Thema: Antrag des WPhV zum LV-Tag am 07.04.18: Austritt des LV Südwest aus dem BDPh !
olli0816 Am: 20.04.2017 10:57:30 Gelesen: 196518# 338@  
@ stampmix [#335]

Ehrlicherweise ist die Diskussion nicht neu, so wie Markus Pichl das richtig schreibt. Der Antrag wurde schon mal gestellt und wieder zurück gezogen. Es wird sich immer wieder um das gleiche Thema gestritten.

Meines Erachtens ist der Standpunkt von Rumpelstilzchen total fehlgeleitet, da man mit "Zwangsmitgliedschaften" niemanden gewinnen kann. Wenn sich jemand für den Eintritt in den Verein, einer Arge oder den BdPh interessiert, wird er das tun, weil er gerade von dem Thema oder Organisation sich Vorteile verspricht. Es gibt ja durchaus Leute, die lieber direkt beim BdPh angemeldet sind (aus welchen Gründen auch immer, das ist deren Privatsache) oder auch Argenmitglieder, die für sich keinen Mehrwert in einer normalen Vereinsmitgliedschaft sehen, da diese ihren Bedürfnissen nicht gerecht wird. Von daher habe ich den Standpunkt eines einsamen! Verfechters Realsatire genannt. Wenn flächendeckend bei den Vereinen die Meinung vorherrschen würde, sie gewännen so wahnsinnig viele neue Mitglieder durch Zwangskonstrukte, damit jemand in eine Arge oder bei BdPh mitmachen darf, würden sich ja mehr melden und seine Vorschläge unterstützen. Wenn in seinem Verein von 100 Leuten 10 Hanseln beschliessen, diesen Antrag zu stellen, ist jeder Kommentar dazu überflüssig. Aber wir leben in einer freien Welt und jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten tätig werden, wie er das möchte. Wir leben in Deutschland zum Glück in einer freien Gesellschaft. Es wird sich zeigen, was dabei herauskommt.

Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er in einen Verein eintritt oder nicht. Man muß sehen, dass Vereine per se immer mehr mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben. Das hat durchaus viele Gründe, nicht nur die Überalterung. Wobei es natürlich für junge/mittelalte Leute durchaus nicht sonderlich attraktiv ist, in einen Verein einzutreten, wo das Durchschnittsalter 70 Jahre ist. Aber es gibt auch noch viele andere Gründe, warum sich das wandelt. Alleine die Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten, die in Zukunft nicht weniger werden, konkurrieren untereinander und Briefmarken sammeln nimmt stetig an Wertigkeit ab. Es gibt wenig Berührungspunkte, weil Briefmarken im normalen Leben kaum noch gebraucht werden. Wichtige Post kommt heute als E-Mail daher (viele versenden nicht mal mehr Rechnungen per Brief) und wenn ein Brief versendet wird, sind dort keine Marken drauf. Schaut man sich das Repertoire der Neuausgaben der einzelnen Länder an, so sind diese seid Jahren nur noch darauf ausgelegt, Menschen möglichst viel Geld abzunehmen. Hier sind auch ehemals seriöse Länder sehr aktiv wie Österreich und Schweiz mit ihren Marken aus besonderen Materialien, oder Frankreich mit Blöcken in Winzauflagen um sie künstlich teuer zu machen (machen inzwischen viele Länder) oder Deutschland mit nass- und selbstklebenden identischen Ausgaben. Das macht es für Neueinsteiger nicht attraktiv und der Hauptberührungspunkt, wenn der Onkel eine Postkarte (machen heute auch sehr wenige) aus dem Urlaub aus Spanien eine schöne Marke draufgeklebt hat, gibts auch nicht mehr. Aber genau das waren mal für viele Leute die Einstiegspunkte zum Sammeln: Da kam was ins Haus, das sah nett aus und war erst mal spaßig. Das klappt heute durchaus auch, aber man muß als Außenstehender entdecken, dass man mit Briefmarken als Kontrastprogramm zu sehr vielen anderen Beschäftigungen eine gute Zeit verbringen kann. Und diese Möglichkeiten sind kaum noch da.

