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Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
Das Thema hat 189 Beiträge:
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10Parale Am: 09.02.2015 22:03:57 Gelesen: 132534# 40 @  
@ Heinz 7 [#39]
@ Fips002 (#38)

Hallo Fips, hallo Heinz,

im Russisch-Osmanischen Krieg 1877-1878 unterstützte Rumänien Russland, woraufhin Rumänien beim Berliner Kongress 1878 (nicht 1875) seine Unabhängigkeit bekam. Das war tatsächlich einige Jahre nach dem Gebrauch dieser Marken.

Sowohl Dragomir Kiriac "CMPR 74" - Seite 516, als auch ein anderer rumänischer Katalog verzeichnet unter dem Oberbegriff POSTA D.B.S.R. bzw.
POSTA ENGLEZA D.B.S.R. diese Gebühren-Marke von 20 Paras und ihre beiden "Reimpressionen". Es bestand ein Vertragsverhältnis zwischen der englischen Danube and Black Sea Railway und dem türkischen Imperium.

Bei der Übernahme der Briefe durch die österreichische Post (z.B. zum Weitertransport nach Wien, Bukarest oder Konstantinopel) waren diese Briefe mit den Soldi-Marken (österr.Post in der Levante) und beispielsweise mit dem Einkreisstempel Müller 2635a: 30 P. Kustendje Turqie zu versehen.

Ich möchte also Widerspruch einlegen und behaupten "DBSR" ist ein rumänisches Thema, denn es betrifft Postrouten und Transportwege von Rumänien, das 1878 am Berliner Kongress in seinen Grenzen festgelegt wurde. (die Dobrudscha - siehe auch Donaudelta - wurde Rumänien zugeschlagen, dafür wurde Bessarabien an Russland abgetreten).

Die Donau, dieser große Fluss Europas, der keine 100 km von meinem Wohnort entspringt, kennt halt keine Grenzen... Wir können uns aber auch darauf einigen, diese Thema abzuhandeln als Postrouten und Transportwege in den Fürstentümern der Moldau und der Walachei.

Liebe Grüße

10Parale
 
Heinz 7 Am: 10.02.2015 00:16:45 Gelesen: 132524# 41 @  
@ 10Parale [#40]

Hallo lieber Kollege,

1875 ist natürlich ein grober Verschreiber, es muss wirklich 1878 heissen, sorry!

Ich bleibe aber dabei, dass ich die Dobrudscha erst ab 1878 zu Rumänien zähle. "Rückwirkend" geht für mich nicht. Und die DBSR operierte vor 1878 unter türkischer Hoheit.

Stelle Dir einmal vor, München tritt im Jahr 2025 der Schweiz bei*. Dann wäre ein Beleg aus München auch erst ab 2025 ein Schweiz-Beleg und nicht jetzt schon, 2015.

* Dazu eine Bitte: Es soll mir niemand diese Idee übelnehmen! Es passt aber gut zur Illustration.

Ein Beleg von 1880 von Sulina gehört aber ganz klar zu Rumänien!

Herzliche Grüsse
Heinz
 
10Parale Am: 10.02.2015 21:52:16 Gelesen: 132480# 42 @  
@ Heinz 7 [#41]

Hallo Heinz,

Du hast völlig Recht, natürlich. Aber die DBSR bei diesem Thema einfach zu ignorieren, - nur deshalb -, weil Sie seit Ihrer Eröffnung am 4. Oktober 1860 auf Ihrer 65 km langen Bahnstrecke zwischen Konstanza und Cernavoda nicht zum 1878 festgelegten politischen Gebilde "Rumänien" gehörte, warum?

"Kustendje" war noch nicht Hauptstadt der Dobrudscha (hier siedelte das sagenhafte Reitervolk der Skythen), sondern Tulcea am Donaudelta.
Erst nach 1878 wurde Constanza Hauptstadt.

Ich zitieren hier Dr. Gmach aus seinem o.g. Werk S.115: "Der Postweg zwischen Wien und Constantinopel über die untere Donau verkürzte sich dadurch (durch die Beförderung mit der Eisenbahnlinie - Anm.des Verfassers) um einen Tag von fünf auf vier Tage."

"Die untere Donau", - man werfe einen Blick auf die verbotenen Landkarten -, war ein Teil der "Tara Romaneasca", bwz. des Füstentums Walachei, d.h. ebenso ein Vasall des osmanischen Reiches wie das Fürstentum Moldau.

