Thema: Neuheiten aus Deutschland
Brigitte Am: 30.06.2017 07:08:00 Gelesen: 610328# 375@  
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Thema: „400 Jahre Fruchtbringende Gesellschaft“

Nach dem Vorbild italienischer Renaissance-Akademien gründeten fünf anhaltinische und sachsen-weimarische Fürsten und drei ihrer Hofleute 1617 mit der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ in Weimar die erste und mit 890 Mitgliedern größte deutsche Sprachakademie. Den Mitgliedern sollte „obliegen, unsere hochgeehrte Muttersprache in ihrem gründlichen Wesen und rechten Verstande, ohne Einmischung fremder, ausländischer Flickwörter, sowohl im Reden, Schreiben, Gedichten aufs allerzierlichste und deutlichste zu erhalten und auszuüben...“. Als ein Zentrum des literarischen Lebens förderte die Fruchtbringende Gesellschaft die Emanzipation des Deutschen als Literatursprache und regte zur Gründung gelehrter Akademien an. Zudem ebnete der Palmenorden, wie die Gesellschaft auch genannt wurde, durch seine prinzipielle ständische Offenheit der bürgerlichen Literatur den Weg.

Durch penible „Spracharbeit“ sollte der Beweis geführt werden, dass das Deutsche genauso viel leisten kann wie die übrigen Sprachen in Europa. Der Mitgründer Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, erstes Oberhaupt der Gesellschaft von 1617 bis 1650, berief sich ausdrücklich darauf, dass kein Gedanke an eine Sprache gebunden und dass alles in jeder Volkssprache auszudrücken sei, wenn diese nur kultiviert werde. Das Streben nach einer nationalen Sprache sowie der Vereinheitlichung in Orthografie und Grammatik schlug sich direkt in der Barockliteratur und -poesie nieder.

Gelegentlich wurde der insgesamt verdienstvollen Tätigkeit der Gesellschaft aber auch allzu großer Eifer und „Purismus“ vorgeworfen, insbesondere wenn es darum ging, aus der Sprache alle fremden Einflüsse auszumerzen und durch deutsche Begriffe zu ersetzen. So schlug der Dichter und Schriftsteller Philipp von Zesen vor, das aus dem Lateinischen stammende Lehnwort „Fenster“ durch „Tagleuchter“ zu ersetzen und das Wort „Fieber“ durch „Zittersucht“. Die menschliche Nase sollte „Gesichtserker“ heißen. Er stieß damit auf Ablehnung nicht nur bei seinen Zeitgenossen.



Ausgabetag: 10.08.2017
Wert (in Euro Cent): 145
Motiv: Palmenimprese und Wortschöpfungen der Fruchtbringenden Gesellschaft
Foto: INTERFOTO
Entwurf Postwertzeichen und Stempel: Prof. Annette Le Fort und Prof André Heers, Berlin
Papier: Gestrichenes, weißes und fluoreszierendes Postwertzeichenpapier DP II
Druck: Mehrfarben-Offsetdruck der Bundesdruckerei GmbH, Berlin
Größe Postwertzeichen: 44,20 x 26,20 mm
MiNr. 3328
 
Quelle: www.philaseiten.de
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