.12.2014 15:46:27 Gelesen: 92775# 79 @  
Hallo zusammen,

freue mich natürlich über die rege Beteiligung! :-)

@ Holzinger [#76]

Hallo Wolfgang,

leider nicht. Der UB sieht zwar etwas anders aus als sonst meist gewohnt, entspricht aber durchaus dem verwendeten Stempelgerät, ebenso wie der Steg.

@ Heinrich3 [#77]

Hallo Heinrich,

leider auch nicht, die römische II steht richtig, ist aber ein Schlüssel zu dem Stempel.

@ volkimal [#78]

Hallo Volkmar,

Volkmar der "alte Fuchs" schlägt schon mal die richtige Richtung ein! ;-) Es ist kein aptierter tschechischer Stempel. Römische Monatsangaben gab es auch in anderen Ländern. Der Hinweis auf die Jahreszahl ist sehr gut (fast "BINGO"). Vielleicht kommt Ihr jetzt etwas weiter?

Was für einen Stempel haben wir hier denn?

Tagesstempel, ja, Datumsstempel, ja. Dann fehlt etwas ganz entscheidendes. Warum, und wozu, von wem wurden solche Stempel eingesetzt, und schließlich wann?

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 05.12.2014 16:12:25 Gelesen: 92760# 80 @  
Noch ein Hinweis:


 
PeKaR Am: 05.12.2014 17:34:21 Gelesen: 92712# 81 @  
@ filunski [#80]

Das ist ein stummer Stempel, die Jahreszahl ist falsch. Diese Stempelform gab es erst ab 1931.

Gruß
Peter
 
filunski Am: 05.12.2014 17:42:09 Gelesen: 92702# 82 @  
@ PeKaR [#81]

Hallo Peter,

Super, genau getroffen!

Es ist ein sogenannter stummer oder auch Tarnstempel, verwendet bei der Feldpost der Deutschen Wehrmacht. Hier ein ehemaliger Tagesstempel aus Österreichischen Beständen.

Die Jahreszahl ist falsch eingestellt, eine 11 statt richtigerweise 41, Volkmar hatte das auch schon ganz richtig erkannt.

Hier der ganze Beleg dazu:



Und als Vergleich noch zwei Österreichische Tagesstempel dieser Art aus jener Zeit.



Vielen Dank an alle Beteiligten für's Mitmachen. ;-)

Schöne Grüße,
Peter
 
Marcel Am: 05.12.2014 17:47:06 Gelesen: 92693# 83 @  
@ filunski [#80]

Meine Vermutung!

Zu spät - habs gelöscht!

schöne Grüße
Marcel
 
geg Am: 10.12.2014 20:10:22 Gelesen: 92227# 84 @  
@ filunski [#26]

Danke für Ihren interessanten Beitrag. Können Sie mir das Bild vom Normstempel in besserer Qualität zusenden? Ich möchte die Maße erkennen können.

Danke im voraus
und freundliche Grüße
 
filunski Am: 11.12.2014 10:28:06 Gelesen: 92137# 85 @  
@ geg [#84]

Hallo Günther,

E-Mail mit dem Dokument ist unterwegs an Dich! ;-)

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 11.12.2014 11:09:29 Gelesen: 92115# 86 @  
@ PeKaR [#81] & alle am Thema Interessierte

"Diese Stempelform gab es erst ab 1931"

Hallo zusammen,

diese Aussage muss ich noch ein wenig einschränken (fiel mir eben erst auf). ;-)

Diese Stempelform, "Zweikreisstegstempel", wurde als Deutscher Normstempel im Deutschen Reich erst 1931 erstmals eingeführt. Den Zweikreisstegstempel gab es allerdings schon viel früher z.B. in Österreich, wie der folgende Feldpoststempel zeigt:



Beste Grüße,
Peter
 
volkimal Am: 11.12.2014 12:23:15 Gelesen: 92087# 87 @  
@ PeKaR [#81]

Hallo Peter,

wenn man bei deutschen Inflationsbelegen nur ein Fragment eines Zweikreisstegstempels hat, kann man nicht sofort auf einen Falschstempel schließen. Man muss auch noch den Durchmesser des Stempels beachten.



Bei den Gelegenheitsstempeln kam diese Stempelform durchaus auch vor.

Viele Grüße
Volkmar
 
filunski Am: 05.07.2015 12:30:40 Gelesen: 90081# 88 @  
Hallo zusammen,

das Thema ruhte einige Zeit, da ich einfach anderweitig zu sehr beschäftigt war.

Da ich mich gerade mit der Aufarbeitung der "Felzmann-Falschstempel" [1] für die Datenbank beschäftige, hier daraus eine Ergänzung zu den "Tricks" der Stempelfälscher.