Liebe Grüße

10Parale


 
nor 42 Am: 11.02.2015 18:26:25 Gelesen: 132436# 43 @  
Nur eine kurze Bemerkung und und eine Ergänzung/Korrektur zu etwas was schon früher hier geschrieben wurde.

- Ringström u. Tesler haben eine hervorragende Arbeit geleistet, doch die Angaben zu den Stempel die zur Entwertung der DBSR Marken benützt wurden sind mit Vorsicht zu genießen. Nachweislich echt entwertetwurden die Marken mit dem Lloyd-Stempel Kustendje und durch Federzug. Falschstempel gibt es viele auf diese Marken.

- Zurückkommend auf die Briefe Gallatz-Constantinopel von Aug 855 (?) und Feb 1856. Die Briefe sind durch Bukarest- Giurgevo - Rustschuk nach Constantinopel gelaufen, daher keine Transit Stempel und keine Rasterspuren. Einzelne Teile des Gebürenbaumes müssen anders zugeordnet werden und zwar, 19 = 10 kr Lokaltaxe Gallatz-Braila + 9 kr Levantetaxe (Braila-Grenze bei Giurgevo, 12 kr Levantetaxe Constantinopel. Siehe dazu auch das mehrmals mit Gold ausgezeichnete Exponat des Herrn Puschmann, Blatt 40.

Nor42
 
Heinz 7 Am: 13.02.2015 23:56:51 Gelesen: 132388# 44 @  
@ nor 42 [#43]

Vielen Dank für Ihre Ergänzungen.

Ich weiss zwar, dass Puschmann eine grossartige Ausstellungssammlung hat, aber "Blatt 40" sehe ich nun nicht vor mir. Ist das irgendwo im WWW einsehbar? Oder ist seine Sammlung in Buchform veröffentlicht worden? Ich würde diese Referenz mir gerne ansehen.

Über Briefe nach Süden (Galatz - Konstantinopel) haben wir schon etwas gesprochen, und Sie haben uns gesagt, dass "Der Postweg ist für diesen Fall ganz normal" (nordwärts), was uns aber erstaunen mag, denn immerhin ist Konstantinopel südlich von Galatz und daher ein Weg Braila-Bukarest-Giurgiu-und weiter südwärts (Rustschuk) sicher naheliegender. Warum aber der Brief in Beitrag 19 diesen riesigen Umweg nach Norden und Westen nahm, ist mir noch nicht klar. War der Transport im März 1853 nach Süden zu gefährlich oder blockiert?

Für Briefe, die nach Westen gingen,(z.B. Destination Triest) ist der oben geschilderte Postweg zuerst nach Norden verständlich: Man durchquerte die Moldau, um auf österreichischem Gebiet den Rest der Strecke sicher befördern zu können.



Warum dann aber der heute anbei gezeigte Brief hochgeschickt wurde bis Krakau (Polen, 1846 aber annektiert von Österreich), hat mich aber überrascht. Warum wurde der Brief von Czernowitz noch weiter nördlich geschickt? So benötigte der beiliegende Brief auch eine lange Zeit, bis er schliesslich in Triest ankam:

Galatz ab 12./24.11.1851 (handschriftliches Datum, durch Stempel der österreichischen Post "Gallatz" bestätigt)
Czernowitz 30.11.1851
Krakau 4.12. (1851)
Triest 8.12. (1851)



Wir zählen also 14 Tage Reisezeit. Vielleicht können Sie uns dazu etwas sagen, geschätzter Herr Nor?

Der handschriftliche Vermerk "RH 95" wurde meines Wissens von der Desinfektions-Stelle angebracht; der Brief wurde nämlich gerastelt. Zur Taxierung lese ich (nach Begriffen gemäss "Blistyar"):

- Konsulatstaxe: Beförderungstaxe bis zur österreichischen Grenze: 9 Kreuzer
- Österreichische Taxe: Taxe für die Beförderung innerhalb Österreichs: 9 Kreuzer

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.02.2015 14:30:34 Gelesen: 132368# 45 @  
@ 10Parale [#24]

Lieber 10 Parale,

vielen Dank für die freundlichen Worte! Ich bin wie Du fasziniert von den alten Briefen und wundere mich, welche Geheimnisse sie uns preisgeben, wenn wir sie nur "lesen" können. Manchmal fällt uns (mir) das zwar furchtbar schwer, und ich gestehe, dass ich mir bisweilen vor lauter Fragen wie ein Anfänger vorkomme. Umso grösser ist die Freude, wenn sich dann gewisse "Türen der Erkenntnis" auftun, und wir etwas plötzlich verstehen.

