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Thema: Mechanische Handstempel
Carolina Pegleg Am: 28.08.2008 04:38:40 Gelesen: 56888# 1 @  
Es ist ja bekannt, dass ich mich im Rahmen der Stempelkunde auch "etwas" für Maschinenstempel interessiere. Mir scheint, dass dieses Gebiet in Deutschland derzeit einen gewissen Aufschwung erlebt, wenn man die grossen Anzahl neuer Veröffentlichungen hierzu als Gradmesser nimmt.

Wie bei jedem Gebiet, gibt es Abgrenzungsschwierigkeiten, und nicht immer ist man auf einer Linie. Da es sich bei diesem Interessengebiet um Stempel dreht, die von Maschinen herrühren, kommt dem Begriff "Stempelmaschine" eine grosse Bedeutung zu. Interessanterweise (?) ist es aber gar nicht so einfach zu bestimmen, was überhaupt eine "Stempelmaschine" ist, was dementsprechend Stempelabdrücke sind, die von einer Maschine stammen und damit zum Sammelgebiet gehören, bzw. nicht. Natürlich gibt es kein anderes Hobby, bei dem es soviel individuelle Autonomie gibt, wie bei der Philatelie. Trotzdem sind Kriterien wichtig, man muss schon unterscheiden, ob eine Marke z. B. eine Steuermarke oder eine Briefmarke ist. Sammeln kann dann jeder was und wie er will.

Das Problem ist, dass die Evolution vom einfachsten, aus Kork geschnitzten Stempelwerkzeug zur modernen Briefsortieranlage ein Kontinuum darstellt. Festzulegen, welches Kriterium ein Werkzeug zur Maschine macht, ist nicht leicht. Dies zumal, da das Kontinuum keine Linie, sondern ein Fluss ist, in dem eine Vielzahl von kontinuierlichen Verbesserungen aller Art nicht nur nacheinander, sondern auch parallell eingeführt wurden und es manchmal auch wieder Rückschritte gab, bevor es dann wieder vorwärts ging.

Die Gruppe der mechanischen Handstempel bezeichnet Stempelgeräte, um das Wort Maschine zu vermeiden, die auf einfachen mechanischen Grundlagen beruhen, also Hebel, Federn, etc. Dazu gehören die englischen Pearson Hill, die ältesten Geräte dieser Art, die französischen Daguins und die amerikanischen Perfection und Tilton. In Deutschland hat es meines Wissens mechanische Stempelmaschinen nie gegeben. Auch sind mir nur diese vier Hersteller bekannt. Gibt es noch andere?

Das gemeinsame der mechanischen Handstempel ist, dass es keinen Antriebsmechanismus und keine externe Quelle von Energie gab. Insbesondere gab es keinen elektrischen Antrieb. Es gab keinen automatischen Einzug der Poststücke. Die Briefe mussten jeweils einzeln zugeführt werden. Die Betätigung oder Auslösung des Stempelvorgangs erfolgte manuell. Die Stempelgeschwindigkeit richtete sich somit ausschliesslich nach dem Geschick des den Mechanismus betätigenden Beamten. In der Tat waren diese Vorrichtungen praktisch kaum schneller als ein geübter Beamter mit dem Stempelhammer stempeln konnte. Eine Erleichterung war je nach Konstruktion der Geräte darin zu sehen, dass vor oder nach jeder Betätigung des Hebels der Stempel über eine Rolle, Band oder ähnliches mit Stempelfarbe geführt wurde und so für den nächsten Stempelvorgang automatisch vorbereitet wurde.

Hier ein Bild einer Pearson Hill "Parallel Motion" Stempelmaschine, entliehen von der Webseite des Britischen Postmuseums:



Un hier eine Zeichnung einer Daguin Maschine, ebenfalls entliehen von einer Internetseite:



Man sieht die Ähnlichkeit in der Konstruktion. Ob es sich dabei tatsächlich um "Maschinen" handelt (und nicht nur komplizierte Werkzeuge), dafür gibt es wahrscheinlich keine eindeutige Antwort. Ich persönlich habe für mich entschieden, was ein "Maschinenstempel" ist, und damit zum engeren Kreis meines Sammelinteresses zählt. Da ich etwaigen Diskussionen aber nicht vorgreifen will, behalte ich meine Ansicht dazu allerdings derzeit für mich. Die Stempel aus dieser Gruppe sind jedoch unabhängig von ihrer Einordnung als Hand- oder Maschinenstempel alle hochgradig interessant und in der Erscheinungform vielfältig. Sie sind vielleicht einfach, das, was ich sie nenne, eine eigene Kategorie, die mechanischen Handstempel. Ein weiteres ungewöhnliches Sammelgebiet, mit dem sich eigentlich kaum einer beschäftigt.

