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Thema: Sudetenland: Verborgene Schätze
sudetenphilatelie Am: 04.06.2007 12:16:59 Gelesen: 123328# 1 @  
Verborgene Schätze - amtliche Briefmarken des Sudetenlands

Bei nationalen wie internationalen Ausstellungen sieht man diese Briefmarken so gut wie nie. Liegt es daran, dass diese Briefmarken mit nationalsozialistischen Aufdrucken aus dem Dritten Reich versehen wurden? Haben die Deutschen immer noch ein verkrampftes Verhältnis zu ihrer Geschichte? Dann müsste dies für alle Marken des Dritten Reiches gelten.

Auch war Verschweigen noch nie ein guter Ratgeber. Aktives Aufarbeiten – auch einer schwierigen Zeit – ist allemal der bessere Weg.

Der Grund, warum man diese Briefmarken so selten sieht, liegt vielmehr in der Knappheit des vorhandenen Materials. Kein Wunder bei Auflagen von nur ein paar hundert Stücken (oftmals noch deutlich weniger). Hinzu kommt, dass nur wenige Spezialisten sich in diesem Gebiet gut auskennen. Selbst renommierte Briefmarkenkataloge kannten die Auflagen der einzelnen Ausgaben nicht. Der interessierte Sammler musste auf das Standardwerk von Dr. J. Hugo Hörr „Die Postwertzeichen des Sudetenlandes“ aus dem Jahre 1963 zurückgreifen. Dieses renommierte Fachbuch hat nur eine Auflage von 1.000 Stück und ist selbst schon eine kleine Rarität. Welcher Sammler hat dieses Werk schon in seiner Bibliothek? Der MICHEL Deutschland-Spezial 2007 nennt nun erstmals konkrete Auflagen und hat dieses Gebiet grundlegend überarbeitet. Somit steht nun dieses Basiswissen einem breiten Sammlerkreis zur Verfügung. Eine erhöhte Nachfrage bei Auktionen ist unverkennbar.

Für alle Interessierte folgt nun eine kleine Einführung in dieses spannende Gebiet:


Begriffsbestimmung

Bei den Briefmarken des Sudetenlands handelt es sich um tschechische Urmarken, die 1938 mit deutschen Befreiungsüberdrücken versehen wurden. Oftmals werden diese Ausgaben als „Lokalausgaben“ oder „Provisorien“ bezeichnet. Beide Begriffe treffen nicht zu. Nach Abzug der tschechischen Verwaltung bis zur Geschäftsübernahme durch das Deutsche Reich war das Sudetenland völkerrechtlich sogenanntes Niemandsland und staatsrechtlich ein autonomes Staatengebilde. Gewalt- und Machthaber – also Souveränitätsträger – war die Sudetendeutsche Partei (SdP). Auch von der Gebietsfläche und der Einwohnerzahl her, war dies ein kleiner Freistaat (ca. 1/3 der Tschechoslowakei), größer als Liechtenstein, Fiume, San Marino, Monaco, Vatikanstaat. Auch die Bezeichnung „Provisorien“ ist irreführend, da sogenannten Provisorien immer eine endgültige Ausgabe folgen und dies war im Sudetenland nicht der Fall, den mit Geschäftsübernahme durch die Deutsche Reichspost wurden die Postwertzeichen des Deutschen Reiches frankaturgültig.

Durch weltpolitisch völlig unerwartete, sich rasch überstürzende Ereignisse ist somit staatenrechtlich ein Interregnum entstanden (alle Wesensmerkmale sind erfüllt: Gebiet, Volk, Macht). Durch Ausgabe von Briefmarken durch den Hoheitsträger sind - bewusst oder unbewusst - eigenständige amtliche Postwertzeichen entstanden. Der treffendste Terminus ist somit „Postwertzeichen des Sudetenlands“ oder „Befreiungsausgaben des Sudetenlands“.


Abgrenzung der amtlichen Ausgaben

Es gibt nur sechs amtliche Ausgaben des Sudetenlands. Diese sind wie im MICHEL katalogisiert:

- Asch
- Karlsbad
- Konstantinsbad
- Niklasdorf
- Reichenberg-Maffersdorf
- Rumburg.

Diese Überdrucke haben alle gemeinsam: Sie wurden entweder direkt durch die SdP (mit Handstempeln) oder im Auftrag der SdP (Buchdruck) hergestellt und an Jedermann am Postschalter verkauft. Mit Runderlass der OPD Dresden vom 19.Okt. 1938 wurden diese amtlichen Ausgaben außer Kraft gesetzt.

Die in anderen Orten überdruckten Marken waren von der SdP als Staatssouverän nicht autorisiert. Deshalb sind diese Marken nur sogenannte „private Erinnerungsdrucke“ ohne postalische Bedeutung.


Entstehungsgeschichte

Die Historie der Sudetenlandbriefmarken ist in der Geschichte einmalig und aus der puren Not geboren. Den meisten Sammlern mag die Sudetenlandkrise und das Münchener Abkommen noch ein Begriff sein. Um die Entstehungsgeschichte, den Zeitgeist und die seinerzeit enthusiastische Stimmung in den deutschsprachigen Sudetengebieten nachvollziehen zu können, muss die gesamte Historie berücksichtigt werden.

Die Sudeten sind ein Gebirgszug zwischen Deutschland, Polen, und Tschechien. Die Sudeten gliedern sich in mehrere Teilgebirge und ziehen sich etwa 330 Kilometer vom Elbtal zur mährischen Pforte. Der Name Sudeten geht auf die Römerzeit (Sudetayle = Wildschweinberge) zurück.

Bis ins Mittelalter war dieses Gebiet dünn besiedelt, nahezu menschenleer. Im 12. Jahrhundert holten böhmische Könige (sie waren zugleich Kurfürsten des heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen) deutsche Bauern und Siedler, um dieses Gebiet urbar zu machen. Es entstanden deutschsprachige Gebiete, in denen deutsche Kultur und Brauchtum gepflegt wurden. Über Jahrhunderte hinweg folgte ein friedliches Miteinander beider Kulturkreise.

Heute dürfte den wenigsten bekannt sein, dass in Böhmen (wie in der gesamten Donaumonarchie) bis 1871 Deutsch die alleinige Amtssprache war. Erst danach wurde die Doppelsprachigkeit eingeführt.

Mit Ende des I. Weltkrieges und Auflösung des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn im November 1918 schloss sich das deutschsprachige Gebiet der neu gegründeten Republik Deutsch-Österreich an. Am 12. Nov. 1918 verkündete die Nationalversammlung in Wien den Anschluss an die Deutsche Republik. Somit wurde das Sudetenland bereits 1918 Bestandteil der Deutschen Republik – wenn auch nur für kurze Zeit. Das hochindustrialisierte deutsche Randgebiet enthielt große Teile der Wirtschaftskraft der ehemaligen österreichischen Monarchie. Die Besetzung des Landes durch tschechische Truppen Mitte November 1918 – also noch vor dem Beginn der Pariser Friedenskonferenz – verhinderte die volle Etablierung der deutsch-österreichischen Verwaltung. Die Herren Masaryk und Benesch schufen mit der Okkupation „vollendete Tatsachen“. Durch den Friedensvertrag von Saint-Germain wurde dieses Gebiet schließlich im Sept. 1919 der neu gegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen. Dies geschah gegen den Willen der deutschsprachigen Bevölkerung. Eine Volksabstimmung nach den Grundsätzen von US-Präsident Wilson über das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ wurde verweigert. Die aufkommende Tschechisierung machte ein friedliches Zusammenleben immer schwieriger. Die Bodenreform vom 15.10.1919 (Enteignung von 30% der Flächen des Sudetenlandes und Neuzuteilung zu 94% an Tschechen) und das Sprachengesetz vom 19.2.1920 (alle Staatsbediensteten, Lehrer, Postbeamten, etc. mussten die tschechische Sprache beherrschen, zahlreiche Entlassungen waren die Folge, und wer die Prüfung bestand, wurde versetzt!) verschärften die Lage. Deutschsprachige Städte mit ausschließlich tschechischem Beamtenapparat, das konnte nicht gut gehen.

Diese Diskriminierung förderte die nationale Sammlungsbewegung um Konrad Henlein. Die Sudetendeutsche Partie ging aus den Parlamentswahlen 1935 als stimmenstärkste Partei hervor. Dennoch wurde die SdP weder zur Regierungsbildung aufgefordert noch an ihr beteiligt. Die Sudetendeutschen hatten einmal mehr den Eindruck, eine Volksgruppe minderer Rechte zu sein. So orientierte sich die SdP zunehmend an Hitler und der erstarkenden NSDAP, obwohl es Henlein zuerst nur um eine Gleichberechtigung der Volksgruppen ging.

Für Hitlers Absicht der territorialen Expansion im Osten war es von zentraler Bedeutung, die Tschechoslowakei unter Kontrolle zu bringen. Die ständigen Nationalitätenkonflikte und Benachteiligungen der Sudetendeutschen nutzte Hitler geschickt für seine eigenen Pläne. Am 28. März 1938 traf Hitler Konrad Henlein und wies diesen an, Prag mit unerfüllbaren Forderungen zu konfrontieren, immer wieder nachzulegen und die innenpolitische Krise anzuheizen.

Die wunschgemäße Zuspitzung der Krise nahm Hitler zum Anlass, die Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich zu fordern. Am 20. Mai 1938 machte die Tschechoslowakei in der – fälschlichen – Erwartung eines deutschen Angriffs mobil. Nur das energische Auftreten Großbritanniens und Frankreichs wendete einen Krieg ab. Am 30. Mai 1938 ließ Hitler die Wehrmacht für den 1. Okt. 1938 in Bereitschaft setzen. Gleichzeitig lief ein enormer Propagandafeldzug an. Der Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker sollte den legalen Anstrich geben.

Nach der Rede Hitlers auf dem Reichsparteitag in Nürnberg am 12.9.38, in der er ankündigte, dass er eine weitere Unterdrückung der Sudetendeutschen nicht dulden werde und das Selbstbestimmungsrecht für diese forderte, kam es in zahlreichen Städten Böhmens zu Freudenkundgebungen und Zwischenfällen. Die Verhängung des Standrechts in 13 sudetendeutschen Bezirken und das Verbot der SdP am 16.9.1938 war die Folge.

Am 19. Sept. 1938 drängte Chamberlein und der französische Außenminister Daladier nachdrücklich Prag zur Abtretung aller Gebiete mit mehr als 50 % deutscher Bevölkerung¸ um einen anstehenden Krieg zu verhindern. Prag lehnte entschieden ab. Am 21.9. erklärten die Gesandten Englands und Frankreichs in Prag, falls die Antwort der Tschechen weiterhin negativ bleibe, und es zu einem Krieg käme, würden sie sich daran nicht beteiligen. Benesch fühlte sich isoliert und gab seine Zustimmung in einer Note an England und Frankreich unter Vorbehalt.

Am 27.9.38 befahl Hitler die Mobilisierung der Westdivision. Am gleichen Tag beschlagnahmten die Tschechen in den Sudetengebieten alle Rundfunkempfänger, 20.000 Sudetendeutsche wurden als Geiseln festgenommen, über 200 Brücken zerstört, Eisenbahnstrecken unbefahrbar gemacht, Tunnel gesprengt und weitere Verteidigungsstellungen gebaut. In Erwartung eines Krieges sind viele Sudetendeutsche über die nahe Grenze geflohen. Die Sudetenlandkrise hatte ihren Höhepunkt erreicht. In der Bevölkerung kochten die Emotionen hoch. Es fehlte nur der kleine Tropfen, der bekanntlich das Fass zum Überlaufen bringt. In der Angst und psychologischen Extremsituation, in der sich die Bevölkerung befand, lag letztendlich die Ursache für die später enthusiastischen Ausrufe „wir sind frei!“.

Um den drohenden Krieg zu verhindern, traten am 29.9.38 Chamberlein, Daladier, Mussolini und Hitler in München (Münchener Abkommen) zusammen. Die Tschechen warteten im Vorraum. Die Sudetendeutschen, um deren Schicksal es ging, waren nicht dabei. Ausgangspunkt der Konferenz war der Beschluss der britischen und der französischen Regierung über die Abtretung der Sudetengebiete und die Annahme des Vorschlags durch die tschechische Regierung am 21.9.38. Zur Verhandlung standen nur noch die Modalitäten der Durchführung. Noch vor Mitternacht wurde das Kommunique ausgegeben. Am 1. Okt. sollte die Übergabe der Sudetengebiete etappenweise beginnen und bis 10. Okt. abgeschlossen sein. Erwähnenswert ist, dass das Gebiet um Asch und der Rumburger Bezirk bereits am 21.9.38 – mit mehr oder weniger nachhelfender Gewalt – von den tschechischen Beamten geräumt wurde. Auch hier wurden Fakten geschaffen, diesmal vom Freikorps der SdP. Dieser Zustand wurde erst nachträglich durch das Münchener Abkommen am 29.9.38 legalisiert.

Mit Abzug der tschechischen Behörden wurden alle Wertgegenstände, Briefmarken, teilweise auch Stempel mitgenommen. Der Postverkehr musste jedoch aufrecht erhalten bleiben. Deutsche Marken konnten noch nicht eingesetzt werden, da die Reichspost nach dem Münchener Abkommen noch nicht zuständig war. So übernahm die SdP als Exekutive und derzeit einziger Hoheitsträger die Initiative. Eiligst wurden Markenrestbestände aus Fabriken, Tabakgeschäften und von privater Seite zusammengetragen und mit Befreiungsüberdrucken versehen. In den Befreiungsüberdrucken kam die überschwängliche Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck, dass die Krise friedlich und ohne großes Blutvergießen beendet wurde, vor allem aber auch die Freude über eine vermeintlich neu gewonnene Freiheit.


Auflagen und Seltenheiten

Die Auflagen konnten anhand der Druckereiaufträge (bei Überdrucke im Buchdruck) und anhand von Abgabelisten der Poststellen (bei Überdrucke mit Handstempel) ermittelt werden. Die ursprünglichen Auflagen sind dem Handbuch von Dr. J. Hugo Hörr entnommen. Um Transparenz für alle Sammler zu schaffen, war die Veröffentlichung dieser geringen Auflagen unabdingbar.

Da diese amtlichen Ausgaben nur wenige Tage (je nach Gebiet vom 21.9.38 – 19.10.39) Gültigkeit hatten und nur vorgefundene geringe Restbestände überdruckt wurden, kam es zu teilweise sehr geringen Auflagen. Nach dem Krieg mussten alle vorhandenen Bestände in der Tschechoslowakei unter Strafandrohung zur Vernichtung abgegeben werden. Auch bei der Heimatvertreibung wagte kein Flüchtling diese Befreiungssymbole mitzunehmen, dies wäre seinerzeit lebensgefährlich gewesen. Von den ursprünglich geringen Auflagen dürfte nur noch ein Bruchteil existieren. Wie viele den Krieg wohlbehalten überstanden haben, lässt sich nur noch erahnen. Vorhandene Exemplare resultieren aus der Bedarfspost, die in dieser kurzen Interimszeit in alle Welt versandt oder als Souvenir von stationierten Soldaten/Amtsträger ins Altreich mitgebracht wurden.

Der Hauptteil dieser Marken wurde sofort aufgebraucht, entweder durch Bedarfspost oder Sammlerbelege (um sich die historischen Befreiungsstempel zu sichern). Ungebrauchte Stücke sind deutlich seltener und tragen meist – wie damals gesammelt – Falz. Der Anteil an postfrischen Marken (ausgenommen Rumburg, hier gibt es komplette Bögen) schätze ich auf max. 3 %. Die größten Raritäten dürften postfrisch kaum mehr zu finden sein.