Das tönt jetzt, zugegeben, vielleicht etwas pathetisch und "wichtiger, als es eigentlich ist" (wie es ein Freund von mir einmal zum Ausdruck brachte), aber es beschäftigt mich trotzdem, hin und wieder, wenn es mir vergönnt ist, etwas Ruhe & Musse zu finden in meiner Philatelie.... (- Er sagte auch: "Heinz, studiere nicht an solchen Fragen herum. Der Postbeamte wollte Feierabend machen und hat einfach etwas auf den Brief gekritzelt. Zudem hat er sich geirrt und er konnte nicht gut kopfrechnen. Du aber suchst Hintergründe und Erklärungen, die es gar nicht gibt". - Daran muss ich manchmal denken, wenn ich Fragen nachstudiere, die nur wenige Philatelisten interessieren.)

Ich zeige Euch heute einen Brief, der optisch wieder wenig Schönes zeigt. Der Brief war ursprünglich wohl etwas zerfleddert und wurde dann von einem Sammler neu gefaltet und auch etwas verklebt, was einerseits zur Stabilität beigetragen hat, aber philatelistisch auch wertmindernd sein kann.



Auf der Adress-Seite habe ich einen Prüfer-/Sammler-Vermerk abgedeckt, um nicht dessen Prüfbefund schon vorweg bekannt zu geben. Links oben können wir Zahlen erkennen, die eine Postgebühr darstellen könnten; ich lese aber: 3 / 7 - 20 und verstehe das nicht. Auch die Adresse kann ich nur zu einem kleinen Teil entziffern.

Die Rückseite des Briefes aber hat mein Interesse an dem Brief geweckt. Das Siegel ist zwar leider ziemlich plattgedrückt und hat mir keine Erkenntnisse gebracht, aber der Stempel ist doch - obwohl nicht vollständig klar abgeschlagen - eindeutig der seltene russische Stempel JASSY.



Vgl. Dobin, "Postmarks of Russian Empire", St. Petersburg 1993, Seite 428: Abbildung 1.04, Seite 426: Katalog: 1848-1853, Rarity degree in Points 7.
Tchilinghirian/Stephen listeten diesen Stempel 1957 als fig.41 auf Seite 62. Dobin hat denselben Stempel abgebildet.



Der Brief ist eindeutig aus dem Jahr 1850. Die handschriftliche Notiz "8. September 1850" bezieht sich wohl auf die handschriftliche Notiz, die ich aber nicht lesen kann. Wer weiss weiter? Leider erkennen wir nicht, welchen Weg der Brief genommen hat. Dass er aber mit der russischen Post befördert wurde, macht ihn (für mich) wertvoll.

Ich würde mich über eine Reaktion der Leserschaft freuen!

Liebe Grüsse - Heinz
 
nor 42 Am: 14.02.2015 18:53:13 Gelesen: 132355# 46 @  
Den "nördlichen" Weg des Briefes von März 1853 zu erklären würde den Rahmen dieser Diskusion sprengen und für manche wahrscheinlich langweilig sein. 1853 gab es eine Österreichsche Post in der Moldau und eine Österreichische Post in der Walachei, die soweit wir es bis heute wissen nicht direkt Post austauschten. Briefe von Jassy nach Bukartest liefen über Bukovina und Siebenbürgen. 1855 und 1856 gab es dann eine Österreichische Feldpost in den Donaufürstentümern und eine der ersten Maßnahmen der Öst. Post war die Errichtung einer direkten Postverbindung Jassy-Bukarest (siehe Berger/Hoffmann Bericht vom 2 Dez. 1854). Erst danach konnten Briefe der Öst. Post von Gallatz oder Jassy direkt nach Bukarest laufen. Nicht zu verwechseln mit der einheimische Post.

Sehr interessant der Brief der Russischen Post. Wenn der Brief aber von einem ernsten Prüfer geprüft wurde,(daher die Abdeckung des Namens) so hat dieser auch die Portoangaben geklärt bzw. dargestellt.

Nor42
 
10Parale Am: 14.02.2015 21:48:39 Gelesen: 132340# 47 @  
@ Heinz 7 [#45]

Dieser Thread hat mich dazu bewegt, mehr über die rumänische Geschichte zu lesen und dies im Sinnkontext zur Philatelie. Marcel hat uns ja schon in Beitrag [#13] aufgezeigt, wie es mit der kyrillischen und lateinischen Schrift vor sich ging.