Unter dieser Falschstempelhinterlassenschaft befand sich auch das Aluminiumklischee dieses Hannoverstempels:

HANNOVER / s 1 p

Hier das Falschstempelgerät (Abb. gespiegelt):



So ein Falschstempel aus Metall erzeugt schon wesentlich bessere "Falschstempel" als die billigeren Gummistempel. Als Vorlage diente auch hier, wie leider so oft ein tatsächlich existierender Stempel.

Hier zum Vergleich mal beide Abschläge nebeneinander (Rechts Originalstempel):



Auffällig beim Falschstempel der fehlende Punkt nach der Tagesangabe.

Ganz so weit her war es aber mit dem "Stempelwissen" des Fälschers doch nicht. Als Vorlage hatte er sich nämlich den Stempelkopf eines Maschinenstempels gewählt.

Hier der komplette Abschlag [2]:



Der Falschstempel ist auch in der Datenbank zu finden. [3]

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=108743
[2] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/96798
[3] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/106331
 
Stefan Am: 06.07.2015 19:52:12 Gelesen: 89966# 89 @  
@ filunski [#88]

HANNOVER / s 1 p

Hier das Falschstempelgerät (Abb. gespiegelt):


Wurde das Stempelgerät 1928 noch als Bandmaschinenstempel eingesetzt? Die Fälschung zeigt ein Datum von 1928 verbunden mit einer 24h-Angabe in der Uhrzeit. Das Original war zumindest 1912 in Betrieb befindlich und zeigt die damals übliche 12h-Angabe der Uhrzeit. Unter Umständen kann es sich bei diesen Stempeln um zwei vollkommen verschiedene Stempelgeräte (Bandmaschinenstempel von 1912 und ggf. Tagesstempel von 1928? mit dem gleichen Unterscheidungsbuchstaben) handeln, welche nacheinander eingesetzt wurden.

Gruß
Pete
 
filunski Am: 06.07.2015 22:41:44 Gelesen: 89915# 90 @  
@ Pete [#89]

Hallo Pete,

ein guter Beitrag und berechtigter Einwand! ;-)

Bei Stempelköpfen ist ja bezüglich der Verwendung ob als Maschinen- oder Handstempel immer Skepsis angesagt und auch vermeintliche Regeln dazu erweisen sich nur zu oft als nicht verlässlich. Zu jener Zeit herrschte aber bei den Postdirektionen noch große Ordnung und es wurde darauf geachtet nicht Stempelköpfe mit denselben UB sowohl als Maschinen-, wie auch als Handstempel im Einsatz zu haben. Aber auch das muss nicht immer stimmen.

In diesem Fall, meine ich aber, ist die ausschließliche Verwendung als Maschinenstempelkopf ziemlich gesichert.

Der Stempelkopf war von ca. 1911 bis 1930 in einer 3-köpfigen Maschine (Sylbe) im Einsatz, und danach noch bis ca. 1935 in einer zweiköpfigen Maschine. Zu Beginn war dabei die Zeiteinstellung im 12 Stunden Format mit der Unterscheidung V und N. Irgendwann wurde das dann auf das 24 Stunden Format umgestellt, wie es auch der Falschstempel zeigt.

Während dieser langen Einsatzzeit waren nicht immer die gleichen Stempelkopfeinsätze von Anfang an dabei. Diese wurden bei Verschleiß oder Beschädigung im Laufe der Jahre wahrscheinlich mehrfach ersetzt und dabei kam es auch zu geringen Änderungen z.B. der Zifferngrößen.

Hier nochmals ein direkter Vergleich mit einem neueren Originalstempelkopf (rechts):



Der rechte Stempelkopf ist diesem Abschlag entliehen [1]:



Sollte aber jemand jetzt tatsächlich noch einen Handstempel HANNOVER / s 1 p auftreiben, wäre das sehr interessant! ;-)

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/6838
 
filunski Am: 06.07.2015 22:52:31 Gelesen: 89911# 91 @  
@ filunski [#90]

Hallo Pete,

als Nachtrag noch ein Vergleich mit einem weiteren Original-Maschinenstempelkopf bei dem auch die Zifferngröße und die Anordnung der Buchstaben von HANNOVER dem Falschstempel ziemlich nahe kommen:



Beste Grüße,
Peter
 
Stefan Am: 06.07.2015 23:19:43 Gelesen: 89902# 92 @  
@ filunski [#91]

als Nachtrag noch ein Vergleich mit einem weiteren Original-Maschinenstempelkopf bei dem auch die Zifferngröße und die Anordnung der Buchstaben von HANNOVER dem Falschstempel ziemlich nahe kommen:

Danke für die Abbildung zum Stempel vom 02.04.1929. Diese kommt dem Stempelabschlag doch bereits zeitlich sehr nahe, welche dem Fälscher aus Vorlage gedient hat. :-)

Bei der Abbildung von 1929 ist sehr schön ersichtlich (wie du bereits beschrieben hast), dass das Original einen Punkt nach der Tagesangabe aufweist, die Fälschung hingegen nicht - vorausgesetzt, alle drei Stempelköpfe der original Sylbe-Maschine weisen einen Punkt an der entsprechenden Stelle auf.