Amtliche Sudetenlandmarken gehören deshalb zu den größten Seltenheiten der deutschen Philatelie. Um so erstaunlicher ist es, dass diese Raritäten noch zu sehr moderaten Preisen zu sammeln sind. So gibt es z.B. von Asch Nr. 1-5 maximal St. 7.850 komplette Sätze und der Katalogpreis liegt gerade mal bei Euro 28,-- für gestempelt (zum Vergleich: der Nothilfeblock 2 des DR hat eine Auflage von St. 64.000 und notiert bei Euro 13.000,--). Dies kann nur bedeuten, dass viele Sammler die geringen Auflagen des Sudetenlandes noch nicht registriert haben. Da sich der Preis – wie bei allen Gütern – nach Angebot und Nachfrage richtet, kann für dieses Gebiet noch einiges erwartet werden. Schließlich wird seltenes Material von Jahr zu Jahr immer knapper und welcher Händler hat schon einen gut sortierten Sudetenlandbestand auf Lager?

Abarten wie „Doppeldrucke“, „Kopfsteher“, „vertauschte Aufdrucktype“ oder „vertauschte Aufdruckfarbe“ kommen sehr selten vor und belegen trotz großer Eile in der Herstellung, eine sehr gewissenhafte Ausführung. Meist sind diese Abarten Unikate oder an einer Hand abzählbar.

Aufgrund der sehr geringen Bestände gibt es auch eine Besonderheit bei der Briefbewertung. Hier gelten die Preisangaben im MICHEL-Katalog für Sammlerbelege. Portogerecht frankierte, echt gelaufene Belege aus dieser Zeit sind sehr gesucht und bedingen entsprechend Aufschläge.


Ausgabe Asch

Frankaturgültigkeit: 21.9. 38 – 19.10.38

Aufdruckart: neuer Nennwert im Buchdruck

<IMG src=http://www.philaseiten.de/cgi-bin/fb.pl?m=14 class="cdefault">


Ausgabe Karlsbad

Frankaturgültigkeit: 1.10.38 – 17.10.38 (in der Kurstadt Karlsbad selbst nur bis 7.10.38)

Aufdruckarten: farbige Handstempelaufdrucke in 3 Typen

<IMG src=http://www.philaseiten.de/cgi-bin/fb.pl?m=16 class="cdefault"> <IMG src=http://www.philaseiten.de/cgi-bin/fb.pl?m=19 class="cdefault">


Ausgabe Konstantinsbad

Frankaturgültigkeit: 2.10.38 – 10.10.38

Aufdruckart: einzeiliger Buchdruck „Sudetenland“ in schwarzer Schrift quer über die Marke




Ausgabe Niklasdorf

Frankaturgültigkeit: 30.9.38 – 6.10.38

Aufdruckart: neuer Nennwert im Buchdruck




Ausgabe Reichenberg-Maffersdorf

Frankaturgültigkeit: 8.10.38 – 16.10.38

Aufdruckart: Handstempelaufdruck zu Beginn in schwarzviolett, danach in grauschwarz.

Die Auflagen können je nach Ausgabeort Reichenberg oder Maffersdorf gravierend abweichen. Bei gebrauchten Marken ist die Zuordnung anhand des Entwertungsstempels leicht nachzuvollziehen.




Ausgabe Rumburg

Frankaturgültigkeit: 26.9.38 – 20.10.38

Aufdruckarten: Buchdruck in vier Typen




Schauen Sie Ihren Dublettenbestand durch und vergleichen Sie evtl. Aufdrucke. Vielleicht steckt bei Ihren tschechischen Briefmarken noch eine unerkannte Rarität, die zum Sudetenland gehört. Sollte der Stempel und der Aufdruck sich als echt erweisen – herzlichen Glückwunsch!


Persönliche Anmerkung des Autors

Amtliche Sudetenlandbriefmarken sind wichtige Zeitdokumente. Sie dienen der historisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser bewegten Zeit. Der Autor stammt weder aus dem Sudetenland noch ist er Heimatvertriebener. Somit kann die Thematik neutral und unbelastet dargestellt werden. Dennoch ist es wichtig, im Rahmen des Kontextes auch die seinerzeitigen extremen Stimmungsschwankungen – von der nackten Existenzangst bis zur bejubelten Befreiung – wiederzugeben, den diese Befreiungsausgaben mit dem Aufdruck „wir sind frei!“ entstammen dieser enthusiastischen Stimmungslage. Die Sudetenfrage und die Heimatvertreibung werden heute noch diskutiert und sind aktueller den je. Behalten wir das Geschehene in mahnender Erinnerung und lernen wir daraus. In einem großen vereinten Europa ist für alle Volksgruppen Platz.

Gerhard Späth
 
AfriKiwi Am: 05.06.2007 05:19:30 Gelesen: 123315# 2 @  
Vielen Dank für diesen 110%gen TOP Posten.

Es hat mich geschichtlich verreicht weil ich oft selber gewundert habe und auch gefragt wurde, woher die Hitler-mania herkam. Sudetenland ist wahrscheinlich die grundliegende Antwort.

Marken habe ich keine aber jetzt betrachte ich sie mit größerem Begriff.

Erich
 
AfriKiwi Am: 17.05.2008 13:21:16 Gelesen: 122963# 3 @  
@ sudetenphilatelie [#1]

Hallo 'sudetenphilatelie',

Zeugt diese Postkarte (Bild von Konrad Henlein) als Mache dieser Zeit ?

Der Stempel - Tag der Befreiung ist kopfstehend !

Ist das alles echt ?

Erich


 
AfriKiwi Am: 17.05.2008 13:34:01 Gelesen: 122960# 4 @  
Dann haben wir hier 'Wir Sind Frei' mit ein anderen Font mit 'Teplitz-Schönau' im Rundstempel.

Erich


 
sudetenphilatelie Am: 18.05.2008 11:33:49 Gelesen: 122943# 5 @  
@ AfriKiwi [#4]

Hallo Erich,

beide Belege sind echt. Es sind tschechische Marken aus dieser Zeit. Bis die Deutsche Reichspost den Postverkehr übernommen hat, wurden auch tschechische Marken befördert.

Neben den Tagesstempel wurde der Befreiungsüberdruck "Wir sind frei!" nicht auf die Marke angedruckt sondern auf den Beleg (zur besseren Lesbarkeit).

Allerdings sind beide Belege keine amtlichen Sudetenland-Ausgaben sondern sogenannte "private Erinnerungsdrucke", da die Befreiungsüberdrucke in Tepliz-Schönau nicht durch die SdP veranlasst wurde. Es gibt nur die im obigen Beitrag und im MICHEL aufgeführte sechs amtlichen (durch die SdP legitimierten) Ausgaben.

Dennoch hast du schöne, echte Zeitdokumente aus dieser Zeit.

sudetenphilatelie
 
AfriKiwi Am: 18.05.2008 21:48:38 Gelesen: 122935# 6 @  
@ sudetenphilatelie [#5]

Hallo 'sudetenphilatelie'

Vielen Dank für Deine bewertende Bestimmung und es freut mich daß ich etwas gefunden habe aus dieser Zeit was echt ist !

Was denkst Du ? Etwas so wie 'Wir sind Frei' auf Marken zu finden in Neuseeland - unwahrscheinlich aber nie unmöglich wie diese Karten beweisen !

Muß aber eingestehen, ohne solche Beiträge in Foren hätte ich niemals solche erworben oder überhaupt betrachtet und Danke auch Richard für diese Plattform.

Erich
 
sudetenphilatelie Am: 20.05.2008 18:03:08 Gelesen: 122910# 7 @  
@ AfriKiwi [#6]

Kaum zu glauben, dass es so etwas in Neuseeland gibt. Glückwunsch !
 
AfriKiwi Am: 20.05.2008 23:28:17 Gelesen: 122900# 8 @  
@ sudetenphilatelie [#44]

Nanu, mit allen Foren-Informationen und 10 000 € könnte ich schon so manches Schnäppchen einkaufen. Meine größte Herausforderung wäre keine Fälschungen zu kaufen und das kann bei mir noch leicht passieren !

Erich
 
sudetenphilatelie Am: 25.05.2008 11:57:59 Gelesen: 122874# 9 @  
@ AfriKiwi [#8]

Da hilft nur geprüfte Ware kaufen oder sich selber viel Erfahrung aneignen.

Am besten man beginnt mit preiswerten aber echten Marken, um Vergleichsmaterial zu haben. Dabei können dies durchaus Marken mit Falz oder ohne Gummi sein. Wichtig ist das der Aufdruck auf den Marken gut erkennbar ist. Bei gestempelten Marken kommt die Stempelproblematik dazu. Hier hilft aber meine Homepage ganz gut:

http://sudetenphilatelie.piranho.com

Sammlergrüße

sudetenphilatelie
 
AfriKiwi Am: 25.05.2008 23:53:58 Gelesen: 122859# 10 @  
@ sudetenphilatelie [#9]

Vielen Dank für das Link, ich muß mich halt noch intensiver da durch wühlen um vielleicht noch einiges hier in Neuseeland zu finden.

Erich
 
antwortscheinsammler Am: 11.06.2008 12:26:56 Gelesen: 122790# 11 @  
@ sudetenphilatelie [#5]

Trifft Dein Thema Überdruckausgaben des Sudetenlandes nicht wirklich, vielleicht interessiert es Euch dennoch.

Internationaler Antwortschein der Republik Tschechoslowakei mit zweisprachigem Stempel KARLSBAD 9.VII.31, also weit vor der Zeit der Überdruckausgaben. Dennoch natürlich ein Sudetenland Beleg.

Gruss
antwortscheinsammler


 
sudetenphilatelie Am: 11.06.2008 20:50:59 Gelesen: 122771# 12 @  
@ antwortscheinsammler [#11]

Ein interessanter Beleg. Könntest du für Interessierte eine Erläuterung geben? Zum Beispiel zu welchem Zweck wurden diese internationalen Antwortscheine ausgegeben? Von wann bis wann waren diese im Einsatz? Gibt es unterschiedliche Typen, usw.

Ich denke, dies interessiert nicht nur mich.
 
antwortscheinsammler Am: 11.06.2008 20:57:06 Gelesen: 122766# 13 @  
@ sudetenphilatelie [#12]

Gerne, schau mal in

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=666&CP=0&F=1

Gruss
antwortscheinsammler
 
sudetenphilatelie Am: 11.06.2008 22:12:03 Gelesen: 122759# 14 @  
@ antwortscheinsammler [#13]

Danke für die rasche und ausführliche Antwort. :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 28.07.2009 23:21:22 Gelesen: 122128# 15 @  
Ich denke, dass die nachfolgend gezeigte Karte dem Sudetenland-Thema zugeordnet werden kann. Sie stammt anscheinend aus dem Jahr 1939 und ist von Barzdorf (heute Božanov/Tschechien) nach Essen-Schonnebeck gelaufen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bo%C5%BEanov

Auffällig ist, dass die Frankatur (MiNr. 515) mit einem violetten Rechteckstempel Barzdorf / b. Braunau (Heuscheuer) entwertet wurde, der an einen Poststellenstempel erinnert. Unter der Marke wurde mit einem weiteren Stempel ebenfalls in violett das Datum 6.4.39 abgeschlagen. Im Buch von Peter Griese über die Poststellen-Stempel 1928-1988 habe ich eine derartige Vorgehensweise nicht finden können.

Die Karte scheint mit authentisch. Der Absender, eine Familie Meissner, ist jedenfalls unter den häufigsten Familiennamen im Kreis Braunau aufgeführt:

http://www.braunauer-ahnenforschung.eu/Namen/namen.html

Es stellt sich mir die Frage, ob es sich um einen Poststellen-Stempel, um eine im Sudetenland gebräuchliche Entwertung oder um eine provisorische Maßnahme handelt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
sudetenphilatelie Am: 04.08.2009 20:18:25 Gelesen: 122051# 16 @  
@ Concordia CA [#15]

Die abgebildete Karte ist authentisch und echt gelaufen. Sie zeigt von Barzdorf einen typischen Not- und Befreiungsstempel wie diese in 1938/39 im Sudetenland üblich waren. Diverse ähnliche Rechteckstempel verschiedener kleiner Orte sind im Handbuch von Quaiser aufgeführt. Die Tagesentwertung mit verstellbarem Gummi-Handstempel ist ebenfalls typisch.

Wie in 1939 üblich wurde mit einer Marke des Deutschen Reiches frankiert. Die Frankaturgültigkeit der amtlichen Sudetenland(überdruck)marken war bereits abgelaufen. Ein schöner posthistorischer Beleg aus dem Sudetenland.
 
Kontrollratjunkie Am: 19.08.2009 04:32:00 Gelesen: 122026# 17 @  
Dann möchte ich hier auch eines meiner Lieblingsstücke aus der Sammlung Sudetenland vorzeigen.

Die Mi.Nr. 50 der Ausgabe Reichenberg - Maffersdorf in der sehr seltenen Verwendung von Reichenberg.

Von 110 überdruckten Exemplare wurden nur 10 Stück in Reichenberg verwendet !

Wieviele davon wohl heute noch existieren ? Mir persönlich sind derzeit nur 4 bekannt.

Die Marke hat ein Fotoattest Brunel BPP "echt und einwandfrei".

Gruß
KJ


 
volkimal Am: 27.11.2011 12:23:24 Gelesen: 116761# 18 @  
Hallo zusammen,

diese Karte aus dem Sudetenland hat Großvater leider gelocht und abgeheftet. Aber egal - Hauptsache, sie ist erhalten geblieben. Die Karte ist auf jeden Fall ein schönes Zeitdokument.



Walter Podzin, der Absender der Karte war Student von Großvater. Er befand sich am 14.10.1938 mit seiner Einheit 12./I.R.62 ( = 12. Kompanie, Infanterie-Regiment 62) in Panikow, einer Kleinstgemeinde etwa 1km östlich von Hartmanitz. Die Karte wurde beim Postamt der Gemeinde (Alt-)Langendorf abgeschickt.

Ein kleiner Auszug aus dem Text der Karte:

Es ist nicht zu beschreiben, was man nun erlebt. Die Menschen sind wieder glücklich geworden und die Soldaten sind glücklich, ihnen die Freiheit gebracht zu haben. Man kann wirklich sagen "wo einst tausend weinten Zähren singen jetzt Millionen Dank!"...

Wir haben Unterstände gebaut und leben wie im Kriege. Die Tschechen liegen uns in 1000 m Entfernung gegenüber. Nur Leuchtkugeln erhellen die Nacht. Sonst ist alles ruhig.

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag
Volkmar
 
Jahnnusch Am: 27.11.2011 16:27:58 Gelesen: 116727# 19 @  
Gebet von 1848

Herr in dieser Zeit Gewog,
da die Stürme rastlos schnauben,
wahr, o wahre mir den Glauben,
der doch nimmer mich betrog,
der noch sieht in Nacht und Fluch
ein Spur von deinem Lichte,
ohne den die Weltgeschichte
wüster greuel nur ein Buch;
daß, wo trostlos unbeschränkt
dunkle Willkür scheint zu spielen,
Liebe doch nach ew'gen Zielen
die verborgnen Fäden lenkt;
daß, ob wir nun Einsturz schauen,
Trümmer, schwarzgeraucht vom Brande,
doch schon leise durch die Lande
waltet ein geheimes Baun;
daß auch in der Völker Gang
wehen denken auf gebären,
UND WO TAUSEND WEINTEN ZÄHREN,
EINST MILLIONEN SINGEN DANK;
Ja, daß blind und unbewußt
Deiner Gnade heiligen Schlüssen
selbst die Teufel dienen müssen,
wenn sie tun nach ihrer Lust.
Herr, der Erdball wankt und kreist;
Laß, o laß mir diesen Glauben,
diesen starken Horst nicht rauben
bis mein Geist dich schauend preist!
 
volkimal Am: 27.11.2011 18:24:29 Gelesen: 116705# 20 @  
@ Jahnnusch [#19]

Hallo Jahnnusch,

ich hatte nicht den kompletten Text der Karte abgeschrieben. Es hieß dort noch: "Denken Sie noch an unser letztes Beisammensein in Ihrem Seminar 1937, als Sie uns dieses Gedicht vorlasen?"

Großvater war Theologe und der Absender hat auf jeden Fall auch Theologie studiert. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass jemand dieses Gebet kennt.