Der rumänische Historiker "Neagu Djuvara" (*1916) führt in seinem Buch "Kurze Geschichte der Rumänen" (Monumenta Verlag SIBIU - 2008) aus, dass in Rumänien erst seit 1863 das lateinische Alphabet verwendet wird. Diese Reform fand unter dem Fürsten Ion Cuza (1820 - 1873) statt und Gesetzbücher und öffentliche Texte wurden nach und nach teilweise nur durch lateinische anstatt kyrillische Buchstaben ersetzt. Man sprach in diesem Zusammenhang auch von einem 20 Jahr lang währenden "Übergangsalphabet".

Die Rumänen gehörten, - was viele Europäer nicht glauben konnten -, dennoch einer "neolateinischen Sprachgruppe" an.

Lieber Heinz, ich möchte noch einmal auf die Postgebühr des Briefes der Russischen Post eingehen. Ich kann sie auch nicht erklären, dir aber einen Hinweis geben: Auf Seite 26 von F. Heimbüchler´s Werk "Die Ochsenköpfe der Moldau" ist ein Brief der russischen Post Jassy abgebildet. In ähnlicher Schreibweise mit dem langezogenen Strich sind die Zahlen 3, 2 - 10 abgebildet. Dieser Brief müsste auch bei Tchilinghirian (S.429) abgebildet sein, vielleicht finden sich dort weitere Gebührenhinweise.

Auf jeden Fall eine authentische Wiederholung, und ich gratuliere zu diesem seltensten Brief...

Von nor42 wüsste ich nur allzu gerne mehr über den "nördlichen" Weg des Briefes von März 1853. Ich habe ebenfalls einen alten Brief von Jassy nach Paris (Rothschild-Korrespondenz) in meiner Sammlung, der über Lemberg - Krakau lief, und nach 10 Tagen Paris erreichte. Ich vermute die Postdirektion in Krakau wollte auch etwas Geld verdienen und hatte das entsprechende Equipment.

Liebe Grüße

10Parale


 
Marcel Am: 14.02.2015 22:06:39 Gelesen: 132338# 48 @  
@ Heinz 7 [#45]

Hallo Heinz!

Mit dem ersten Wort habe ich etwas Schwierigkeiten, aber ich denke Dein Brief ging an den Ökumenischen Patriarch Kyrill von Konstantinopel. Zu dieser Zeit hieß der Patriarch Anthimos IV. (Amtszeit: 1840–1841, 1848–1852). Die Georgskathedrale im Phanar in Istanbul ist Sitz des Patriarchats.
Alles weitere (genaue Adresse und Anrede) erklärt wahrscheinlich der griechische Text. Leider kann ich dies aber nicht lesen.

Der Patriarch ist in seiner Eigenschaft auch das Oberhaupt der griechischen Orthodoxie. Das erklärt auch die griechische Schrift auf Deinen Brief. Also solltest Du mal schauen nach der griechisch-orthodoxen Kirche in Jassy oder einen derer zugehörigen als Absender.

Hintergrundinfo:

Nach Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Griechenlands vom osmanischen Reich erklärte sich die Kirche von Griechenland 1833 für eigenständig. 1850 wurde die Eigenständigkeit durch das Konstantinopler Patriarchat anerkannt und gilt als Gründungsjahr der Orthodoxe Kirche von Griechenland.

schöne Grüße
Marcel

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kumenischer_Patriarch_von_Konstantinopel
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_von_Griechenland
 
Heinz 7 Am: 15.02.2015 11:30:37 Gelesen: 132309# 49 @  
@ Marcel [#48]

Lieber Marcel,

Ich habe gehofft, dass Du mir wieder einen Hinweis geben kannst; herzlichen Dank dafür! Super!

Der Prüfer/Sammler, der mit Bleistift die drei Vermerke auf dem Brief angebracht hat, hat tatsächlich geschrieben: "from Jassy to Constantinople", und Du bestätigst nun die Destination. Ich kann sie nicht lesen/entziffern, das gebe ich zu. Anbei nun auch das Bild ohne "Zensurbalken" von mir.



Zu der Taxe habe ich leider keine weiteren Hinweise; ich habe ja kein vollständiges Attest, sondern "nur" diese drei handschriftlichen Vermerke (eine auf Adress-Seite, zwei auf der Rückseite).

Ich kann (und werde) versuchen, via einem Freund, der sich mit griechischen Vorphila-Stempeln auskennt, Näheres zur Adresse zu erfahren.