Gruß
Pete
 
Jürgen Witkowski Am: 13.07.2015 23:22:36 Gelesen: 89721# 93 @  
@ filunski [#91]

Die Original-Stempelköpfe der Maschine wiesen im fraglichen Zeitraum an allen drei Stempelköpfen markante Brüche auf, von denen beim Falschstempel nichts zu sehen ist. Ferner ist der Punkt hinter der Tageszahl bei allen Stempelköpfen vorhanden.

Ein Handstempel mit der identischen Kennung s 1 p ist mir bisher noch nicht unter gekommen.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
filunski Am: 14.07.2015 00:20:00 Gelesen: 89707# 94 @  
@ Concordia CA [#93]

Hallo Jürgen,

besten Dank für diese wertvolle und anschauliche Ergänzung! ;-)

Man sieht also auch hier, mit ein wenig Beschäftigung mit diesen Stempeln können den Stempelfälschern (die oft nur über sehr oberflächliche Stempelkenntnisse verfügen) in vielen Fällen sehr schnell die "Karten gelegt" werden.

Anders verhält es sich leider bei der missbräuchlichen Verwendung echter Stempelgeräte!

Beste Grüße,
Peter
 
Briefmarken-Museum Am: 17.07.2015 11:56:26 Gelesen: 89580# 95 @  
Moin Moin,

anbei ein schräg platzierter Handstempel aus dem fraglichen Zeitraum auf einer Dienstmarke, vielleicht ist er für eure Diskussion und Überlegungen hilfreich.

LG JoWa


 
filunski Am: 17.07.2015 13:15:37 Gelesen: 89552# 96 @  
@ Briefmarken-Museum [#95]

Hallo Jochen,

danke für das Zeigen des Vergleichsstücks! :-) Wie man erkennen kann mit anderem UB links.

Beste Grüße,
Peter
 
Briefmarken-Museum Am: 17.07.2015 17:09:09 Gelesen: 89506# 97 @  
Hei Peter, danke für Deine Einschätzung - tja der linke UB ist nicht ganz drauf, dann könnte es statt einem breitgeschlagenen "s" auch eine "2" sein.

Altbriefsammler haben halt mehr Spaß als die Briefmarkensammler!

LG JoWa
 
filunski Am: 17.07.2015 18:05:54 Gelesen: 89487# 98 @  
@ Briefmarken-Museum [#97]

Hallo Jochen,

eine "2" würde ich ausschließen, die Ziffer wäre ja der Postamtsnummer vorbehalten, und da haben wir ja schon die "1". An den Stellen rechts und links unten stehen bei diesem Stempeltyp normalerweise entweder Sterne oder Buchstaben (manchmal auch Buchstabenpaare).

In dem Fall hier würde ich entweder auf ein "o" tippen oder auch auf ein breitgeschlagenes "p".

Beste Grüße,
Peter
 
Henry Am: 17.07.2015 18:44:34 Gelesen: 89473# 99 @  
@ filunski [#98]
@ Briefmarken-Museum [#97]

Ein "o" möchte ich ebenso ausschließen wie ein "P". Am 4. Zahn sieht man einen Rest eines Abdruckes, der nicht zur Kreislinie des Stempels passt, folglich wohl zu dem Buchstabe gehört. Für den "P-Aufstrich liegt mir das zu weit rechts. Ich würde hier auf ein "R" tippen wollen.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
filunski Am: 18.07.2015 00:02:43 Gelesen: 89421# 100 @  
@ Henry [#99]

Hallo Henry,

interessant, was man so alles in so einem "simplen" Stempel entdecken kann! ;-)

Ob es ein "o", ein "p" oder ein "?" ist, kann uns mit letzter Sicherheit wahrscheinlich nur ein kompletter Abschlag sagen. Dein "R", meine ich aber mit großer Sicherheit ausschliessen zu können. Bei diesen Stempeln kamen in der Regel immer nur Kleinbuchstaben (auch das "p" ist ein kleines "p") als UB zum Einsatz, somit scheidet dieses "R" aus. :-(

Beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 19.07.2015 10:43:59 Gelesen: 89332# 101 @  
Hallo zusammen,

heute nochmals einen Stempel aus dem Felzmannlot, der es wert erscheint einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden.