Für die Daguins kann ich diese Wikipedia-Seiten empfehlen (leider auf englisch):

http://en.wikipedia.org/wiki/Daguin_machine

Und hier gibt eine grosse Anzahl von Beispielen zu diesem Typ:

http://marques.postales.free.fr/histoire04.html.

Frage, nach dem ihr euch die zweite Seite angeschaut habt, wer hätte gewusst/gedacht, dass diese "gewöhnlichen" französischen Stempel von einem mechanischen Handstempelgerät herstammen? Niemand? Na also, wieder das philatelistische Wissen vermehrt. ;)

Zu den Pearson Hill Maschinen können wir hier sicher mit vereinten Kräften einen kurzen Abriss zusammenstellen. Die amerikanischen Modelle übernehme ich. Zum Suchen, Finden und Zeigen von Beispielexemplaren ist dann jeder aufgerufen. Bei den Pearson Hill and Daguin Stempel ist es wahrscheinlich nicht so schwer, welche zu finden. Die amerikanischen Maschinen sind nicht so häufig (Perfection) bzw. recht selten (Tilton).
 
Jürgen Witkowski Am: 28.08.2008 22:29:10 Gelesen: 56862# 2 @  
Erhard Zietlow hat sich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in einigen Veröffentlichungen mit den frühen Maschinenstempeln im Vereinigten Königreich von Großbritannien befasst. Die Informationen daraus halte ich für sehr geeignet für unser Thema und habe sie daher ein wenig aufbereitet.

Die ersten Experimente zur maschinellen Markenentwertung wurden im Jahr 1857 durchgeführt. Ziemlich zeitgleich entwickelten G.H. Cresswell und Pearson Hill, der Sohn des berühmten Sir Rowland Hill Apparate zur Abstempelung von Briefmarken. Beginnen will ich mit Mr. Cresswell.

Mr. G.H. Cresswell's Stempel Apparat

Als Vorläufer der Stempel-Maschinen kann man den 'Cresswell Stamping Apparatus' bezeichnen. Am 18. März 1857 wurde G.H. Cresswell, einem höheren Beamten der Post (Postal Senior Area Manager) das Patent AD 1857 No. 1388 für einen 'Rotary Stamping Apparatus1 erteilt. Von diesem rotierenden Apparat sind für verschiedene Versuche über 50 Exemplare angefertigt worden. Das erste Modell wurde im Londoner-Distrikt- Postamt E.C. aufgestellt. Es handelt sich um einen Ankunftstempel in roter Farbe, welcher auf der Rückseite der Briefe angebracht wurde.



Es sind nur Stempelabschläge vom Juli 1857 bekannt. Weitere rückseitige AnkunftStempel aus dem Jahre 1858 sind aus den Provinzpostbüros von Exeter, Malvern, Portsmouth, Wigan und Wednesbury bekannt. Versuche mit Duplexstempeln als Entwerter wurden zuerst im Londoner-Distrikt-Postamt vom Sept.1857 bis Ende Dez. 1857 durchgeführt.



Die Entwerternummern liefen von 7 1 - 8 0 . Gleichzeitig am 25. Sept. 1857 erhielt Exeter eine Duplex-Type. Eine weitere Duplex-Type wurde in Malvern verwendet. Die bekannteste Type mit dem Cresswell's Stempel-Apparat ist die von Rugby. Wegen der eigenwilligen Form Rugby - Hantel oder auch Rugby - Schuh genannt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
alexiosp Am: 01.09.2008 19:45:26 Gelesen: 56845# 3 @  
Hello friends,

please excuse me writing in English, this is because my German is terrible!

Perhaps you may like the little known "Malin" machine experimental postmark, believed produced as an experimental squared circle. An article on this will be included in the next issue of the GB Journal of the GB Philatelic Society.

Exciting...


 
Jürgen Witkowski Am: 01.09.2008 22:22:45 Gelesen: 56811# 4 @  
@ alexiosp [#3]

You are always welcome. If you write in English, somebody will translate it. So all German users are able to understand you.