Freundliche Grüsse!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.02.2015 11:33:22 Gelesen: 132307# 50 @  
@ nor 42 [#46]

Vielen Dank für den Hinweis. Ich arbeite weiter an meinen Kenntnissen. Es tut mir leid, dass ich so wenig weiss.

Heinz
 
Soliver Am: 18.02.2015 15:19:04 Gelesen: 132261# 51 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ich habe letztes Jahr für meine Heimatsammlung diesen Brief erstanden. Jetzt würde mich interessieren, auf welchen Postweg dieser Brief vom Aufgabeort Gura Humora in Bukowina bis nach Wien befördert wurde. Ich würde mich freuen, wenn eine sehr detaillierte Postroute zustande kommen würde.

Mit freundlichen Grüßen
Oliver


 
10Parale Am: 18.02.2015 21:21:07 Gelesen: 132240# 52 @  
@ Soliver [#51]

Eine harte Nuss ... zum Knacken.

Hat der Brief eine brauchbare Jahresangabe, gibt er Hinweise dazu? Wie heisst der Empfangsort und in welchem Großherzogtum lag dieser (Baden)?

Ich meine der Brief ist Anfang der XIX. Jahrhunderts gelaufen, ich denke 1818 ... ist eine Vermutung, deren Darlegung ich noch nicht verraten will. Gura Humorului gehörte einst zum Fürstentum Moldau, wurde 1774 von den Österreichern besetzt.

Auf Grund der Rötelungen kann man Taxierungen vermuten, aber das Feld ist mir noch zu vage bestellt. Brauchbare Zwischenstationen dieses ca. 2200 km gelaufenen Briefes sind links unten aufgeführt: Lemberg - Wien - Augsburg - Heidelberg - ???? Österreichische Posttarife kamen zur Anwendung.

Bis Lemberg waren es zunächst 360 km. Ich habe Schwierigkeiten die Grenze zur Monarchie, d.h. Taxierungsvorgaben auszumachen, weil ich nicht weiss, wann der Brief gelaufen ist. Unter Umständen ist der Brief nach Erreichen der Grenzstation in Österreich über 16 - 18 Poststationen gelaufen und hatte ein Gewicht von 2 Loth.

Über dem Text "Johann Mihael" sehe ich einen geheimnisvollen roten Stempelansatz "Dau...", den man noch erkennen sollte.

Wenn nun sogleich ein Experte die Lösung aus der Pistole schiesst, bitte nicht wundern. Auf diesem Gebiet bin ich ein eifriger Anfänger.

10Parale
 
Soliver Am: 19.02.2015 01:21:47 Gelesen: 132223# 53 @  
Der Brief ist eine harte Nuss. Deswegen versuche ich so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen und will eigentlich auch nicht viele bereits mir gegenüber gemachte Aussagen darüber nennen, damit man sich nicht zu fehlerhaften Interpretationen verleiten lässt.

Wie du schon richtig erkannt hast, ging der Brief nach Russheim in Baden, kurz vor die Rheingrenze zur Pfalz (Bayern).

Den Stempel nach dem du gesehen hast, ist der Schreibschrift Transit-Stempel "d´autricht".

Zur Datierung gab es bis jetzt zwei Vermutungen.

1. 1806 wegen des Vermerkes "ad 806"
2. ca 1810-13 wegen des Transitstempels

Den roten handschriftlichen Vermerk über Russheim lese ich als Rötelvermerk "Wien".

Den roten handschriftlichen Vermerk über dem Transitstempel lese ich als "Lemberg".

Mich würden zB die Benennung der 16 - 18 Poststationen bis zur österreichischen Grenze sehr interessieren.

Gruß Oliver
 
Heinz 7 Am: 19.02.2015 14:22:57 Gelesen: 132198# 54 @  
@ Soliver [#53]

Guten Tag Oliver,

einen schönen Brief zeigst Du uns da! Ich nehme an, dass er wirklich im Jahr 1806 zum Versand kam via Lemberg nach Russheim gelangte.

Wenn die Zeit stimmt, und wir haben keinen Anlass dafür, dies nicht anzunehmen, dann ist dies aber streng genommen KEIN rumänischer Brief. Die Bukowina gehörte seit 1774 zu Österreich-Ungarn, und kam erst nach dem ersten Weltkrieg, also mehr als hundert Jahre später (!) zu Rumänien.

Ich habe oben im Beitrag [#19] bereits eine Karte gezeigt zu den politischen Verhältnissen von Moldau & Walachei im 18. Jahrhundert.