Herzlichen Dank
Volkmar
 
sudetenphilatelie Am: 31.03.2012 16:39:23 Gelesen: 115415# 21 @  
Passend zum Frühjahr und zu Ostern eine "Grünfrankatur" aus dem Sudetenland.

In dieser Form sicherlich nicht alltäglich!


 
Germaniafan Am: 28.02.2013 21:44:30 Gelesen: 112911# 22 @  
Schönen guten Abend ins Forum. Ich habe hier 3 Karten die wohl auch zum Thema Sudetenland passen.



Einzeiliger Stempel Halbstadt darunter blauer Datumsstempel 28. DEZ. 1938



Zweizeiliger Stempel Kaplitz 14.X.38



Stempel ZNAIM 2 vom 7.XII.38 und violetter Kreisstempel Dem Führer ein ja 4./XII. 38 Znaim

Da ich kein Sudetenland Experte bin lasse ich die Karten einfach mal weitgehend unkommentiert. Eventuell kann ja einer der Spezialisten noch etwas ergänzendes dazu sagen.

Schöne Grüße
Guido
 
Kontrollratjunkie Am: 28.02.2013 23:32:53 Gelesen: 112891# 23 @  
Hallo Guido,

natürlich passen diese Karten zum Thema Sudetenland. Es sind Bedarfsbelege mit den bekannten Befreiungsstempeln, bzw. provisorischer Entwertung aus Halbstadt und Kaplitz. In meiner Sammlung befinden sich auch ein paar Ansichtskarten, die dann passend zu den Orten ein wenig die dortige Topographie illustrieren. Ich finde diese zeitgenössischen Karten sehr spannend.

Gruß
KJ
 
hajo22 Am: 09.06.2013 19:19:47 Gelesen: 111982# 24 @  
Es gab auch "Befreiungsstempel" mit kräftigen politischen Aussagen, wie diese Ansichtskarte von Petershofen mit der freundlichen Aufforderung: "Porto zahlt Empfänger" (in Berlin) zeigt:

Losung in rot, 3-zeilig: "Nach 20jährig(er) Knechtschaft grüßt das/befreite Hultschin seinen Führer./HK 8.10.38 HK"

Und hier die Bilder der Nachgebührkarte. Interessant: Es wurde keine zusätzliche Nachgebühr (3 Pfg.) einverlangt, sondern nur das normale Fernpostkartenporto von 6 Pfg. berechnet, vielleicht Sonderregelung für Post aus dem Sudetenland zu dieser Zeit?



Schönen Sonntagabend und weiterhin viel Freude an der Philatelie.
Jochen
 
hajo22 Am: 09.06.2013 19:31:08 Gelesen: 111972# 25 @  
@ hajo22 [#24]

Da der Text auf der Karte ein wenig schwer zu lesen ist, hier was ich lese:

"Liebe Miezi! Denke am 18.10. werden wir von unserer Grenzwache abgelöst. Wann wir heimkommen ist noch nicht raus. Viele Grüße Hans"

Als Ergänzung zu [#24].

Jochen
 
hajo22 Am: 09.06.2013 19:52:19 Gelesen: 111962# 26 @  
Hier noch eine stark überfrankierte (Absender hatte wohl nur eine 12 Pfg. Hindenburgmarke zur Hand) Zensurkarte (tschechische Zensur) aus Bautsch (geschrieben lt. Rückseite in Altendorf bei Bautsch am 16.11.38), die zeigt, wie angespannt die Lage war. Lediglich Abbestellung einer Zeitung, die Nerven lagen wohl blank bei den Tschechen (kann man verstehen).

"CENSUROVANO"



Schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche.
Jochen
 
hajo22 Am: 10.06.2013 23:16:34 Gelesen: 111906# 27 @  
Zu einer Sudetenland-Sammlung 1938 gehört auch die Zeppelinfahrt in "das befreite Sudetenland". Da es zahllose Belege von der Zeppelinfahrt gibt, fällt eine Dokumentation nicht schwer. Das Porto betrug für Karten 50 RPfg. und für Briefe 1 RM.

Hier Abbildungen von Belegen (Stempel: Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main, Frankfurt (Main), 1.10.38, Stempel-Buchstabe "d" und "f"):

1. Karte Mi.Nr. 669 (2) = 2x25 Pfg.



2. Brief Mi.Nr. 670 (2) = 2x50 Pfg.



Die roten Bordstempel gibt es in 2 Ausführungen, die gering voneinander abweichen.

Weiterhin viel Freude an der Sudetenlandphilatelie und demnächst mehr.

Jochen
 
Kontrollratjunkie Am: 11.06.2013 12:14:33 Gelesen: 111870# 28 @  
@ hajo22 [#27]

Dein zweiter Zeppelinbeleg trägt auf der Umschlagrückseite zwei Abschläge des Ankunftsstempels aus Reichenberg. In meiner Sammlung befinden sich bislang nur Belege mit einem Reichenberg - Stempel. Dieser wurde normalerweise auch kopfstehend abgeschlagen. Eine schöne Besonderheit und für die Dokumentation eine schöne Abwechslung.

Gruß
KJ
 
hajo22 Am: 11.06.2013 13:32:24 Gelesen: 111858# 29 @  
Vom Zeppelin der Sudetenlandfahrt wurden Propagandazettel für die Wahl am 4.12.38 abgeworfen.

Nach meinen Informationen gab es 4 verschiedene ("Führer")-Parolen auf 4 verschieden farbigen, einseitig bedruckten Zetteln.

Hier die rechte Seite eines solchen Abwurfzettels mit gedrucktem Zeppelinstempel (auf der linken Seite befand sich eine Propaganda-Parole).



Diese Zettel sind nicht häufig anzutreffen.

Der Abwurf von Propaganda-Zetteln aus Zeppelinen war im Deutschen Reich während der NS-Zeit gängige Praxis.

Schönen Tag.
Jochen
 
Germaniafan Am: 07.05.2014 12:46:41 Gelesen: 109045# 30 @  
Hallo ins Forum.

Hier noch eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1938. Das genaue Datum ist zumindest für mich nicht lesbar.



Befreiungsstempel Postamt Deutsch Gabel

Schöne Grüße
Guido
 
filunski Am: 07.05.2014 13:07:20 Gelesen: 109031# 31 @  
@ Germaniafan [#30]

Hallo Guido,

das genaue Datum müsste der 17. Oktober (auf diesem Stempel in Buchstaben) 1938 sein.

Schöne Grüße,
Peter
 
Germaniafan Am: 07.05.2014 13:45:40 Gelesen: 109018# 32 @  
@ filunski [#31]

Danke Peter,

auf ein O von Oktober bin ich nicht gekommen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Also 17. OKT. 1938 (Jahreszahl voll ausgeschrieben).

Schöne Grüße
Guido
 
volkimal Am: 01.11.2014 14:00:59 Gelesen: 107764# 33 @  
Hallo zusammen,

hier ein tschechischer Brief aus dem früheren Sudetenland mit einem Behelfsstempel aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.



Der Einschreibezettel "Aich (Sudeten)" stammt noch aus der Deutschen Zeit. Er wurde mit dem Gummistempel "Český Dub" überstempelt.

Da der Brief nicht frankiert ist, gehe ich davon aus, dass links vom Stempel ein Gebührenvermerk ist. Wer kann den Gebührenvermerk übersetzen?

Viele Grüße
Volkmar
 
Altmerker Am: 01.11.2014 14:29:01 Gelesen: 107755# 34 @  
Das scheint eindeutig placeno zu heißen, auf Deutsch bezahlt, die Zahl ist die Portohöhe.

Gruß
Uwe
 
volkimal Am: 01.11.2014 21:01:00 Gelesen: 107701# 35 @  
@ Altmerker [#34]

Hallo Uwe,

vielen Dank. Ich habe es zwar mit dem Google Übersetzer versucht, aber auf "placeno" konnte ich nicht kommen. Auch jetzt habe ich noch Probleme damit, denn vor dem "laceno" stehen für mich mehrere Buchstaben und nicht nur ein einfaches "p". Gibt es noch ein anderes Wort, dass dafür in Frage kommt oder wie ist mein Problem zu erklären?

Viele Grüße
Volkmar
 
bignell Am: 01.11.2014 21:12:23 Gelesen: 107691# 36 @  
@ volkimal [#35]

Hallo Volkmar,

placeno dürfte passen. Für Übersetzungen aus dem Tschechischen verwende ich Slovnik [1].

Lg, harald

[1] http://slovnik.cz/
 
volkimal Am: 01.11.2014 21:42:50 Gelesen: 107672# 37 @  
@ bignell [#36]

Hallo Harald,

ich bezweifle ja nicht, dass placeno passt - es passt sogar sehr gut.

Ich habe halt nur Probleme mit dem ersten Buchstaben, dem "p" - ich sehe ihn einfach nicht.



Aber ich muss wohl davon ausgehen, dass es ein sehr seltsames handschriftliches "p" ist.

Viele Grüße und vielen Dank
Volkmar
 
Marcel Am: 01.11.2014 21:49:23 Gelesen: 107667# 38 @  
@ volkimal [#37] [#35]

Hallo Volkmar,

das Wort heißt vyplaceno und steht für franko, also haben Harald und Uwe recht das hier das Porto von 4,20 Kc bezahlt wurde.

schöne Grüße
Marcel
 
bignell Am: 01.11.2014 22:08:24 Gelesen: 107660# 39 @  
Die Lorbeeren gebühren Uwe. Ich wollte nur auf slovnik aufmerksam machen, weil das meiner Meinung nach die beste Quelle für Übersetzungen aus dem Tschechischen ist. :)
 
volkimal Am: 02.11.2014 13:38:29 Gelesen: 107613# 40 @  
Hallo Marcel,

jetzt ist es klar! Danke an alle, die bei der Entzifferung mitgeholfen haben.

Volkmar
 
Gerd Am: 17.01.2015 13:22:42 Gelesen: 106858# 41 @  
@ hajo22 [#26]

Werte Freunde des Sudetenlandes,

mir fiel eine tschechische Ganzsache mit Zusatzfrankatur in die Hand. Diese möchte mal hier vorstellen und eure Meinungen dazu hören. Die Nachricht ist auch sehr interessant und ist datiert vom 15.3.39.


 
Gerd Am: 18.01.2015 13:29:06 Gelesen: 106753# 42 @  
@ sudetenphilatelie [#1]

Hallo Gerhard,

Dein Nachsatz erscheint mir sehr passend zu meiner Ganzsache zu sein. Denn es gab unter der Bevölkerung nicht nur Verlierer! Das belegt, die schon in dieser Rubrik erwähnte Nachricht, mit dem Zusatzstempel: Wir sind frei.
 
Stefan Am: 18.01.2015 17:21:01 Gelesen: 106715# 43 @  
@ Gerd [#41]

Die Nachricht ist auch sehr interessant und ist datiert vom 15.3.39.

Der Ort Iglau gehörte zum Überbleibsel der CSR (Rest der Tschechoslowakei (1) nach der Abspaltung des Sudetenlandes im Herbst 1938 und "Unabhängigkeit" der Slowakei einen Tag zuvor), welche am 15.03.1939 seitens des Deutschen Reiches annektiert und in das Protektorat "Böhmen und Mähren" umbenannt wurde. Die Ganzsache wäre daher als Vorläufer des Protektorates einzuschätzen, da eigene Briefmarken erst später erschienen.

Gruß
Pete

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Zerschlagung_der_Rest-Tschechei
 
stampmix Am: 08.02.2015 11:17:36 Gelesen: 106468# 44 @  
Hallo zusammen,

hier ein Satzbrief des Winterhilfswerk 1938 - Ostmarklandschaften und Alpenblumen.

Ein Beleg der ersten Probefahrt des Luftschiffes Graf Zeppelin II ZR-130 am 2.12.1938 in das befreite Sudetenland (Sieger-456).

Das erforderliche Porto von 1 RM wurde mit dem Satz des Winterhilfswerkes 1938 (Mi.675-683) (über)-frankiert. Sonderbestätigungsstempel in ziegelroter Farbe und rückseitiger AKS des Abwurfes über Reichenbach vom 2.12.38.



mit bestem Gruss
stampmix

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich: Satzfrankaturen"]
 
hajo22 Am: 10.04.2015 18:08:31 Gelesen: 105892# 45 @  
Dienstcouvert "Frei durch Ablösung Reich" mit gedrucktem Dienstsiegel aus Aussig vom 28.11.1938 mit Werbestempel-Einsatz "Am 4. Dezember Dein >Ja< dem Führer". "Bezirkshauptmann" wurde handschriftlich in "Landrat" geändert. Der Brief ist an den Bürgermeister in Dubitz gerichtet. In roter Handschrift lese ich: "Pferdeuntersuchung".



VG, hajo22
 
Ron Alexander Am: 26.02.2018 16:47:32 Gelesen: 87086# 46 @  
Hallo zusammen,

na, da möchte ich den Thread doch mal wieder aus der Versenkung holen. Ich selbst habe über die Jahre eine Rumburg Sammlung zusammen getragen, nicht viel aber dennoch. Faszinierend sind hier m.E. die Umstände unter diesen die Marken verausgabt wurden.

In ethnischer Hinsicht war Sudetenland ein Sammelbegriff für die Gebiete Böhmens, Mährens und Tschechisch Schlesiens, in denen deutschstämmige Einwohner lebten, deutsche Muttersprache und Brauchtum pflegten. Unter Mitwirkung der Alliierten Frankreich und England wurde das Sudetenland 1938 an das Deutsche Reich angegliedert. Einzelheiten der Durchführung regelte das Münchner Abkommen.

Jetzt zu den Briefmarken, hierbei handelt es sich um Ausgaben aus Rumburg heute Rumburk. Die Stadt Rumburg mit 1938 ca. 10.000 Einwohnern liegt an der Mandau im nördlichen Randgebiet Böhmens und unweit zur deutschen Grenze. Das Sammelpostamt Rumburg war für den gesamten Postbezirk Rumburg zuständig und umfasste ca. 50 Städte und Gemeinden mit 42 Postämtern und ca. 117.000 Einwohnern.

In der Größe des Gebietes und der dezentralen Verteilung der Postämter lag auch die für das Sudetenland relativ hohe Auflage begründet. Teilweise existieren noch postfrische Originalbogen. Nicht verkaufte Bestände wurden nach Berlin abgeliefert. Was mit diesen Restbeständen geschah, ist bis heute nicht geklärt. Dank diesen Beständen lassen sich aber Feldmerkmale identifizieren und daraus resultierend erlaubt dies auch eine Prüfung der Marken. Bei den anderen Ausgabe des Sudetenlandes ist dies leider nicht immer gewährleistet.

Als Ursprungsmarken dienten die Ausgaben der Tschechoslowakei. Diese wurden bei der Buchdruckerei Heinrich Pfeiffer überdruckt. Dagegen wurden alle Ganzsachen in einer anderen Schriftart von der Buchdruckerei August Bartel in Rumburg überdruckt. Der Überdruck erfolgte mit dem Buchdruckverfahren.

Quelle: Sudetenland 1938 – Handbuch der Sudetenphilatelie – von Gerhard A. Späth.

MiNr. 1, Auflagenzahl: 2.790



MiNr. 2, Auflagenzahl: 29.800



MiNr. 3, Auflagenzahl: 81.800



MiNr. 4, Auflagenzahl: 3.680



MiNr. 5, Auflagenzahl: 48.900



Hier noch ein 4er Streifen vom Unterrand:



MiNr. 7 viererblock vom rechten unteren Bogenrand, Auflagenzahl: 33.800



MiNr. 8 viererblock Auflagenzahl: 21.800



MiNr. 9 viererblock vom rechten unteren Bogenrand & ein OR Stück, Auflagenzahl: 124.200



MiNr. 11 viererblock vom rechten unteren Bogenrand Auflagenzahl: 8.600



MiNr. 15 viererblock vom unteren Bogenrand Auflagenzahl: 9.700



Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 26.02.2018 18:31:18 Gelesen: 87049# 47 @  
@ Ron Alexander [#46]

Sind die von Dir vorgestellten Rumburg-Marken aktuell kompetent geprüft, z.B. durch Herrn Brunel ?

