Thema: **** (?) Portugal Klassik bis zum Jahr 1900
Michael Ehrig Am: 14.05.2017 16:43:18 Gelesen: 53470# 27@  
@ Pepe [#23]

Wie an den Abbildungen von Henrique zu erkennen ist, fällt die Unterscheidung der a- und b-Farbe auf Abbildungen schwer und je nach Scannereinstellung kann diese sogar völlig verfälscht erscheinen. Daher ist die sichere Zuordnung nur am Original möglich.

Zu deinen Fragen bezüglich der Stempel nun an dieser Stelle ein kleiner Vortrag, der hoffentlich nicht langweilt. Ich werde ihn einfach in mehrere Beiträge aufteilen, dann liest es sich besser.

Mit der ersten Postreform zum 01. Juli 1853 wurden in Portugal parallel zur Verwendung von Briefmarken auch die dazu vorgesehenen Entwertungsstempel eingeführt. Hierzu wurden Nummern-Balkenstempel entwickelt, deren Sinn und Zweck die Unbrauchbarmachung der Marken sein sollte, daher auch als „Killer-Stempel“ bezeichnet.

Entsprechend dem Gesetz vom 27. Oktober 1852 waren die Marken mittels dieses Stempels zu entwerten, während der Ortsstempel gesondert auf den Briefumschlag nebengesetzt werden sollte.

Bei den ersten Stempeln handelte es sich um die von Henrique oben links gezeigte Variante mit einer Vielzahl schmaler Balken. Sie wird allgemein als 20-Balkentype bezeichnet, da die Mehrheit dieser Stempel 20 Balken aufweisen und zwar in der Form 6:8:6 bei den ein- und zweistelligen Nummern:



Bzw 5:10:5 bei den dreistelligen Nummern:



Es sind allerdings von einigen Orten, insbesondere von Lissabon (Nr. 1) und Porto (Nr. 52) auch andere Balkentypen bekannt, z. B. 5:9:5, 5:5:5 oder 4:7:4. Daneben gibt es noch diverse weitere für den Stempelsammler interessante Varianten bei den Balken und den Ziffern, das würde aber jetzt hier zu weit führen und verwirren.

Zur Verwendung kamen die Nummern 1 bis 230. Die Verteilung der Nummern richtete sich nach den im Zuge der Reform eingerichteten Zentral-Postverwaltungen (Administrações Centrais do Correio de ...) und deren untergeordneten Postdirektionen (Direcções). Man begann mit der Zentral-Postverwaltung von Lissabon mit der Nummer 1, deren untergeordnete Postdirektionen erhielten die folgenden Nummern in alphabetischer Reihenfolge, also Alcacer do Sal die Nr. 2, Alcobaça die Nr. 3 und so weiter. Die Zentral-Postverwaltungen waren Lissabon (1), Porto (52), Coimbra (77), Vianna (102), Viseu (112), Santarem (136), Estremoz (159), Villa Real (176), Beja (192) und Faro (208). Die "benachbarten Inseln - Ilhas adjacentes" Azoren und Madeira waren der Zentral-Postverwaltung von Lissabon zugeordnet und schlossen die Reihe der Lissabon zugeordneten Nummern ab: 48 - Angra do Heroismo (Azoren), 49 - Horta (Azoren), 50 Ponta Delgada (Azoren) und 51 - Funchal(Madeira). Darauf folgte die nächste Zentral-Postverwaltung, nämlich Porto mit der Nummer 52.

Dabei ist interessant, dass 1853 zunächst nur 219 Nummern vergeben worden waren und die Nummern 220 bis 230 erst sukzessive mit der Einrichtung von neuen Direktionen vergeben wurden. Diese entsprechen daher nicht mehr dem ursprünglichen Ordnungssystem, sondern sind in der Reihenfolge der Eröffnung der Direktionen vergeben worden.

Viele Grüße

Michael
 
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