Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 04.03.2017 21:43:45 Gelesen: 321140# 138@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich den 1. Brief, mit dem ich eine neue Mini - Sammlung ins Leben rufen werde und den Titel dieser Sammlung wird keiner erraten können, weil es noch keine Sammlung mit einem vergleichbaren Titel gab, zumindest nicht von Bayern. Obs was wird, steht in den Sternen, aber interessant wird die auf alle Fälle, weil sie die Postgeschichte von einer ganz anderen Warte her zeigen wird.



Genug der Praeludiums - ein netter Frankobrief aus München nach Cannstatt vom 7.6.1851 fiel mir in die Hände, der am Münchener Chargéschalter aufgegeben wurde und den nur dort im Einsatz befindlichen Zweikreisstempel mit Zierstücken (falsch: OPA - Stempel, noch fälscher: OPD - Stempel) zeigt. Er erhielt dort die Reco-Nr. 534 und im Rahmen seiner Umspedierung die Nr. 325. In Württemberg brachte man noch nach guter, alte Sitte das Nota - Bene - Zeichen an und vergaß auch nicht den Bestellgeldkreuzer mittig in württembergischer Rottinte zuzufügen.

Bayerische Marke gab es zwar schon lange, doch hätte ihr Einsatz weder die Kosten auf bayerischer, noch auf württembergischer Seite abdecken können, galt doch noch immer der Postvertrag vom 1.1.1810 (!) mit all seinen Vorgaben aus napoleonischer Zeit. Daher war im Frankofall wie hier auf der Siegelseite zu notieren: 6 Kr. für Bayern bis zur Grenze, wie immer in Bayern im Nenner und 4 Kr. Weiterfranko für Württemberg, wie immer in Bayern im Zähler.

Das Gewicht war aber nicht das Zolloth, wie bei innerbayerischer oder postvereinlicher Korrespondenz seit Jahr und Tag gang und gäbe, sondern das alte, hälftige Münchener Loth. Auch waren die 10, 10-20 und über 20 Meilen - Schritte des Postvereins hier nicht anwendbar, sondern das inländische Taxregulativ vom 1.12.1810, auch noch unter Napoleon erlassen.

Siegelseitig erfreut uns ein Distributionsstempel in blau der 2. Zustellung am 9.6.1851. In dem Brief selbst geht es um eher belanglose Geldforderungen, auch die hier einzugehen Zeitverschwendung wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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