Ich zeige eine relativ häufige Propagandakarte von Asch frankiert mit einer Asch Nr. 3 und gestempelt Asch, nicht gelaufen.



Literatur: Dr. Hörr und Dr. Dub "Die Postwertzeichen des Sudetenlandes" 2. Auflage 1963

hajo22
 
Ron Alexander Am: 27.02.2018 07:28:09 Gelesen: 86977# 48 @  
@ hajo22 [#47]

Guten Morgen hajo22,

die Marken sind Signiert von Hr. Brunel, Osper, Hörr und natürlich dem Klassiker Dr. Dub ;-). Alle höherwertigen haben aber eine Signatur von Hr. Brunel.

Nein Aktuell sind sie nicht geprüft, Hr. Brunel's Prüfung war vor einigen Jahren als er noch im BPP war. Aber auch dort, sind ihm die ein oder andere Besonderheit, wie geneigtes HK etc. nicht aufgefallen. Hier hat aber auch Gerhard Späth sehr viel in der Forschung erreicht. Kann daher auch sein das dies damals noch nicht bekannt war.

Ich reiche keine Marken mehr zur Prüfung ein wenn sie schon geprüft sind. Oben genannte Besonderheit kenne ich, dass genügt mir. Weiterhin müsste ich dann ja noch mal dafür bezahlen und da kommt dann doch der Schwabe raus. ;-) Da ich nicht beabsichtige zu verkaufen ist es derzeit m.E. nicht notwendig.

Grüße,
Ron
 
Markus Pichl Am: 27.02.2018 09:04:19 Gelesen: 86953# 49 @  
@ Ron Alexander [#48]

Kann daher auch sein das dies damals noch nicht bekannt war.

Hallo Ron,

die geneigten Hakenkreuze, welche bei den Aufdrucken auf Zeitungs- und Portomarken vorkommen, wurden bereits im Jahre 1939 und 1963 in den Handbüchern von Dr. Hörr aufgezeigt und beschrieben. Im Michel sind diese auch schon seit einer halben Ewigkeit gelistet. Durchaus kann es vorkommen, dass man an einer Einzelmarke diesen Sachverhalt übersieht.

Bei den Marken MiNr. 19-23 und 27-35 kommt das nach links geneigte Hakenkreuz jeweils in der letzten senkrechten Bogenreihe vor.

MiNr. 19 im Viererblock aus der rechten unteren Bogenecke, die beiden rechten Marken dementsprechend mit nach links geneigtem Hakenkreuz.



MiNr. 28, rechte Marke aus rechter oberer Bogenecke mit nach links geneigtem Hakenkreuz im Vergleich mit einer Marke aus den ersten neun senkrechten Bogenreihen. Ein Bogen besteht hier aus 10x10 Marken.



Bei MiNr. 36 bis 43 ist das linke Hakenkreuz in der letzten senkrechten Reihe im Bogen nach rechts geneigt. Auch hier bestand ein Bogen aus 10x10 Marken.

Von den beiden nachstehenden Marken zeigt die blaue MiNr. 43 (100 H. auf 1 Kc) das nach rechts geneigte Hakenkreuz auf.



Es handelt sich bei den vorstehenden Scans um im Laufe der Zeit von mir selbst erstellte.

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 27.02.2018 09:59:51 Gelesen: 86926# 50 @  
@ Ron Alexander [#48]

Ich reiche keine Marken mehr zur Prüfung ein, wenn sie schon geprüft sind.... Weiterhin müsste ich dann ja noch mal dafür bezahlen und da kommt dann doch der Schwabe raus. ;-) Da ich nicht beabsichtige zu verkaufen ist es derzeit m.E. nicht notwendig.

Mit "aktuell geprüft" meine ich nicht "gestern geprüft", sondern in den letzten 10 oder 20 Jahren. Auch bei vorhandenen Prüfzeichen muß man bekanntlich aufpassen, es soll auch gefälschte geben. Aufdrucke auf Marken, die den Wert der Marke dadurch erheblich erhöhen, sind immer fälschungsgefährdet.

Hier eine (nicht so häufige wie in [#47] gezeigte) Propaganda-Karte, die die geographische Lage des Gebietes zeigt.



Anschriftsseite frankiert mit einer 1 Kc. Masaryk-Marke mit privatem Erinnerungsüberdruck "Abertham/4.X.38/HK", Souvenirkarte, blanko. Abertham gehörte bis 1945 zum Landkreis Neudek. Die Marke entwertet mit Propagandastempel "Breitenbach im befreiten Sudetenland/HK/4.10.1938/Einmarsch".

hajo22
 
Markus Pichl Am: 27.02.2018 10:10:09 Gelesen: 86919# 51 @  
@ hajo22 [#50]

Hallo hajo22,

es ist kein Propagandastempel, sondern ein sogenannter Befreiungsstempel.

Beste Grüße
Markus
 
Ron Alexander Am: 27.02.2018 10:26:16 Gelesen: 86906# 52 @  
@ Markus Pichl [#49]
@ hajo22 [#50]

Danke für das Aufzeigen, die Zeitungsmarken kommen noch, habe mit den Freimarken mal begonnen. Einige Marken habe ich vor einigen Jahren auch direkt bei Herrn Brunel gekauft, er betreibt ja einen eBay Shop. Dort war das geneigte Hakenkreuz nicht vermerkt, ist mir selbst erst später aufgefallen. Nehme also an das es sich hierbei um Originale handelt, zumal sie alle entsprechenden Charakteristika aufweisen.

Sehr schöne Viererblocks, vor allem der MiNr. 19 vom unteren rechten Bogenrand! Hatte auch mal begonnen, eine Viererblock Sammlung aufzubauen, aber geht leider ganz schön ins Portmonee.

Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 27.02.2018 11:37:24 Gelesen: 86879# 53 @  
@ Markus Pichl [#51]

Was sind "Befreiungsstempel" denn sonst als pure Propaganda?

hajo22
 
hajo22 Am: 27.02.2018 11:51:00 Gelesen: 86874# 54 @  
Rumburg Nr.9 (postfrisch) mit Plattennummer "2":



Die Nr.9 ist eine der billigsten Marken von Rumburg. Da kann man sich schon mal einen Sechserblock mit Plattennummer leisten.

hajo22
 
hajo22 Am: 27.02.2018 12:05:28 Gelesen: 86869# 55 @  
Und nochmals Rumburg:

Brief mit Nr. 8,9,11 und 12 entwertet mit "Befreiungs(= Propaganda)stempel" von Warnsdorf am 3.10.38 (mit Souvenircharakter):



Alle Marken geprüft Dr. Dub.

hajo22
 
Markus Pichl Am: 27.02.2018 14:15:14 Gelesen: 86839# 56 @  
@ hajo22 [#53]

Der Begriff "Propaganda" wird auf wikipedia wie folgt erklärt:

"Propaganda (von lateinisch propagare‚ weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten‘) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung[1] die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern.[2][3][4][5] Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen[6] und kritischen[7] Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs[8][9] geformt werden." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda

oder auch so:

"Propaganda, systematischer Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen durch gezielte, oft desinformatorische Verbreitung politischer Ideen." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda_(Begriffskl%C3%A4rung)

Durchaus kann man sich tagelang über die vorstehenden Begriffserklärungen diskutieren. Faktum, mit diesen Begriffserklärungen wird etwas "negatives" verbunden.

Die Inschriften und Symbole der Befreiungsstempel entsprechen dem damaligen Zeitgeist, des ganz überwiegenden Teils der sudetendeutschen Bevölkerung und können daher n.m.M. keine Propagandastempel sein sondern drücken die Freude über die vollzogene Zugehörigkeit zu Deutschland aus. Dies bedeutet aber nicht gleichsam, dass die sudetendeutsche Bevölkerung "Nazis" waren.

Das Wort "deutsch" bedeutet "zum Volk gehörig" (siehe wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch_(Etymologie) ) und die Sudetendeutschen fühlten sich damals zu Deutschland zugehörig und nicht zur Tschechei. Siehe auch die erhalten gebliebenen Film- und Fotoaufnahmen aus dieser Zeit, welche die Freude der sudetendeutschen Bevölkerung, über den Anschluss an das Deutsche Reich, zum Ausdruck bringt. Das waren keine zu Propagandazwecken "eingeflogenen" Statisten und auch keine verblendeten Menschen, die gefilmt oder fotografiert wurden. Im Sudetenland lebten damals, zur Zeit des Anschlusses, 3,62 Millionen Menschen, davon 2,9 Millionen Sudetendeutsche. Warum hätten sich diese 2,9 Millionen Sudetendeutsche zum Staatsgebilde "Tschechei" zugehörig fühlen sollen?

Einen geschichtlichen Überblick kannst Du Dir auf Wikipedia verschaffen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenland - auch wenn dieser Überblick nicht ganz frei bzw. neutral von politischen Ansichten geschrieben ist. Ein Autonomiebegehren und die damit verbundenen politischen Entwicklungen vor 1938, sollte man nach m.M. nicht als "Propaganda" abtun oder in diese oft als "negativ wahrgenommene" Ecke stellen. Ich erachte es auch für falsch, einen jeglichen heutigen Politiker als Propagandasprecher seiner Partei anzusehen. Es sind Meinungen, quasi Vorschläge, die geäußert werden und jeder mit freiem Geist in unserem Lande kann sich für oder gegen geäußerte Meinungen entscheiden und das war damals, vor September 1938, im Sudetenland nach meiner Überzeugung nicht anders.

Der Verlauf des II. Weltkrieges brachte es dann mit sich, dass nach Beendigung von diesem die sudetendeutsche Bevölkerung aus dem Sudetenland vertrieben und selbiges in das Staatsgebiet der Tschechoslowakei überging (heute heißt es Tschechien). Durch die Vertreibung und den weiteren geschichtlichen Fortgang ist nach meiner Meinung auch das Sudetenland in staatsrechtlicher Hinsicht Geschichte geworden, wenn auch die Vertreibung in völkerrechtlicher Hinsicht ein Verbrechen war. Sowie es schon in den Jahren 1918/19 es ein Verbrechen war, dass 3,5 Millonen Deutsche ihr Selbstbestimmungsrecht nicht wahrnehmen durften bzw. daran gehindert wurden. Siehe das Kapitel "Die Jahre 1918/1919" im zuvor verlinktem Wikipedia-Eintrag.

Selbst habe ich vollstes Verständnis dafür, dass es eine Sudetendeutsche Landsmannschaft gibt und Sudetendeutsche, als auch deren Nachkömmlinge (ein solcher bin ich), Brauchtum und Tradition nachgehen bzw. pflegen und ihre Heimat bzw. die Herkunft ihrer Vorfahren nicht vergessen. Persönlich habe ich als Nachkömmling aber nie ein Interesse an einem "Gebietsanspruch" in dem Sinne gehabt, die Heimat meiner Vorfahren zurückgewinnen zu müssen oder dorthin umziehen zu wollen.

Die im Jahre 2015 neu gesetzten Ziele der Sudetendeutschen Landsmannschaft sind auf deren Webseite nachzulesen: http://www.sudeten.de/cms/?Die_Sudetendeutsche_Landsmannschaft:Ziele

Vielleicht eröffnet sich für Dich durch meinen Beitrag eine neue Sichtweise und warum es auch in der spezifischen philatelistischen Fachliteratur "Befreiungsstempel" heißt.

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 27.02.2018 16:41:47 Gelesen: 86792# 57 @  
@ Markus Pichl [#56]

Das hier ist ein Philatelie- und kein Politik-Forum.

hajo22
 
Markus Pichl Am: 27.02.2018 16:57:16 Gelesen: 86783# 58 @  
@ hajo22 [#57]

Hallo hajo,

um Philatelie bzw. eine Briefmarkenausgabe zu verstehen, bedarf auch die hinter einer Verausgabung stehende Geschichte zu kennen und nicht nur drucktechnische Details.

Meine Ausführungen sind geschichtlicher Natur, beziehen sich auf die verlinkten Webseiten.

Wenn Du den Stempel geschichtlich benennen möchtest, dann darfst Du nicht "Propagandastempel" schreiben, weil Du Dich sonst politisch ausdrückst. Dr. Hörr bezieht sich in seiner 96 Seiten langen Einleitung, in der Handbuch-Auflage von 1963, sehr viel auf geschichtliche Details.

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 27.02.2018 17:09:36 Gelesen: 86772# 59 @  


Blanko-Postkarte mit Karlsbad Nr. 3A und 5 entwertet mit aptiertem Stempel Karlsbad 1 v. 4.10.38

Die Karte ist unten rechts signiert HK.

hajo22
 
Ron Alexander Am: 27.02.2018 20:31:19 Gelesen: 86706# 60 @  
Schönen guten Abend,

ich habe, gerade beim Thema Sudetenland, bei den ganzen Büchern, die ich gelesen/überflogen habe, immer eine ausführliche geschichtliche Erläuterung vorgefunden. Jeder Autor greift hierbei auf, dass man die Menschen von damals verstehen und sich auch in die Gefühlslage versetzten muss, um zu verstehen, warum es zu den Ausgaben und auch Verwendung unzähliger "Befreiungsstempeln" gekommen ist.

So, jetzt aber zurück zu Rumburg. Heute sind die sogenannten Zeitungsmarken dran. Ich gebe zu, hier wird es jetzt etwas eintönig, aber es wird noch etwas schlimmer bei den Portomarken.

MiNr. 19 Auflagenzahl: 2.500



MiNr. 20 Auflagenzahl: 400



MiNr. 22 Auflagenzahl: 200



MiNr. 25 einzeln und ein Viererblock vom Unterrand Auflagenzahl: 11.200



MiNr. 26 ein Viererblock Auflagenzahl: 16.200



MiNr. 28 ein Viererblock und eine MiNr. 28 mit geneigtem Hakenkreuz Auflagenzahl: 45.300



MiNr. 30 ein Viererblock vom rechten Bogenrand, hier sieht man jetzt auch sehr schön das geneigte Hakenkreuz Auflagenzahl: 9.900



Auszug aus Sudetenland 1938 – Handbuch der Sudetenphilatelie – von Gerhard A. Späth.

Dieser Zeitungsmarkensatz einheitlich vom rechten Bogenrand zeigt sehr schön, dass geneigte Hakenkreuz nur bei den 100 - Heller - Überdrucken (MiNr. 27-35) vorkommt und zwar immer in der zehnten Reihe.

Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 28.02.2018 10:16:18 Gelesen: 86641# 61 @  
@ Markus Pichl [#58]

Das Handbuch von Dr. Hörr/Dr. Dub, die beide zur fraglichen Zeit 1938 das Gebiet bereisten, liegt mir in der "verbesserten"(entmystifizierten / entemotionalisierten) 2. Auflage von 1963 vor. Die 1. Auflage von 1939 konnte ich vor vielen Jahren in einer Bibliothek einsehen.

Wer sich mit dem Sammelgebiet intensiver beschäftigen will, dem kann ich dieses Handbuch nur empfehlen. Vorwort, Einleitung sowie das Kapitel "Forschung und Wahrheit" zeigen die damaligen Verhältnisse sehr gut auf.

Echt gelaufene Bedarfspost aus der "Befreiungszeit" Oktober 1938 ist nicht häufig.



Tschechische Auslandspostkarte (Ganzsache P55) zu 1,50 Kr. und Zusatzfrankatur 50 Heller, gesamt 2 Kr. bedarfsmäßig nach Berlin. Gestempelt Postamt Troppau 4 mit "Befreiungsstempel" vom 8.10.1938. Handschriftlich wurde der tatsächliche Absende-/Aufgabetag der Karte mit dem 17.10.1938 + Handzeichen vermerkt (links oben in roter Schrift). Links unten Vermerk "Luftpost". In Berlin mit Rohrpost befördert am 18.10.38.

