Thema: Dental Philatelie: Alles über Zahnarzt und Zähne
Richard Am: 30.06.2007 21:42:00 Gelesen: 71369# 1@  
Gezähnter Blick auf die Zahnmedizin

Torgauer Zeitung, Torgau / fl (28.06.07) - Die Torgauer Zahnärztin Dr. Birgit Schirrwagen befasst sich in ihrer Freizeit als Hobby auch philatelistisch mit ihrem Berufsstand. Für ihr seltenes und mit Raritäten gespicktes 60-Blatt-Exponat "Auf den Zahn gefühlt … - ein gezähnter Streifzug durch die Zahnmedizin" erhielt sie kürzlich auf der REGENIA 2007 nicht nur 83 Punkte und eine Goldmedaille, sondern auch einen Ehrenpreis für das beste der 49 gezeigten Objekte in der Klasse "Thematische Philatelie". Mit dieser Punktzahl ist sie zugleich für Rang 1, das ist die erste Bundesliga der Philatelie, qualifiziert.
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Der Anstoß

"Ich habe vor etwa zehn Jahren während der Torgauer Großtauschtage im Kulturhaus mein Interesse an den gezähnten Kleinkunstwerken entdeckt", gesteht Dr. Schirrwagen auf die Frage nach dem Auslöser für ihr Hobby. Anfangs sammelte sie das Thema Rosen, merkte aber sehr schnell, dass es hier weltweit Hunderttausende Briefmarken gibt und man nie fertig wird. Auf einer Philatelistenmesse in Berlin schließlich entdeckte sie bei einem guten niederländischen Händler die ersten Marken zur Zahnmedizin. "Damit war der Anstoß gegeben, meinen Beruf auch thematisch in der Philatelie zu bearbeiten", lautete ihre Erklärung.

DENTAL-Philatelist

Von Anfang an war Dr. Schirrwagen klar, dass sie nicht Marken nur jahrgangsweise in ein Album sortieren, sondern die Philatelie thematisch in Angriff nehmen wollte. Hierbei sucht man sich ein interessantes oder originelles Thema, erstellt eine Gliederung als roten Faden und beginnt dann blattweise wie in einem Aufsatz das Thema mit philatelistischem Material zu "bebildern". Laut Ausstellungsreglement gehören dazu alle postamtlichen Stücke wie Briefmarken, Sonderstempel, Ganzsachen, Paketkarten, Absenderfreistempel von Firmen, die normalerweise im Papierkorb landen, ja selbst Banderolen von Bogenumhüllungen vom Postschalter. Es gilt dabei der Grundsatz: je älter und seltener, um so besser. Auch Abarten von Verzahnungen gelten als Raritäten, wenn sie zum Thema passen. Auf jedem Blatt des Exponates sollten mindestens zwei unterschiedliche postalische Stücke sein, so lautet die Regel. "Auf diese Weise entsteht Blatt für Blatt und irgendwann wagt man sich mit 26 Blättern in die erste Ausstellung", so Dr. Schirrwagen.

Bei ihr war das vor drei Jahren in Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz. Auf Anhieb bekam sie eine Goldbewertung mit Ehrenpreis, weil das Thema sehr selten war und den Juroren gefiel. Ähnlich wie beim Eiskunstlaufen spielt in der Philatelie der subjektive Faktor Juror nämlich eine entscheidende Rolle. "Bisher ist mir leider kein anderer DENTAL-Philatelist in Deutschland bekannt", lautet die Antwort auf die Frage nach vergleichbaren Sammlungen. Ziel von Dr. Birgit Schirrwagen ist es, ohne Qualitätsabfall immer neue Blätter zu präsentieren, bis maximal 120. Schließlich muss der Juror erkennen, dass die Sammlung weiter verbessert ist, wenn sie erneut gezeigt wird. Dass dies der Torgauer Zahnärztin bisher stets gelang, beweisen folgende Fakten. Bisher war sie drei Mal in Rang 3 (Wertungskategorie unter den Philatelisten) und bekam jeweils Gold. Anfang Juni dann die erfolgreiche Ausstellung in Passau, die ihr die Qualifikation für Rang 1 und damit die erste Bundesliga der Philatelie bescherte. Besonders lobten die Juroren die Originalität des Exponates.

