Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 27.06.2015 11:10:43 Gelesen: 255618# 32@  
Liebe Freunde,

ich habe die Ehre heute ein feines Briefchen zeigen zu dürfen, dessen Erwerb mich sehr gefreut hat, weil es ein bisschen in die Dynastik Bayerns zielt und somit für den Freund der "Sophy" ("social philately") von Interesse sein könnte.





Aufgegeben wurde es am 28.9.1813 in Louvain (deutsch: Löwen), welches damals französisch war, später niederländisch und ab 1831 belgisch). Den genauen Ort gibt Pius mit Hererleg oder Hererley an - diesen Ort konnte ich nicht finden und wäre für Hilfe dankbar. Die Adresse lautete:

A S. A. S. (A Son Altesse Serenissime) Monsieur le Duc Guillaume de Baviere a Bamberg = An seine Hoheit den Herrn regierenden Herzog in Bayern in Bamberg.

Gemeint war Herzog Wilhelm in Bayern, ein Wittelsbacher, der von 1752 bis 1837 lebte. Absender war Pius August in Bayern, ein Misantrop, der von 1786 bis 1837 lebte und immerhin bayer. Generalmajor war.

Im Inhalt geht es um den kleinen Max Joseph in Bayern (1808 bis 1888) den Sohn von Pius und seiner Frau Amalia Luise von Arenberg (1789 bis 1823) - es sollte das einzige Kind der beiden bleiben. Auch seine Frau kommt in dem Brief vor, jedoch geschrieben "Amelie".

Die Taxen sind einfach zu lesen, aber schwer zu bestimmen: Sicher wurde er mit 3 1/2 (Gutengroschen denke ich) taxiert, die dann in 14 Kreuzer reduziert wurden. Es sieht so aus, als wäre er in Frankreich portofrei gewesen, aber nicht für die Transitstrecke bis zur bayer. Grenze (Achtung: Das Großherzogtum Würzburg war noch nicht bayerisch).

Daher nehme ich an, dass man nur die Transitforderung mit 14 Kr. bei der Abgabe haben wollte, nicht jedoch französische und bayerische Gebühren, die wegen der Stellung nicht angefallen waren (passive Portofreiheit).

Warum der Brief mit 2 unterschiedlichen, schwarzen Siegeln verschlossen wurde, kann ich nicht sagen. Postspionage?

Kommen wir zurück in die Zeit des späten September 1813: Bayern war noch im Rheinbund mit Frankreich verbündet, doch mit dem Vertrag von Ried am 8.10.1813 trat Bayern aus dem Rheinbund aus und schloss sich den Russen, Österreichern und Preußen gegen Napoleon an. Unmittelbar danach, vom 16. bis 19.10.1813 folgte die Völkerschlacht bei Leipzig, deren Ausgang das Gesicht Europas veränderte. Würde man diese Tage und Wochen aus der Zeit des Briefes bewegend nennen, wäre das noch die Untertreibung des Jahres 1813.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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