Thank you very much for showing us the Malin machine. I've never heard from that machine before. The forum of machinecancel.org has some further information about this mysterious machine.

http://www.machinecancel.org/forum/2007_07/british_mach.pdf

Unser Freund Alexio aus Griechenland hat uns auf eine sehr seltene und weitgehend unbekannte Stempelmaschine aus England hingewiesen. Es handelt sich um eine Malin Stempelmaschine. Die Maschine wurde für knapp 6 Monate vom 30. September 1890 bis zum 12. Februar 1891 erprobt. Wenn man die sechs erhalten gebliebenen Belege mit Abschlägen dieser Maschine für eine Einschätzung zugrunde legt, scheint es so, dass sie für die Bearbeitung von Post ins Ausland "outgoing mail" verwendet wurde.

Unter dem obenstehenden Link kann man zu den frühen britischen Stempelmaschinen einige Informationen bekommen, die allerdings in englischer Sprache verfasst sind. Außerdem wird in der nächsten Ausgabe des GB Journal der GB Philatelic Society ein Bericht dazu erscheinen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
alexiosp Am: 01.09.2008 22:29:49 Gelesen: 56809# 5 @  
Jürgen,

vielen Dank für Deine Übersetzung!

Mit besten Grüßen,
Alexios
 
Carolina Pegleg Am: 02.09.2008 02:49:55 Gelesen: 56796# 6 @  
@ Concordia CA [#2]

Donnerwetter Jürgen, da kann man wirklich von "klassischen" Stempeln sprechen. Sämtliche von Dir vorgestellten Stempel sind offenbar grosse Seltenheiten. Da kann man sich auf einen Fund in der Wühlkiste keine grossen Hoffnungen machen, denke ich.

@ alexiosp [#3]

Thank you for drawing our attention to another manufacturer of a mechanical handstamping device. Do you own this cover?

Auf deutsch: Viele Dank, dass Du uns auf einen weiteren Hersteller einer mechanischen Handstempelmaschine aufmerksam machst. Besitzt Du diesen Brief?
 
alexiosp Am: 02.09.2008 06:50:20 Gelesen: 56791# 7 @  
@ Carolina Pegleg [#6]

Yes Carolina, the cover is in my collection, an original (and lucky) find.
 
Carolina Pegleg Am: 03.09.2008 03:03:26 Gelesen: 56756# 8 @  
@ alexiosp [#7]

What an amazing find. Congratulations. Many collectors have no idea how rare classical and even certain more modern machine cancels are.

Some of the earlier machine cancels simply cannot be obtained. This may seem like an excessively positive statment, but it is true. Machine cancels were not a collecting interest until very recently. Even collecting of covers did not exist prior to WWI. I would be hard pressed to say if even in the 1930s the institution of a "cover dealer" existed, i.e., a dealer who gave attention to the whole cover and not just the stamp. In any event, when interest in this area started to grow, 50, 60, 70 years had passed without any attention being given to the preservation of rare cancellations. Generations of school children happily clipping away . . . Most surviving specimens today are in the hands of knowledgeable collectors.

Let me draw an example from a more recent family of cancellations, the American flag cancels. There are more than 300 flag cancellations of which less than five specimens are know. These are by no means "classical" cancels. Many of these rare cancels are from the 1920s. In addition, there are about 70+ towns (info from 1992) for which postal records indicate that a flag cancellation should exist, but not one single cancellation ever has turned up. NB, there is no other area of machine cancel collecting as thoroughly researched as the American flag cancellation. Collectors of these cancellations have been organized since the 1940s and the amount of research done surpasses that on any other machine manufacturer, any country, any period, by a wide margin.

Well, that is to say, congratulations (again).
 
Carolina Pegleg Am: 03.09.2008 04:25:23 Gelesen: 56751# 9 @  
Keine der von mir in [#1] genannten mechanischen Handstempel ist so selten, wie die von alexiosp in [#3] ergänzte Malin Maschine oder die von Concordia CA in [#2] genannten weiteren britischen Maschinen. Von den von mir genannten Maschinen ist die Tilton sicherlich noch die seltenste. Sie wurde nur in zwei amerikanischen Städten verwendet: in New York, NY, von 1882 bis 1891 und in Buffalo, NY, von 1891 bis 1895. Der Apparat wurde nur zur rückseitigen Kennzeichnung von Briefen verwendet, die wegen Verspätung des Postzuges verspätet ausgeliefert wurden. Bei Verwendung nur in zwei Städten und nur als Eingangsstempel bei besonderem Anlass, leuchtet es ein, dass dieser Stempel nicht häufig sein kann. Allerdings bin ich mir auch im klaren, dass die Rückseite von Briefen von vielen Sammlern eigentlich kaum inspiziert wird. Funde sind daher bei diesem Stempel durchaus möglich.