Hier erst mal das "Stempelgerät" (Abb. gespiegelt):



(22c) KÖLN 1 / mg, mit festem Datum aus gehärtetem Kunststoff.

Das Gerät zeigt starke Abnutzungserscheinungen und verschiedene auffällige Ausbrüche. Das mag zum Einen an dem verwendeten Kunststoff liegen und/oder auch an einer häufigen Verwendung!

Hier mal ein Abschlag des falschen Stempels (Mitte) neben zwei echten zeitnahen Abschlägen:



Sofort fallen natürlich die Beschädigungen und auch die etwas wacklige Monatsziffer auf, aber gerade die Ausbrüche müssen ja nicht von Anfang an dagewesen sein.

Dem Fälscher ist aber wieder, wie schon bei dem schon erwähnten Hannover Stempel ein gravierender Fehler passiert. Er hat sich nämlich wieder einen Maschinenstempel als Vorlage gewählt.

Hier die kompletten Abschläge der obigen beiden Vergleichsstempel:



Beide auch in der Datenbank [1] [2].

Abgeschlagen nur auf einer losen Marke fällt er ohne diese Hintergründe nicht gleich auf, aber auf Beleg als Handstempel verwendet wird die Fälschung sofort klar.

Schaut doch mal in euren Sammlungen und Archiven nach, ob ihr Marken und/oder Belege mit diesem Stempel findet und stellt sie dann hier vor. Es wäre interessant eine mit diesem Falschstempelgerät angefertigte Fälschung zeigen zu können.

Auch in der Datenbank finden sich noch weitere Originalabschläge dieses Maschinenstempels [3] [4] [5].

Auf Rückmeldung freut sich mit den besten Grüßen,
Peter

[1] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103370
[2] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103270
[3] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103807
[4] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103372
[5] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/103371
 
WUArtist Am: 30.08.2015 10:25:29 Gelesen: 88522# 102 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Warnung! Bei Ebay entdeckt: Heftchenblätter aus DDR-Ulbricht-Markenheftchen, abgestempelt zu einer Zeit, als es noch gar keine Ulbrichtmarken gab. Anbieter: „champel-yx“ aus Ratingen. Auch andere Angebote ansehen.

Joachim



eBay 111755420297 - HBl. 10.1 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17



eBay 111755421983 - HBl. 11.1 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17



eBay 111755422062 - HBl. 11.14 - Lengefeld (Erzgeb) c 23.7.61.-17

[Beitrag redaktionell gemeldet an Lars = ebay.watchdog@gmail.com um 10:40 Uhr]
 
Richard Am: 31.08.2015 14:48:04 Gelesen: 88400# 103 @  
@ WUArtist [#102]

Hallo Joachim,

inzwischen sind aufgrund Deiner Meldung alle drei Lose entfernt. Sollten Dir oder anderen Mitgliedern diese oder andere Manipulationen wieder auffallen, bitte ich um Meldung hier im Forum, im Zweifel unter einem neuen Thema.

Schöne Grüsse, Richard
 
WUArtist Am: 07.09.2015 13:56:43 Gelesen: 88166# 104 @  
@ Richard [#103]

Hallo Sammlerfreunde,

Warnung! Nunmehr ist der Anbieter unter dem Namen „Tradewinds227“ auf delcampe aktiv. Einfach Suche „Ulbricht“ eingeben. Hier ein Beispiel.

Joachim


 
Marcel Am: 15.10.2015 15:46:33 Gelesen: 87484# 105 @  
Hallöle!

Ich habe hier einen Missbrauch oder gar Falschstempel von Hohnstein (8352).

Er ist immer so abgeschlagen das keine Datumsangabe erkennbar ist, aber eines wurde nicht bedacht, die 4-stellige PLZ, denn die gab es im Gebiet der DDR erst ab 1965. Zudem ist der Abschlag bläulich-schwarz.









Gibt es über diesen Stempel Erkenntnisse?

schöne Grüße
Marcel
 
filunski Am: 28.12.2015 10:13:48 Gelesen: 85685# 106 @  
WARNUNG FALSCHSTEMPEL (10) COLDITZ / b, Datum 14.4.1953

Verehrte Leser und vor allem DDR Sammler,

aufmerksam geworden durch eine Anfrage zu dem hier behandelten Stempel im Philaforum, [1], und eines erst kürzlich erfolgten Verkaufs bei Ebay habe ich mich entschlossen alle mir verfügbaren Informationen dazu hier zusammenzufassen. Es handelt sich hier meist nicht um meine eigenen Erkenntnisse und die Quellen dazu habe ich immer genannt, so dass jeder Interessierte selbst dort auch weiter-/nachlesen kann.

