Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 04.03.2017 22:16:21 Gelesen: 907421# 953@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich in zeitlich korrekter Abfolge eine Trilogie von Ulmer Briefen mit Postaufgabe im bayerischen Neu-Ulm, die mir in den letzten Tagen in die Finger gefallen sind. Dass dabei noch 3 Ausgaben von Bayern frankiert wurden, macht die Sache sicher nicht schlechter.

Ad primum:



Die Firma Kindervater in Ulm ist uns bereits als sparsam bekannt und gab auch diesmal einen Brief in Neu-Ulm nach Kaufbeuren auf. Am 26.12.1855 in Ulm geschrieben, erfolgte die Postaufgabe am Folgetag in Neu-Ulm mit 3 Kr. bis 12 Meilen bis 1 Loth. Am 28.12. kam er beim Empfänger an. Im Inhalt ging es um eine Tratte einer Remscheider Firma im Wert von 88 Gulden und 20 Kreuzern. Nervenzerfetzend ist er also nicht gerade.

Ad secundum:



Einem lieben Sammlerfreund (vielen Dank dafür!) habe ich den hier zu verdanken: Firma Alfred Vogel in Ulm schrieb am 4.8.1865 nach Regensburg, wo er am Folgetag ankam. Zum Datum: Ab dem 1.8.1865 kosteten in Bayern alle Briefe, egal von wo nach wohin auch immer (sogar in die Pfalz!) nur noch 3 Kreuzer pro Loth ohne Unterschied der Entfernung. Der Gipfel an Konsumentenfreundlichkeit war jedoch die Tatsache, dass alle Briefe über 1 bis 15 Loth (sauschwer!) ab diesem Datum nur noch 6 Kreuzer Franko kosteten. Zum Vergleich zuvor: Ein Brief mit 15 Loth zwischen Neu-Ulm und Regensburg kostete bis zum 31.7.1865 noch satte 90 Kreuzer (1 1/2 Gulden!!), während er jetzt nur noch 6 Kreuzer kostete (also immerhin eine theoretische Fünfzehntelung der Gebühr).

Offenbar waren diese guten Nachrichten auch in Ulm nicht spurlos verhallt, wie unser Brief zeigt. Da er uns ein Franko von 6 Kreuzern zeigt, muss er über 1 Loth schwer gewesen sein. Wie viel schwerer, werden wir nicht mehr heraus finden, weil die Einlagen mangeln. Aber selbst dann, wenn er nur 1 Loth genau gewogen hätte, wäre es von Ulm aus ein Doppelbrief gewesen, der 2 Mal 9 = 18 Kreuzer gekostet hätte. So nur ein Drittel und das war natürlich ein ganz erheblicher Anreiz für Ulmer Korrespondenten, über die Brücke ihre Post aufzugeben.

Fiktiv: Wäre der Brief tatsächlich 15 Loth schwer gewesen (oder wenn nicht dieser hier, dann irgend ein anderer aus Ulm damals), dann hätte der Absender 15 Mal 9 Kreuzer = 135 Kreuzer = 2 Gulden und 15 Kreuzer frankieren müssen. Man stelle sich einen solchen Brief mal bildlich vor ...

Ad tertium:



Ein Brief der Gebrüder Thaimessinger in Ulm wurde am 6.10. 1867 in Ulm verfasst, gesiegelt und am Folgetag in Neu-Ulm aufgegeben. Nach Würzburg gerichtet und bis 1 Loth schwer, kostete er nur 3 Kreuzer, statt bei regulärer Postaufgabe in Ulm 9 Kreuzer unter einem Loth (21 Meilen).

Generell gilt, dass Ulmer Briefe mit Postaufgabe in Neu-Ulm mit Marken der Wappenserie selten sind, weil zum 1.1.1868 in allen deutschen Landen, Luxemburg und Österreich mit Ungarn ein Brief nur noch 3 Kreuzer kostete, egal wohin dieser gerichtet war und ab diesem Datum eine Einsparung nicht mehr zu gewärtigen war. Daher bin ich sehr froh, auch wenn der Schnitt der Marke suboptimal ist, diesen hier zeigen zu können - viele wird es nicht mehr geben und mit der gezähnten Ausgabe kenne ich keinen Brief aus Ulm / Neu-Ulm mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1262
https://www.philaseiten.de/beitrag/146825