Auch ich habe mein Exemplar eines Tilton-Stempels für $1 aus einer Wühlkiste gezogen. Hier die unscheinbare, und mit $1 beinahe zu teuer bezahlte Briefvorderseite:



Kurz umgedreht, und der Brief wanderte sofort in den "Kaufen" Stapel:



Die Tilton-Stempel haben ein eigenwilliges "Opernglas"-Design. Dazu kommt dann noch der charakteristische Text: Late Arrival - Mail Train - detained. Damit ist keine Verwechslung möglich.



In nächster Zeit stelle ich dann noch die amerikanische Perfection Maschine vor, deren Stempel man durchaus finden kann. Die Tilton, ich gebe es zu, ist nicht ganz so einfach. Briefe umdrehen, zumal amerikanische, zahlt sich aber eigentlich immer aus.
 
duphil Am: 03.09.2008 14:56:08 Gelesen: 56735# 10 @  
@ Carolina Pegleg [#8]

Hallo Carolina Pegleg!

Bitte noch einmal ins Deutsche übersetzen. Meine Englischkenntnisse sind nach langem Brachliegen nicht mehr gut genug.

Vielen Dank und mit freundlichen Gruß
Peter
 
Carolina Pegleg Am: 03.09.2008 16:27:48 Gelesen: 56722# 11 @  
@ duphil [#10]

Entschuldige, Peter. Das war ja mehr eine Nachricht an alexiosp. Weil es aber öffentlich mitgeteilt wurde, soll es auch auf deutsch lesbar sein.

Ich habe alexiosp gratuliert und dann ein paar allgemeine Bemerkungen zur Seltenheit dieser Stempel gemacht. Als sich ein Interesse an Maschinenstempeln, oder an dem Sammeln von ganzen Briefumschlägen im allgemeinen entwickelte, lagen die Pioniertage schon viele Jahre zurück. Viele Stempel, z. B. die Malin, waren praktisch Eintagsfliegen, die sich in Tests nicht durchsetzten. Von vorneherein waren die schon nicht häufig. Dann kamen Generationen von Schulkindern dazu, die jahrzehntelang munter jede erreichbare Marke ausschnitten. Das Ergebnis ist heute, das viele, viele klassische Maschinenstempel nicht erreichbar sind. Die meisten der seltenen Stempel sind in den Händen ernsthafter Sammler. Man kann diese als normaler Sammler nicht sammeln, weil eben praktisch keine Sammelsücke existieren.

Dann gebe ich ein Beispiel von den American Flag Stempeln. Diese Stempelart hat m. M. nach das gesamte Sammelgebiet ins Rollen gebracht. Schon in den 40er Jahren gab es eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit diesen Stempeln befasste. Keine anderen Maschinenstempel sind so gut erforscht wie diese Stempel. Die allerletzten Maschinen mit Flaggenstempel waren noch in Gebrauch, als das Interesse an diesen Stempeln einsetzte. Eine ungleich bessere Situation als z. B. bei der Erforschung der Malin-Maschine. Fazit nach jahrzentelanger, intensiver Forschung hunderter von Sammlern: Von mehr als 300 dieser Stempel sind weniger als 5 Exemplare bekannt. Von weiteren 70 Städten, wo nach den Postakten eine Machine eingesetzt war, ist bis heute kein einziger Stempel aufgetaucht. Dabei handelt es sich keinesfalls um "klassische" Stempel. Viele der seltenen Stempel sind auch aus den 20er Jahren.

Das war jetzt keine wörtliche Übersetzung, aber so sinngemäss.
 
alexiosp Am: 03.09.2008 18:18:54 Gelesen: 56704# 12 @  
@ Carolina Pegleg [#8]

Thank you Carolina.

