Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 30.06.2017 17:27:33 Gelesen: 231906# 185@  
Liebe Freunde,

auf so einen habe ich 20 Jahre gewartet ... jetzt ist er da. Ich freu mir wie Bolle, wa?!





Brief aus Salzburg vom 30.8.1865 nach München an Fräulein Anna Ahrens Vorsteherin des Maximilians Waiseninstitutes. Der Absender war ob seines Siegels in Österreich portofrei gestellt, daher verblieb der Brief ohne Taxe. Bei der Ankunft am Folgetag war keine Zustellung in München möglich. Man notierte siegelseitig "eigenhändig, berichtigt Köchel", so dass Briefträger Nr. 20 leider nichts machen konnte.

Offenbar ahnte man, dass man den Brief einer höchstgestellten Persönlichkeit (König? Kaise? Fürst?) besser nicht in Abwesenheit der Empfängerin annehmen sollte.

Jedoch wusste man die neue Anschrift, nämlich in Schliersee "Bei der Frau Meßnerin" und ließ den Brief dahin abziehen.

Er war jedoch ausgeliefert worden, auch wenn man ihn nicht haben wollte. Daher setzte München für ihn als weitergeleiteten Frankobrief (!) 3 Kreuzer an (bis 12 Meilen bis 1 Loth). Aber nun setzte ein Umdenken ein. Zwar stand im Postverein nur der Aufgabepost (Salzburg) das komplette Franko bzw. Porto zu, aber wie war bei der Weiterleitung eines Briefes einer höchsten Person, die die aktive Portofreiheit besaß, zu verfahren? Nun, man änderte seine Ansicht, strich die 3 Kr. Porto für die Nachsendung ab und tat so, als hätte der Brief nicht den Postenlauf verlassen, so dass die Portofreiheit dank Siegels noch immer galt und ließ ihn nach Schliersee ab. Dort erfolgte, vlt. aus Ehrfurcht, keine Stempelung mehr und der Brief wurde der Adressatin in der nachbenannten Behausung übergeben. Eigenhändig, natürlich ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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