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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 26.10.2016 17:48:21 Gelesen: 324037# 120 @  
@ Magdeburger [#119]

Lieber Magdeburger,

ja, dieser Krakel ist für jede Zahl sonderbar ausgeführt.

An 1/2 habe ich auch gedacht, aber Groschen gab es in Coburg nie und halbe Kreuzer gab es bei der Post auch keine, daher wirst du mit der 2 wohl Recht haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 26.10.2016 17:52:54 Gelesen: 324035# 121 @  
@ Magdeburger [#119]

Hallo Ulf,

ich würde Deiner 2. Vermutung zustimmen, dass es sich um eine ungewöhnliche Unterstreichung handelt.

"logisch" betrachtet (mit tiefster Empathie dem Postler gegenüber): der erste unterstreicht die 28 mit einem fetten Strich. Da muss man doch klar und deutlich entgegenwirken! Also streicht man die 28 und setzt noch eine aussergewöhnlichere, optisch größere Unterstreichung unter die 50. Es soll ja zu erkennen sein! Er hatte ja schon mit einem schwächeren Stift zu kämpfen :-).
Zudem, wenn man sich den Schriftzug der 50 anschaut, würde der gleiche Schreiberling weder eine 2 noch eine 12 auf diese Weise darunter setzen.

Das ist nur eine Meinung von vielen, :-) und danke auch von mir an Euch beide für die Erläuterung,

mit herzlichen Grüßen Max
 
bayern klassisch Am: 27.10.2016 15:23:25 Gelesen: 323992# 122 @  
Liebe Freunde,

ab 1.10.1852 bis 31.8.1868 möglich waren sog. Grenzrayonbriefe, wenn Aufgabe- und Abgabepost nicht weniger als 5 Meilen = 37,5 km auseinander lagen.



Hier war das der Fall: 3 Kr. für Bayern allein bei Aufgabe in Lindau im Bodensee (nicht "am Bodensee") am 29.9.1865 des Handelshauses Schupp & Gloggengiesser

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjapuvoiPvPAhVDaxQKHUDRDqEQFggyMAM&url=http%3A%2F%2Fhttp://www.gloggengiesser.dk%2Ftng%2Fgetperson.php%3FpersonID%3DI2384%26tree%3DPGL&usg=AFQjCNFQ4U3UEjd-KbKxpB5Ndf_klllWBQ&sig2=L874bdl52mjoqrHVKPiCmw&bvm=bv.136811127,d.d24

nach Romanshorn (via Bodensee mit dem Dampfer), dort wie fast immer bei Loco - Briefen ohne Ankunftsstempel an die Firma Kinkelin mit Inhalt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
dikoe Am: 27.10.2016 17:32:50 Gelesen: 323978# 123 @  
Vielen Dank für eure Expertenmeinungen, die ich jetzt erst mal sortieren und zusammenfügen muss. Toll, was man über so ein kleines Briefchen alles sagen kann. Ulf hat mit der Datierung (natürlich!) Recht gehabt. 1857 stimmt, ich hab den Hinweis aus dem Inhalt schlicht vergessen mitzuliefern.

Aus gleichem Lot hab ich ein weiteres Briefchen bekommen, das ich hier auch noch vorstellen möchte.



Vorderseite recht normal, doch rückseitig eine ganze Phalanx von Stempeln, aus denen sich der Weg des Briefes rekonstruieren lässt. Ich versuch's einfach mal:
Der Dienstbrief ging vom Königl. Bayer. Bezirksgericht in Frankenthal an das ...? Landgericht(?) in Höchst. Vorderseite grotesker Halbkreisstempel Frankenthal vom 15.9.(1865 - siehe Inhaltsscan). Auf der Rückseite dann neben dem Dienstsiegel des Prokurators die diversen Stempel, die auf dem Postweg abgeschlagen wurden: Ankunftsstempel Frankfurt a.M. (16.9., 9 1/2-10 V.), dann Höchst am Main, wo man offenbar feststellte, dass Höchst im Odenwald gemeint war. Somit vorderseitig entsprechende Ergänzung des Bestimmungsorts. Brief also zurück nach Frankfurt, dort wieder Stempelabschlag (16.9., 4 1/2-5 N.). Am 17.9., (..?-7 V.) wurde der Brief dann per Bahnpost weiterbefördert (Stempel Bahnpost Mainz-Aschaffenburg) und war 2-3 Stunden später in Höchst im Odenwald (Ankunftstempel 9-10 V.). In etwa 1 1/2 Tagen also von Bayern (Frankenthal) nach Hessen (Frankfurt), dann wiederum nach Bayern (Aschaffenburg), um schließlich im odenwälderischen Höchst den Empfänger zu erreichen.