Das Porto von 2 Kr. setzt sich zusammen aus Auslandspostkarten-Porto Sondertarif nach Deutschland 1 Kr. (= 10 Pf.) und Luftpostgebühr Europa 1 Kr. (10 Pf.).

hajo22
 
hajo22 Am: 28.02.2018 12:07:16 Gelesen: 86604# 62 @  


Blanko-Propagandakarte mit "Befreiungsstempel" Aussig 1 vom 9.10.38 auf CSR-Marke zu 20 Heller. Abgebildet ist Konrad Henlein [1].

hajo22

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Henlein
 
Markus Pichl Am: 28.02.2018 12:17:28 Gelesen: 86600# 63 @  
Hallo,

zu Rumburg MiNr. 25 und 26 kann ich eine bisweilen in der Fachliteratur noch nicht aufgeführte Aufdruckabart aufzeigen.

Oben abgeplattetes "W" von "Wir", solche Marken stammen aus der 5. senkrechten Bogenreihe (bezüglich der Bogenreihe siehe Abbildung des Halbbogens MiNr. 25 auf Seite 440 im Handbuch Dr. Hörr).



Bisher habe ich noch keine MiNr. 24 mit dieser Abart gefunden, solche sollte/könnte es aber auch geben.

Hingegen die 100 Heller-Aufdruckwerte wurden mit einer anderen Druckplatte überdruckt und bei solchen ist mir diese Abart nicht bekannt.

Viel Erfolg, bei der Schatzsuche.

Beste Grüße
Markus
 
Detlev0405 Am: 28.02.2018 12:44:49 Gelesen: 86584# 64 @  
@ hajo22 [#61]

Hallo Hajo,

eine schöne Karte die sicherlich auch bedarfsbefördert wurde. Allerdings kann ich Dir nicht folgen was eine Luftpostbeförderung betrifft. Ich versuche das auch logisch zu begründen.

Die Strecke Opava - Prag wurde am 01.07.1935 auf der gesamten Strecke Moravska Ostrava/Opava - Hradec Kralove - Prag eröffnet. Aber diese Strecke wurde bereits im Herbst 1936 wieder eingestellt, weil der Bedarf nicht vorhanden war ( vgl. Horka Seite 116 2.Absatz).

Belege der Strecke Opava (Troppau) - Prag sind seltener als erste Belege der Luftfahrt der Tschechoslowakei und kaum zu sehen. Es fehlt auf der Karte auch jeglicher Ankunfts- und Abgangsstempel vom Flugplatz in Prag.

Der einzige Flug von Prag über Dresden nach Berlin geht von Prag ab 10.35 lt. Flugplan Deutsche Lufthansa 1938.

Wenn der Brief in Opava (handschriftlicher Vermerk) am 17.10.1938 aufgegeben wurde, hätte er per Bahn bereits um 10 Uhr in Prag sein müssen. Dann abgefertigt als Luftpost wäre er in Berlin um 12.25 Uhr angekommen und auch postalisch am 17.10.1938 mit einem Abfertigungsstempel versehen worden. Der normale Postweg von Opava hätte mindestens einen Tag in Anspruch genommen (positiv gewertet) und somit nicht am 18.10.1938 in Berlin um 8.50 Uhr abgefertigt werden können.

In der Regel erhielt auch ankommende Luftpost in Tempelhof einen Ankunftstempel zumindest von Berlin C 2 oder Berlin Zentralflughafen im Jahr 1938.

Ich plädiere eher dafür, das die Karte tatsächlich per Bahn nach Berlin befördert wurde, was sie nicht weniger interessant macht.

Grüße
Detlev
 
hajo22 Am: 28.02.2018 13:11:55 Gelesen: 86569# 65 @  
@ Detlev0405 [#64]

Ich wollte nur das Porto erklären. Die Karte habe ich - so wie ich sie heute zeige - einst gekauft. Viel interessanter wäre sie gewesen mit dem Vermerk "in Berlin mit Rohrpost" das hätte auch 10 Pf. gekostet.

Wegen der "Luftpost" hatte ich beim Kauf meine Bedenken. Das könnte auch Wunschdenken gewesen sein.

In Berlin gab es m.W. eine interne Anweisung Luftpostsachen schnellstmöglich zum Adressaten zu befördern, was durch eine (kostenfreie!) Rohrpostbeförderung erleichtert wurde und den Minutenstempel erklärt.

hajo22
 
Ron Alexander Am: 28.02.2018 15:43:20 Gelesen: 86526# 66 @  
Schönen Nachmittag,

dann machen wir mal weiter mit den Portomarken. Sehr viel gibt es ja auch nicht mehr, aber schon zuvor erwähnt, es kann vom Markenbild her doch noch eintöniger werden. ;-)

MiNr. 36 Auflagenzahl: 4.800



MiNr. 37 Auflagenzahl: 4.200



MiNr. 38 Auflagenzahl: 4.000



MiNr. 39 Auflagenzahl: 6.100



MiNr. 40 sowie noch ein Viererblock Auflagenzahl: 7.200



MiNr. 41 und noch mal eine MiNr. 41 I dafür aber dieses mal mit geneigtem Hakenkreuz Auflagenzahl: 10.400



MiNr. 42 Auflagenzahl: 5.500



MiNr. 43I mit geneigtem Hakenkreuz Auflagenzahl: 10.100



Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 28.02.2018 16:09:59 Gelesen: 86516# 67 @  
@ Ron Alexander [#66]

Sehr viel gibt es ja auch nicht mehr, aber schon zuvor erwähnt, es kann vom Markenbild her doch noch eintöniger werden. ;-)

Lieber Ron, bitte nicht vergessen: Es handelt sich bei den Sudetenland-Überdrucken um Provisorien!

Ob sie wirklich notwendig waren, ist Ansichtssache. Meine Meinung dazu ist unmaßgeblich. Echt gelaufene Bedarfspost ist - zumal ins Ausland gelaufen - mit diesen Überdruckmarken selten bis sehr selten, wie auch im Handbuch von Dr.Hörr/Dr.Dub bereits schon 1939 erwähnt (wenn ich mich recht erinnere, ich besitze die Erstauflage nicht).

Aus meiner Sammlung zeige ich die nicht ausgegebenen Marken "Sudetendeutsches Niederland" in postfrischer Erhaltung. Es soll auch gestempelte Exemplare geben.



hajo22
 
Ron Alexander Am: 28.02.2018 16:19:53 Gelesen: 86510# 68 @  
@ hajo22 [#67]

Da hast Du natürlich vollkommen recht. Daher eingangs schon erwähnt, immer die Umstände der Ausgabe mit betrachten. Schlussendlich wurden die Einnahmen durch den Markenverkauf benötigt, um dadurch die Administration zu finanzieren. War somit nicht alles ganz "uneigennützig". Für viele waren die Marken ein Andenken an die "Befreiung".

Bei den Ausgaben zum Sudetendeutschen Niederland habe ich etwas Bauchschmerzen, nach meinem aktuellen Kenntnisstand:

- kein amtlicher Verkauf durch sudetendeutsche Postämter
- tschechische Wertangaben in Kombination mit deutschen Hoheitszeichen
- Verwendung 1939 als Vignetten
- keine Frankaturgültigkeit
- Hersteller und Auftraggeber unbekannt

Daher wage ich diese Ausgaben zu bezweifeln. Bedeutet aber natürlich nicht, dass sie nicht doch zur Ausgabe gekommen sind. Meine persönliche Einschätzung, es muss sich jeder selbst sein Bild machen.

Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 28.02.2018 16:56:02 Gelesen: 86497# 69 @  
@ Ron Alexander [#68]

Nach meiner Erinnerung habe ich irgendwo gelesen, daß diese nicht ausgegebenen Briefmarken auf Veranlassung der Sudetendeutschen Partei initiiert worden sind (natürlich zur Geldbeschaffung). Die Reichspost soll die Ausgabe nicht genehmigt haben. Damit Bauchschmerzen überflüssig.

Laut Michel-Katalog 2012, Seite 1015, sollen vereinzelt echt gestempelte Belege als Zusatzfrankaturen bekannt geworden sein. Ich habe noch nie welche gesehen (was nichts zu bedeuten hat).

Was stört Dich an Heller und Kronen? Alle Protektoratsmarken Böhmen und Mähren lauten auf diese Währung.

Hier ein kassenfrischer 100 Kronen-Schein mit Datum vom 20.August 1940:



hajo22
 
Ron Alexander Am: 28.02.2018 17:39:44 Gelesen: 86481# 70 @  
@ hajo22 [#69]

Nabend hajo22,

zum Punkt doppelte Währung, mir ging es darum, es wurde die Angliederung an das Deutsche Reich gefeiert. Dahingehend hätte ich das nicht erwartet, oder erscheint mir halt etwas seltsam. Wie gesagt, Bauchsache. Ist wie die Ausgaben von Mährisch-Ostrau. Da verhält es sich ja auch ähnlich.

Ich habe schon gelesen, dass es gestempelte Exemplare geben soll. Gesehen habe ich aber noch keines bzw. kann mich da auch zumindest nicht daran erinnern.

Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 28.02.2018 18:55:43 Gelesen: 86446# 71 @  
@ Ron Alexander [#70]

Die nicht ausgegebenen Marken wurden wohl schon einige Zeit vor der "Befreiung" gedruckt und damit natürlich in Heller und Kronen ausgewiesen. Wann die Reichsmark dann offizielles Zahlungsmittel bzw. im zum Reich angegliederten Sudetengau eingeführt wurde, weiß ich nicht.

Auf jeden Fall dürfte die Reichspost die Ausgabe dieser Marken verhindert haben. Nach dem Anschluß standen die Hindenburg-Marken kurzfristig zur Verfügung.

Die Marken von Mährisch-Ostrau laufen unter "Lokalausgabe" Böhmen und Mähren. Es gibt hier im Forum einen Thread dazu.



Hier noch ein "Frei durch Ablösung Reich"-Brief aus Reichenberg 2 (aptierter Stempel) vom 31.12.1938 nach Schlackerwerth.

Absenderstempel auf vorgedrucktem Couvert "Der Reichskommissar für die sudetendeutschen Gebiete".

hajo22
 
Markus Pichl Am: 01.03.2018 01:02:00 Gelesen: 86415# 72 @  
@ Ron Alexander [#68]

Hallo,

bisher kann ich keinen Nachweis erkennen können, dass es zeitgerecht abgestempelte Belege mit solchen Exemplaren geben soll. Die Reichspost hätte gemäß den Vorschriften solche Exemplare auch nicht mit postamtlichen Stempeln entwerten dürfen, selbst wenn eine portogerechte und postgültige Frankatur auf einem solchen Brief vorhanden war.

Dr. Hugo Hörr hat sie mit keinem Wort in seinem Handbuch erwähnt.

Auch habe ich postfrische Exemplare bisher nie mit einer Signatur von Dr. Hörr oder Dr. Dub finden können.

Wann tauchen diese, was auch immer, eigentlich erstmalig in einem Katalog oder in einer Preisliste/Werbung auf? Noch während oder erst nach dem II. Weltkrieg?

Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 01.03.2018 09:42:48 Gelesen: 86374# 73 @  
Hallo,

in meinem Literaturbestand befinden sich diverse alte Kataloge.

In den nachstehenden Katalogen findet sich kein Wort, zu einer unverausgabten Serie "Sudetendeutsches Niederland".





Dann habe ich bezüglich der Michel-Kataloge eine große Lücke und es geht erst 1991 wieder weiter. In 1991 waren diese drei angeblich unverausgabten Werte zwischen Reichenberg/Maffersdorf und Rumburg katalogisiert.



Wer hat Kataloge aus der Zeit zwischen 1971 und 1991, um nachzusehen, ob diese Serie darin katalogisiert ist?

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 01.03.2018 10:29:49 Gelesen: 86359# 74 @  
@ Markus Pichl [#73]

Wer hat Kataloge aus der Zeit zwischen 1971 und 1991, um nachzusehen, ob diese Serie darin katalogisiert ist?

Bis auf den Michel-Deutschland-Spezialkatalog von 1971, den Du auch abbildest, habe ich alle anderen Deutschland-Kataloge aus dem betreffenden Zeitraum längst verschenkt oder bei schlechter Erhaltung ins Altpapier gegeben.

In den philatelistischen Bibliotheken müßten die Kataloge aber noch greifbar sein.

hajo22
 
hajo22 Am: 01.03.2018 12:14:46 Gelesen: 86331# 75 @  
Auf der 158. Felzmann-Auktion wurden 3 postfrische Marken-Sätze des Sudetendeutschen Niederlandes (SdN: gezähnt/ungezähnt) zu Preisen von 180-250 Euro Ausruf angeboten. Alle Sätze waren geprüft Osper oder Brunel. Die Auktions-Zuschläge sind mir nicht bekannt (Los Nrn. 5717-5719).

Auf Anfrage sandte mir Herr Brunel aus seinem Archiv den nachfolgend abgebildeten Zeppelinbrief zur Sudetenlandfahrt vom 1.12.1938:



Ein gezähnter Markensatz des SdN wurde auf dem Brief gefälligkeitshalber mit abgestempelt. Er hat mit dem Porto nichts zu tun. Der Zeppelinbrief kostete 1 RM Porto das mit gültigen Reichsmarken verklebt wurde.

Ergebnis: Die nicht ausgegebenen Marken SdN (Vignetten) gab es schon 1938.

Vielen Dank Herr Brunel!

hajo22
 
Detlev0405 Am: 01.03.2018 13:39:19 Gelesen: 86303# 76 @  
@ hajo22 [#75]

Hallo Hajo,

die Losnummer 5717 erzielte 440 Euro, 5718 480 Euro und Losnummer 5719 400 Euro. Also doch sehr begehrt für private Ausgaben.

Ich bin bei der Ausgabe auf eine Ungereimtheit gestoßen - und zwar beim Wert zu 1 Kr. Alle Provisorien vom Sudentenland haben bei Kronenwerten entweder nur eine Ziffernangabe wie bei Asch 1.20 , sind ausgewichen auf Heller wie bei den Zeitungsmarken und Portomarken 100 Heller anstelle 1 Kc oder eben wie bei Niklasdorf 1.20 Kc usw.

Bei den späteren amtlichen Ausgaben für das Sudetenland werden die Kronenwerte alle mit K ausgewiesen. 1 Kr erinnert auch mehr an die Habsburger Zeit und würde an Kreuzer erinnern als an tschechische Kronen.

Gruß
Detlev
 
hajo22 Am: 01.03.2018 13:47:07 Gelesen: 86301# 77 @  
@ Detlev0405 [#76]

In meinem Michel-Spezial-Katalog 2012 ist der postfrische Satz SdN mit 500 € bewertet.

Wenn es sich bei Deinen Angaben um die Zuschläge ohne Aufgeld und Nebenkosten handelt, dann lagen die Preise über dem Katalogwert von 2012. Nicht schlecht.

Wer kann die aktuellen Katalogwerte benennen?

hajo22
 
Ron Alexander Am: 01.03.2018 14:28:59 Gelesen: 86286# 78 @  
@ hajo22 [#77]

Michel Spezial 2017 ist die I-III als Satzpreis bewertet mit

* = 260 Mi€
** = 550 Mi€

Grüße,
Ron
 
Detlev0405 Am: 01.03.2018 14:37:25 Gelesen: 86280# 79 @  
@ hajo22 [#77]

Meine Angaben waren ohne Zuschläge.

Gruß
Detlev
 
Franz-Karl Lindner Am: 01.03.2018 15:36:16 Gelesen: 86256# 80 @  
Hallo zusammen,

in meiner Sammlung "Blindenbriefe" [1] befindet sich auch ein Blindenbrief aus dem Sudetenland:

"Blindensendung aus MODLA (Model)/Post Watislaw, Bezirk Leitmeritz vom 03.01.1943 (Befreiungsgummistempel) nach Batnovice/Post Malè Svadonovice (Klein-Schwadonitz) bei Nachod/Königsgrätz (Böhmen&Mähren), portogerecht frankiert mit 3 Pf; Anschrift in der sog. Stacheltypenschrift"

Ich hoffe, dieser Brief ist so richtig beschrieben. Die Anschrift in der sog. Stacheltypenschrift ist im Scan nur schwer zu erkennen, zeigt aber, dass es sich um einen Bedarfsbrief handelt. Oder?

