Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 30.12.2008 14:48:20 Gelesen: 1198847# 108@  
Bunte Grüße aus aller Welt

Von Steffi Machnik

Kölner Stadt-Anzeiger, Weidenpesch (29.12.08) - Die Tischplatten sind bedeckt mit aufgeschlagenen Briefmarkenalben, über die sich ergraute Männerköpfe gedankenverloren beugen, sie ziehen mit Pinzetten vorsichtig einzelne Marken hinter den Zellophanstreifen hervor und betrachten sie genau. Selbst auf der Bühne des Pfarrsaals stehen Tische und davor Kisten und Kästchen mit Ansichtskarten und Briefmarken, auf Kuverts aus aller Herren Länder geklebt.

Der Briefmarken-Sammler-Verein Mosel-Merkur (BSV) hatte zum Großtauschtag eingeladen und rund 45 Aussteller sind dem Aufruf ins Pfarrheim Heilig Kreuz gefolgt. Dazu gehört auch Albert Schröder aus Simmerath, der seit 50 Jahren die bunten Postwertzeichen sammelt, allerdings aufgeklebt auf so genannten Bedarfsbriefen. „Eine Marke auf einem Brief sagt doch viel mehr aus als nur das nackte Papierchen“, sagt der 60-jährige Lehrer. „Ich kann genau sehen, wann der Brief wo abgestempelt worden ist.“ Und so finden sich in seinen Alben Nachnahmebriefe, Drucksachen und spezielle Marken, die nur auf Zeitungsbanderolen geklebt wurden für den Versand ins Ausland. „Ich sammele die in Deutschland abgestempelten Briefe vom Zeitraum 1945 bis 1955 aus den ersten Gründerjahren der Bundesrepublik, danach ist es nicht mehr so interessant“, sagt Schröder. „Heute habe ich natürlich nur die Stücke mit dabei, die ich abgeben will.“

Über mangelndes Interesse an seinem Angebot kann sich Schröder nicht beklagen. „Ich bin süchtig nach Briefmarken“, sagt ein Besucher aus Düren und blättert die vergilbten Umschläge durch. Diese spezielle Sammelleidenschaft hat zu 90 Prozent Männer gepackt. Barbara Aust aus Erkrath wirkt da schon fast wie eine Exotin inmitten ihrer Alben. „Ich vertrete hier eigentlich meinen Mann“, sagt die Rentnerin. „Er ist krank, aber Briefmarken habe ich selbst schon immer gerne gesammelt.“ Ihr Angebot umfasst nur Marken aus Übersee. „Wer weiß denn schon, wo Vanuatu oder Tuvalu liegen?“, fragt Aust. „Als Briefmarkensammler lernt man ganz automatisch die Kontinente sehr genau kennen - und erfährt zum Beispiel, dass die beiden Inselstaaten im Südpazifik liegen.“ Und warum sammeln nur so wenige Frauen? „Briefmarken gibt es seit 150 Jahren, Sammler wohl auch, aber damals hat man den Frauen noch kein eigenes Hobby zugestanden“, mutmaßt die ehemalige Lehrerin.

Auch zu den 100 Mitgliedern im Verein Mosel-Merkur - die überwiegend in Köln und der Eifel wohnen - gehört keine Frau, aber auch die Männer schaffen es, bei der Veranstaltung für eine heimelige Atmosphäre zu sorgen. „Wir haben den Ausstellern weihnachtliches Gebäck auf die Tische gestellt und wollen damit zeigen, dass diese Börse mit Tauschtag etwas Besonderes ist“, sagt BSV-Geschäftsführer Wilhelm Frühauf. Und Weihnachtsmarken hatten sowieso alle Aussteller im Gepäck.

http://www.bsv-mosel-merkur-koeln.de

(Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1229427005365.shtml)



Briefmarkensammlerin Barbara Aust (Bild: Machnik)
 
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