Probleme bereitet mir folgendes: Laut Wikipedia hatte dieses Höchst im Odenwald nur ein Amtsgericht. Und im Briefinnern ist die Rede von Höchst an der Nidda, was wiederum das Frankfurter Höchst wäre. Da steht dann auch noch was vom zuständigen Großherzoglichen Landgericht Altenstadt, das wiederum an der Nidda liegt. Ist der Brief etwa noch einmal gewandert? Vielleicht kann jemand hier mehr Licht ins Dunkel bringen. Ich hab hierzu den Briefinhalt beigefügt, wo ich im Mittelteil sowie links unten Leseschwierigkeiten habe.



In der Hoffnung, dass wenigstens einiges in meinen Erläuterungen stimmt, wünsche ich viel Spaß mit dem Brief. Für Korrekturen und Ergänzungen bin ich dankbar.

Dieter
 
bayern klassisch Am: 27.10.2016 17:50:22 Gelesen: 323970# 124 @  
@ dikoe [#123]

Hallo Dieter,

"Gr. hessische ..." heißt es auf der Adressseite.

Der Brief lief postalisch von Frankenthal - Frankfurt/M - Höchst/M - Bahnpost Richtung Aschaffenburg (nicht nach Bayern, sondern nur auf dieser Linie in Richtung Bayern!) nach Höchst im Odenwald.

Wie es aussieht, ist er später, vermutlich eingelegt in einen Dienstbrief aus Höchst im Odenwald, weiter geschickt worden. Das kam recht häufig bei Dienstbriefen vor, auch wenn es nicht immer so klar ist, wie hier.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 04.11.2016 15:31:37 Gelesen: 323721# 125 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen, jedenfalls für mich, besonderen Brief. Am 24.5.1846 sandte man ein großes Kuvert mit Trauersiegel der Grafen zu Castell mit Postaufgabe in Rüdenhausen (ab 1.1.1846 erstmals eine Postexpedition!) an Seine Erlaucht den Herrn Grafen Albert von Rechberg und Rothnelöwen nach München, wo es am 26.5.1846 ankam. Es wurde unfrei aufgegeben - eventuell dachte man hier an eine Portofreiheit des Empfängers (also eine unbeschränkte), weil man selbst nicht aktiv portobefreit war.

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwix8bavqI_QAhUKtRQKHVKjBEkQFggdMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FCastell_(Adelsgeschlecht)&usg=AFQjCNFozyXL2MGu_KGAM_vUL0LVL95H8Q&sig2=t1NELGgwDYnhQ0vv4NAaOg

Man setzte nach dem Inlandstarif vom 1.1.1843 15 Kr. fest bei einer Entfernung von 27 Meilen (24 - 30 Meilen einfach kosteten 10 Kr., hier über 1/2 bis 1 Loth den Faktor 1,5 = 15 Kr. wie notiert). In München hatten seine Genaden jedoch der Post seine neue Anschrift hinterlassen und zwar im schwäbischen Donzdorf im Königreich Württemberg, dunnemals noch von deren von Thurn und Taxis postalisch versorgt. Dazu muss man sagen, dass die deren zu Rechberg und Rothenlöwen es 1803 geschafft hatten, das Dorf Donzdorf bayerisch werden zu lassen, ehe man 1810 durch eine Grenzbereinigung dort wieder württembergisch wurde. So verquickt sich Geschichte.

Da in München keiner die 15 Kr. hatte bezahlen wollen, notierte man dort für die Weiterleitung nach dem Inlandstarif vom 1.12.1810 (der anzusetzen war, weil der Brief ins Ausland ging!) 9 Kr. für die Strecke München bis zur württembergischen Staatsgrenze bei Günzburg (13 Meilen - bei über 6 bis 12 Meilen fiel ein Porto von 6 Kr. an, hier mit Faktor 1,5 also 9 Kr., wie unter "15" notiert).

Ein nettes Bild über die Behausung unseres Empfängers mag der Illustration der Zeit dienlich sein:

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjM5JmaqI_QAhWEPRQKHTcxC0kQFggqMAM&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FSchloss_Donzdorf&usg=AFQjCNFB905VgVDnWYS_QoQ6e3aFjOgVGQ&sig2=Q7cVmV64Lijb76Pdd-Bdtg&bvm=bv.137901846,d.d24

https://de.wikipedia.org/wiki/Donzdorf

Ab der württembergischen Grenze wurden für die Kasse der Taxispost 4 + 2 = 6 Kreuzer fällig, die man unter die Addition von 15 + 9 = 24 Kr. schrieb, so dass wir jetzt ein Gesamtporto von 30 Kr. vor uns hatten.