Gruß
Franz-Karl Lindner

[1] http://www.lindnerfk.de


 
Markus Pichl Am: 01.03.2018 15:46:22 Gelesen: 86247# 81 @  
@ hajo22 [#75]

Vielen Dank, für die Anfrage bei Herrn Brunel. Über eine solche hatte ich auch schon nachgedacht, nachdem ja zu diesen Exemplaren auch kein Beleg im Handbuch von Herrn Späth abgebildet wurde. Somit sollte hiermit nun ein nachvollziehbarer Nachweis, dass es solche Exemplare tatsächlich schon im Jahre 1938 vorhanden waren, gegeben sein.

Nebenei vermerkt, die Aufstellung in Ron seinem Beitrag [#68] ist aus dem Handbuch Späth zitiert.

@ Detlev0405 [#76]

1 Kr erinnert auch mehr an die Habsburger Zeit und würde an Kreuzer erinnern als an tschechische Kronen.

Das ist eine interessante Betrachtungsweise, denn im Sudetenland wurde ja dann schließlich die Reichsmark als Zahlungsmittel eingeführt. Ein Vergleich mit der später im Protektorat Böhmen und Mähren eingeführten Krone, wie in Beitrag [#69] vorgenommen, hinkt m.E. ein wenig. Vielleicht war der Verteiler von dieser Serie gar nicht die Sudetendeutsche Partei sondern z.B. der Sudetendeutsche Heimatbund, Kreis Österreich? Dann wären es nur Vignetten und nicht unverausgabte Briefmarken. Die Frage, wer diese Serie in den Verkehr gebracht hat, bleibt im Moment offen.

Nachstehend eine per Zeppelin beförderte Postkarte aus meiner Sammlung, welche vom besagten Heimatbund aufgelegt wurde. Ebenfalls Entwertungsstempel mit Unterbuchstaben "f", wie auf dem in Beitrag [#75] gezeigtem Beleg.



Rückseitig bis auf kleine Stempelspur blanko (durchaus kommen bei Fahrt in das befreite Sudetenland auch Belege vor, die gar nicht oder nur von einem kleinen Teil des Maschinen-Ankunftsstempels getroffen wurden).

Hier dann noch aus meinem eigenen Archiv (selbst erstellte Scans) zwei weitere Belege, zur selben Fahrt. Ebenfalls Aufgabestempel UB "f" und auf beiden Belegen befinden sich die zwei verschiedenen Arten der Sonderbestätigungsstempel. Kunstharzstempel in lilarot, Gummistempel in zinnoberrot. Von letzterem gibt es gemäß Michel Zeppelin und Flugpost-Spezialkatalog drei verschiedene Typen (im Sieger Zeppelinpost-Katalog wird nur auf die zwei verschiedenen Arten hingewiesen). Die Gummistempel kommen wohl in verschiedenen roten Stempelfarben vor, den Kunstharzstempel kenne ich nur in dunkelroten bis lilaroten Farbtönungen. Wie auch immer.





Zum Schluß in diesem Beitrag noch ein Zeppelinbrief aus 1939 zur Fahrt nach Kassel. Auf diesem ist nebengesetzt eine Vignette, die gemäß Vorschrift unabgestempelt blieb.



Vielleicht war einer der Frankfurter Postbeamten im Jahre 1938 von der Währungsbezeichnung, bei den drei Exemplaren "Sudetendeutsches Niederland", beeindruckt?

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 01.03.2018 17:10:16 Gelesen: 86219# 82 @  
Zur Ergänzung der Sudetenlandfahrt am 2.12.1938: Neben den einfachen Briefen bis 20gr konnten auch Postkarten aufgegeben werden (Porto 50 Pf.). Die Post mußte mit Marken frankiert werden, Freistempler waren nicht gestattet. Die Sendungen mußten den Vermerk "Mit Luftschiff Graf Zeppelin" tragen und durften keinen Luftpostzettel aufweisen, da sie nach Beendigung der Fahrt auf dem gewöhnlichen Weg weiterbefördert wurden.



Der Zeppelin (LZ 130) führte 633 kg Post und 2.200 kg Propagandamaterial mit auf die Sudetenlandfahrt. Die Route war wie folgt:

Frankfurt a.M.-Hammelburg-Eger-Teplitz-Reichenberg-Gablonz-Nixdorf-Leitmeritz- Haida-Regensburg-Augsburg-Pfaffenhofen-Braunau-Linz-Landau-Passau-Obernzell-Hohentisch-Bereichstein-Furth-Karlsbad-Ellbogen-Seusse-Bamberg-Hammelburg-Frankfurt a.M.

Über den sudetendeutschen Ortschaften wurden Propagandazettel zur lokalen Volksabstimmung am 4.12.38 abgeworfen und zwar Zettel mit 4 verschiedenen Zitaten von Hitler auf verschieden farbigem Papier. Die Post wurde in Reichenberg entladen.

Ich zeige exemplarisch einen Zettel:



hajo22
 
Markus Pichl Am: 01.03.2018 18:52:13 Gelesen: 86183# 83 @  
Hallo,

bei Unterfrankatur wurde Nachgebühr erhoben.



Hier portorichtig.



Die Sendungen mußten den Vermerk "Mit Luftschiff Graf Zeppelin" tragen und durften keinen Luftpostzettel aufweisen, da sie nach Beendigung der Fahrt auf dem gewöhnlichen Weg weiterbefördert wurden.

Soweit die Theorie.







Manche Belege erhielten wie gesagt keinen Ankunftsstempel, manche dafür gleich zwei.



Beste Grüße
Markus
 
Stefan Am: 01.03.2018 22:38:56 Gelesen: 86124# 84 @  
@ Markus Pichl [#73]

Wer hat Kataloge aus der Zeit zwischen 1971 und 1991, um nachzusehen, ob diese Serie darin katalogisiert ist?

Der Michel Deutschland-Spezial, Ausgabe 1981/82 listet auf der Seite 1070 zwischen Reichenberg und Rumburg die Ausgaben des Sudetendeutschen Niederland für postfrische Exemplare (Preisangabe "-,-").

Gruß
Pete
 
hajo22 Am: 02.03.2018 11:37:55 Gelesen: 86078# 85 @  
Hier noch eine schöne Postkarte mit 2x25 Pf. Winterhilfswerk, gestempelt Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main Frankfurt a.M. 1.12.1938.



Es soll auch Belege zur Sudetenlandfahrt geben, deren Marken mit dem Bordstempel des Luftschiffes entwertet wurden.

Ich habe noch keinen gesehen, solche Belege müssen sehr selten sein. Kann evtl. ein Forumsmitglied weiterhelfen?

Die sogenannten "Befreiungsstempel" aus der "Befreiungszeit" gibt es wie Sand am Meer. Meist als Souvenir-Sheets, aber auch nicht selten als Bedarfspost.



Souvenir-Beleg (portorichtig mit 12 Pf. frankiert)



Auf Ansichtspostkarte im Auslands- und nicht im Sondertarif frankiert aus Rokitnitz im Adlergebirge, Mischfrankatur 4 und 6 Pf. Hindenburg + CSR-Marke zu 50 h (= 5 Pf.), gesamt 15 Pf nach Luzna (Ankunftsstempel 31.10.38).

Im neuesten Heft Nr.3 der Deutschen Briefmarken Revue ist ein Aufsatz von Prof. Dr. Krüger enthalten zum Thema "Der 'Fall Grün' und die sogenannte Sudetenkrise".

hajo22
 
rudi63 Am: 03.03.2018 08:58:46 Gelesen: 86026# 86 @  
@ Markus Pichl [#73]

Im Michel Deutschland Spezial 1982/83 ist der gezähnte Satz ** mit 50,- MM bewertet. Ungezähnt ist nicht erwähnt.

Ich erinnere mich Anfang der 90er Jahre einen ** Satz für ca. 20-30 DM gekauft zu haben.

Schöne Grüße

Rudi
 
Meinhard Am: 03.03.2018 10:50:05 Gelesen: 86009# 87 @  
@ rudi63 [#86]
@ Markus Pichl [#73]

Hallo Markus,

die Ausgabe wird im Michel-Spezial 2014 beschrieben. Foto nachstehend.

Beste Grüße
Meinhard



 
hajo22 Am: 03.03.2018 11:29:45 Gelesen: 85996# 88 @  
Rumburg Nr. 50 mit überdrucktem Zierfeld (postfrisch), gepr. Osper BPP:



hajo22
 
Markus Pichl Am: 03.03.2018 11:59:00 Gelesen: 85970# 89 @  
@ Pete [#84]
@ rudi63 [#86]

Hallo Pete, Hallo Rudi,

vielen Dank, für die Recherche.

Die Bewertung von "-.-" im Michel Spezial 1981/82 kann darauf hinweisen, dass diese Serie in diesen erstmals oder nur kurz vorher Einzug in diesen gehalten hat. Persönlich gehe ich davon aus, dass es bis 1976 nicht möglich war, da dies evtl. an einem Veto von Dr. Dub gescheitert wäre. Dr. Dub verstarb im Jahre 1976.

@ alle

In der über die Michel-Kataloge hinausgehende Fachliteratur wird diese Serie erstmals in der 1. Auflage (2011) des Handbuchs von Gerhard A. Späth aus dokumentarischen Gründen aufgeführt, unter vielen Hinweisen und Gedanken, die vermitteln, dass hier noch vieles nicht geklärt ist.

In der zweiten Auflage des Handbuchs von Herrn Späth erscheint ein vollständig überarbeiteter Text zu dieser Serie und es heißt nun: Über diese briefmarkenähnlichen Abbildungen ist nur wenig bekannt. Es handelt sich nicht um überdruckte tschechische Marken sondern um Bildchen, die Briefmarken nachahmen. [...] Die tschechischen Wertangaben mit deutscher Propaganda weisen eher auf Spendenmarken als auf Postwertzeichen hin. Keinesfalls handelt es sich um amtliche Briefmarken.

Tschechische Wertangaben können es nicht sein, da statt "Kc" ein "Kr" angegeben wird.

Ferner kann ich noch folgendes von mir, zu der Betrachtungsweise von Herrn Späth, ergänzen. Die geographische Bezeichnung für das auf den Vignetten abgebildete Gebiet ist "Böhmisches Niederland", auch sogen. Rumburger oder Schluckenauer Zipfel genannt. [1] Diese geographische Bezeichnung verwendet auch Dr. Hörr in seinem Handbuch.

Ab dem 22.09.1938 verstand sich das Gebiet als Autonom. Die Entstehungsgeschichte der Rumburger Postwertzeichen ist im Handbuch Dr. Hörr sehr gut erklärt, inkl. dessen, dass damals sogar die Rumburger Befreiungsausgabe an den Weltpostverein in Bern gemeldet und belegt wurde, was der Weltpostverein mit zwei Schreiben vom 3.10.1938 (Zahl Nr. 6970) und vom 5.10.1938 (Zahl Nr. 7050) bestätigte. Angaben gemäß Handbuch Dr. Hörr.

Auch die Inschrift "befreit durch Adolf Hitler am 22.9.1938", in den briefmarkenähnlichen Gebilden, ist so nicht wirklich richtig, wenn auch das Deutsche Reich in diesen Tagen einen immensen Druck auf die Tschechei ausübte und die Welt in Atem hielt. Die Autonomie wurde, wenn auch nicht ganz gewaltlos, im Rumburger Zipfel von innen heraus vollzogen. Deutsche Soldaten überquerten die Grenze erst am 01.10.1938 gegen 14 Uhr. Siehe Bericht von William Shirer. [2] Durchaus gehe ich davon aus, dass ohne dem Drohpotential des Deutschen Reiches, eine Autonomie in diesem Gebiet nicht lange haltbar gewesen wäre.

In der Entstehungsgeschichte, der Druckzeit, Verausgabung und Verwendung dieser Postwertzeichen, ist keinerlei Raum für "nicht verausgabte Briefmarken". Das wird sich jedem erschließen, der die Seiten 332 bis 446 im Handbuch Dr. Hörr durchliest. Seine Recherche war sehr umfangreich, erfolgte bereits 1939 inkl. Befragung von Postdirektor Erben, der in den besagten Tagen im Jahre 1938 von der Bezirksleitung der Sudetendeutschen Partei die Neuordnung des gesamten Postwesens in Nordböhmen übertragen erhielt.

Wer auch immer diese Vignetten oder Spendenmarken gedruckt hat, es war nicht die damalige Postverwaltung und ich glaube auch nicht, dass es die Sudetendeutsche Partei war.

Beste Grüße
Markus

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmisches_Niederland
[2] http://www.radio.cz/de/rubrik/geschichte/september-1938
 
hajo22 Am: 03.03.2018 12:08:06 Gelesen: 85965# 90 @  
@ Markus Pichl [#89]

Ich halte sie auch eher für Spendenmarken (Propaganda-Vignetten) als für geplante Briefmarken (analog den privaten Legionsausgaben 1939/45 von Belgien, Dänemark, Frankreich, allerdings ohne Zuschläge).

Ich vermute hinter der ganzen Markengeschichte die Sudetendeutsche Partei mit ihrem Leiter Konrad Henlein.

Stand in der 1. Auflage Hörr/Dub von 1939 wirklich nichts zu diesen Vignetten? Du besitzt doch das Buch in Deiner Bibliothek.

hajo22
 
Ron Alexander Am: 04.03.2018 19:59:42 Gelesen: 85873# 91 @  
Schönen guten Abend,

so dann machen wir mal weiter, sind auch fast am Ende des zeigbaren bei mir angekommen.

MiNr. 49 I mit der Abart "Tropfenförmiges Ausrufezeichen" Auflagenzahl: 1.085



MiNr. 49 ZFw (Abkürzung nach Fachliteratur, daher nicht 1zu1 übersetzt) mit überdrucktem Zierfeld Auflagenzahl: 393



MiNr. 50 I mit der Abart "Tropfenförmiges Ausrufezeichen" Auflagenzahl: 614



MiNr. 51 viererblock Auflagenzahl: 13.050



Grüße und schönen Abend,
Ron
 
Ron Alexander Am: 05.03.2018 17:32:14 Gelesen: 85825# 92 @  
Schönen guten Abend,

so, kurz vorm Abendessen das letzte Stück zu Rumburg in meiner Sammlung, was es sich zu zeigen lohnt.

Ganzsache Rumburg P7 I Auflagenzahl: 2.000



Doch recht häufig, aber bisher doch eher selten auf Auktionen gesehen.

Wie eingangs schon erwähnt, wurden die Ganzsachen von einer anderen Buchdruckerei überdruckt.

Grüße,
Ron
 
Postgeschichte Am: 05.03.2018 18:16:21 Gelesen: 85805# 93 @  
@ Ron Alexander [#92]

Doch recht häufig, aber bisher doch eher selten auf Auktionen gesehen.

Wie eingangs schon erwähnt, wurden die Ganzsachen von einer anderen Buchdruckerei überdruckt.


Könnte dies an dem Hakenkreuz mit Schenkel nach links liegen?
 
Ron Alexander Am: 05.03.2018 18:32:23 Gelesen: 85794# 94 @  
@ Postgeschichte [#93]

Dies ist ja P7 Römisch I, mit der Abart Seitenverkehrtes Hakenkreuz. Sorry, vergessen zu erwähnen. Die Auflage mit der Abart beträgt aber 2.000 Stück. Die "Normale" hat eine Auflage von 31.168.

Grüße,
Ron
 
Jimphil Am: 07.03.2018 14:49:09 Gelesen: 85720# 95 @  
Hallo,

hier eine Ganzsache nach Österreich aus meiner Sammlung Bedarfsbelege aus dem Sudetenland.

Grüße




 
hajo22 Am: 07.03.2018 15:55:21 Gelesen: 85709# 96 @  
Rumburg P7I



Ganzsache P7I mit Befreiungsstempel vom 22.9.38. Nach dem Datum auf der Karte am 5.10. geschrieben und bedarfsmäßig verwendet. Die Karte wurde wohl schon gestempelt erworben und anschließend erst verschickt. Unterfrankiert. Legt man den Reichsposttarif zugrunde, so fehlt 1 Pf. bzw. 10 Heller. Denkt man an den Sondertarif CSR - Deutsches Reich fehlen 5 Pf. oder 50 Heller.