I agree with your general analysis about the machine cancellations. The rarest of the early cancellations are certainly not available to collectors as sometimes there are only a handful of each recorded. When, occassionally, they find their way to the auction rooms, these fetch unbelievable prices. Still, one of the attractions of postmark collecting is that one can get lucky and find an unspotted rarity somewhere, whereas this is not true for stamp collecting.

I do not know much on American macjine cancels, but I am well aware of the fact that the level of competition to get the better pieces is really high in the US. I visit from time to time the machine cancel forum which I am sure you follow closely. I like their heading with the Boston 'eagle and thunderbolt'impression!

I am sorry for the German speaking audience here, but I am afraid that my automatic google translate will produce a confusing result:

google translate:

[redaktionell entfernt, siehe nächster Beitrag]
 
Carolina Pegleg Am: 05.09.2008 17:43:34 Gelesen: 56661# 13 @  
@ alexiosp [#12]

The google translation tool just only produces gibberish. If you don't mind, I add a brief summary of your posting [#12] below.

Die google Übersetzungen sind Kauderwelsch. Darum eine kurze sinngemässe Zusammenfassung von alexiosp's letztem Beitrag auf deutsch:

Alexiosp stimmt meiner allgemeinen Aussage zur Seltenheit bestimmter Maschinenstempel in [#11] zu. Die seltensten der frühen Stempel seien für Sammler nicht zu erwerben. Es seien manchmal je nur eine handvoll Exemplare bekannt. Wenn diese gelegentlich auf Auktionen angeboten würden, erzielten sie unglaubliche Preise. Gleichwohl, meint alexiosp, eine der Vorzüge des Stempelsammelns sei es, dass man Glück haben könne und ein unendeckte Seltenheit finden, was bei Briefmarken nicht der Fall sei.

Weiter wisse er nicht viel von amerikanischen Maschinenstempeln, aber er wisse schon, dass der Bietergefechte um die besseren Stücke in Amerika intensiv sei. Er besuche von Zeit zu Zeit das "machine cancel forum" (= Webseite der amerikanischen Machine Cancel Society). Ihm gefällt das Logo mit dem Bostoner "Adler und Blitze" Stempel sehr gut.

Anmerkung: Der Bostoner "Eagle and Thunderbolt" Maschinenstempel ist nicht der seltenste (bei weitem nicht), aber der begehrteste amerikanische Maschinenstempel. Es sind sicher weniger als 10 Exemplare bekannt, zumeist Ausschnitte. Ich füge unten ein Bild an. Wir haben hier den seltenen Fall, wo auch teilweise Abdrücke dieses Stempels auf losen Marken gesuchte Raritäten sind. Ich widerspreche alexiosp im übrigen ein wenig im Hinblick auf die Möglichkeit, dass von den grossen Seltenheiten weitere Exemplare entdeckt werden können. Natürlich kommt es darauf an, wie man den Begriff Möglichkeit definiert.



Wer ein Exemplar dieses Stempels hat, bitte mir mitteilen ;)
 
Carolina Pegleg Am: 05.09.2008 19:02:02 Gelesen: 56655# 14 @  
Zumindest einen Daguin Stempel habe ich gefunden. Dieser befindet sich auf einem sogenannten "Damenbrief" im Visitenkartenformat von Autun (Saone et Loire) 31.12.1925 nach Prag. Hier die Vorderseite:



Dann die Rückseite:



Sowie die Rückseite nochmals kopfstehend, damit der Slogan lesbar ist:



"Autun - vistez - ses sites - ses antiques - son theatre"

Es kam mir irgendwie so vor, als ob ich von diesem Stempeltyp hunderte schon gesehen hätte. Beim Wühlen in den eigenen Beständen, ist mir allerdings derzeit nur dieses eine Stück aufgefallen.
 
asmodeus Am: 05.09.2008 20:06:07 Gelesen: 56646# 15 @  
@ alexiosp [#12]

Very nice item and your article is also interesting! Congratulations!

Wer den Artikel haben möchte, kann sich bei mir melden!
 
alexiosp Am: 05.09.2008 21:44:53 Gelesen: 56638# 16 @  
@ asmodeus [#15]

Thank you! I haven't received yet the new issue of the GB Journal to see the actual printed article, but I am glad you liked it.
 