Mit den Taxvermerken kann ich nicht wirklich weiterhelfen. Ein Österreich-Spezialist kann da sicher besser weiterhelfen.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
10Parale Am: 20.02.2015 16:42:23 Gelesen: 132151# 55 @  
@ Soliver [#53]

Heinz ist ein wahrer Experte. Postrouten und Transportwege in den Fürstentümern Moldau und Walachei (siehe Beitrag [#19] - die Karte von Heinz) wäre deshalb kein schlechter "Untertitel" für dieses Thema.

Mir geht es so ähnlich bei einem anderen Brief, den ich hier nur kurz vorstellen will. Hätte sich die letzten 200 Jahre nichts geändert, würden wir sagen, dieser Brief ist in Rumänien gelaufen. Denn heute sind alle Ortschaften, die sich im Jahr 1852 auf diesem vollständig erhaltenen Brief aus der berühmten Tickeli-Korrenspondenz erhalten haben, tatsächlich in Rumänien beheimatet. Aber das ist das Rumänien von 1918 an aufwärts, und nicht das "Austrian Empire", dessen Landkarte einst Europa zeichnete.

Dieser Brief wurde am 8. November 1852 in RUSZKBERG abgesandt - heute Rusca Montana (damals Austrian Empire).

Am selben Tag wurde eine Art Transitstempel in KARANSEBES (Banat) vermerkt.
Einen Tag später, am 9. November 1852 landete der Brief in Lugoj (wunderschöner Agraffenstempel, der an die rumänischen Agraffentempel erinnert).
Schlußendlich war der Brief dann am 12. November in Hermannstadt (heute Sibiu - ehemals Siebenbürgen im Austrian Empire).

Was den Brief einfach macht, ist die Marke, eine 6 Kreuzer Marke Maschinenpapier (Michel Nr. 4y - Österreich).

Als Rumänien-Sammler bin ich sozusagen in der Verpflichtung, mir auch Kenntnisse anzueignen über das Postwesen der Länder, die an Rumänien angrenzen und zu früheren Zeiten auch Teile Rumäniens regiert haben. Das betrifft auch alle Länder, die in Rumänien Auslandsexpeditionen einrichten durften wie Österreich, Russland, Frankreich und wie ich gehört habe, auch Italien und Griechenland.

Dein wunderbarer alter Brief betrachte ich als einen Rumänien-verwandten Brief, - im Gegensatz zu Heinz - aber mehr aus Nostalgie denn faktischen Gründen. Heinz hat völlig Recht. Der Brief ist bestimmt 1806 gelaufen und ein Österreich-Spezialist hätte wohl kaum Mühen, die verschiedenen Aspekte des Postweges und der Taxierung zu beleuchten. Leider fehlt mir die notwendige Literatur, und ich beschränke mich darauf, was der Brief an Informationen hergibt.

Auf jeden Fall ein wertvolles Kleinod, und wie versprochen, ich bleibe am Ball.

Liebe Grüße

10Parale


 
Soliver Am: 26.02.2015 13:06:05 Gelesen: 132019# 56 @  
@ Heinz 7

Kannst du mir evt. zu meinem Brief die Poststationen bis Lemberg nennen?

Ab Lemberg hab ich die Postrouten fast komplett und für die fehlenden kenne ich Sammler, die mir weiterhelfen können.

Gruß Oliver
 
Heinz 7 Am: 26.02.2015 22:59:48 Gelesen: 131984# 57 @  
@ Soliver [#56]

Lieber Oliver,

nein, leider kann ich das nicht ohne Weiteres "aus dem Ärmel schütteln". Wie erwähnt, ist das eigentlich ein anderes Sammelgebiet (Österreich-Ungarn), darum hast Du sicher Verständnis, dass ich hier auswendig nichts Genaues sagen kann.

Das heisst aber nicht, dass ich mich nicht für die Frage interessiere und ich gerne versuchen kann, die Frage vielleicht doch zu klären. Versprechen kann/möchte ich aber wirklich nichts.

Vielleicht hilft Dir Nor 42 weiter? Das wäre schön!

Freundliche Grüsse
Heinz
 
bayern klassisch Am: 12.03.2015 18:12:21 Gelesen: 131863# 58 @  
Liebe Sammlerfreunde,

vielen schöne und interessante Sachen gibt es hier zu sehen - einen könnte ich beisteuern, habe aber Fragen dazu:



In Braila ( http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C4%83ila ) wurde er als Portobrief am 2.10. / 14.10.1864 zur Post gegeben. Ob die Taxierung "40" oben mittig schon dort erfolgte, weiß ich nicht, weil ich hier noch weitestgehend im Dunkeln tappe.