Tja, das wäre es eigentlich auch gewesen - wenn nicht oben eine deutliche Rötel "39" zu sehen wäre. Im Jahr 1845 bekam Donzdorf eine Postablage! Erst 1848 erhielt es eine Postexpedition, so dass wir davon ausgehen müssen, dass jemand 9 Kr. Botenlohn (!) = 3 Mittagessen bekam, um von Göppingen nach Schloß Donzdorf zu laufen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.11.2016 13:15:52 Gelesen: 323419# 126 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief, der in Schweinfurt am 21.4.1870 mit 3 Kr. frankiert vom dortigen Gericht an das Gericht nach Germersheim in der Pfalz geschickt wurden.



Dort wurde die Sache bearbeitet und, umgefaltet, am 29.4.1870 wieder an das Gericht in Schweinfurt zurück zu laufen. Jetzt aber als portofreie Regierungs - Sache!



Leider mangelt der Inhalt - es wird eine meiner Aufgaben sein, hinter diesen Veränderungen ein Muster zu erkennen, denn im Moment weiß ich noch nicht, warum man mal frankierte (keine Parteisache vermerkt!) und mal nicht. Aber das kommt noch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.11.2016 09:08:49 Gelesen: 322996# 127 @  
Liebe Freunde,

sieht man auch nicht jeden Tag: Ein Reisender aus Bremen hatte fürs Reich vorfrankierte Postkarten, die er kurz vor seinem Besuch nur einzuwerfen brauchte, um sein Kommen zu avvisieren.



In Bayern galten die aber nicht - am 29.9.1875 jedenfalls gab man sie nun als Ortspostkarte in Augsburg auf, ohne sie mit der dafür notwendigen 3x Portomarke zu versehen - 3x, weil es keine unfrankierten Drucksachen gab, sondern nur unfrankierte Briefe und Postkarten waren diesen gleich gestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.12.2016 09:11:45 Gelesen: 321919# 128 @  
Liebe Freunde,

oft findet man Dienstbriefe mit Vermerken wie "mit Unterbund", "mit Einband", "mit Beilage" usw.. All diesen Briefen war gemein, dass ihnen i. d. R. mit Bindfaden Akten beigefügt waren, die im Inneren der Briefe keinen Platz fanden und daher "untergebunden" werden mussten. Bis 1 Pfund Gesamtgewicht fand das regelmäßig mit der Briefpost statt.

Wir erkennen auch dergleichen Briefe hin und wieder daran, dass durch das Unterbinden von Akten und Anlagen die Abgabe- bzw. Transitposten keine Möglichkeit hatten, ihre Stempel anzubringen. Weil seit 31.1.1843 aber jeder Bayernbrief mit einem Ankunftsstempel zu versehen war, halfen sich viele Postler damit, in dem sie ihren Ankunftsstempel auf die Adressseite abdruckten.

Hat man 100 Briefe mit vorderseitigen Abdrucken von Auf- und Abgabestempeln, so hat man auch 100 Briefe mit den o. g. Absendervermerken. Heute zeige ich einen, bei dem man a) entweder vergessen hat, "mit Unterbund" o. ä. zu notieren, oder die Abgabepost hätte versehentlich vorderseitig ihren Ankunftsstempel abgeschlagen. Ich glaube eher ersteres.



Würzburg - Ebern vom 16.6.1853 war das Datum und Eberns Expeditor war eigentlich immer ein 100%iger.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.12.2016 10:47:36 Gelesen: 321900# 129 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich eine frankierten Dienstbrief als Portopflichtige Dienstsache aus Neu-Ulm nach Heidenheim (das württembergische), den ich weder wegen der Marke, noch wegen der Stempel (blau ist aber immer schön!) gekauft habe, sondern nur wegen eines Wortes: HAFT.

Ich kenne Dienstbriefe aus Bayern mit HAFT - Vermerk hauptsächlich aus der Pfennigzeit und aus den Inhalten ging immer hervor, dass jemand staffällig wurde (in Bayern) und man nun weitere Anfragen zu dem Beschuldigten hatte, weswegen immer höchste Eile geboten war. Ewig konnte man einen potentiellen Straftäter nicht festhalten, heute würden wir Untersuchungshaft zu diesem Zeitraum sagen.

Absender war der stellvertretende Staatsanwalt in Neu-Ulm und der Inhalt ist uns auch erhalten geblieben:



"Verhaftet Neu-Ulm, den 31. Dezember 1872

Vom Vertreter der Staatsanwaltschaft am königlich bayerischen Landgericht Neuulm an das königlich württembergische Oberamt Heidenheim

Den Kammmachergesellen
Johann Baier von Heidenheim
wegen Diebstahls betreffend

Gestern wurde Rubrikat (= der J. B. aus Heidenheim)
wegen Diebstahls dahier eingeliefert.
Ich ersuche um umgehende gefällige
Bekanntgabe seiner allenfallsigen
Vorstrafen."

