Thema: Heimatsammlung Landkreis Ueckermünde in der Provinz Pommern 1944-1952
Briefmarkentor Am: 15.06.2016 08:38:04 Gelesen: 34507# 20@  


Inlandsbrief im Fernverkehr bis 20 g vom 12. April 1945 aus der Gemeinde Torgelow nach Berlin. Der Brief wurde portorichtig in Mehrfachfrankatur mit 0,12 Reichsmark (2 x Mi.-Nr. 785 - Ausgabe vom 1. August 1941) frankiert und vermutlich mit dem Zweikreisstegstempel TORGELOW (POM) / a abgeschlagen.



Der Inhalt des Briefes ist erhalten geblieben und wird nachfolgend abgebildet:



Der Inhalt lautet:

Torgelow, den 12.4.45

Liebe Tochter,

ich muß auch einmal wieder ein paar Zeilen schreiben, und denke, daß ihr gesund seid. Könnt ihr das (Leben?) in Berlin noch ertragen? Ich glaube kaum, kommt lieber raus aus Berlin, hier ist es bis jetzt noch ruhig, und wenn wir noch raus müssen, können wir höchstens im Wald flüchten und Deckung suchen, aber ich denke, so weit wird es ja nicht mehr kommen, daß sie hier noch kämpfen dann. Ist doch schon alles vorbei.

Die Flüchtlinge sind alle noch hier.

Ich habe gehört, die Leute flüchten auch schon aus Berlin raus. Da gibt es keine Kartoffel, kein Gas, gar nichts. Hier ist ja auch alles knapp, aber bis jetzt haben sie hier noch keine Bomben geschmissen. Alarm haben wir ja auch öfter, aber sie fliegen immer rüber, es kann ja noch kommen, man weiß es ja nicht. Wir wollen es nicht hoffen. Wenn doch das mal erst ein Ende hätte. Wenn ihr auch noch raus müsst, wo wollt ihr dann hin? Dann kommt doch hierher zu uns, wo ihr bleibt, da bleiben wir alle.

Liebe Kinder, jetzt muß ich schließen. Ich bin noch gesund, viele herzliche Grüße und Küsse an alle, Mutter.
Schreibt bald.


Am 28. April 1945 wurde das Dorf Torgelow durch die Rote Armee besetzt. Außer der Sprengung der im Holländerstil erbauten Zugbrücke über die Uecker (siehe nachfolgende Bildpostkarte) durch die Wehrmacht kam es zu keinen nennenswerten Zerstörungen im Ort. [1]



Beim Nähern der Roten Armee hatte sich der Leiter des Postamtes Torgelow mit den Normstempeln nach Tribsees abgesetzt [2]. Diese standen nach Kriegsende nicht mehr zur Verfügung und das Postamt Torgelow musste auf eine Notmaßnahme zurückgreifen.

[1] Die Reihe Archivbilder Torgelow von Bernhard Albrecht
[2] Beiträge zur Postgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns von Heinz Büchner
 
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