Das hat die Post in der allgemeinen Jubelstimmung offensichtlich nicht gestört oder es gab eine interne Anweisung Jubelpost nicht mit Nachgebühr zu belegen oder was weiß ich.

hajo22
 
hajo22 Am: 07.03.2018 16:07:27 Gelesen: 85705# 97 @  
@ Jimphil [#95]

Deine Ganzsache ist die Karlsbad P4. Offensichtlich bedarfsmäßig verwendet, aber mit umgerechnet 12 Pfge. überfrankiert.

Hier ein ungebrauchtes Exemplar der P4:



Diese Karte findet man noch am häufigsten bei den Karlsbad-Ganzsachen.

hajo22
 
Jimphil Am: 08.03.2018 06:36:12 Gelesen: 85663# 98 @  
Hallo,

hier eine weiterer Bedarfsbeleg von Rumburg. Ein Schreiben eines Freikorpskämpfers an seine Eltern. Beleg ist im Handbuch von Dr. Hörr (1963) auf Seite 414 abgebildet. Übrigens mein gezeigter Beleg nach Österreich ist portogerecht.

Grüße


 
hajo22 Am: 08.03.2018 07:45:34 Gelesen: 85651# 99 @  
@ Jimphil [#98]

Übrigens mein gezeigter Beleg nach Österreich ist portogerecht.

Bitte erklären, ich kenne diesen Tarif nicht. Auf welcher Seite im Handbuch Dr. Hörr / Dr. Dub von 1963 sind Portotabellen zu finden?

hajo22
 
Pepe Am: 08.03.2018 21:06:01 Gelesen: 85591# 100 @  
@ hajo22 [#47]



Mi 4a auf ungelaufener Postkarte

Ob nun 'Verborgener Schatz' oder doch eher 'Mache'?

Nette Grüße Pepe
 
Ron Alexander Am: 08.03.2018 21:30:28 Gelesen: 85584# 101 @  
@ Pepe [#100]

Da kein Empfänger und kein Absender vorhanden ist, sicherlich Mache. Aber dass dürfte auf über 90% der Poststücke zutreffen.

Grüße,
Ron
 
hajo22 Am: 08.03.2018 23:37:45 Gelesen: 85564# 102 @  
@ Pepe [#100]

" Ob nun 'Verborgener Schatz' oder doch eher 'Mache'? "

Das ist eine Reichsparteitags-Karte aus dem Jahr 1938 mit der laufenden Nr.57. Steht doch alles drauf. Was soll da "Mache" sein?

Daß die Karte nicht gelaufen ist und reinen Souvenir-Charakter hat, ist deutlich zu sehen.

hajo22
 
Pepe Am: 09.03.2018 10:04:32 Gelesen: 85521# 103 @  
@ hajo22 [#102]

Nun mit "Mache" meine ich ja gerade den Souvenircharakter. Und das finde ich auch nicht mal schlimm. In der Philatelie gibt es ja zig Millionen Artikel mit Souvenircharakter, jede Postkarte ist ja ein Souvenir. Bei der oben gezeigten kennt man nicht die Auflagen. Vielleicht hat man damals in Nürnberg die Abstempelung genutzt um den Interessierten vor ort ein paar Pfennige aus der Tasche zu ziehen. Und dann ist die Frage, ob das aus heutiger Sicht verborgene Schätze sind.

Durch Zufall bin ich auf einen alten Reiseführer von 1908 gestoßen:



Hier findet man viele Orte aus den Sudetengebieten. Und das vor den beiden Weltkriegen. Und es ist erstaunlich, wie gut das seinerzeit alles mal gewesen war. Von Unterdrückung und Joch keine Spur. Dem Schlesien, Böhmen und Mähren und Sudetensammler ist dieses Büchlein wärmstens zu empfehlen.

Es ist ja geschichtlich hoch interessant und ich habe noch einen verborgenen Schatz, muss noch suchen und scannen.

Bis bald nette Grüße Pepe
 
Markus Pichl Am: 09.03.2018 10:15:37 Gelesen: 85515# 104 @  
@ Pepe [#103]

Hallo Pepe,

mit "Joch und Unterdrückung" war damals der Zeitraum 1919 bis 1938 gemeint.

Beste Grüße
Markus
 
hajo22 Am: 09.03.2018 12:56:38 Gelesen: 85487# 105 @  
@ Pepe [#103]

Nun mit "Mache" meine ich ja gerade den Souvenircharakter.

Diese RPT-Karten sind nicht häufig. Die Serie von 1938 (Photo Heinrich Hoffmann) umfaßte 64 verschiedene Karten, oftmals mit Sudetenland-Überdruckmarken von Asch beklebt (auf nicht verkauften Restbeständen).

Literatur dazu: John Rawlings/Michael Passmore: The Postal History of the Nuremberg Rallies. Überarbeitete Fassung der 1. Auflage (1980) in deutsch-englisch 1992, Verlag DAGD/Germania, Weinheim.

hajo22
 
hajo22 Am: 09.03.2018 15:49:13 Gelesen: 85466# 106 @  
@ Jimphil [#98]

Übrigens mein gezeigter Beleg nach Österreich ist portogerecht.

Im Oktober 1938 gab es kein Österreich mehr, das hieß dann "Ostmark".

hajo22
 
hajo22 Am: 11.03.2018 16:13:27 Gelesen: 85422# 107 @  
@ hajo22 [#96]

Das hat die Post in der allgemeinen Jubelstimmung offensichtlich nicht gestört oder es gab eine interne Anweisung Jubelpost nicht mit Nachgebühr zu belegen oder was weiß ich.

Mir ist noch eine andere plausible Möglichkeit eingefallen: Versand der Karte im Briefcouvert.

So was gab es auch schon immer.

hajo22
 
Pepe Am: 24.03.2018 19:56:10 Gelesen: 85090# 108 @  
@ Markus Pichl [#56]

Nun kommt mein verborgener Schatz, welcher mir über Jahrzehnte ein unerklärlicher Beleg war. Siehe erst mal und mache mal den Test. [1]

10Parale hat ja diesen Ort auf einen sehr schönen Beleg im gleichen Thema eingestellt. [2]

Als ehemaliger Ostberliner hat mein Wissensdurst mich verleitet eine große Bertelsmann Lexikothek anzuschaffen. Aber auch dort war Freudenthal nicht zu finden.

Die Vorderseite der Karte besteht aus einem euphorischem Text, welcher natürlich Politik ist. Philatelie auf Belegen ist fast immer auch Politik. Vielleicht hilft mir mal jemand den kompletten Text zu entziffern, alles kann ich nicht lesen.

Der Führer samt Tross ist wohl nur wenige Minuten vor Ort gewesen. Und der Schreiber hat die Karte nach Berlin zu einem ehemaligem Restaurant geschickt. Über dieses habe ich auch bis heute noch keine Info's herausbekommen. Vielleicht war das sogar für die Verpflegung der Regierungsdelegation zuständig? Die Linkstraße war nach dem Krieg zu 100% Schutt und Asche.

Und der Stempel? Was kann man über die Seltenheit sagen? Warum rot? Ist der Stempel ebenso auch nur Minuten im Ort angewendet worden?

Im Michel wird man so etwas nicht finden. Aber ist das nicht absolute Sudetenphilatelie?



Freudenthal, 1938 10 07, Echt Photo Ansichtskarte, Vorderseite





Freudenthal, 1938 10 07, Echt Photo Ansichtskarte, Rückseite

Nette Grüße Pepe

[1] http://www.philaseiten.de/beitrag/104780
[2] http://www.philaseiten.de/beitrag/104775
 
Detlev0405 Am: 24.03.2018 20:25:19 Gelesen: 85079# 109 @  
@ Pepe [#108]

Hallo Pepe,

schau mal hier, da findest du ein paar Anhaltspunkte zu dem Restaurant in der Linkstraße.

https://picclick.at/Ak-Berlin-Tiergarten-W%C3%BCrttembergische-Weinstuben-Schwobast%C3%BCble-1437906-183060768749.html

Gruß Detlev
 
Markus Pichl Am: 24.03.2018 21:07:49 Gelesen: 85065# 110 @  
@ Pepe [#108]

Hallo Pepe,

die Karte ist von einem Reichsdeutschen Wehrmachtssoldaten geschrieben.

Es gab vier verschiedene Befreiungsstempel in Freudenthal, der von Dir gezeigte ist als fünfter im Handbuch von Kurt Quaiser gelistet. Von wem dieser Stempel erstellt wurde, erachte ich als ungeklärt.

Beste Grüße
Markus
 
Pepe Am: 24.03.2018 21:11:34 Gelesen: 85061# 111 @  
@ Detlev0405 [#109]

Da habe ich wohl etwas falsch gemacht bei meiner Suche. Vielen Dank für diesen Link.

Nette Grüße Pepe
 
Detlev0405 Am: 24.03.2018 21:21:26 Gelesen: 85055# 112 @  
@ Pepe [#111]

Und wenn du immer noch nach Freudenthal suchst rufe einfach Bruntal auf - auf dem Beleg hast du beide Bezeichnungen.



Auch nette Grüße
Detlev
 
Ron Alexander Am: 23.07.2018 21:55:05 Gelesen: 77806# 113 @  
Schönen guten Abend,

mal wieder etwas neues im Abarten Kabinett zum Sudetenland Rumburg, eine MiNr.: 31 F und 34 F:



Grüße,
Ron
 
Ron Alexander Am: 29.07.2018 17:30:41 Gelesen: 77357# 114 @  
Schönen Nachmittag zusammen,

hier zwei schöne Eckrandstücke von der rechten unteren Bogenecke. Sehr schön ist hier auch wieder das geneigte Hakenkreuz zu erkennen. Sieht man auch nicht so oft.

Rumburg MiNr.: 26



Rumburg MiNr.: 30



Grüße,
Ron
 
philast Am: 29.07.2018 18:19:58 Gelesen: 77334# 115 @  
Hallo,

abseits der Briefmarken anbei ein Frachtbrief mit Prüfungsvermerk der geheimen Feldpolizei.



Grüsse
philast
 
Ron Alexander Am: 19.12.2018 15:53:52 Gelesen: 70496# 116 @  
Schönen Nachmittag zusammen,

hier mal noch eine Rumburg MiNr.: 17



Grüße,
Ron
 
Ron Alexander Am: 03.01.2019 16:49:32 Gelesen: 70099# 117 @  
Schönen Nachmittag zusammen,

hier noch eine Rumburg MiNr. 10:



Rumburg MiNr. 14:



Rumburg MiNr. 16 mit leicht verschobenem Aufdruck:



Grüße,
Ron
 
Ron Alexander Am: 07.01.2019 17:40:18 Gelesen: 69870# 118 @  
Schönen guten Abend,

mal noch eine MiNr. 25 vom Oberrand.



Interessanterweise ist das W von Wir bei der letzten Marke irgendwie abgetrennt bzw. nicht voll abgeschlagen. Wenn mann den ganzen Bogen betrachtet, so fällt auf das dieser Aufdruckfehler immer auf Feld 5 des Bogens auftritt. Aus diesem Grund dürfte es sich bei den abgebildeten Marken um die Felder 3, 4 und 5 handeln.

Grüße,
Ron
 
volkimal Am: 08.02.2019 12:38:21 Gelesen: 68806# 119 @  
Hallo zusammen,

ein eingeschriebener Eilbrief von Kaaden (heute Kadaň) nach Warnsdorf (heute Varnsdorf). Beide Orte liegen im Sudetenland. Mit 95 Pfg. ist der Brief um 1 Pfg. überfrankiert (Brief 2. Gewichtsstufe = 24 Pfg., Einschreiben 30 Pfg. und Eilgebühr 40 Pfg).



Am 4. März 1919 demonstrierten die Kaadener Deutschböhmen nach dem Aufruf der Landesgruppe der Sozialdemokraten anlässlich des Wahltages zur österreichischen Nationalversammlung für das Selbstbestimmungsrecht und den Verbleib bei Österreich. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit dem in der Stadt stationierten tschechischen Militär. Nach Mitteilung der Neuen Zürcher Zeitung vom 7. März 1919 wurden in Kaaden 17 Personen getötet, 30 schwer und 80 leicht verwundet. In einem Ehrengrab am Friedhof wurden die Toten bestattet; es wurde nach der Wende von 1989 wieder eingeweiht.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kada%C5%88

Der Sonderstempel vom 4. März 1939 erinnert an diese Auseinandersetzung.

Viele Grüße
Volkmar
 
sudetenphilatelie Am: 04.08.2019 12:06:39 Gelesen: 64071# 120 @  
Die aktuellste Literatur zu den Sudetenland-Ausgaben wurde im 1. Halbjahr 2019 herausgegeben:

Handbuch der Sudetenphilatelie - Spezial - von Gerhard A. Späth



Ein Kapitel befasst sich sehr deutlich mit den "Bildchen" Sudetendeutsches Niederland. Hauptthema ist jedoch die Erkennung von Fälschungen amtlicher Ausgaben und deren Erkennungsmerkmale.
 
Ron Alexander Am: 18.10.2019 16:54:28 Gelesen: 61861# 121 @  
Schönen Nachmittag zusammen,

anbei zwei Postfrische Neuerwerbungen.

MiNr. 12:



MiNr. 13a:



Beide Marken postfrisch, die 12 hat eine unschöne Zähnung, sicherlich ein Qualitätsmangel, aber man kann ja nicht alles haben.

Grüße,
Ron
 
Stefan Am: 14.12.2019 17:13:24 Gelesen: 60091# 122 @  
@ Germaniafan [#22]

Stempel ZNAIM 2 vom 7.XII.38 und violetter Kreisstempel Dem Führer ein ja 4./XII. 38 Znaim

Der Stempelform nach handelt es sich bei dem Tagesstempel aus Znaim um ein älteres Gerät aus der Zeit Österreich-Ungarns (bis 1918), welches 1938 aus der "Mottenkiste" geholt wurde. In deinem Fall weist das Gerät des Postamtes Znaim 2 den Unterscheidungsbuchstaben "b" auf.

Nachfolgend ein Exemplar aus dem Jahr 1941 vom gleichen Postamt, Unterscheidungsbuchstabe "a":



Die alten österreichischen Tagesstempel scheinen zumindest noch wenige Jahre in Gebrauch geblieben zu sein, bevor diese durch die seinerzeit gängige Stempelform ersetzt wurden. Der nachfolgende Scan stammt aus der Stempeldatenbank von philaseiten.de [1]:



Gruß
Pete

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/11698
 
Ron Alexander Am: 21.02.2020 14:30:21 Gelesen: 57612# 123 @  
Schönen Nachmittag zusammen,

hier zwei schöne Abarten zur MiNr. 51.

Zum einen MiNr. 51 II "oberer Balken des HK fehlt" in seiner Entstehung. (Durch Abnutzung entstanden), linke Marke:



Hier MiNr. 51 III "unten abgeplattetes HK"



Grüße,
Ron
 
Detlev0405 Am: 09.04.2021 18:05:57 Gelesen: 42731# 124 @  
@ Pete [#122]

Hallo Pete ,

ich habe mir mal alle notwendigen Bände herausgesucht, um eine Antwort auf den Stempel von Znaim zu finden.

In der Periode bis 1918, also die KuK Zeit, war der Stempel von Znaim völlig atypisch zu den späteren Poststempeln in der 1.Republik. Das Wichtigste aber, es gab in Znaim 2 keinen Kennbuchstaben "b" . [1]

In der Sonderperiode 1918 -1920 existiert ebenfalls für Znaim 2 kein Kennbuchstabe "b". [2]

In der Periode 1919 - 1939 gibt es einen einzigen Stempel von Znaim 2 mit dem Kenn Buchstaben "b" .[3]



Er unterscheidet sich aber deutlich von dem gezeigten Stempel im Beitrag [#22]

Die Auflösung zur Frage des Tagesstempels er gibt sich aus dem Stempeldatum. Znaim wurde am 01.10.1938 von den deutschen Truppen besetzt, die Karte am 07.12.1938 abgestempelt. Somit kann davon ausgegangen werden, das es sich bei dem Stempel um eine Neuanfertigung handelt.

