Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Peter Feuser Am: 23.11.2016 11:27:40 Gelesen: 160225# 105@  
Hallo Richard,

es gibt keine Hinweise darauf, dass Kunststoffe wie Polystyrol (sehr empfehlenswert für Markenunterbringung, vgl. alle HAWID-Produkte), Polyester (auch empfehlenswert), PP, PET (aus strukturellen Gründen weniger empfehlenswert) usw. zu Schäden an Marken oder Stempeln führen. Das wäre dann die Positivliste!

Eine Papierumgebung ist gleichwohl am besten für Marken und Belege. Die Meinung von einigen Experten, handelsübliche Klemmtaschen (HAWID) seien deshalb nicht für die Markenunterbringung zu empfehlen, weil unter Umständen die Naht platzen könne, ist töricht. Jedes Material unterliegt, je nach Beanspruchung, natürlichen Alterungsprozessen. Ich selbst bearbeite beispielsweise häufig Leuchtturm- und KABE-Alben, in denen die Klemmtaschen selbst nach 30 oder noch mehr Jahren in einem einwandfreien Zustand sind. Vordruckalben (mit Klemmtaschen) der genannten Firmen sind im übrigen in meinen Augen vorbildlich und sicher konstruiert und vorbehaltlos zu empfehlen.

Äußerst gefährlich insbesondere für zahllose klassische und semiklassische Ausgaben ist schwefelhaltiges Hart-PVC. Hersteller, die keine Angaben zu den verwendeten Kunststoffen machen (das sind in der Regel die, die auch heute noch völlig unverantwortlicherweise und rücksichtslos Hart-PVC-Folien fälschlicherweise als "weichmacher- und säurefrei" vertreiben), sollte man boykottieren. Einer der Zubehörhersteller produziert eigenen Angaben zufolge nur mit Hart-PVC, andere bieten neben Hart-PVC Alternativen an. Es gibt Produkthaftungsgesetze, gegen die m.E. seit mindestens 15 Jahren permanent verstoßen wird. Die hauptbetroffenen Zubehörhersteller sind bereits seit Mitte der 1970er-Jahre über die Bleisulfidproblematik informiert, ohne zu handeln.

Im Zweifel beim Hersteller nachfragen. Kommt die Auskunft "Hart-PVC" oder "weichmacher- und säurefrei" ohne Angabe des Kunststoffs (teilweise auch in Prospekten, im Netz usw. veröffentlicht), dann in jedem Fall das Angebot meiden. Wer heute noch Hart-PVC-Folien, -Alben, -Blattschutzhüllen und dergleichen für die Unterbringung von philatelistischem Material bis ca. 1945 verwendet, handelt grob fahrlässig. Jeder sollte auf sein Eigentum und die Werterhaltung bedacht sein und, falls noch nicht geschehen, die Unterbringungsart wechseln und alles aus Hart-PVC möglichst als Sondermüll entsorgen oder dem Hersteller zur Entsorgung zurücksenden. Das Zeug ist giftig.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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