Interessant ist, dass man nicht per Express verschickte, wofür man hätte 9 Kreuzer investieren müssen. Ganz so extrem dringend war es also nicht. Es gibt aber auch expresse Dienstbriefe mit HAFT - Vermerken, so dass es schon möglich gewesen wäre, dies zu tun.

Es wäre interessant zu sehen, ob es hier noch mehr solcher Haft - Briefe gibt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.01.2017 19:36:52 Gelesen: 321453# 130 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Portobrief aus dem schönen Bad Brückenau vom 24.6.1863 via Gemunden nach Riga. Die Adresse lautet: "S(eine)r Hochwohlgeboren Dem Herrn A. von Sivers Im Petersburger Hotel abzugeben Riga über Berlin - Russland".

Ab dem 13.4.1852 gab es den Leitweg über Preußen (wie hier gewählt und gewährt), der für Portobriefe die einfache, entfernungsgemäße Postvereinstaxe von 9 Kreuzer für die Aufgabepost vorsah und 10 Silberkopeken = 3 Silbergroschen = 10,5, gerundet 11 Kreuzer für Russland vorsah.

Da wir links oben eine große 3 sehen, könnten wir zu glauben geneigt sein, dass es sich um ebige 3 Silbergroschen handeln müsste. Aber das wäre weit gefehlt, denn die Vorschrift besagte bei Portobriefen nach Russland, dass die Vereinstaxe in preussischer Währung frontseitig bei Portobriefen zu notieren war. Demzufolge hatte die Aufgabepost allein die Pflicht, die Briefe zu wiegen und je angefangenes Loth 3 Silbergroschen oder ein Vielfaches davon zu notieren (ab 1.1.1861 immer in blau, der Farbe des Portos, im Gegensatz zu rot, der Farbe des Frankos damals).

Diese 3 Silbergroschen entsprachen zwar paritätisch 3 mal 3,5 Kr. = 10,5 Kr. gerundet auf 11 Kr., doch bekam Bayern von Preussen nur 9 Kr. ersetzt, womit Bayern auch sehr zufrieden war. Preussen selbst setzte natürlich im Austausch mit Russland 3 Sgr. an und bekam o. g. 10,5 Kr. paritätisch, machte also einen Währungsgewinn von 1 1/2 Kr. je Gewichtsstufe jeden Briefes. Das war so wenig nicht. Auf der anderen Seite waren Briefe aus Russland via Preussen nach Bayern 20 Kr. je Loth teuer und Preussen erhielt dann 11 Kr. von Bayern für Russlands Anteil und durfte selbst nur 9 Kr. behalten - bei diesen Briefen erhielt Bayern also gar nichts!

Zurück zum Brief: Siegelseitig notierte man die Forderung Preussens an Russland mit 10 (Silberkopeken) und wie so oft wurde das Gesamtporto in Riga nicht notiert - es betrug 20 Silberkopeken.

Galt für Bayerns Absender ein Briefgewicht von 1 Loth = 15,625g inklusive, so galt für russische Absender bzw. bayer. Empfänger das Gewicht von 15g als einfach. Es wäre also sehr spannend, einen Brief zu finden, der über 15g, aber unter 15,625g gewogen hatte, aber den habe ich selbst noch nicht gefunden.

Beim Empfänger muss es sich um Alexander Graf von Sievers, geb. 1823, gest. 1887, gehandelt haben, der immerhin Gouverneur von Moskau war, also kein Niemand. Hier der Link zur Famile:

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwi5ocf60avRAhVBXhoKHVfqDAUQFggcMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FSievers_(Adelsgeschlecht)&usg=AFQjCNHD_lezo3v8SsQIDggDARrPiSOBbA&sig2=oIKU5R7tR3yC1qa572piMA

Den sicherlich adligen Absender zu eruieren war mir anhand des kleinen Siegels nicht vergönnt. Ich finde diesen Damenbrief auch ohne Marken äußerst attraktiv, womit er sich in dieser Hinsicht seinem Kaufpreis annähert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.01.2017 19:20:50 Gelesen: 321385# 131 @  
Liebe Freunde,

den folgenden Sofortkauf werde ich sicher nicht bereuen, auch wenn er nicht "geschenkt" war.



Optisch ein Brief aus Regensburg vom 24.9.1853 nach Stadtamhof. Dass Stadtamhof eine eigene Postexpedition war, wissen wir und als Beweis führe ich den Halbkreisstempel hinten vom selben Tag an - es war also kein Ortsbrief.

Der Brief war gesiegelt und ist komplett beschrieben, so dass die Variante Drucksache (DS) ebenso ausfällt.