Hier erst mal der Stempel (Bild aus einem abgelaufenen Ebay Angebot):



Schon auf den ersten Blick "besticht" dieser Stempel durch seine perfekte, ja makellose Erscheinung, aber so etwas gibt es ja auch in Echt. Sehr verdächtig und ein klarer Hinweis auf Falsch sind aber das Fehlen jeglicher Quetschränder.

Mit zu diesem Artikel hat mich aber ein erst kürzlich beendetes Ebay Angebot des Verkäufers "gey1" motiviert. Dieser verkaufte ein Lagerbuch mit der DDR Kopfserie, seitenweise voll mit den tollsten Einheiten, Druckvermerken und Randzählern. Alle Marken gestempelt mit diesem Stempel! [2]

Da das Angebot und die Bilder bei Ebay bald wieder verschwinden, hier ein paar der Angebotsbilder:





Auf einen Hinweis des VPEX Prüfers Dr. Carsten Burkhardt an den Verkäufer gey1 über den Falschstempel, fügte der Verkäufer einen entsprechenden Hinweis dem Angebot bei. Trotzdem ging das Lagerbuch für 107 Euro weg! Bleibt abzuwarten wann die ersten Marken und Einheiten daraus wieder im Handel auftauchen.

Dr. Burkhardt weist auch auf seiner Internetseite, [3], auf diesen Falschstempel hin und nennt auch Merkmale des echten Stempels (Zitat):
"Echte Stempel ((10) COLDITZ / b) weisen eine Lücke im Außenkreis über O und eine Lücke im Innenkreis auf."


Hier ein Vergleich:



Der rechte Stempel stammt von einem Brief (Altprüfung Dr. Zempel) aus einer Schwanke Auktion, [4], der Brief blieb unverkauft, der Stempel dürfte vom echten Stempelgerät stammen (zeigt auch die von Dr. Burkhardt genannten Charakteristika und weist ein anderes Erscheinungsbild auf, z.B. fetterer UB b), wobei ein Missbrauch (Rückdatierung?) nicht ausgeschlossen werden kann.

Angesichts der Unmenge an gestempeltem Material mit diesem Stempel, Datum immer 14.4.1953, und den immer identischen makellosen Abschlägen muss man von einem drucktechnischen Aufbringen ausgehen.

Der schon genannte Ebay Verkäufer hatte auch noch andere DDR Marken mit diesem Falschstempel im Angebot:



Weitere Informationen dazu sind hier jederzeit nicht nur willkommen, sondern auch erwünscht! ;-)

Beste Grüße,
Peter

PS: ab sofort auch hier in der Stempeldatenbank
http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/123201

[1] http://www.philaforum.com/forum/thread.php?postid=393168#post393168
[2] http://www.ebay.de/itm/DDR-TOP-Nachlass-Persoenlichkeiten-Nr-327-338-gestempelt-Paare-Viererblocks-/191763791312?hash=item2ca6033dd0%3Ag%3AYHAAAOSwo3pWduUg&nma=true&si=bbFUqr0WdgJhCgsog%252B7fDlUWYVM%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557
[3] http://www.koepfe1.de/navigation/new_fs.html
[4] http://www.schwanke-auktionen.de/de/auctions/337/catalogue/lots/3395
 
filunski Am: 10.01.2016 11:40:01 Gelesen: 85071# 107 @  
Falschstempel BERLIN OLYMPIA-STADION 12 8 36-12

Verehrte Freunde und Mitleser,

von einem Freund bei der GPS (German Philatelic Society) erreichte mich eine Anfrage zu einem bei Ebay USA angebotenen Stempelgerät. [1]

Hier der Stempelkopf aus dem Angebot (Bild von mir gespiegelt):



Ein falsches Stempelgerät! Das echte Stempelgerät, welches es durchaus gab hatte ein bewegliches Datumszählwerk, nicht wie hier ein festes Datum für den Gebrauch an nur einem bestimmten Tag.

Hier ein Abschlag des echten Stempelgeräts [2]



Diesen Stempel gab es in mehrfacher Ausfertigung, so wie hier ohne UB und dann mit den UB a bis x und ab bis ap, im Einsatz vom 27.7. bis 17.8.1936 (Angaben laut Bochmann).

Bei einem Abschlag dieses Falschstempels müssten auch die im Gegensatz zu echten Abschlägen fehlenden Punkte hinter Tag, Monat und Jahr auffallen.

Der Anbieter des Geräts sitzt in Kanada. Interessant ist, dass ein ähnliches Falschstempelgerät im Jahre 2011 schon mal bei Ebay Deutschland angeboten wurde. Das Datum war genau dasselbe. Hier ein Vergleich des damaligen Stempels mit dem obigen echten Stempel:



Das jetzt in USA angebotene Stempelgerät scheint jedoch ein anderes zu sein, hier ein Vergleich der beiden Geräte (Bilder jeweils aus den Ebay Angeboten, gedreht):



Links das Gerät aus 2011, rechts das aktuelle aus dem Ebay USA Angebot.

