Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 04.11.2008 10:57:21 Gelesen: 1199975# 88@  
Alles von unschätzbarem Wert: 50. Sammlerbörse in Zehdenick - Ulrich Drewin kündigt Rücktritt an

Von Cindy Lüderitz

Märkische Allgemeine, Zehdenick (03.11.08) - Thomas Hanisch hadert ein wenig mit sich selbst. Vielleicht, so überlegt er, hätte er doch ein paar andere Briefmarkenalben einpacken sollen. Das, was auf dem Tisch vor ihm liegt, ist schließlich nur ein kleiner Teil seiner Sammlung, die zu Hause in Berlin ein ganzes Zimmer einnimmt.

Zwei bis drei Tage vor einer Börse packt er die Reisetaschen und lässt sich dabei von seiner Intuition beraten, was die Besucher interessieren könnte oder auf dem Markt derzeit besonders nachgefragt ist. Trotz sorgfältiger Planung, das Zehdenicker Publikum gibt sich an diesem Wochenende zurückhaltend.

Im Jahr 40 nach ihrer Vereinsgründung haben die Zehdenicker Münzfreunde zur 50. Sammlerbörse eingeladen. Händler aus Zehdenick, Neuglobsow sowie Berlin und Umgebung breiten vor sich aus, was im Universum eines Sammlers „immer von unschätzbarem Wert ist“, sagt einer der Kollegen. Orden, Münzen, Geldscheine, Ansichtskarten und eben Briefmarken.

Thomas Hanisch hat unter anderem ein Postwertzeichen der Deutschen Post von 1986 mitgebracht. 40 000 Stück soll es davon geben. Es sei eine gute Investition, der Preis verhandelbar. Für rund 100 Euro würde er es verkaufen. Aber die Geschäfte mit den Briefmarken laufen nicht mehr so gut. „Früher war die Briefmarke die Aktie des kleinen Mannes, heute ist das anders“, konstatiert Thomas Hanisch. Die neuesten Ü-Eier-Figuren wäre er in Zehdenick losgeworden, entsprechende Anfragen gibt es im Laufe des Vormittags, aber die hat er nicht dabei.

Als die Kundschaft durch ist, wagen auch die Händler untereinander einen Blick in die Sammlung des anderen. 50 Prozent der Geschäfte kommen so zustande. Der große Rest via Internet. Börsen dienen oft nur der Vorauswahl.

Als im Saal des Gasthauses Berlin die Schlussruhe einkehrt, wird an den Tischen auch über die Zukunft der Zehdenicker Börse spekuliert. „Ohne den Leitwolf wird es schwierig, ich bin gespannt“, sagt einer der Händler und spielt auf den von Ulrich Drewin verkündeten Rücktritt als Vereinschef an. 28 Jahre lang stand dieser den Münzfreunden vor. Ob es 2009 mit dem Verein weitergeht, steht nach Worten Drewins noch in den Sternen. „Ich hoffe es jedoch sehr.“

Der Zehdenicker Verein ist einer der wenigen, die den Wendeknick überstanden haben. Die Oranienburger, Fürstenberger, Neuruppiner und Templiner haben es nicht geschafft, an die DDR-Tradition anzuknüpfen. Auch deshalb steht der Verein der Havelstadt heute für die Region.

Am 28. November 1968, erinnert sich Ulrich Drewin, fanden sich interessierte Münzsammler erstmals im „Haus Vaterland“ zusammen und gründeten die AG Numismatik im DDR-Kulturbund. Schon wenig später wurden Ausstellungen organisiert und Fachvorträge gehalten. Der Wettbewerb konzentrierte sich auf die begehrten DDR-Gedenkmünzen. Nur etwa die Hälfte der Mitglieder kam regulär in ihren Besitz. Wer D-Mark in der Tasche hatte, konnte im Intershop auch alle Ausgaben kaufen.

Heute zählt der Verein sechs Mitglieder, es fehlt wie in vielerlei Hinsicht vor allem die Jugend. Nur wenige Kinder haben an diesem Sonnabend Interesse für das Hobby ihrer Väter gezeigt. Thomas Hanisch aber hat bei seinem Sohn „alles richtig“ gemacht. Hanisch junior teilt die Leidenschaft des Vaters für das „Horten“ von Raritäten.

Hanisch war zum ersten Mal auf der Zehdenicker Münzbörse, er könnte sich gut vorstellen wieder zu kommen. Wenn sich die Vereinsmitglieder hier neue sortieren und ein neuer „Leitwolf“ an Drewins Stelle rückt, könnte er dazu Gelegenheit bekommen.

(Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11348971/61129/Sammlerboerse_in_Zehdenick_Ulrich_Drewin_kuendigt_Ruecktritt_an.html)
 
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