Doch der Inhalt ist der Hammer: Geschrieben wurde er am 22.9.1853 in Bayreuth. Damit ist auszugehen, dass man dort wusste, dass Briefe von Regensburg nach Stadtamhof nur 1 Kr. kosteten und man somit für jeden Brief 5 Kr. einsparen konnte (über 12 Meilen hätte ein Brief 6 Kr. von Bayreuth aus gekostet).

Nach München - Au ist dies nun der 2. Bereich eines Postverkehrs, bei dem 2 Postexpeditionen ein 1 Kr. Franko kannten. Ob weitere folgen werden?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.01.2017 14:30:22 Gelesen: 321168# 132 @  
Liebe Freunde,

so einen habe ich exemplarisch schon länger gesucht.



Portobrief aus München vom 13.07.1852 nach Schaffhausen, dort am 16.07.1852 angekommen (Distibutionsstempel der alten Taxispost).



Bayern verlangte 8 Kreuzer bis Lindau und die Schweiz 50 Rappen, die 14 Kr. entsprachen, so dass die Schweiz für ihren Weg 6 Kr. bekam.

Wer in diesen Tagen damals an den Münchener Schalter ging, um seine Briefe loszuwerden, der durfte sicher gehen, dass der Annahmebeamte über ein stattliches Arsenal von Gewichten verfügte, wie er auch genau wissen musste, welche Entfernungen galten und welche sonstigen, zahlreichen Besonderheiten zu beachten waren.

Dieser Brief hier fußte auf dem Vertragsgewicht des halben Münchener Loths (8,75g), welches inklusive galt. Die Entfernung war 1829 mit dem Kanton Zürich von München bis Lindau auf 8 Kr. festgesetzt worden, nicht also nach der Entfernung. Ein innerbayerischer Brief durfte einfach damals bis 15,625g inklusive wiegen, während ein Brief nach dem Taxisbezirk 15,625g exklusiv wiegen durfte. Ein Frankobrief nach Frankreich durchte 8,75g inklusive wiegen, ein Portobrief von dort auch, aber ein Portobrief nach Frankreich und ein frankierter aus Frankreich nur 7,5g inklusive.

Ein Brief nach Österreich nach dem PV vom 1.7.1850 durfte offiziell 15,625g inklusive wiegen, de facto jedoch exklusive zu erfassen und zu taxieren sein. Dieses Spielchen könnte man nach Belieben fortsetzen.

Erst mit dem 01.10.1852 wurde alles auf Lothe geändert mit der Schweiz und die vorherigen PV und Absprachen galten nicht mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2017 09:03:44 Gelesen: 320755# 133 @  
Liebe Freunde,

wovon ich stets geträumt, aber nie daran geglaubt habe, ist hier Wirklichkeit geworden: Ein Brief aus Ulm in Württemberg mit Postaufgabe im bayerischen Neu - Ulm, der in die Pfalz adressiert war, also "zurück" lief, wenn man es geographisch sieht.



Am 6.10.1864 von der Firma Theodor Kindervatter in Ulm verfasst, wurde er mit 6 Kreuzer treffend für einfache Briefe Bayern - Pfalz frankiert, in Neu - Ulm am selben Tag aufgegeben. Von Ulm aus wären 9 Kr. für Württemberg bei Briefen über 20 Meilen in den DÖPV angefallen (23 Meilen). Schon am Folgetrag gegen 16.00 Uhr kam er via württembergischer und badischer Bahnpost im pfälzischen Ludwigshafen an und erreichte noch am selben Tag seinen Zielort Neustadt an der Haardt (heute: An der Weinstraße).

Dies ist der bisher einzige Brief, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, den ich je auf diese Weise spediert gesehen habe. In der Hoffnung, dass die Firma Kindervatter an den Herrn Kaufmann nicht nur diesen einen verfasst haben sollte, könnte da irgendwann einmal noch einer auftauchen (oder, DER Traum schlechthin), einer aus Neustadt nach Neu - Ulm, den man von dort per Boten über die Donau an Firma Kindervatter reexpediert hat), um sich 3 Kreuzer zu sparen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2017 19:26:40 Gelesen: 320618# 134 @  
Liebe Freunde,

auch wenn ich die Pfalz und deren zahlreiche Besonderheiten ganz gut zu kennen glaube, so einen habe ich noch nicht gesehen, zumal er aus prominentester Provenienz ist (damals, nicht heute).





Ein Brief des bekannten Bankhauses Louis Dacqué aus Neustadt an der Haardt wurde am 2.1.1846 an die Firma D. Wolff in Edenkoben (Nachbarpostexpedition, PE seit 1.6.1844) geleitet, doch finden wir keine postalische Behandlung bei dem Brief, also weder ein Porto (3 Kreuzer), noch ein Franko (auch 3 Kr.) oder einen Vermerk "Durch Güte" oder "frey", womit wir einen Dritten als Überbringer charakterisieren könnten.