Ich habe auf Youtube ein Video entdeckt, was sehr gut die Situation beschreibt:

https://www.youtube.com/watch?v=pylaI_CPRQ8

Überschrift: Wer sammelt überhaupt noch Briefmarken?

Nehmen wir mal die ganzen leidigen negativen Diskussionen heraus, die die Selbstdarsteller bei den einzelnen Verbänden seid Jahren abziehen. Der Verein wird zwar positiv dargestellt, aber bei jungen Leuten ist das Gezeigte gar nicht anziehend. Lauter Leute, die es mit Methusalem aufnehmen können. Wenn man sich selber zurückdenkt als man z.B. 12 war, dann waren Leute mit 40 schon alt. Und es ist nett, wenn da einer sitzt und sagt, er sammelt seit 50 Jahren. Nur das ist leider keine Werbung, um jüngere Schichten zu gewinnen. Auch das Fernsehen ist kein Argument, das schauen die meisten Jugendlichen nicht mehr, weil viel zu langweilig. Da ist Netflix etc. angesagt oder ganz andere Dinge. Die sind im Internet und wenn sich bald Virtual Reality durchsetzt, sind die sofort dabei. Kann ich jeden empfehlen, mal selber auszuprobieren, um Erfahrungen damit zu sammeln. Also selbst die dargestellte Meinung des älteren Herrn ist antiquiert. Dazu kommen nicht vorhandene oder total entsetzliche Vereins-Internetauftritte oder wenn man vielleicht es kleiner anfängt, eine Gruppe auf Facebook. Aber auch dieses ist schwierig, weil viele alte Vereinsmitglieder sich weigern, online irgendetwas zu machen. Nicht mal Mails. Sorry, solche Konstrukte sind dem Tod geweiht, weil selbst ich als 50jähriger, der zugegeben technikaffin ist, so ein Verhalten dermassen rückständig empfinde, dass davon kein junger Mensch Notiz nehmen muß. Das ist weit weg von attraktiv.

Von daher mag dieser Antrag vom WPhV gestellt werden, aber an der Grundsituation - egal wohin die Entscheidung geht - wird sich in keinster Weise etwas ändern. Es ist auch so, dass sich in der heutigen Zeit sich immer weniger Leute in etwas reinzwängen lassen wollen, was ihnen nicht entspricht. Auch zum Engagement für Vereine/Organisationen: Die Arbeitswelt ist heute ganz anders, besonders die geforderte Flexibilität. Das Leute nach der Schule am gleichen Ort bleiben, wird immer weniger. Im Gegenteil, ich kenne viele die ständig unterwegs sind oder alle paar Jahre umziehen dürfen, gerne auch mal ins Ausland. Die haben weder die Zeit noch die Muse, örtlich fest Ämter zu übernehmen. Ich denke auch, dass z.B. Organisationen, die örtlich nicht gebunden sind und sich speziellen Themen widmen, eine bessere Zukunft haben, weil sie besser zur Lebenssituation der berufstätigen Leute passt. Das sieht man doch an den vielen Gruppen in sozialen Netzwerken oder sogar in unterschiedlichen Blogs, wo sich die Leute sporadisch aus dem ganzen Bundesgebiet inklusive z.T. Nachbarländer treffen und sich zu ihren Lieblingsthemen austauschen.

Noch etwas an Rumpelstilzchen:

Ich trete momentan in keine Arge ein, weil ich den BdPh finanziell aufgrund der ganzen Querelen in keinster Weise unterstützen möchte. Das hat mit dir nichts zu tun, das wäre wirklich Unsinn. Wenn es eine neutrale Mitgliedschaft ohne BdPh gäbe, würde ich dort sofort eintreten. So einfach ist das.
 
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