Originell und selten

Immer etwas Neues? Diese Frage findet eine verblüffende Antwort: Man muss in der jeweiligen Thematik kreativ sein und manchmal um die Ecke denken. "Zum Beispiel hatte ich einen wunderschönen Sonderstempel aus Arnstadt mit einer thüringer Rostbratwurst. Wie findet man mit einer Bratwurst thematisch zur Zahn-medizin? Beim Thema Prothetik. Denn was nützt die Bratwurst, wenn man die Zähne zu Hause im Glas vergessen hat", schmunzelte Dr. Schirrwagen. Dazu gab es auf dem entsprechenden Blatt einen Werbestempel für ein Zahnpulver und ein Wasserglas mit schwimmendem Gebiss. Der Betrachter schmunzelt bei dieser Zusammenstellung. Philatelie muss wirklich nicht langweilig sein. Und so richtig stolz und glücklich ist man, wenn einem ein echtes Sammlerstück in die Hände fällt. "Ich besitze eine Ganzsache, von der Jahrestagung des Centralvereins deutscher Zahnärzte, Würzburg 1910. Sie gilt als Unikat", strahlt Dr. Schirrwagen. Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg von Kriegszahnärzten beziehungsweise Feldpost von Zahnabteilungen in Lazaretten sind ebenfalls rar und in ihrer Sammlung vertreten. Gleich im ersten Kapitel des Exponates gibt es die Seite "Auf Pferdemärkten wurde auf den Zahn gefühlt". Darauf befindet sich ein Boten-brief von 1750 des Königlich Sächsischen Amtsgerichts zu Torgau an die Pferdtner und Gärtner zu Neiden. Am Gebiss der Pferde wurden deren Gesundheit und Arbeitskraft bewertet.

Zukunftspläne

Wie geht es weiter mit dem wertvollen Exponat? "Ich werde 2008 nochmals in Rang 2 irgendwo in Deutschland, gern in Sachsen, ausstellen", antwortete die Zahn-ärztin. 2009 will sie es auf der NAPOST in Essen zeigen. Das ist die Nationale Deutsche Briefmarkenausstellung. Danach wird das DENTAL-Exponat mit 120 Blatt als Buch erscheinen. Ein Verlag interessiert sich bereits dafür. "Hoffentlich auch viele Berufskollegen", zwinkert die "Dentistin". Vielleicht gibt es ja auch einmal in Torgau die Möglichkeit auszustellen, wie seinerzeit das philatelistische Chranach-Exponat in der Sakristei der Marienkirche aus Anlass der Landesausstellung. "Das wäre auch eine hervorragende Werbung für den rürigen Torgauer Verein", meinte sie. Ja, auch die aktuelle Politik findet ihren Platz in dem hochdekorierten Exponat. So lautet das letzte Kapitel: Zahnmedizin der Zukunft oder "zahnlos" in die Zukunft? "Ich zeige einen Stempel des Deutschen Bundestages und den Werbestempel einer großen Krankenkasse und meine, dass man sich um seine Zähne keine Sorgen machen müsse, wenn man vorbeugt. Dazu ist ein zahnloser Krieger von Leonardo da Vinci auf einer Briefmarke zu sehen. Der Text erläutert, dass die seit Bismarck bestehenden Sozialsysteme seither immer eine Stärke der deutschen Nation waren. "Ich bin überzeugt, dass man auch in Zukunft nicht "zahnlos" sein muss. Nicht in der Philatelie und nicht im richtigen Leben", lautet die Position von Dr. Brigitte Schirrwagen.

(Quelle: http://www.torgauerzeitung.com/NewsDetails.asp?ID=29600)
 
Quelle: www.philaseiten.de
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