Dacqué schrieb einen Brief, siegelte ihn per Trockensiegel und gab ihn - ja, wem mit? Damals gab es noch die Kantonsboten in der Pfalz - aber die bekamen 2 bzw. 3 Kr. für jeden Brief, den sie annahmen bzw. abgaben. Diese mangeln hier eindeutig. Ob man ihn selbst (wer in der Bank hätte das tun sollen?) nach Edenkoben brachte, um dann wieder nach Neustadt zurück zu laufen? Für 3 Kr. hätte man das schneller haben können.

Sowohl von und an Dacqué, als auch von und an Wolff sind mir sehr viele Briefe bekannt - doch so einer ist schon etwas besonderes, auch wenn seine Optik hinter seiner Postgeschichte weit zurück bleibt. Ich bin mal gespannt, ob sich noch einer dieser Art findet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.02.2017 12:53:02 Gelesen: 320507# 135 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen eigentlich ganz simplen Brief, den man aber erst einmal gefunden haben will.

Ich suchte nach einem Frankobrief einer höheren Gewichtsstufe in der 1. Entfernungsstufe nach dem Reglement vom 1.12.1810 innerhalb Bayerns und war prompt in einem Konvolut fündig (!).



Aufgegeben in Nürnberg am 13.4.1817 war er nach Cadolzburg gerichtet, ca. 17 km bzw. gut 2 Meilen nur entfernt. Damit fiel er in den 1. Rayon bis 6 Meilen.

Siegelseitig sehen wir 7 Kreuzer Franko vom Absender bezahlt. Einfache Briefe bis 6 Meilen kosteten nur 3 Kr. bis 1/2 Loth, dann 4 1/2 Kr. bis 1 Loth, 6 Kr. bis 1 1/2 Loth und 7 1/2 Kr. bis 2 Loth.

Demnach kann ich nun beweisen, dass Briefe über 1 1/2 bis 2 Loth im 1. Rayon 7 1/2 Kr. kosteten, wobei abgerundet wurde und nicht, wie ich einstmals annahm, eher aufgerundet wurde.

Damals redete man von "suppliren", also etwas ergänzen bzw. hinzufügen, was für mich gleichbedeutend mit aufrunden war, was hier in der Praxis aber statt 7 1/2 Kr. nun 8 Kr. Franko bedeutet hätte.

Aber entweder man war sehr großzügig, oder die Bedeutung des Wortes "suppliren" hat sich von 1810 an im Laufe der Jahre etwas gewandelt.

Die 4 Kr. Chargégebühr flossen in die Tasche der Hauptbriefpostexpedition Nürnberg und wurden nicht notiert. Vorne oben rechts sehen wir noch die Nr. 2, unter der der Brief im Reco - Manual eingetragen wurde und mit der auch der dazu gehörige Postschein versehen worden war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.02.2017 09:21:14 Gelesen: 320436# 136 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus bedachte mein Gebot mit dem Zuschlag, so dass ich dieses Vögelchen heute hier zeigen darf.



Verfasst und zur Post gebracht am 17.5.1872 im schönen Landshut, stellte der Adressat bzw. seine Nominierung das Problem dar.

Der kgl. Notar Joh. Wein aus Landshut schrieb "An Herrn Joseph Gerstl, Marktmüller in Pfaffenberg, franco Schein". Er zahlte 3 Kreuzer Franko für einen einfachen Fernbrief bis 15g und 7 Kr. Reco-Gebühr bar.

Die Postexpedition in Pfaffenberg konnte ihn jedoch nicht an den Müller bringen und strich vorne den Ort, ohne zu vergessen "verte" = rückseitig und "retour" = zurück zu vermerken.

Siegelseitig lesen wir dann auch folgendes: "Der jetziger Besitzer der Marktmühle heißt Müller Johann, der frühere Besitzer Gerstl ist schon lange nicht mehr in Pfaffenberg wo jetzt unbekannt. Kgl. Postexpedition".

Zur Marktmühle in Pfaffenberg:

https://books.google.de/books?id=4MNQAAAAcAAJ&pg=PA32&lpg=PA32&dq=marktm%C3%BChle+in+pfaffenberg&source=bl&ots=OYQ--rjZ-6&sig=32D5EiOPM1LR_nMiHk0HLMrM8wg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjnrsSqwvjRAhVDOBQKHYVyCPYQ6AEIIjAD

Noch am 17.5.1872 lief er also wieder retour nach Landshut, wo er am 19.5. gegen Rückgabe des Postscheins unserem wackeren Notar Wein ausgehändigt wurde. Schön, dass er sich erhalten hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.02.2017 09:35:26 Gelesen: 320430# 137 @  
Liebe Freunde,

Briefe von Mittelbehörden, also hier Oberpostämtern, sind immer interessant, auch oder gerade weil sie in ihren Inhalten den Alltag längst vergangener Zeiten widerspiegeln.