Carolina Pegleg Am: 11.09.2008 04:13:55 Gelesen: 56587# 17 @  
Hier dann noch eine kurze Darstellung eines weiteren mechanischen Handstempelgerätes: der Perfection-Apparat der Perfection Hand Stamp Company aus Detroit. So sah sie aus:



Die konstruktionsmässigen Ähnlichkeiten zwischen dieser und den weiter oben in [#1] gezeigten Maschinen sind offenkundig. Man muss sich wundern, dass auf all diese Apparate jeweils neuer Patentschutz gewährt wurde. Das Patent für die Maschine wurde im Jahre 1900 beantragt. Im selben Jahr wurde auch die Firma gegründet. Von vorne herein stand bei dieser Firma nicht der zu dieser Zeit hart umkämpfte Markt für die schnellen elektrischen Maschinen für die grossen Postämtern des amerikanischen Ostens im Vordergrund, sondern die Versorgung der hunderten, oder tausenden, kleinen Postämter, insbesondere im Mittleren Westen. Tatsächlich fanden die Maschinen nur in einem eng umgrenzten Radius von 200 Meilen (etwa 350km) rund um Detroit Verwendung. Die Einwohnerzahl der rund 100 Städte, in denen der Postmaster zum Erwerb einer Perfection-Maschine bewegt werden konnte, betrug zumeist nur zwischen 1,000 und 5,000 Einwohnern. Auch wenn die Maschinen zum Teil jahrelang verwendet wurden, war das Postaufkommen doch zumeist nicht gross. Sämtliche Perfection-Stempel sind daher nicht häufig. Einige wohl auch sehr selten.

Es gab drei Stempeltypen. Bei der Variante 1 besteht der Killer aus fünf unterbrochen ("gestrichelten") vertikalen Linien. Hier zwei Beispiele aus Howell, Michigan, und West Unity, Ohio:





Und noch einmal im Detail:



Bei der zweiten Variante sind die Entwertungslinien durchgezogen, also nicht unterbrochen. Ansonsten ist der Stempel wie bei Variante 1. Hiervon kann ich leider kein Beispiel zeigen.

Die dritte Perfectiontype hat 5 oder 6 vertikale Linien als Entwerter. Hierzu wieder Beispiele von Homer, NY, und Middleport, NY.





Und wieder im Detailausschnitt:



Man sieht, dass die Stempel kreuz und quer aufgebracht sind. Ohne Einzugsvorrichtung können die Stempel nicht parallel zur Brief- oder Postkartenkante ausgerichtet sein, wie es sonst ein Kennzeichen von Maschinenstempeln ist. Die Stempelqualität ist auch nicht überragend. Ein offenkundiger Kontruktionsmangel des Gerätes -- meiner Meinung nach -- war, dass der Stempel nach (und nicht vor) jedem Abschlag neu eingefärbt wurde. Ob das Gerät selbst in einem kleinen Postamt die Arbeit tatsächlich erleichterte, vermag ich zu bezweifeln. Sie war allerdings, auf der schwarz-weiss Abbildung schwer zu erkennen, sehr hübsch dekoriert (etwa wie eine alte Nähmaschine).

Noch zwei Punkte zur Ergänzung: Die Maschine wurde auch zur Eingangsstempelung eingesetzt. Einen Entwerterteil gab es in dem Fall nicht. Ein Dreilinien-Stempel als Eingangsstempel kann also ein solcher Perfection-Stempel als Eingangsstempel gebraucht sein. Der einzige Einsatz der Maschine ausserhalb der USA war in London, Ontario, Canada, von wo aus Januar 1901 Versuche mit der Maschine nur zur Eingangsstempelung bekannt sind.
 
Pilatus Am: 14.09.2008 01:14:20 Gelesen: 56558# 18 @  
Das ist doch auch ein mechanischer Stempel, wenn auch nicht mit der Hand. Daraus folgt, es gibt auch mechanische Kopfstempel oder ?

fragt sich besorgt Pilatus


 
Carolina Pegleg Am: 14.09.2008 22:51:37 Gelesen: 56529# 19 @  
@ Pilatus [#18]

Autsch. Nun ja, der Antriebsmechanismus des Gerätes ist auf dem Bild nicht zu erkennen.

