Thema: Antrag des WPhV zum LV-Tag am 07.04.18: Austritt des LV Südwest aus dem BDPh !
Richard Am: 26.04.2017 09:47:15 Gelesen: 195620# 344@  
Der WPHV informierte wie folgt:


Auf unserer Jahreshauptversammlung am 20.03.2017 wurde u.a. mehrheitlich beschlossen, dass wir zur nächsten Hauptversammlung (HV) des Landesverbands (LV) Südwest erneut den Antrag "Austritt des LV Südwest aus dem BDPh" stellen sollen, wenn bis dahin der BDPh seine Direktmitgliedschaften nicht ortsvereinsverträglich reformiert.

Da wir als Ortsverein nicht antragsberechtigt beim BDPh sind, haben wir mit Datum 10.04.2017 bei unserem LV Südwest folgende Anträge eingereicht mit Bitte, dass er diese auf der BDPh-HV 2018 in Wittenberg engagiert vertritt:

Anträge zur BDPh-Hauptversammlung am 09.09.2017 in Wittenberg

Der Württembergische Philatelistenverein Stuttgart 1882 e.V. (WPhV) beantragt als Mitglied des Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine e.V. (LV Südwest), dass der LV Südwest zur BDPh-Haupversammlung am 09.09.2017 in Wittenberg folgende Anträge stellt und sich für deren Beschluss und Umsetzung engagiert einsetzt.

Der WPhV weist auch darauf hin, dass auf seiner Hauptversammlung am 20.03.2017 mehrheitlich beschlossen wurde, zur nächsten Hauptversammlung des LV Südwest (Verbandstag 2018) den Antrag „Austritt des LV Südwest aus dem BDPh“ zu stellen, sollte der BDPh ab 2018 seine Direktmitgliedschaften nicht ortsvereinsverträglich im Sinne der Anträge gestalten.

Antrag 1:

Festschreibung eines fünffachen BDPh-Beitrags für BDPh-Direktmitgliedschaften im Vergleich zum BDPh-Beitrag von Ortsvereinsmitgliedschaften ab 2018 und damit Erhöhung des BDPh-Beitrags für Direktmitgliedschaften von 42 Euro auf 75 Euro ab 2018


Begründung zu Antrag 1:

Die Einführung der BDPh-Direktmitgliedschaften im Jahr 1996 erfolgte auf Initiative von Wolfgang Maassen (u.a. Direktmitglied #0001 und ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift „philatelie“) nach langen Diskussionen und erbitterten Widerständen von kritischen Ortsvereinen. Diese kritischen Ortsvereine befürchteten, dass durch die Direktmitgliedschaften ein Mitgliederklau zu Lasten der Ortsvereine stattfinden und damit die Neugewinnung von Mitgliedern von Ortsvereinen so erschwert werden würde, dass ihre Existenz in der Zukunft gefährdet wäre.

Erst durch das Zugeständnis des damaligen BDPh-Präsidenten Michael Adler, dass Direktmitgliedschaften so teuer gemacht werden würden, dass sie nicht in Konkurrenz zu den Ortsvereinsmitgliedschaften stehen würden, konnten die kritischen Ortsvereine zu einem Einlenken bewegt und die Direktmitgliedschaften zu einem Beitrag von 60 DM (!) bei einem BDPh-Beitrag für Ortsvereinsmitgliedschaften von 12 DM eingeführt werden. Damalige Entscheidungsgrundlage zur Einführung der Direktmitgliedschaften war somit deren 5facher BDPh-Beitrag im Vergleich zu Ortsvereinsmitgliedschaften. Ein „normaler Ortsverein“ verlangte 1996 von seinen Mitgliedern Beitragsgebühren in Höhe von 25 bis 30 € (z.B. WPhV 25 DM) und war damals preislich um die Hälfte günstiger als eine BDPh-Direktmitgliedschaft.

Nach gut 20 Jahren BDPh-Direktmitgliedschaften zeigt sich jedoch folgendes Bild:

1.

Der BDPh hat die damalige Beschlussgrundlage „Faktor 5“ für seine Direktmitgliedschaften verlassen und über die Jahre seine Direktmitgliedschaften so billig gemacht, dass sie heute mit 42 Euro genauso teuer geworden sind wie eine „normale“ Ortsvereinsmitgliedschaft (z.B. WPhV 35 €). Ortsvereinsmitglieder zahlen heute 15 € BDPh-Beitrag, was dem Faktor 2,8 im Vergleich zu 42 € Beitrag für eine BDPh-Direktmitgliedschaft entspricht. Heute wird seitens des BDPh so argumentiert, dass sich die Gesamtkosten für Mitgliedschaften in Ortsvereinen, Arbeitsgemeinschaften und beim BDPh angleichen müssten, um allen „gerecht“ zu werden. Daher ist beispielsweise zur BDPh-Hauptversammlung in Gotha 2015 der BDPh sogar mit dem Ziel 18 € BDPh-Beitrag für Ortsvereinsmitgliedschaften angetreten.

