Thema: Schweiz Markenheftchen und ihre Herstellung
Heinz 7 Am: 21.02.2015 14:20:20 Gelesen: 37350# 9@  
@ Heinz 7 [#7]

Liebe Alle,

Auch wenn ein Leser es als bösartige Handlung, ja gar als Straftat, bezeichnet, ein Briefmarken-Heftchen zu sammeln und seinen Freunden in der oben gezeigten Art zu zeigen, will ich mich nicht entmutigen lassen, und zeige Euch anbei eine weitere Besonderheit des Schweizer Postwesens: ein Zusammendruck von verschiedenen Wertstufen.



Auf diesem Bogen, der aus Platzgründen nicht ganz abgebildet werden konnte, finden wir:

Tellknabe, 5 Rappen rotlila, 1927, Zumstein Nr. 170, Michel Nr. 200x; 75 Werte
Tell-Brustbild, 10 Rp. blaugrün, 1928, Zumstein Nr. 172, Michel Nr. 203 x; 15 Werte

Der Bogen hat also nur 90, nicht 100 Briefmarken, weil eine Spalte unbedruckt blieb und mittels Perforation entwertet wurde.

Spezialsammler können aus diesem Bogen zusammenhängende Wertstufen, zusammenhängende Wertstufen mit Zwischensteg und Kehrdruckpaare mit zwei unterschiedlichen Marken heraustrennen, die auch separat katalogisiert wurden: nach Zumstein:

K23 (Kehrdruck 170/172)
Z13 (Verschiedene Werte zusammenhängend: 170/172, waagrecht)
Z14 (Verschiedene Werte zusammenhängend: 170/172, senkrecht)
Z15 (Verschiedene Werte zusammenhängend: 172/170, senkrecht)
S36 (Paare mit Zwischensteg: 170)
S38 (Paare mit Zwischensteg: 172)

Viele Sammler haben diese Varianten früher gesammelt, auch, weil die Albenhersteller für diese Paare in Vordruckalben spezielle Seiten vorbereitet haben.

Das Ganze hatte aber einen betrieblichen Grund! Und der liegt bei den Markenheftchen! Ein Bild ersetzt viele Worte:



Anbei seht Ihr Markenheftchen 20 von 1921. Blatt 1 enthielt 5 Marken zu 5 Rappen und eine Marke zu 10 Rappen. Warum? Das Heftchen sollte einen "runden" Betrag kosten. Für die Produktion des Heftchens verlangte die Post 5 Rappen. Also rechnete die Post:

CHF 4.00: Gesamt-Preis
CHF 0.05: Produktionskosten
CHF 3.60: Nominale der Heftchenblätter 2-5
CHF 0.35: Rest (=Heftchenblatt 1)

Mit 6 x 5 Rappen wären nur CHF 0.30 Nominale zu erreichen, also ersetzte die Post einen Wert: CHF 0.10 statt CHF 0.05.

Wir sehen also, dass diese seltsame Kombination (oben gezeigt) ihren betrieblichen Grund hatte. Dass die Philatelisten diesen ungewöhnlichen Druckbogen vielseitig auswerteten, ist irgendwie auch verständlich. Man muss deswegen nicht sofort eine böse Absicht zu erkennen glauben ("böse Postverwaltung, schuf Kombinationen, um die Sammler zu schröpfen"). Nein!

Der Sammler kann die Kombinationen sammeln, oder er kann sie weglassen, es steht ihm ja frei.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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