Der von mir gewählte Titel für dieses Thema "mechanische Handstempel" ist meine wörtliche Übersetzung des amerikanischen Begriffes "mechanical handstamp," der für diese Gruppe von Stempeln gelegentlich verwendet wird. Ob es für diese Gruppe von Stempeln in der deutschen oder auch englischen Literatur eine gesonderte Bezeichnung gibt, kann ich nicht sicher sagen. Vermutlich werden sie in der Regel allerdings unterschiedslos als "machine cancels" (= Maschinenstempel) bezeichnet. Allerdings glaube ich nicht, dass sich da jemand ernsthaft über die Bezeichnung Gedanken gemacht hat. Ob die Bezeichnung Maschinenstempel für diese Stempel im technischen Sinne so richtig ist, hängt von den gewählten Kriterien ab. Ich persönlich halte diese Geräte nicht für Maschinen.
 
HEFO58 Am: 17.09.2008 17:13:21 Gelesen: 56589# 20 @  
Hallo

Ich habe zwei Ansichtskarten gefunden, die anscheinend mit der SS Conte Rosso, einem italienischen Passagierschiff befördert wurden. Beide abgestempelt am 15. Oktober 1929 und mit Ankunftstempel Montevideo vom 6. November 1929.

Im Stempel kann ich entziffern, dass die Karten in Antibes gestempelt wurden, auch ist im Stempel das Wort "Maritime" zu erkennen. Ist das ein extra Stempel für Schiffspost?

Gruß
HEFO58




 
Carolina Pegleg Am: 21.09.2008 15:08:31 Gelesen: 56505# 21 @  
@ HEFO58 [#20]

Die Stadt Antibes liegt im französischen Department "Alpes Maritimes" (franz. Riviera). "Maritime" im Stempel ist also nur der Teil der geographischen Angabe.

Die Urlaubsgrüsse wurden zwar mit dem Schiff nach Uruguay transportiert, gleichwohl keine Schiffspost, da nicht auf einem Schiff aufgegeben.

Der Stempel ist natürlich ein Daguin.
 
HEFO58 Am: 21.09.2008 16:14:54 Gelesen: 56497# 22 @  
@ Carolina Pegleg [#21]

Danke für die Information.

Gruß
HEFO58
 
Jürgen Witkowski Am: 02.12.2008 18:03:16 Gelesen: 56326# 23 @  
@ Carolina Pegleg [#1]

Von den älteren Daguin-Stempeltypen habe ich neulich einige Belege erwerben können. Wenn man einen Blick dafür bekommt, dass die senkrechten Mittelachsen der Stempelköpfe exakt 28 mm Abstand zueinander haben, kann man in manchen Wühlkisten schöne Entdeckungen machen. Die frühen Ausgaben vor 1900 lassen sich sowohl auf französischen, als auch auf italienischen Belegen finden.


Daguin-Stempel Paris, 1886

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Jürgen Witkowski Am: 23.04.2009 17:04:15 Gelesen: 56117# 24 @  
Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen Daguin-Stempel gefunden. Er stammt aus Nizza aus dem Jahr 1907 und befindet sich auf der Ganzsachen-Postkarte MiNr P22.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 06.06.2009 20:44:18 Gelesen: 55947# 25 @  
1900 hatte sich das Reichspostamt aus dem Postmuseum eine „Belgische Handstempelmaschine“ (möglicherweise handelte es sich dabei um eine Daguin-Maschine) entliehen und damit im Postamt 19 in Berlin in der Briefbestellung Versuche angestellt. Nachdem diese Versuche erfolgreich abgeschlossen waren, erhielt die Firma Mix & Genest den Auftrag, die Maschine nachzubauen. Die Nachbauten wurden ab 1901 zunächst in drei Berliner Postanstalten in der Briefbestellung benutzt. (Die Zahl vergrößerte sich bis 1905 auf 28 Maschinen).

Soweit ein Zitat aus dem Buch von Kohlhaas/Riese: Die Briefstempelmaschinen von Haller & Co. Sehr viel mehr Hinweise sind in der deutschsprachigen Stempel-Literatur nicht zu finden.

Hier nun ein Abschlag dieser Mix & Genest Handstempelmaschine als Ankunftstempel vom Postamt Berlin 19.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 10.06.2009 00:12:27 Gelesen: 55883# 26 @  
Im Jahr 1902 wurde der Probebetrieb auf das Reichsgebiet ausgeweitet. Auch Aachen erhielt eine Mix & Genest Handstempelmaschine. Der nachfolgenden Ankunftstempel wird von Dr. Kohlhaas dieser Maschine zugeschrieben.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 12.06.2010 22:52:17 Gelesen: 53047# 27 @  
Mehr als ein Jahr ist es her, dass ich einen Daguin-Stempel gezeigt habe. Dieser stammt vom 23. Februar 1895, befindet sich auf einer Ganzsachenpostkarte aus Monaco, MiNr. P6 und hat die typische französische Form mit den beiden nebeneinander stehenden Stempelköpfen.