2.

Es gibt heute rund 3.000 Direktmitgliedschaften, darunter rein rechnerisch im Landesverband Südwest, in dem gerundet ein Fünftel der deutschen Bevölkerung lebt, rund 600, d.h. gerundet rund 5 Mitglieder pro Ortsverein.

3.

Von 2014 auf 2015 gab es rund 3% weniger Ortsvereine (von 135 auf 131) und 4,5% weniger Mitglieder (von 7.218 auf 6.894) im LV Südwest und bis 2018 wird offiziell mit 5.700 Mitgliedern gerechnet (Etatplan 2018: 85,5 T€ BDPh-Beiträge bei 15€ Beitrag pro Mitglied).

4.

Ortsvereine lösen sich i.d.R. auf, weil sich niemand für Vorstandsämter findet. Der Erfolg oder Misserfolg von Ortsvereinen hängt an einzelnen wenigen Köpfen und umso wichtiger ist jeder neue Kopf.

Aus Sicht des WPhV hat der BDPh mit seiner Strategie, die Direktmitgliedschaften im Vergleich zu Ortsvereinsmitgliedschaften immer billiger zu machen, nicht unerheblich zum Ortsvereinssterben beigetragen. Aus Sicht des WPhV ist es auch ein Unding, dass der hauptsächlich von Ortsvereinen finanzierte BDPh seine übergeordnete Stellung und seine Medienkanäle nutzt, um für Direktmitgliedschaften zu werben:

So akquirieren die besten deutschen Ortsvereine pro Jahr rund 10 bis 15 neue Mitglieder. Der BDPh schaffte es allein mit nur einer einzigen Mailing-Aktion bei Abonnenten der Deutschen Post AG im Frühjahr 2015 rund 200 Direktmitglieder zu werben.

Diese zeigt die Unverhältnismäßigkeiten und die Verzerrungen beim Werben um neue Mitglieder.

Alle Ortsvereine brauchen neue Mitglieder, um eine Zukunftsperspektive zu haben. Sollten die Direktmitgliedschaften in der bisherigen Form beibehalten werden, werden sie das Sterben der Ortsvereine beschleunigen. Gefragt ist daher eine ortsvereinsverträgliche Gestaltung der Direktmitgliedschaften im Sinne des Beschlusses zu deren Einführung im Jahr 1996.

Der WPhV beantragt daher im Sinne des Beschlusses von 1996 den „Faktor 5“ ab 2018 für BDPh-Direktmitgliedschaften in Relation zu Ortsvereinsmitgliedschaften festzuschreiben. Diese Festschreibung dient zum Wohl der Ortsvereine und damit der organisierten Philatelie.

Bei Beschluss kann der BDPh in seinem Schreiben an seine Direktmitglieder konkret die nächstgelegenen Ortsvereine als kostengünstige Alternative benennen und gegebenenfalls einen Vereinswechsel organisatorisch unterstützen. Der Verlust an organisierten Sammlern durch eine Beitragserhöhung von 42 € auf 75 € wird durch ein professionelles „Change Management“ nicht von Bedeutung sein.

Ebenso wird der BDPh den Einnahmeverlust von Kündigungen auffangen können durch Mehreinnahmen pro Mitglied. Sollte dennoch der BDPh einen Einnahmeverlust im Vergleich zum Status Quo 2017 erleiden, können die Landesverbände anteilig einmalig diesen Verlust ersetzen.

Insgesamt wird durch die Wiederherstellung des Beschlusses 1996 eine Win-win-Situation für alle Beteiligten geschaffen.

Antrag 2:

Abschaffung der Arge-Direktmitgliedschaften bis zum 31.12.2017


Begründung zu Antrag 2:

Ortsvereine sollten als Urzelle und als reale Vor-Ort-Plattform für die organisierte Philatelie einem besonderen Schutz unterliegen. Die Ortsvereine stehen für den „Breitensport“ und machen die mühevolle Basisarbeit Vor-Ort, sind erste Anlauf-, Beratungs- und Ausbildungsstelle für junge und alte Sammler, für Einsteiger, Wiedereinsteiger und auch für die Realisierung von Sammlungen. Ortsvereine engagieren sich darüber hinaus in Schulen und ohne Ortsvereine würde es auch keine Ausstellungen und Rang-Wettbewerbe mehr geben, da sie vor allem diese organisieren, den Auf- und Abbau managen, das Rahmenprogramm bereitstellen undundund.

Die meisten Sammler, die heute als „Spitzensportler“ ihre Sammlun-gen in Wettbewerben präsentieren und prämiert bekommen, haben in einem Ortsverein begonnen und wurden dort ausgebildet.

Es versteht sich daher von selbst, dass die Wertschätzung von Ortsvereinen sich nicht nur auf Worte beschränken soll, sondern durch konkrete Taten erfolgen soll und eine solche ist in erster Linie die Unterstützung beim Gewinn von neuen Mitgliedern. Neue Mitglieder und nicht Sonntagsreden sind für den Fortbestand von Ortsvereinen entscheidend.