Dieser hier vom OPA Landshut datiert vom 2.9.1866 und hat leider keinen Inhalt mehr, so dass wir nicht wissen, was man dem k. Notar J. Schmidtkonz wichtiges mitzuteilen hatte.

Für mich war daher die äußere Beschaffenheit ausschlaggebend, lesen wir doch oben links "Mit 1 Recognitionsschein" und "Chargé".

http://www.fremdwort.de/suchen/bedeutung/recognitionsschein#

Briefe mit diesem Vermerk kenne ich keine 5 Stück - von daher war ich sehr froh, diesen erhaschen zu können, zumal er noch ganz manierlich aussieht.

Der falsche Datumsvermerk mit Bleistift 1860 oben bezeichnet zwar grob meinen Lieblingsfußballverein, kann aber bei diesem Brief nicht stimmen, denn 1860 stempelte man Chargé noch schwarz und nicht rot/violett, wie es erst 1861 Pflicht wurde. Trotzdem ein netter Zug des Verkäufers, mir den Brief schmackhaft zu machen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2017 21:43:45 Gelesen: 319588# 138 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich den 1. Brief, mit dem ich eine neue Mini - Sammlung ins Leben rufen werde und den Titel dieser Sammlung wird keiner erraten können, weil es noch keine Sammlung mit einem vergleichbaren Titel gab, zumindest nicht von Bayern. Obs was wird, steht in den Sternen, aber interessant wird die auf alle Fälle, weil sie die Postgeschichte von einer ganz anderen Warte her zeigen wird.



Genug der Praeludiums - ein netter Frankobrief aus München nach Cannstatt vom 7.6.1851 fiel mir in die Hände, der am Münchener Chargéschalter aufgegeben wurde und den nur dort im Einsatz befindlichen Zweikreisstempel mit Zierstücken (falsch: OPA - Stempel, noch fälscher: OPD - Stempel) zeigt. Er erhielt dort die Reco-Nr. 534 und im Rahmen seiner Umspedierung die Nr. 325. In Württemberg brachte man noch nach guter, alte Sitte das Nota - Bene - Zeichen an und vergaß auch nicht den Bestellgeldkreuzer mittig in württembergischer Rottinte zuzufügen.

Bayerische Marke gab es zwar schon lange, doch hätte ihr Einsatz weder die Kosten auf bayerischer, noch auf württembergischer Seite abdecken können, galt doch noch immer der Postvertrag vom 1.1.1810 (!) mit all seinen Vorgaben aus napoleonischer Zeit. Daher war im Frankofall wie hier auf der Siegelseite zu notieren: 6 Kr. für Bayern bis zur Grenze, wie immer in Bayern im Nenner und 4 Kr. Weiterfranko für Württemberg, wie immer in Bayern im Zähler.

Das Gewicht war aber nicht das Zolloth, wie bei innerbayerischer oder postvereinlicher Korrespondenz seit Jahr und Tag gang und gäbe, sondern das alte, hälftige Münchener Loth. Auch waren die 10, 10-20 und über 20 Meilen - Schritte des Postvereins hier nicht anwendbar, sondern das inländische Taxregulativ vom 1.12.1810, auch noch unter Napoleon erlassen.

Siegelseitig erfreut uns ein Distributionsstempel in blau der 2. Zustellung am 9.6.1851. In dem Brief selbst geht es um eher belanglose Geldforderungen, auch die hier einzugehen Zeitverschwendung wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.03.2017 08:59:23 Gelesen: 319551# 139 @  
Liebe Freunde,



wer einmal wissen will, wie man für über 160 Jahren eine erfolgreiche Annonce in einer großen Zeitung zu schalten hatte, darf sich auf diesen Brief konzentrieren, der in einer meiner zahlreichen Spezial - Mini - Sammlungen aufgenommen werden wird. Die Daten sind ja klar - "just for fun" kann man solche Briefe immer kaufen, zumal der Federzug nicht aus Nürnberg stammt, wie man erwarten könnte, sondern von der Aufgabepost veranlasst war (was man bei Mühlradstempeln eigentlich zu lassen hatte). Von daher sogar eine kleine Contravention und damit zu erwerben ein klares Muss.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2017 09:59:42 Gelesen: 319073# 140 @  
Liebe Freunde,

innerbayerische Briefe, noch dazu nur innerhalb der Pfalz, sind die einfachste Fingerübung, die man sich als Bayernsammler der Vormarkenzeit (VMZ) vorstellen kann. Wirklich?