In Wien erhielt er am 18.10.1864 den "A" - Stempel für Austria bzw. Autriche, damit Frankreich wusste, über welche Route er von Rumänien instradierte. Den siegelseitigen Stempel "BAZ???H" kann ich leider nicht zuordnen und bitte um Hilfe.

Ausweislich des Stempels AUTR(iche) STRASBOURG 3 wurde er über Bayern, Württemberg und Baden in Paris am 21.10. seines Wiener Briefepakets entnommen und erhielt auch den klassischen Ankunftsstempel von Paris siegelseitig. Für 10 Decimes wurde er dem Empfänger, dem Bankhaus Fuld, zugestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.03.2015 21:33:13 Gelesen: 131832# 59 @  
@ bayern klassisch [#58]

Liebe Freunde,

der Ort ist geklärt: Baziash, an der Grenze Ungarns zu Rumänien.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Heinz 7 Am: 13.03.2015 23:44:27 Gelesen: 131821# 60 @  
@ bayern klassisch [#58]

Hallo Ralph,

ich mache zwei Teil-Scans von Seiten aus Band XVIII der Edition d'Or-Ausgabe: "Österreich-Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (D.D.S.G.); Die Emil Capellaro Sammlung".

Auf Seite 29 im Buch werden die DDSG Postagenturen gezeigt, in Ungarn liegt Basiasch (etwas östlich von Belgrad).



Auf Seite 72 des selben Bandes finden wir einen DDSG-Brief mit DDSG-Stempel BAZIAS aus eben dieser Capellaro-Sammlung. Wir sehen, es ist nicht genau derselbe Stempel wie Deiner.



Für mich stand dieser Brief nicht auf der Wunschliste, weil er keinen Rumänien Bezug hat.

Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.03.2015 16:08:40 Gelesen: 131782# 61 @  
@ Heinz 7 [#60]

Hallo Ralph,

es wird immer breiter. Im Frühwerk zur DDSG "The Danube Steam Navigation Company; by E. F. Hurt and Denwood N. Kelly" von 1950 finde ich auf Seite 47 ("Plate 1") den nochmals anderen Stempel "BASIASCH", also mit "S". Dein Stempel hat ein "Z", ebenso wie der Beleg aus der Sammlung Capellaro.



Eventuell ist der Stempel bei Hurt/Kelly nicht reproduziert, sondern nachgezeichnet? Sie listen KEINEN Stempel "BAZIAS" oder "BAZIASCH".

Es ist also möglich, dass wir drei Stempel haben.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.03.2015 17:14:20 Gelesen: 131774# 62 @  
@ nor 42 [#23] und [#27]

Guten Tag, Herr Nor,

ich bedaure, dass Sie sich (im Moment?) nicht mehr beteiligen an den philatelistischen Diskussionen.

Ich wollte Ihnen noch recht geben bezüglich Galatz; man sollte dies tatsächlich dazuzählen, und kommt so auf neun Postdienste! Ich danke Ihnen für Ihren wertvollen Hinweis.

Die Belege der T.B. Morton & Co. Danube & Black Sea Line sind sehr selten. Nur ein Teil der existierenden Post gehörte damals auch zur Moldau.

Ich verzeichne im Moment vier interessante Belege:

1) Brief von Galatz (Handelshaus C.G. VALSAMACHI) nach Corfu, frankiert mit 90 Lepta Porto. Frankatur 10 Para "LETTER"-Stamp (statt "Journal stamp") 1865 (?)
2) Brief von Galatz (Handelshaus C.G. VALSAMACHI) nach Corfu, frankiert mit 90 Lepta Porto. Frankatur 10 Para "LETTER"-Stamp (statt "Journal stamp") 1870
3) Brief von D. Loizo Istanbul an seinen Bruder C. Loizo in Galatz, frankiert mit Morton 1870, 1 Piaster rot und Morton Newspaper stamp (überstempelt "LETTER"-Stamp (statt "Journal stamp"), angeblich 7.3.1872, signiert A. Diena
4) Brief von D. Loizo Istanbul an seinen Bruder C. Loizo in Galatz, frankiert mit Morton 1870, 2 Piaster blau, ohne Datum, signiert A. Diena

Ich nehme an, es gibt noch mehr Belege, aber sie sind sicherlich selten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
bayern klassisch Am: 16.03.2015 17:15:12 Gelesen: 131774# 63 @  
@ Heinz 7 [#61]

Hallo Heinz,

vielen Dank - tolle Literatur und der Balkan ist ja (nicht nur) im 19. Jahrhundert höchst interessant und spannend.