Zudem hat der deutsche Ankunftsstempel, ein Kreisstegstempel mit Gittersegmenten oben und unten, zwei Besonderheiten. Statt des damals üblichen Stempeldurchmessers von 25 - 26 mm haben wir hier einen Stempel mit 29 mm Durchmesser. Das liegt darin begründet, dass der Ort Kötschenbroda mehr als 12 Buchstaben hat, die bei geringerem Durchmesser nicht alle Platz gefunden hätten.

Die weitere Besonderheit, die es zu dieser Zeit nur in Sachsen und Thüringen gab, ist die Platzierung des Unterscheidungsbuchstabens in der Mitte (*b*). Im übrigen Gebiet der Reichspost war es bei diesen Stempeln üblich, den Unterscheidungsbuchstaben rechts zu plazieren (**b). Im Michel Stempelhandbuch wird diese Type unter der Bezeichnung VI/11/4 Gi. Sa. geführt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
reichswolf Am: 12.06.2010 23:42:37 Gelesen: 53042# 28 @  
@ Concordia CA [#27]

Hallo Jürgen,

bezüglich der Platzierung des UB in den Stempeln des Deutschen Reiches bin ich etwas skeptisch. Ich kenne z.B. die Kreisstegstempel mit Gittersegmenten HALENSEE * b * (Preußen), FULDA * b * (Preußen), HÖRDE * b * (Preußen, heute Stadtteil v. Dortmund) u.v.m.

Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 12.06.2010 23:55:53 Gelesen: 53039# 29 @  
@ reichswolf [#28]

Ich beziehe mich auf das Michel Stempel-Handbuch, II. Teil, Seite 198-200. Im besagtem Abschnitt werden Stempel zwischen 1890 und 1900 behandelt. Dort werden die Stempel "Kontrollbuchstabe unten Mitte, zwischen 2 Sternchen" explizit als Sonderformen in Sachsen und Thüringen aufgeführt.

Stammen Deine Beispiele eventuell aus einer anderen Zeitperiode?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
reichswolf Am: 13.06.2010 00:12:21 Gelesen: 53037# 30 @  
@ Concordia CA [#29]

Ja, der früheste Abschlag eines der genannten Stempel ist von 1905, die anderen sind noch jünger.

Man lernt nie aus. ;-)

Beste Grüße,
Christoph
 
stephan.juergens Am: 29.08.2010 09:50:16 Gelesen: 52296# 31 @  
Anliegend ein Beleg, den ich für eine DAGUIN halte.

Jedenfalls haben die beiden Abschläge einen deutlich unterschiedlichen Durchmesser, der Abstand der Stempelmitten beträgt die für Daguin üblichen 28 mm.

Gruß Stephan


 
stephan.juergens Am: 07.09.2010 16:54:56 Gelesen: 52124# 32 @  
@ Carolina Pegleg [#9]

Hallo,

nach der Beschreibung oben ist das hier keine Tilton, obwohl sehr ähnlich aussehend.

Frage: Maschine oder "nur" ein Handstempel?

Gruß Stephan


 
Carolina Pegleg Am: 12.02.2011 20:42:56 Gelesen: 50348# 33 @  
@ stephan,jürgens [#32]

Nun ja, mit sechs Monaten Verspätung - sei's drum.

Nein es ist kein Tilton-mechanischer Handstempel. Stempel im "Opernglas" Design gibt es eine Anzahl verschiedene. Insbesondere auch gerade als Stempel zum Vermerk von Nachporto (hier "paid all," also vollständnig bezahlt). Die meisten sind Handstempel, es gibt allerdings auch einige solche Stempel, insbesondere von New York, die klassische Maschinenstempel sind, d.h. mit automatischem Einzug und daher an der Orientierung parallel zum Rand des Poststückes erkennbar.

Die Tilton-Maschinen sind wirkliche Einzelfälle und wenn die in der Literatur nicht so beschrieben wäre, würde ich die auch nicht erkennen. Hier der New Yorker Tilton Stempel; Buffalo ist ja schon oben gezeigt.




 
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