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.ebay.com/itm/1936-GERMAN-OLYMPICS-BERLIN-STAMP-/141862608954?hash=item2107aba03a:g:Gj4AAOSw1S9WgEXH
[2] http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/39123
 
Lars Boettger Am: 10.01.2016 12:56:22 Gelesen: 85043# 108 @  
@ filunski [#107]

Leider gibt es Dutzende dieser primitiven Falschstempel. Ich hatte mir vor langer Zeit mal einen für ein paar Euro gekauft:

BERLIN NW

21.8.22 12-1 N

REICHSTAG

Die Falschstempel sind nach meinen Informationen osteuropäischen Ursprungs. Das Datum lässt sich nicht verändern und sie sind aus Kupfer. Abschläge mit diesen Geräten sollten eigentlich keine Gefahr darstellen.

Beste Grüsse!

Lars
 
filunski Am: 10.01.2016 17:47:43 Gelesen: 84977# 109 @  
@ Lars Boettger [#108]

Abschläge mit diesen Geräten sollten eigentlich keine Gefahr darstellen.


Hallo Lars,

da hast du völlig Recht! Wer sich etwas mit Stempeln befasst kann Abschläge dieser Geräte sehr schnell entlarven und die "Gefahr" welche von echten Stempelgeräten in den falschen Händen ausgeht ist wesentlich größer.

Aber es gibt leider sehr viele, auch erfahrene und langjährige Sammler, für die Stempelkunde ein Buch mit sieben Siegeln ist oder die sich mit den Stempeln gar nicht erst befassen. Deshalb meine ich, kann man auf solche Dinge, gerade am Beispiel aktueller Angebote, wie hier bei Ebay, gar nicht oft genug hinweisen. Auch lesen hier ja nicht nur "Experten" mit, für die solche Primitivfälschungen vielleicht "Pillepalle" sind, sondern ein viel breiteres philatelistisch interessiertes Publikum welches diesen Stempel nicht als falsch angesehen hätte. Der Anfrager von dem ich den Hinweis auf diesen Stempel erhielt ist auch ein erfahrener Philatelist, hatte aber bezüglich der Einschätzung des Geräts durchaus Unsicherheiten. ;-)

In diesem Sinne, beste Grüße,
Peter
 
filunski Am: 15.11.2019 00:12:39 Gelesen: 43002# 110 @  
Hallo zusammen,

hier hat sich lange nichts mehr getan, aber das Thema wird in der Philatelie immer aktuell bleiben. Stempelfälschungen werden immer wieder angeboten!

Das war auch zu früheren Zeiten immer schon ein Thema und da ich gerade eine ältere Falschstempeldokumentation "ausgegraben" habe, stelle ich die hier mal auszugsweise vor. Die Doku stammt aus dem Jahre 1958, dürfte wohl weitestgehend in Vergessenheit geraten sein, hat aber m.E. immer noch Gültigkeit, da von dem damals gefälschten Material sicherlich nch jede Menge (auch unerkannt) im Handel und ganz sicher in vielen Sammlungen schlummert.

Ich werde hier die Originalabbildungen falscher Tagesstempel zeigen (teilweise, aus fälschungsbekannten Sammelgebieten, wie z.B. Danzig, wohl auch anderweitig gut dokumentiert). Diese Stempel wurden, wohl ca. 1958, bei einem Briefmarkengroßhändler in West-Berlin sicher gestellt. Damals wurden ebenfalls bei diesem Händler 100.000 (!) und bei Kunden von ihm, insgesamt nochmals 15.000 falsch gestempelte Marken beschlagnahmt - nur aus den damals letzten Lieferungen. Da das Fälschungsgeschäft damals aber schon seit mindestens 10 Jahren betrieben wurde, sind sicherlich immer noch genug dieser Fälschungen im Umlauf.

Die Stempelköpfe waren aus Messing und nicht immer entsprachen die Stempelinschriften (Buchstaben und Ziffern) den Originalen bis ins Detail. Dazu vielleicht in späteren Beiträgen noch Vergleiche. Die Stempel hatten keine Datumswalzen sondern fest gravierte Daten oder ausgeschnittene Datumsstege in die ebenfalls hergestellte, unterschiedliche Datenklischees eingesetzt werden konnten.

Seine bevorzugten Fälschungsgebiete waren DR ab 1903, Infla, Allibes, frühe BRD/Berlin, Saarland, DDR, besetzte Gebiete (Memel, Elsaß-Lothringen, Guernsey, Ukraine, Böhmen&Mähren und Generalgouvernement).