Du kannst gerne Scans meines Briefes an Interessierte schicken, damit sie ihn in ihre Kartei/Datei aufnehmen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 30.03.2015 18:37:06 Gelesen: 131635# 64 @  
@ nor 42 [#21]

Lieber Sammlerfreund,

gerne stelle ich heute einen Brief vor, der im "Nebeneinander" mit anderen Briefen NOCH interessanter wird.

Ich habe das Vergnügen, einen Brief mit dem Stempel Tchilinghirian "Austrian PO Abroad" Nr. 721 zu besitzen.



Er ist am 7. Juli 1862 (Greg. Kalender) abgeschickt worden und erhielt am 9.7. in Jassy einen Durchgangsstempel (rückseitig), bis Wien brauchte er weitere 5 Tage (Ankunftsstempel in rot sehr sauber "WIEN 14.VII").

Der Stempel ist selten und wertet bei Tchil. für die 2. Periode 1857-1869 mit "RRR". Für dieselbe Zeitperiode bewertet Blistyar einen markenlosen Brief mit Euro 400 (siehe Seite 76). Altmeister Edwin Müller (Handbuch der Entwertungen von Österreich ...) 1961 gab diesem Stempel beachtliche 150 Bewertungspunkte (mindestens, siehe Seite 215, und das OHNE den "Beliebtheits-Faktor" (x 2)).

Ich weise darauf hin, dass es mindestens 7 Briefe gibt, die alle sehr ähnlich sind:

1861 (26.12.), Absender Bas. Schandro, Bakau, Exemplar Blistyar, siehe Seite 77
1862 (17.5.), sehr ähnlicher Brief, Einschreiben, siehe Buch Gmach, Seite 253
1862 (23.6.), sehr ähnlicher Brief, Einschreiben, siehe Buch Gmach, Seite 254
1862 (7.7.), sehr ähnlicher Brief, siehe anbei
1862 (25.8.), sehr ähnlicher Brief, siehe Henry W. Houser coll., siehe Auktionskatalog Christie's Robson Lowe Zürich, 18.6.1992, Los 1098 (Brief 1 von 2)
1866 (25.5.), Absender nicht derselbe, Adressat aber auch Lohner Wagenfabrikant, siehe Henry W. Houser coll., siehe Auktionskatalog Christie's Robson Lowe Zürich, 18.6.1992, Los 1098 (Brief 2 von 2)
1868 (23/8), Absender Klein, Adressat Loos & Bolzer, Iserlohn, frankiert mit 10 Soldi, siehe Hans Smith FRPSL, sein Buch "The Austrian PO in the Levant", 2013, Seite 14

Sehr interessant ist nun, dass der erste, dritte und vierte Briefe alle mit 25 Kreuzer taxiert wurden, der sechste aber nur mit 15 Kreuzer. Die Auflösung dafür gibt uns wieder das Buch von Blistyar: Seite 44: 15 Neukreuzer von 1.11.1858 für Inland + 10 Kreuzer für den Postlauf innerhalb der Donaufürstentümer - Konsulatstaxe (siehe S. 45: Moldova: Bacau 10 Kr.)

Der sechste Brief ist wie gesagt von 1866 (gemäss Katalog-Beschreibung). Dazu gelten aber bereits die ermässigten Gebühren, siehe (u.a.) Blistyar, S. 46: Inland (also Österreich) 5 Kr. und für den Postlauf innerhalb der Levante, Zona II, Moldova: 10 Kr. Summe 15, stimmt also! Und auch der Betrag 10 Soldi für den Brief 1868 können wir verstehen, da - nach dem 15.10.1866 die Tarife auch innerhalb der Levante ermässigt wurden.

Die Tarife für die Briefe 2 und 3 müssten eigentlich höher liegen, da sie Einschreibe-Briefe waren. Brief 3 sei rückseitig wie folgt taxiert "25/10/10" (siehe Gmach S. 254).

Das ergibt also ein interessantes "Mosaik"-Bild! Die zwei Briefe 3+7 brachten an den Auktionen 2007+2013 jeweils einen Zuschlag von CHF 1500, jeweils deutlich über dem "Ausruf", gemäss Notiz Gmach, Seite 254.

Nicht jeder Post-Tarif ist zu erklären und nicht jeder "stimmt", aber wenn es gelingt, passende Erklärungen zu Stempeln und Tarifen zu finden, so freut das den forschenden Philatelisten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 

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