Beim Sammeln wird heute allgemein empfohlen, sich auf nur wenige Sammelgebiete zu spezialisieren und diese dann „richtig“ und „aufgeklärt“ am besten als Mitglied in einer entsprechenden Arbeitsgemeinschaft (Arge) zu sammeln. Das Internet ist dabei auch heute das wichtigste Informationsmedium und so stoßen neue Sammler auch automatisch auf die Internetseiten der entsprechenden Argen – und beantragen dort häufig auch Mitgliedschaften.

Bis 2015 konnte eine Mitgliedschaft in einer BDPh-Arge entweder über eine BDPh-Direktmit-gliedschaft oder über eine BDPh-Ortsvereinsmitgliedschaft erfolgen. Unter Kostengesichtspunkten war dabei die BDPh-Ortsvereinsmitgliedschaft die günstigere Option und so wurden viele Arge-Mitglieder auch Mitglied in einem BDPh-Ortsverein und engagierten sich auch häufig für ihn, auch wenn die Tauschabende des Ortsvereins für die eigene spezielle Sammlung wenig ergiebig waren.

Anfang 2015 wurden satzungswidrig vom BDPh die Arge-Direktmitgliedschaften für 15 € (ab 2017) eingeführt. Damit ist unter Kostengesichtspunkten die Arge-Direktmitgliedschaft die günstigste Variante und die meisten neuen Arge-Mitglieder wählen daher diese Variante, weil sie i.d.R. mit einer Ortsvereinsmitgliedschaft (für die neben dem BDPh-Beitrag i.H.v. 15 € auch noch Beiträge für den Landesverband sowie für den Ortsverein selbst bezahlt werden müssen) wenig anfangen können, weil sie durch die „Breitensportler“ des Ortsvereins keinen „philatelistischen Mehrwert“ für ihre spezialisierte Sammlung bekommen werden.

Entsprechend versiegt für Ortsvereine die bisherige Neumitglieder-Quelle aus neuen Arge-Mitgliedern und für Ortsvereine wird es noch schwieriger neue Mitglieder zu gewinnen.

Auch wenn man bedenkt, dass die meisten neuen Arge-Mitglieder relativ jung, philatelistisch bereits ausgebildet bzw. interessiert und dabei auch bereit sind, künftig engagiert oder noch engagierter zu sammeln und sich dabei auch in eine Gemeinschaft (wie die Arge) einzubringen, dann wiegt dieser Verlust an potenziellen Neumitgliedern für Ortsvereine umso schwerer. Denn für Ortsvereine verbleiben nur noch die Krümel, d.h. Kinder und Jugendliche, von denen nach mühsamster Jugendarbeit vielleicht sich maximal 5-10% später für den Ortsverein einbringen werden, und die meist frustrierten Abonnement-Sammler bzw. deren Erben, die alters- bzw. interessensbedingt sich nicht für einen Ortsverein engagieren können bzw. wollen. Das Ortsvereinssterben wird durch die Arge-Direktmitgliedschaften somit immens beschleunigt.

Der WPhV beantragt daher die sofortige Abschaffung der Arge-Direktmitgliedschaften zum 31.12. 2017 und Aufklärung der Arge-Direktmitglieder über die Alternativen BDPh-Ortsvereinsmitgliedschaft (und dabei auch über den Nutzen von Ortsvereinen für die organisierte Philatelie und für Argen speziell) oder über die BDPh-Direktmitgliedschaft.

Stuttgart 10.04.2017

Dr. Johannes Feifel
(Erster Vorsitzender)

Markus Stock
(Zweiter Vorsitzender)

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Soweit der Antrag des WPHV Vorstands. Es wird spannend sein, dem Vorsitzenden des LV Südwest, Dieter Schaile, in Wittenberg zuzuhören, wie er "engagiert" für den Antrag des WPHV kämpft.
 
Noch spannender wird, wie der LV Südwest anschliessend für oder gegen die von ihm beantragten beiden Anträge stimmen wird. Es wäre, falls es soweit kommt das erste mal, dass ein Landesverband einen Antrag stellt und begründet, ihn aber wenige Minuten später ablehnt.
 
Wie bekannt ist, gibt es im Landesverband Südwest den "Phila-Service-Club SÜDWEST", bei dem Sammler "vereinsschädigende" Direktmitglieder innerhalb des Landesverbands werden können. Ansprechpartner: Dieter Schaile.
 
Der WPHV Vorstand Johannes Feifel hätte natürlich auch "vereinsschädliches Direktmitglied" des BDPh (seine Worte) werden können, um dann seinen Antrag selbst "engagiert" zu stellen und vor den Teilnehmern zu begründen. Noch kann er den Antrag auf vereinsschädliche Direktmitgliedschaft stellen.
 
Schöne Grüsse, Richard,
vereinsförderndes Vereinsmitglied und vereinsschädigendes Direktmitglied
 
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