Die mit in der folgenden Liste abgeschlagenen Stempel P RAG 1/PRAHA 1, WARSCHAU NO 4 und PECS sind Original Poststempel die der Händler auf illegale Weise in seinem Besitz hatte.

Hier die Stempelabbildungen:



Und die Datenklischees dazu:



Soviel im Moment dazu. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
erron Am: 15.11.2019 08:50:29 Gelesen: 42966# 111 @  
@ filunski [#110]

Müsste dieses Büchlein sein.



Dieses Verzeichnis der Falschstempel war erschienen bei der Arge "Neues Handbuch der Briefmarkenkunde. Ab und zu wird es noch im Netz angeboten.

mfg

erron

[Redaktionell ergänzt: Hier ist das Buch für 10 Euro erhältlich: https://www.philshop.de/artikel/1664/wolff-willy-600-falsche-stempel-berlin-oj-schach-den-faelschungen-1949 ]
 
filunski Am: 15.11.2019 13:43:17 Gelesen: 42923# 112 @  
@ erron [#111]

Hallo,

im Prinzip ist es dieses Büchlein, bzw. ein Entwurf und eine andere Ausgabe dieses Werks. Mir liegt einmal das Büchlein vor und dann noch schreibmaschinenbeschriebene A5 Seiten, sowie etwas vergilbte Seiten mit Stempelabschlägen. Leider nicht von allen im Buch zu findenden Stempeln, die älteren Stempel-Seiten sind schlechte Kopien (?), Scanner oder Kopierer gab es damals ja noch nicht.

Das Buch aus dem link scheint eine andere Ausgabe zu sein, das dort zu findende Vorwort liegt mir nicht vor und auch der Name des dort angegebenen Autors, Arthur Schroeder, ist bei mir nirgends zu finden, nur Willy Wolff. Ich nehme an da ist der Name Schroeder fälschlich vom Anbieter in die Anzeige aufgenommen worden, oder es handelt sich um zwei Bücher/Hefte. Anscheinend fand das Büchlein damals großen Anklang und wurde in verschiedenen Auflagen verbreitet.

Aus dem mir vorliegenden Material hier noch ein scan einer der Originalseiten.



Auch hier wieder Tagesstempel die bei einem Berliner Briefmarkengroßhändler gefunden wurden. Nach der Beschreibung wurden diese nach Zeichnungen in Mailand gefertigt. Insgesamt drei Sätze, Einen davon benutzte der Händler selbst, die beiden anderen verkaufte er an Kollegen. Beschlagnahmt werden konnten damals nur zwei der Stempelsätze. Diese Stempel haben auch fest gravierte Datumsangaben oder wurden offen gelassen um mit Schlagzahlen ergänzt zu werden und dadurch andere, abweichende Daten zu bekommen.

Die damals das Buch herausgebende ArGe "Neues Handbuch der Briefmarkenkunde" existiert ja bis heute (ich bin selbst dort im Vorstand ;-)), aber das Werk selbst ist längst nicht mehr vorrätig oder noch in Verkaufslisten zu finden.

Viele Grüße,
Peter
 
filunski Am: 05.04.2023 14:32:30 Gelesen: 10040# 113 @  
Wie blöde muss oder darf ein Fälscher eigentlich sein?

Hallo zusammen,

nachdem jetzt über drei Jahre hier in diesem Thema nichts mehr geschrieben wurde, könnte man fast den falschen Eindruck gewinnen, Falschstempel lägen nicht mehr im Fokus. Dem ist leider nicht so, die Fälschermafia ist nach wie vor auch aktuell aktiv, aber auch nicht unbedingt schlauer geworden.

Angespornt zu dem heutigen Beitrag wurde ich durch zwei aktuelle Beiträge in zwei anderen, seriösen, Foren, deren Inhalt ich als sehr nötig erachte auch hier im Forum vorzustellen. Es handelt sich um eine aktuelle Stempelfälschung zum Sammelgebiet Altdeutschland, Bayern. Man sollte meinen die alten bayerischen Stempel sind längst ausgiebig erforscht und beschrieben (was ja wohl auch der Fall ist), so dass etwas wie der folgende Fall eigentlich nicht passieren dürfte. Aber da irrt man wohl!

So, jetzt aber mal von Anfang an.

Im Jahre 1866 wurde in München versuchsweise ein sog. Nummern-Chargé-Stempel eingeführt, der bereits ein Jahr später wieder aus dem Verkehr genommen wurde. Ein also recht um nicht zu sagen sehr seltener Stempel, wenig zu finden und entsprechend hoch bewertet. Wegen seines Aussehens aber unverkennbar und bei den Philatelisten die sich damit befassen auch gut bekannt. Alleine schon seine Form macht ihn einzigartig, es handelt sich um einen rautenförmigen Stempel (Bezeichnung "Rautenroststempel mit waagerechtem Rost") mit der damaligen München auch bei den Mühlradstempeln zugeteilten Nummer 325.

