Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 02.06.2017 17:10:25 Gelesen: 316847# 152@  
Liebe Freunde,

aus schwieriger Zeit zeige ich heute einen Brief aus Kaiserslautern vom 10.6.1809, der an Herrn Schuler, kaiserlicher Notar in Wolfstein (Pfalz) gerichtet war.



Die Entfernung Kaiserslautern - Wolfstein betrug gut 23 km, jedoch hatte man zwar in Kaiserslautern längst eine franz. Post, nicht jedoch in Wolfstein nördlich davon (ab 1840 erst eine simple Briefsammlung, später eine Postexpedition).

Die Frage war nur: Wie den wichtigen Brief (Erbschaftsangelegenheit) zu Herrn Schuler bringen? Nun, die Antwort liefert die Vorderseite, wenngleich nur bedingt präzise, notierte der Absender doch "par occ:" also "par occasion",a lso durch Gelegenheit. Im Klartext bedeutete dies, dass er seinen Brief nicht der Postverwaltung aufgab, sondern wartete, bis ein Privater, der in dieser Richtung unterwegs war, ihn mitnehmen würde.

Der Absender, Carl Brüning, hatte es also nicht eilig, was wieder einmal zeigt, dass auch wichtige Briefe nicht immer gleichzeitig eilige Briefe waren! Dass er damit gegen den Postzwang Frankreichs verstieß, ist die eine Sache. Briefe aus der Pfalz in der Franzosenzeit mit derartigen Vermerken sind relativ häufig, absolut in Zahlen gemessen jedoch eher selten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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