Gruß
Detlev

[1] Monografie der Tschechoslowakischen Briefmarken, Prag 1978, Band 14, Seite 309 Nummer 2783
[2] ebenda , Prag 1982, Band 16,Teil II, Seite 95 Nummer 2840
[3] ebenda , Prag 1988, Band 17,Teil II, Seite 177f Nummer 2842
 
Stefan Am: 10.04.2021 12:39:14 Gelesen: 42587# 125 @  
@ Detlev0405 [#124]

Die Auflösung zur Frage des Tagesstempels er gibt sich aus dem Stempeldatum. Znaim wurde am 01.10.1938 von den deutschen Truppen besetzt, die Karte am 07.12.1938 abgestempelt. Somit kann davon ausgegangen werden, das es sich bei dem Stempel um eine Neuanfertigung handelt.

Ich bin mir über das Datum der Anschaffung des Stempels weiterhin nicht sicher. Ja, ein einsprachiger Stempel (deutsch) ergibt in der KuK-Zeit nach 1900 bis 1918 für einen zweisprachigen Ort üblicherweise keinen Sinn. Die ersten Poststempel auf Briefmarken (nach 1850) waren allerdings noch einsprachig gehalten (deutscher Ortsname). Die Stempeldatenbanken von http://www.philastempel.de und stampsX geben allerdings für den Ort Znojmo / Znaim und der Zeit bis 1918 aktuell (noch) nicht viel her.

Andererseits ergibt es auch keinen Sinn, spätestens Ende 1938 (Abschlag siehe Beitrag [#22]) Stempel nach österreichischem Muster (dann ohne Sternchen) anzufertigen. Zu jener Zeit war Österreich bereits seit dem 13.03.1938 deutsch besetzt und die österreichische Post unterstand der Reichspost. Wenn neue Stempel angefertigt worden wären, dann sicherlich nach deutscher Norm und nicht nach österreichischer Norm. Ein Vertreter der deutschen Norm (Zweikreisstegstempel) von 1944 ist in Beitrag [#122] zu sehen. In der Stempeldatenbank von stampsX ist ein Gerät nach deutscher Norm aus dem Jahr 1940 belegt (Znaim 2 g), wobei ich mir bei der dort abgeschlagenenen Jahreszahl auch nicht ganz sicher wäre (zu verkantet, siehe [1]).

So oder so - ob es sich bei dem Stempel Znaim 2 b um einen wiederverwendeten Stempel ab 1938 oder um eine Neuanfertigung aus dem gleichen Jahr handelt - ist es ein interessantes Rätsel und diese Stempelform als Entwertung auf Briefmarken des Deutschen Reiches außerhalb des seinerzeit deutsch besetzten Österreichs ein Kuriosum. ;-)

Gruß
Pete

[1] https://stampsx.com/ratgeber/stempel-datenbank.php?stempelsuche_ort=ZNAIM+2+g
 
Detlev0405 Am: 10.04.2021 16:11:06 Gelesen: 42541# 126 @  
@ Pete [#125]

Ja, ein einsprachiger Stempel (deutsch) ergibt in der KuK-Zeit nach 1900 bis 1918 für einen zweisprachigen Ort üblicherweise keinen Sinn.

Bei dieser Feststellung vergisst Du völlig, das Znaim im Kernland der Kuk Post zu Hause war und somit eine ausschließlich deutschsprachige Gestaltung des Stempels existierte.



Die Stempel bis 1918 von Znaim 2 waren zweisprachig. Links deutschsprachig rechts tschechisch. Somit entfällt das Aptieren in der Form, das der Ortsname in Deutsch oben möglich war.

Ich habe in meinem vorigen Beitrag den einzigen ! Stempel von Znaim 2 mit einem Kennbuchstaben "b" abgebildet. Es gibt keinen weiteren Stempel von Znaim 2, der den Kennbuchstaben "b" aufweist bis zur Auflösung der 1.Republik.

…. - ist es ein interessantes Rätsel und diese Stempelform als Entwertung auf Briefmarken des Deutschen Reiches außerhalb des seinerzeit deutsch besetzten Österreichs ein Kuriosum.

Diese Feststellung verstehe ich nicht. Seit dem 01.10.1938 ist Znaim Bestandteil der deutsch besetzten Sudeten und somit galten dort mit Übergangsregelungen deutsche Postbestimmungen. Deutsche Briefmarken also am 07.12.38 frankaturgültig in Znaim und das Auftauchen rein deutscher Stempel in den besetzten Gebieten innerhalb von 1 - 2 Wochen eher typisch als untypisch.

Gruß
Detlev
 
Stefan Am: 11.04.2021 11:12:03 Gelesen: 42413# 127 @  
@ Detlev0405 [#126]

Wir sprechen (schreiben) aneinander vorbei.

Ja, ein einsprachiger Stempel (deutsch) ergibt in der KuK-Zeit nach 1900 bis 1918 für einen zweisprachigen Ort üblicherweise keinen Sinn.

Bei dieser Feststellung vergisst Du völlig, das Znaim im Kernland der Kuk Post zu Hause war und somit eine ausschließlich deutschsprachige Gestaltung des Stempels existierte.


Bitte Beitrag [#125], Absatz 1 vollständig lesen. Ich schrieb dort, dass es um 1850 auch einsprachig gehaltene Stempel gegeben hat. Den betreffenden Zweikreisstempel sieht man auf deiner Abbildung in Beitrag [#126]. Spätere Stempel aus Znaim waren zweisprachig gehalten.

Diese Feststellung verstehe ich nicht. Seit dem 01.10.1938 ist Znaim Bestandteil der deutsch besetzten Sudeten und somit galten dort mit Übergangsregelungen deutsche Postbestimmungen. Deutsche Briefmarken also am 07.12.38 frankaturgültig in Znaim und das Auftauchen rein deutscher Stempel in den besetzten Gebieten innerhalb von 1 - 2 Wochen eher typisch als untypisch.

Richtig, du schreibst deutsche Stempel. Bei dem diskutierten Exemplar aus Znaim 2 (egal ob nun Unterscheidungsbuchstabe = UB a oder b) ...



... handelt es sich allerdings um einen Stempel aus österreichischer Produktion und Norm; NICHT um genormte Stempel aus deutscher Produktion.

Das passt im Jahr 1938 einfach nicht zusammen. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass diese Stempel (UB a und b) Ende 1938 neu angefertigt wurden, siehe Beitrag [#125], Absatz 3. Allerdings kannst du diesen Stempel aus Znaim / Znojmo in der dir vorliegenden Literatur für die KuK-Zeit nicht finden, obwohl es diese verwendete Stempeltype bereits vor 1918 zur KuK-Zeit in Österreich gegeben hat. Daher bleibe ich bei meinem vorläufigen Fazit im letzten Absatz des Beitrags [#125]:

So oder so - ob es sich bei dem Stempel Znaim 2 b um einen wiederverwendeten Stempel ab 1938 oder um eine Neuanfertigung aus dem gleichen Jahr handelt - ist es ein interessantes Rätsel und diese Stempelform als Entwertung auf Briefmarken des Deutschen Reiches außerhalb des seinerzeit deutsch besetzten Österreichs ein Kuriosum. ;-)

Gruß
Pete
 
juni-1848 Am: 22.01.2024 22:15:05 Gelesen: 1561# 128 @  
Moin zusammen.

@ sudetenphilatelie [#1] berichtet von den tschechischen Urmarken, die 1938 mit deutschen Befreiungsüberdrücken versehen wurden. In etlichen Folgebeiträgen sehen wir sogenannte "Befreiungsstempel".

Doch dieses kleine überschaubare Sammelgebiet Sudetenland (1939 Bis 1945) bietet in diesem kurzen Zeitraum so viel mehr "verborgene Schätze".

In der Stempeldatenbank eines verstorbenen Sammlers fand ich einen Ordner mit Bildern (meist geringer Auflösung) dieses Gelegenheitsstempels

https://philastempel.de/stempel/zeigen/575760



Ergänzend dazu weitere 18 Fotos von Ganzbelegen und Dokumenten überwiegend extrem geringer Auflösung, so dass selbst mit "Bild-Nachbearbeitung" wenig zu erkennen ist. Also eigentlich für den "Papierkorb"...

... eigentlich wäre es unverzeihlich, den ebenfalls dort aufgefundenen für einen oder zwei Ausstellungsrahmen vorbereiteten Text aus der "D-mark-Zeit" (im Folgenden kursiv) samt Grafiken unseren Sudetensammlern vorzuenthalten.

Damit auch Nicht-Sudeten-Sammler neugierig werden, vorab ein kurzer Verweis auf die in Beitrag 48

https://www.philaseiten.de/beitrag/173645

gezeigte "Reichsgau Sudetenland"-Karte.


SUDETENFAHRT DER DEUTSCHEN TECHNIK

Nach dem Propagandaerfolg einer Wanderausstellung der Deutschen Technik in einem Sonderzug der Reichsbahn durch Österreich wurde eine Gruppe namhafter Ingenieure um Karl-Otto Saur, Fritz Todt und weiteren von Do. 24. November bis So. 4. Dezember 1938 auf eine Fahrt durch den Reichsgau Sudetenland" geschickt.

Wie schon in Österreich wollte auch hier die NS-Propaganda mit der Sudetenfahrt der anstehenden Volksabstimmung zum Anschluss an das Deutsche Reich den Weg zu einem alles überzeugenden "Ja!" ebnen.

Zwei Monate nach dem Eintreffen deutscher Truppen im Sudentenland und vier Monate vor Hitlers triumphaler Ankunft in Prag wurde auf der Sudetenfahrt deutsche Technologie als unverzichtbares wirtschaftliches Allheilmittel für die neue nationalsozialistische Gesellschaft propagiert.


Zur räumlichen Orientierung hier eine in der Datenbank vorgefundene Grafik (ohne Quellenhinweis) mit den Stadt- und Landkreisen der drei Regierungsbezirke des Sudetengaus: Eger, Aussig und Troppau.



Nach den Österreich-Erfahrungen wurden diesmal 2 Züge mit zusammen 16 Waggons eingesetzt.

Der Ausstellungszug wurde speziell hergerichtet für die Präsentation synthetischer Materialien, die hauptsächlich durch neue chemische Prozesse entwickelt wurden wie z.B. aus Eisenerzsedimenten gewonnenes Vanadium, durch Legierungs- und Wärmebehandlung hergestellte Hochleistungswerkzeuge, ein neuer rostfreier sowie säure- und hitzebeständiger Stahl, plattierte Stahlträger, Stahl- und Legierungsteile für Automobile und Flugzeuge sowie synthetischer Gummi. Damit auch im Sudetenland technologische Neuerungen das Los der Arbeiter ohne Arbeitsplatzverluste erleichtern, gelangten die Nationalsozialisten zu dem Schluss, dass die Eingliederung aller Sudeten-Ingenieure in den NSBDT (NS-Bund Deutscher Technik, der nationalsozialistische Dachverband der Ingenieure) eine Voraussetzung für die Verwirklichung dieser Projekte sei.

Der "gläserne Waggon", so genannt wegen seiner ausladenden Fenster, beherbergte die Ausstellung " Technologie im Dienste der Menschen".

Neben dem neuen Volkswagen wurden auch Radios und Staubsauger ausgestellt, um " Technik im Dienste der Familie" zu demonstrieren. Zur Förderung der Konsumanreize erhielt ein Autobahnarbeiter aus Jechnitz als 100.000ster Zugbesucher ein Radio, der 200.000ste erhielt eine Waschmaschine und der 300.000ste einen Kühlschrank.

Im Waggon "Neues Bauen im Dritten Reich" gab es zahlreiche Ausstellungsstücke wie das Autobahnnetz mit seinen beeindruckenden Brücken, ein Musterhaus der Hitlerjugend, eine "Gartenstadt"-Siedlung und Modelle eines Zeppelins und des "Kraft durch Freude"-Dampfers "Wilhelm Gustloff".

Der zweite Zug verfügte über zwei Personenwaggons zweiter Klasse, die als Büros dienten und als Schlafräume für die Lokführer, zwei Plattformwaggons für einen neuen KdF-Volkswagen und Feldküchen zur Verpflegung, einen leichten Proviantwaggon aus Stahlblech und einen Gepäckwaggon mit sieben Tonnen Propagandamaterial. Der Zug verfügte über ein Radio-Film-Zentrum und eine eigene Druckerei, in der für die Offiziellen nebst Bahnarbeiter die "Zugtageszeitung" (mehr eine "Bierzeitung") produziert wurde.


Zwei unter Streifband versendete Exemplare befinden sich unseres Wissens nach in US-amerikanischen Sammlerhänden.

Das zugeigene Postamt verwendete während der Fahrt den immer gleichen "Sonderstempel" - der Einfachheit halber ohne Ortsnamen.

Für Sammler also nicht ganz so einfach, Belege der verschiedenen Ausstellungsorte zu finden:

Die Züge starteten in München mit Zwischenhalt in Wiesau (kurz vor der Grenze) zum ersten Reiseziel Eger (Cheb), weiter nach Falkenau an der Eger (Sokolov), Karlsbad (Karlovy Vary), Komotau (Chomutov), Brüx (Most), Teplitz-Schönau (Teplice-Šanov), Aussig (Ústí nad Labem), Tetschen (Děčín), Böhmisch Leipa (Česká Lípa), Deutsch-Gabel (Jablonné v Podještědí), Reichenberg (Liberec), durch das östliche Sudetenland (u.a. Mährisch Trübau (Moravská Třebová), Olmütz (Olomouc), Troppau (Ostrava)) zurück nach Reichenberg und über Pilsen (Plzeň) zum Heimatbahnhof München.


Da das vorgefunden Bild einer Postleitkarte (mit 20? Haltestellen) nach dem Öffnen die "Größe einer Briefmarke" aufwies, hat ein interessierter Sammlerfreund nur die 15 im Text genannten Haltestellen in eine Google-map übertragen, die selbstredend nicht den historischen Bahnlinien folgt sondern aktuellen Straßen:



Wer also die einzelnen Haltestellen dieses Sudetenzuges philatelistisch nachweisen möchte, muss jeden Beleg mit obigem Stempel nach weiteren Stempeln, Mitteilungen wie "...Grüße aus..." und Absenderadresse - also auch die Rückseite - unter die Lupe nehmen...

Nach rund 2.600 Kilometern mit 27 Haltestellen war die Sudetenfahrt ein noch größerer Erfolg als die Österreichfahrt:

Über 310.000 Besucher in zehneinhalb Tagen und 185 Filmvorführungen vor über 120.000 Zuschauern.

Neben 220.000 Hitlerbildern wurden über 300.000 "Winterhilfswerk"-Postkarten sowie 34 Tonnen Material der DAF (Deutsche Arbeitsfront) an Besucher verteilt.
Die Anziehungskraft des "Wunderzuges der Technik" wurde für viele Besucher zusätzlich motiviert durch die von den Feldküchen zu den Ausstellungsstücken ausgegebene heiße Schokolade mit Kuchen oder Würstchen mit Brot.
Ausstellungsgutscheine für kostenloses Essen wurden am jeweils nächsten Zielort vorab an Bedürftige verteilt.

Zur Halbzeit der Fahrt waren schon mehr als 175.000 (= mehr als ein Drittel) der Besucher verpflegt worden.

Am Ende hatte der Zug mindestens 115.000 Packungen Kekse, 80.000 Portionen Schokolade und 35.000 Wurst- und Brotrationen verteilt.


Mangels Quellenangabe lege ich für hier Berichtetes höchstens den kleinen Zeh ins Feuer... für ein Sekündchen... zumal auch drei vorgefundene Links auf nicht mehr existente Seiten führten.

Die eingefügten Kurzbeschreibungen der nicht mehr zeigbaren Ausstellungsbelege habe ich aus dem Text entfernt.

Mit bestem Sammlergruß,
Werner
 
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