Im Original sah er so aus und ist auch in unserer Stempeldatenbank zu finden [1]



Dieser, so kein zweites Mal zu findende Stempel, wurde auch schon früh von Stempelforschern dokumentiert und findet sich einmal in dem altbekannten Handbuch der bayerischen Poststempel von Karl Winkler, meist nur als "Winkler" bezeichnet [2]. Dort wurde er wie folgt abgebildet:



Schon einige Jahre vorher befasste sich Ewald Müller-Mark mit diesem Stempel in dem Standardwerk Altdeutschland unter der Lupe [3]. Von Müller-Mark gab es auch Vordruckalben und im Abschnitt Bayern war u.a. auch dieser Versuchsstempel detailliert abgebildet. Dort sah er so aus;



Der aufmerksame Mitleser kann schon jetzt Unterschiede in Details der beiden Abbildungen erkennen. Man beachte nur mal den Punkt hinter der 325. Autoren von Stempelliteratur ist dies nicht neu und bis heute wird bei seriös verlegter Stempelliteratur immer mal wieder der eine oder andere, oft unscheinbare Fehler in den Stempelabblidungen eingebaut, der nur dem Autor bekannt ist und davor schützen soll, dass einfach Katalogabbildungen von Fälschern 1 : 1 als Vorlage für Falschstempel dienen. Nicht wenige, manchmal auch gut gemachte Falschstempel wurden dadurch schon überführt.

Bleiben wir mal kurz noch bei dem Werk von Müller-Mark. Vor nicht allzu langer Zeit, im Jahre 2022, wurden bei einer Auktion die original Druckstöcke für diese Müller-Mark Alben angeboten und fanden einen Käufer. Wohlgemerkt, die Druckstöcke für die Stempelabbildung im Katalog, nicht der Originalstempel!

Später im Jahr 2022 und auch im noch jungen Jahr 2023 tauchten nach und nach vermehrt Marken und angebliche Briefstücke mit diesem Stempel auf den frühen bayerischen Markenausgaben auf. Angeboten und dann auch für Beträge im zwei-, dreihundert Euro Bereich verkauft über immer denselben Händler bei Ebay. Bislang scheint es sich um insgesamt fünf solcher Fälle zu handeln.

Die Stempel sahen u.a. so aus (Abb. aus Ebay):



Sieht man sich diese Stempel genau an, erkennt man haargenaue Kopien der Müller-Mark Abbildung, alle drei sind genau gleich und alle drei ebenso gleich falsch. Der im wahrsten Sinne des Wortes "springende Punkt" dabei ist das markanteste Unterscheidungsmerkmal zum echten Stempel, wie ganz oben zu Beginn gezeigt, der Punkt hinter 325. Beim echten Stempel steht er zwischen zweier der Linien des Rostes. Bei den Falschstempeln steht er haargenau auf einer dieser Linien. Es gibt noch weitere Unterscheidungsmerkmale, aber alleine dieses genügt um den Falschstempel eindeutig als solchen zu entlarven. Diese Stempel wurden also mit Hilfe des Druckstockes zu dem Müller-Mark Album angefertigt. So weit so gut und nach Lektüre dieser Zeilen hier, kann dies (fast) jeder Philatelist mit Lupe und/oder moderneren Verfahren (Scanner) nachvollziehen und erkennen.

Besonders fatal an den über Ebay "vertickten" Fälschungen ist aber, dass allen ein aktueller BPP-Befund beilag, der die Echtheit von Marke und Stempel attestierte. Hier ein Ausschnitt aus einem der Befunde:



Bislang liegen keine Zweifel vor, dass es sich nicht um Original BPP-Befunde handelt. Wieso der Prüfer, ein durchaus als versiert und zuverlässig geltender Bayern-Prüfer, zu dieser Einschätzung kam, ist schleierhaft. Bleibt abzuwarten, was aus der Geschichte noch wird.

So weit erst mal die Bestandsaufnahme und bekannte Hintergründe dazu.

Viele Grüße,
Peter

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/158475
[2] Dipl. Ing. Karl Winkler, Handbuch der bayerischen Poststempel, Verlag Karl Ulrich & Co. Nürnberg, 1951
[3] Ewald Müller-Mark, Altdeutschland unter der Lupe, Verlag Markenhaus Rudolf Rohr, Berlin, 1942

[Redaktionelle Ergänzung: Link auf die Falschstempel in der Atteste Datenbank:
https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/296 ]
 
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