Thema: Neuheiten aus Deutschland
Brigitte Am: 10.04.2015 07:01:00 Gelesen: 770445# 277@  
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Serie: „Europa“
Thema: „Historisches Spielzeug“

Der Affe auf dem Schaukel-Elefanten, den die Briefmarke aus der Serie „Europa“ zeigt, war Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland als Kinderspielzeug populär. Häufig mit Filzkleidung und Pagenmütze oder Fez ausstaffiert, spielte er die Rolle des exotischen, schelmischen Burschen. Die mechanisch angetriebene Figur schlug Kapriolen wie ein Akrobat, verbeugte sich oder zog Grimassen wie ein Clown. Als Tanzfigur mit Uhrwerk, Blechgehäuse und Stoffüberzug war er bis in die 1960er-Jahre ebenso beliebt wie als winkender Fahrer eines Spielzeugautos. Der Elefant hingegen war als Schaukel- und als Fahrtier auf Rädern in Serie gegangen.

Im späten 18. Jahrhundert setzte sich mit dem französischen Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) die Auffassung durch, dass die Kindheit ein eigener, wichtiger Lebensabschnitt ist. Das schuf Freiräume für die spielerische Erfahrung der Welt. Die Auswahl an Spielsachen vergrößerte sich in der Folge enorm. Dünn gewalztes Blech löste Holz bei der Produktion von Massenware weitgehend ab, mechanisches Spielzeug eroberte den Markt, etwa Fuhrwerke oder Baukästen. Die Erfindung der Dampfmaschine, die das Industriezeitalter vorantrieb, hinterließ im Kinderzimmer ihre Spuren. Gemäß dem herrschenden Rollenverständnis beglückte Technikspielzeug vorzugsweise die Knaben, wohingegen Mädchen mit Puppen und Puppenhäusern spielten.

Aus Spielzeug ist vielfach ein Wertgegenstand, manchmal sogar ein Anlageobjekt geworden. Das Sammler-Hobby ist kostspielig, denn es hat sich ein „Markt“ gebildet. Eine Purzelfigur mit Blechgehäuse und Schwungradantrieb aus den 1920er-Jahren kann gut und gerne um die 1.200 Euro kosten. Unschätzbaren ideellen und sentimentalen Wert hat hingegen das eigene Spielzeug mit den Blessuren des Alltags und unserer Kindheit – ein verbeultes Modellauto mit nur drei Rädern, der zerknuddelte Teddybär oder ein verfilztes Stofftier mit nur einem Auge. Deshalb hat es meist einen Ehrenplatz im Haus seines Besitzers – und in seinem Herzen.



Ausgabetag: 07.05.2015
Wert (in Euro Cent): 62
Motiv: Schaukelelefant
Entwurf Postwertzeichen und Stempel: Kitty Kahane, Berlin
Papier: Gestrichenes, weißes und fluoreszierendes Postwertzeichenpapier DP II
Druck: Mehrfarben-Offsetdruck der Giesecke & Devrient GmbH, Wertdruckerei Leipzig
Größe Postwertzeichen: 34,89 x 34,89 mm
MiNr. 3152
 
Quelle: www.philaseiten.de
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