Nun denn - dann ist ja dieser Dienstbrief (Dienstbriefe sind noch simpler zu beschreiben, sagen zumindest die allermeisten Sammler) aus Billigheim bei Landau in der Pfalz nach Sondernheim bei Germersheim in der Pfalz vom 16.11.1842.

Von daher bitte ich um eine kurze Beschreibung dessen, was ihr hier seht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.04.2017 17:27:05 Gelesen: 317923# 141 @  
Liebe Freunde,



von Arnstein am 18.9.1870 nach Schweinfurt ging es frankiert für 3 Kreuzer ans dortige Bezirksgericht. Innen der "Clou" - ein Empfangsschein aus Schweinfurt, den man in Arnstein ausgefertigt hatte und der nun, man achte auf das Stempelpapier von 3 Kreuzern, zurück lief, erga wie eine Post - Retour - Recepisse (bzw. ein Post - Lieferschein). Gerade weil frankiert, immer wieder schön zu zeigen. Der Vordruck ist komplett - aber größer als A4, daher unten nur fragmentarisch zu sehen.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.04.2017 15:00:47 Gelesen: 317387# 142 @  
Liebe Freunde,



aus der Reihe "Der rätselhafte Brief" folgt ein Beispiel vom 18.11.1828 aus ??? per Chargé nach Erlangen an das dortige protestantische Decanat. Als K(önigliche) D(ienst) S(ache) portofrei belassen, war das Anbringen des Rötelkreuzes, der Abschlag des Chargé - Stempels und die Eintragung im Recomanual unter der Nr. 5. wichtig - fast so wichtig, wie der Aufgabestempel, den man zu applizieren vergessen hat.

Gut, dass es kein Portobrief war, sonst wäre die Rückrechung / Rückbelastung der Aufgabepost arbeitsintensiv geworden.

Den Recovermerk "Gegen Schein!" brachte derselbe Postler an, der auch die Nr. 5 oben vermerkte (gleiche Tinte). Wieder ein Stück für die zukünftige Vormarkenzeitsammlung der Contraventionen ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.04.2017 09:55:47 Gelesen: 317189# 143 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich auch mal einen Brief aus Augsburg vom 18.12.1822 an Zumstein & Söhne von Kempten nach Burgau.



Der Absender hieß Schaezler und Zumstein beantwortete ihn am 30.12.1822 auch prompt, obwohl ihn der Brief zuerst gar nicht erreichte.

Die Abgabepost in Burgau konnte den mit 4 Kr. taxierten Portobrief wegen "abgereist retour in Grumbach" nicht zustellen und leitete ihn nach Krumbach (Schwaben, zwischen Memmingen und Augsburg) weiter.

Nun wurden 6 Kr. angesetzt (mit Bleistift!).

Augsburg - Burgau waren unter 6 Meilen, daher hätte der Brief über 1/2 bis 1 Loth schwer sein müssen (3 Kr. + 1 Kr. = 4 Kr.). Heute wiegt er ca. 6g, also muss er damals Einlagen gehabt haben.

Eine neue Postaufgabe erfolgte offensichtlich nicht. Demnach war zu rechnen das Porto von Augsburg bzw. Burgau nach Krumbach. Die Entfernung betrug über 6 - 12 Meilen und daher waren für das 2. Gewicht nun total 6 Kr. anzusetzen. Warum man auf den vorgeschriebenen Einsatz von Tinte bzw. Rötel verzichtete, weiß nur der Geizhals von Burgau.

In jedem Fall ein netter Brief mit vollem Inhalt, Weiterleitung und kleiner Contravention - was will man mehr?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.05.2017 14:07:31 Gelesen: 316730# 144 @  
Liebe Freunde,

bei Deider fündig geworden bin ich mit diesem Stück hier aus Rottendorf von der dortigen K.G.E. (Königliche - Güter - Expedition), die Waren an Johann H. Honninger in Kitzingen avisierte.



13 Fässer Wein mit 158 Zentner waren angekommen, die er abholen sollte.

Weil es wohl ein bekannter Kunde der K.G.E. war, frankierte diese im Vertrauen, ihr Franko wieder ersetzt zu bekommen, den Brief "dringend" am 2.11.1863. Er kam auch am selben Tag in Kitzingen an - ob er noch ausgetragen wurde, ist nicht feststellbar.

Dergleichen Formulare sind nicht häufig und eher mit Marken Nr. 15 und 23 bekannt - mit Quadraten eher selten und der Öffnungsmangel war technisch bedingt, weil man sie oft unten rechts ansiegelte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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